Parallelgesellschaften - das hirnlose Totschlagargument!

vom 16.07.2010, 22:26 Uhr

Eines der lustigsten "Argumente" was beim allabendlichen "Kanaken raus" (oder wie man es neuerdings gerne nennt: Islamkritik) ist das der Parallelgesellschaften. Gerne wird hier immer darauf verwiesen, dass gerade Muslime / Ausländer hierzulande nicht integrationswillig sind und Parallelgesellschaften neben der deutschen aufbauen und nicht willens sind, Werte und Normen unserer Verfassung und rechtstaatlichen Demokratie zu akzeptieren sowie unserer "Lebensweise".

Gerne wird dann immer gegen diese bösen Parallelgesellschaften gewettert und diese als Grund angeführt - nur: ja und? Die gibt´s sowieso schon immer und ewig, dass die Gesellschaft homogen ist gibt´s ansatzweise nur im Kommunismus oder anderen linken Utopien (umso lustiger, dass die Rechten dann dies verlangen ;)). Wenn man gemessen an der Verfassung feindliche und rückständige Parallelgesellschaften erleben möchte muss man nicht einmal zu den "bösen Islamisten" in Berlin Neukölln fahren, es reicht auch ein Trip in die Provinz von Bayern, Ostdeutschland oder mal ins Japanerviertel in Düsseldorf. Oder zu Fundamentalisten und Extremisten der christlichen Religionen (wieder: Bayern & Co). Oder auch anders: man sollte einfach mal das Welt- und Wertebild von Angehörigen der Oberschicht mit dem der Unterschicht vergleichen sowie deren Kontaktbedürfnis zur jeweils anderen Gruppe & Deckungsgleichheit.

Letztendlich sind gesellschaftliche Gruppen die parallel nebeneinander leben nichts außergewöhnliches, sondern etwas normales. Und gerade beim Vergleich, welche Gruppe nun am wenigsten Deckungsgleichheit mit den freiheitlich-demokratischen Grundwerten aufweist, sitzen merkwürdigerweise "Burkafreunde und Frauenschläger" nicht weit von den "Parallelgesellschaft" - Schreihälsen entfernt - grotesker geht es dann kaum noch.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Hallo Subbotnik,

da stimme ich dir uneingeschränkt zu.

Allerdings möchte ich ergänzen, dass keine Spielart der genannten Parallelgesellschaften prima facie legitim ist, nur weil es sie immer gegeben hat.

Sobald in solchen Umfeldern eine Kultur der Gewalt und fehlenden Scheu vor Gesetzesübertretungen kultiviert wird, ist das zu verurteilen und zu unterbinden. Dabei ist ganz egal, auf welchem gemeinsamen Merkmal der Zusammenhalt dieser Parallelgesellschaften nun im Einzelnen beruht.

Grundsätzlich ist ja auch daran, dass sich Menschen gern mit Gleichgesinnten umgeben, gar nichts auszusetzen. Das tun wir ja alle zu einem gewissen Grade.

Aber diese Diskussion wird bei uns in Deutschland immer sehr einseitig geführt. Damit hast du in meinen Augen völlig Recht.

Aloha,

ka mau

» ka mau » Beiträge: 203 » Talkpoints: 13,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass jede Art von Parallelgesellschaft einem Gemeinschaftssinn irgendwo gegenübersteht und dementsprechend halte ich aus sehr wenig davon ;) Das grösste Problem besteht aber meiner Meinung nach immer dann, wenn Menschen sich zusammentun, um gegen Andere vorzugehen, egal, aus welchen Motiven auch immer. Wenn es nur darum geht, dass man sich in Gesellschaft bestimmter Personen wohler fühlt, ohne andere wirklich auszugrenzen, oder ihnen "auf den Schlips zu treten", kann ich daran nichts Verwerfliches finden.

Auch ich benutze dieses Wort, das du so verurteilst. Gerade, wenn ich sehe, dass sich bestimmte Menschengruppen zusammenschliessen, um sich abzukapseln, andere auszuschliessen oder schlimmstenfalls anzufeinden. Ich denke, dass man dann von Parallelgeselschaft sprechen kann, wenn man bedenkt, dass ich einer bestimmten Gruppe unsere Gesetze unterwandert, missbraucht oder ignoriert werden, denke ich, íst das beim Thema "Migranten", aber auch bei den sogennanten "Rechten" ein passendes Wort. Und ich denke auch nicht, dass es dann unangebracht ist.

Ich kenne viele Ausländer, habe guten Kontakt und interessiere mich für andere Kulturen, Sitten und Sprachen. Dass ich trotzdem dieses Wort in den Mund nehme, heisst für mich nicht, dass ich andere "Argumente damit totschlage" ;) Leider ist es doch so, auch in unserer Kleinstadt hier, dass es bestimmte Stadtteile gibt, in denen man kaum Deutsch hört, man als Deutscher ja sogar , wenn nicht Angst, so doch Argwohn haben muss. Sowas sehe ich als "Parallelgesellschaft". Eben, wenn neben der eigentlichen Gesellschaft noch eine weitere, abgeschottete (!) besteht. Egal, ob sie aus Migranten, Rechten, Linken, Reichen oder anderen Gruppen besteht, richtig ist sowas nicht.

Es als "hirnloses Totschlagargument" zu bezeichnen, ist vielleicht eher unpassend, manch Einer machts sichs leicht damit und sagt soetwas einfach daher, aber ich denke, jeder, der die Augen aufmacht, merkt, dass in unserer Gesellschaft etwas nicht richtig läuft, es grösstenteils kein "Miteinander" gibt. Wie würdest du denn einen Lebensstil bezeichnen, bei dem die Menschen mit anderen Sitten, Gesetzen, Sprachen und vor allem Menschen nichts zu tun haben wollen? Bei dem man nur unter sich sein möchte, andere nicht akzeptiert, anfeindet oder gar körperlich angeht? Ich denke, dass "Parallelgesellschaft" dabei das richtige Wort ist.

Meiner Meinung nach ists egal, wer sich "zusammenrottet": derjenige, ders tut und anderen damit schadet, ist auf dem Holzweg. Nur, weils auch andere machen, ist es ja noch lang nicht richtig, es bei anderen nicht zu kritisieren.Wenn, dann entweder Alle oder gar nicht ;) Ich denke, es kommt auf den Standpunkt und die "Gesinnung" an, wann ein solches "Argument" nicht mehr rein das ist, was es eigentlich bedeutet.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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