Schechte Erfahrungen mit FSJ !?

vom 21.06.2010, 14:46 Uhr

Hallo Leute,

vielen geht es so, dass sie nach dem Abi erstmal nicht genau wissen, was sie machen wollen. Oder anders, sie wissen es ganz genau und wollen konsequent darauf hinarbeiten. Oft fällt die Entscheidung auf ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ), um entweder zeit zu überbrücken, neue und wertvolle Erfahrungen zu sammeln, oder weil man es einfach braucht um den gewünschten Studienplatz zu bekommen. So habe auch ich mich nach dem Abi für ein FSJ im Bereich Kultur entschieden. Aber es sollte alles anders kommen, als geplant. Ich bin, nun da ich meine Erfahrungen mit dieser "Sache" gemacht habe, ziemlich enttäuscht und etwas verärgert, musste aber auch meine eigenen Fehler einsehen. Ich möchte euch nun kurz von meinen Erlebnissen berichten. Vielleicht habt ihr ja ähnliches durchgemacht, wenn nicht, dann kann ich euch vielleicht warnen!

Also meine Bewerbung für das FSJ war absolut fristgerecht. Ab ersten Januar konnte man die Bewerbung abschicken und das habe ich auch getan. Bei dem FSJ-Kultur geht das alles per online- Bewerbung. Alles so weit so gut. Im Februar habe ich mich entschieden, mich in einem weiteren Bundesland zu bewerben und den Vermittlern eine E-Mail geschickt. Dabei stellte sich heraus, dass die meine Bewerbung gar nicht herhalten haben. Dabei hatte ich eine Bestätigungs-Mail bekommen, in der stand, dass sie meine Bewerbung bekommen haben. Also noch mal Glück gehabt, dachte ich mir. Aber euch kann ich nur raten- fragt lieber noch mal nach, ob auch alles geklappt hat.

Dann ging es weiter. Warten, warten und nochmals warten. Das ist das schlimmste an der ganzen FSJ-Sache. Es dauert ewig, bis etwas entschieden ist. Alles verzögert sich und man weiß nicht woran man ist. Ich finde es nicht schön, dass man so in der Luft hängt und , dass alles so lange dauert, denn wenn es nicht klappen sollte, dann bleibt einem nicht mehr viel zeit, sich um etwas anderes zu kümmern. Die Frist für Studiengänge ist der 15. Juli. Wenn ihr aber noch auf irgendwelche FSJ-Wartelisten geschoben werdet, dann müsst ihr euch ranhalten. Also am besten immer parallel bewerben, für den Fall der Fälle.

Die Art und Weise, wie mit den Bewerbern ungegangen wird ist auch nicht schön. Da ist es schon mal üblich, dass man kommentarlos seine Bewerbungspapiere zurück geschickt bekommt. Also sehr freundlich, fand ich das nicht. Außerdem müsst ihr die Kosten für die Bewerbungen komplett allein tragen. Also wer so wie ich, sich in mehreren Bundesländern bewerben will und das Elternhaus finanziell etwas angespannt ist, dann wird es schon ganz schön heftig sein, alle Fahrtkosten selbst zu bezahlen. Nur damit ihr wisst, worauf ihr euch einlasst.

Bei mir sieht es jetzt so aus, dass ich nur Absagen bekomme und stattdessen mit anderen Sachen vertröstet werde, die nicht meinem Interessengebiet entsprechen, wie dem FSJ-Politik. Ich werde mich nun fürs Studium bewerben in der Hoffnung, dass es noch nicht zu spät ist.
Und was habt ihr so für Erfahrungen gesammelt im Zusammenhang mit dem FSJ?

» Katjaactress » Beiträge: 246 » Talkpoints: 1,17 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe auch schon "schlechte Erfahrungen" mit dem FSJ gemacht. Als ich aus der Schule kam, wusste ich, dass ich etwas Soziales machen wollte, aber nicht genau was, weil ich noch nirgends Erfahrung hatte. Ich tendierte in die Erziehung, weil das immer so mein Wunsch gewesen ist, wollte aber eigentlich nicht einfach irgendetwas lernen. Und so hatte ich mich auch für ein FSJ beworben und da die meisten Einrichtungen bei uns staatlich sind, ging die Bewerbung ans Rathaus. (heute gibt es dafür eine nur für FSJ Bewerber zuständige Stelle außerhalb des Rathauses)

Dann ging auch alles ganz schnell, ich wurde zum Vorstellungsgespräch ins Rathaus eingeladen, was zunächst einfach wunderbar lief. Es entstand ein gutes Gespräch, was allerdings sofort abrupt endete, als ich erwähnte, dass ich das Gymnasium vorzeitig verlassen und einen Realschulabschluss gemacht habe. Die ganze Freundlichkeit der Dame war auf einmal weg und ich hatte den Mund zu halten. Ich kam mir total verar** vor.

