EU gegen Bundesregierung: Sperren statt Löschen

vom 30.03.2010, 13:27 Uhr

Das Thema ist kein schönes, aber es muss diskutiert werden. Kinderpornographie muss bekämpft werden, die Frage ist aber wie.

Im ersten Schritt soll der Zugang zu Bild- und Videomaterial sinnvoll bekämpft werden. Dazu gilt es die Hauptverbreitungswege zu blockieren, dazu zählt an erster Stelle das Internet. Während die EU eine Sperrung der Seiten plant und heute als Richtlinie eingereicht hat, besteht die Bundesregierung auf einer Löschung. Eine einfache Sperrung der Seiten bedeutet, dass die Internetseite weiterhin besteht, aber zumindest innerhalb der EU nicht mehr aufgerufen werden kann. So zumindest in der Theorie. Kritik wird vor allem deshalb laut, weil es recht einfach ist solche Sperren zu umgehen.

Die Bundesregierung setzt sich deshalb für eine Löschung der Seiten ein. Damit wären sie erstmal ganz weg, nur dürfte das gleiche Angebot so schnell wie es gelöscht wurde auch wieder neu im Netz auftauchen. Nächste Löschung, nächste Spiegelung, wieder Löschung, usw. Ein Kreislauf, der eigentlich auch zu keinem großen Ergebnis führen wird.

Ich finde, dass man mit der Sperrung innerhalb der EU und anderen, sich ebenfalls an dem Projekt beteiligten Staaten, in kurzer Zeit mehr erreichen kann. Ganz einfach deshalb, weil die Umsetzung einfacher ist und damit sehr schnell Trittbrettfahrer von entsprechendem Material abgehalten werden können. Und damit könnte man auch eine wichtige Einnahmequelle der Verbrecher lahm legen. Den Markt mit diesen Mitteln auszutrocknen halte ich für vollkommen überzogen, da die Kriminellen sich dann natürlich über andere Wege den Zugang beschaffen würden.

Es ist also sinnvoll bei allen getroffenen Entscheidungen auch darauf zu achten, dass keine Verlagerung auf andere Kommunikationsmittel stattfindet, z.B. Mobilfunk.

Genau dies behauptet die Bundesregierung durch eine Abschaltung zu erreichen. Zweifelhaft, zumal eine Abschaltung der Server in den allermeisten Fällen überhaupt nicht machbar ist, die Server liegen irgendwo im Ausland, die EU hat dort keinerlei Einfluss. Voraussetzung für eine sinnvolle Sperrung wäre ein Abkommen mit allen Staaten der Erde und das zu erreichen dürfte mehr als schwer werden und viele Jahre dauern. So lange sollte man nicht warten. Natürlich ist das Sperren nur ein Teilerfolg und Seitensperrungen im Internet werden von vielen Seiten auch kritisch gesehen, aber wenn es um die Verbreitung illegaler Inhalte geht, dann muss dies vor allem im Sinne des Opferschutzes möglich sein.

Gerade der Opferschutz ist meiner Meinung nach das wichtigste Argument für eine schnelle Sperrung der Seiten. Wenn es gelingt das Angebot zu beschränken, dann wird hoffentlich auch die Nachfrage sinken und damit hoffentlich vielen Kindern ein grausames Schicksal erspart bleiben.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Eine Sperrung wird auf langfristiger Sicht leider nichts bringen, denn dann werden andere Möglichkeiten und Wege dazu gesucht. Beispielsweise stehen dann die Server nicht in Deutschland oder der EU, sondern in anderen Staaten. Dies ist nur so gesehen ein halbherziger Weg und bringt daher auch keine nennenswerte Lösung.

Die Löschung solcher Seiten ist hingegen die beste Lösung, denn solche Inhalte müssen unbedingt aus dem Web verschwinden. Man sollte bevor man überhaupt erst einmal etwas beschließt sich mit Leuten kontaktieren, die von der Materie in fundiertes Wissen haben. Alles andere sind doch nur wieder Illusionen und vor allem Wunschdenken und bringt in der eigentlichen Sache nichts.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Sorry, aber eine Sperrung ist noch sinnloser als eine Löschung - sicher besteht da die Gefahr, dass Content einfach gespiegelt wird und woanders neu auftaucht aber das ist eben der Fluch der digitalen Welt (einfache Vervielfältigung).

Jegliche Sperren lassen sich auf einfachste Weise umgehen - das können heute 12jährige und Anleitungen dazu findet man in fast jeder PC Zeitschrift monatlich! Mal ganz davon abgesehen dass die mit einem echten Interesse und einem entsprechend großen kriminellen Drang wahrscheinlich dieses Vorwissen und anderes (um IPs zu verschleiern) sowieso schon besitzen.

Und ansonsten ist es reichlich sinnlos - was soll diese Schwachsinnsargumentation um damit User abzuhalten, die mal eben "zufällig" auf eine solche Seite kommen? "Huch, ich habe "Kinderpornos" in Google eingegeben / www.kinderpornos.de und bin da zufällig auf diese Seite gekommen..." - oder wie? Wen will man hier verarschen? Kinderpornographische Seiten muss man zwar nicht mit der Lupe suchen, aber eines ist gänzlich ausgeschlossen (dass liegt in der Natur dieser Seiten): Man kommt nicht "einfach mal so einfach" da drauf beim surfen.

Die Löschung hat gegenüber der Sperre einfach einen größeren zeitlichen Vorteil: Eine Sperre auszuhebeln ist eine Sache von weniger als ein paar Minuten, eine gelöschte Seiten und deren Content wiederzufinden bzw. diesen aufzuspielen dauert wesentlich länger, vor allem da die wenigsten Anbieter hier das ganze von einem Homeserver aus bereitstellen.

Außerdem: Man kann auch gesperrte Seiten mirrorn, das wäre also das gleiche in grün wenn man sich darauf berufen möchte.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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