Na ja und dann musste ich noch mal vier Wochen oder etwas länger warten - was absolut reguläre Zeit für Antwort auf eine Bewerbung ist - und dann bekam ich die Absage. Ich habe übrigens nicht mal wie du meine Unterlagen zurückbekommen. Da hast du noch Glück gehabt! Heutzutage ist das nicht selbstverständlich, dass man die Unterlagen wiederbekommt, wenn man nicht gerade einen zweiten bereits frankierten Umschlag beigelegt hat. Sicher kommt es dir unhöflich vor, aber heutzutage ist das durchaus üblich, dass Bewerber in dieser Form abgelehnt werden. Manche bekommen dann noch ein Schreiben, dass es nicht geklappt hat, ich wurde angerufen, andere bekommen nur die Unterlagen wieder. Klar, in der Masse der Bewerbungen ist das auch irgendwo nachzuvollziehen, dass man nicht jedem die Absage auf einem Silbertablett servieren kann.

Tja, was habe ich dann gemacht, ich hatte mich gleich nach dem Gespräch vorsichtshalber doch noch für eine Ausbildung beworben und da kam bald darauf auch die Zusage, sodass ich den Vertrag unterschrieben und weggeschickt habe. Prompt rief mich das Rathaus wieder an und es hieß, ich hätte auf einmal doch einen FSJ Platz bekommen, weil die Gymnasiasten, die man aufgrund ihres Abschlusses (egal, wie mies der war) lieber nahm, natürlich alle wieder abgesagt hatten, weil sie doch irgendeinen Studienplatz bekommen haben. Die Frau am Telefon äußerte sich etwas irritiert, als ich sagte, ich hätte jetzt auch schon etwas anderes, aber selber Schuld.

Letztendlich bin ich froh, dass ich das FSJ nicht bekommen habe, weil es einen meist nicht wirklich weiterbringt. FSJ' ler sind wie Praktikanten und Zivis, das sind die Mädchen für alles nur eben für ein ganzes Jahr. Die müssen dann das alles machen, worauf das Personal vom Fach keine Lust hat oder wozu die keine Zeit haben. Man muss schon großes Glück haben, wenn man ein "angesehener Mitarbeiter" sein möchte, vieles kann man sich im Laufe der Zeit erarbeiten - habe ich bei meinen vielen Berufspraktika gemerkt, man kann sich durchaus auch als Praktikant/ FSJ' ler einen Namen machen und ab dann lernt man auch endlich mal etwas und wird nicht nur blöd zum Putzen oder für Botengänge quer durch das Haus eingesetzt.

Aber wenn du wirklich Pech hast und in einen Betrieb gerätst, wo man von vornherein solche kleinen Kräfte ausbeutet und wo sich dir gegenüber auch das Personal entsprechend verhält, dann hast du mitunter keine Chance. Da heißt es dann: aussitzen. Und das ein ganzes Jahr lang kann auch ganz schön auf die Nerven gehen, sodass man am Ende vielleicht auch noch ein völlig falsches Bild vom Berufsbild bekommt und dann doch etwas ganz anderes macht, obwohl man einfach nur Pech mit Personal und Betrieb hatte. FSJ ist immer eine ganz heikle Geschichte, muss ich absolut sagen. Mancherorts war ich echt froh, dass meine Praktika in jedem Betrieb nur 5 Wochen gedauert haben.

Und gerade im kulturellen Bereich ist es ja sicherlich immer das Problem, dass man nicht einfach den Platz wechseln kann, sollte es nicht klappen. Im sozialen Bereich gibt es immer irgendwo noch ein Heim oder eine Kita, die noch jemanden aufnehmen könnte, aber in deinem Bereich sind die Plätze sehr gefragt, das Geld ist knapp und das Personal ist auch besser verteilt als zum Beispiel im Pflegebereich, wo man auch gerne mal 2, 3, 4 Praktikanten innerhalb eines kleinen Bereichs einsetzt, damit die Arbeit erledigt wird.

Und was die Fahrtkosten betrifft, liegt das auch an deiner Wahl "kulturelles Jahr". Ich meine damit: wenn man 5 Heime, 10 Kitas, 3 Behinderteneinrichtungen und 1 Krankenhaus vor Ort hat, wie es eben überall so ist, braucht man nicht weit fahren und muss nichts bezahlen. Theater und solche Einrichtungen sind da eben etwas weniger vorhanden und wenn man das machen möchte, muss man es selbst zahlen und fahren. Blöd ist das ja, aber es hätte einen auch gewundert, wenn das jemand bezahlt hätte. So eine kleine Personalkraft ist nicht viel Wert in den Augen derer, die was zu sagen haben, besonders im kulturellen oder ökologischen Jahr. Im sozialen Sytem ist es wieder so, dass sich eigentlich vieles auf solchen Kräften stützt, weil sie wenig kosten und die ganze "Drecksarbeit" machen können. Von daher rennt einem da keiner hinterher, wenn man so ein Jahr machen möchte.

Ich kann dir nur sagen: du bist ja gerade im entsprechenden Praktikum und siehst wie "aufregend" das als Praktikant ist in deinem Bereich und ich bin mir fast sicher, dass es im FSJ nicht anders zugehen würde. Von daher ist es vielleicht gar nicht so tragisch, dass es nicht geklappt hat - falls du und das hoffe ich - noch einen Studienplatz bekommst. :wink:

Also sagen wirs mal so, ich bin der Meinung, dass man als junger Mensch auch ohne FSJ leben kann. Nur ist die Frage, ob auch der (Sozial-) Staat in manchen Bereichen ohne FSJ bestehen kann. Den größten Nutzen haben da meist Staat und Trägerschaft.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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