Kind verschluckt Münze, die Folgen u. der Gang in die Klinik

vom 04.03.2010, 12:05 Uhr

Klehmchen hat geschrieben: Und ein Beispiel, dass sich einige Patienten immer am Wichtigsten nehmen ist in gewisser Weise Yazz. Natürlich zählt bei einem Schlaganfall jede Minute. Aber es hinterfragt ja hier auch niemand, warum man auf den Arzt warten muss, sondern meckert nur, dass er eigentlich viel zu spät kam. Er kann ja schlecht einen anderen Patienten einfach mal so sitzen lassen. Auch bei dem anderen Patienten kann es sich ja um eine Erkrankung handeln, die akut behandelt werden muss und nur wenige Aufschub bietet. Und einfach mal so irgendeinen Arzt ranholen ist auch keine gute Lösung. Nicht jeder Arzt, der kein Neurologe ist, wird sofort zweifelsfrei den Schlaganfall zuverlässig ausschließen können.

Wie bitte? Was gibst du denn hier von dir? Du weißt aber schon was ein Schlaganfall ist, oder? Du schreibst ja selber sogar, dass da jede Minute zählt. Dann kann ich für dich nur hoffen, dass du mit einem Angehörigen (oder selber) nicht in eine solche Situation kommst, vielleicht würdest du dann nicht so herablassend urteilen und eine solche unglückliche Wortwahl benutzen im Sinne von "wichtig nehmen". Sorry, aber das ist echt daneben. Da geht es ja nicht um ein gebrochenes Bein, mit dem man sicher auch länger warten kann, ohne einen bleibenden Schaden zu erwarten.

Das hat überhaupt nichts mit "wichtig nehmen" zu tun, wenn es schon so anfängt, dass eine Schwester am Empfang seelenruhig Formulare ausfüllt, ehe sie überhaupt mal einen Arzt verständigt. Da geht schon Zeit verloren. Wenn man dann nochmal zwei Stunden auf einen Arzt warten muss, geht wieder Zeit verloren. Hast du überhaupt eine Ahnung davon, dass so ein Zeitfenster, innerhalb dessen man noch eine Lyse machen, kann nur 4 Stunden unmittelbar nach einem Schlaganfall "offen" ist. Wäre es wirklich ein Schlaganfall gewesen, dann hätte der Freund von mir wahrscheinliche einige Schäden davon tragen können. Glücklicherweise waren zwar die Symptome gleich aber es war kein Schlaganfall. Selbst der Arzt hatte ihm noch gesagt, dass er richtig gehandelt hat, indem er in die Notaufnahme gekommen ist, weil alles darauf hingedeutet hat.

Sicher können Ärzte auch andere Notfälle haben, wo sie nicht so ohne Weiteres weg können, das ändert aber nichts daran, dass ein anderer Patient nicht genauso hilfsbedürftig ist. Das liegt dann an dem verkorksten Gesundheitssystem, dass in den Krankenhäusern dann nur ein Neurologe anwesend ist. Dafür kann doch der Patient nichts, dass er Hilfe aber nun einmal im gleichen Moment benötigt. Dann aber zu sagen, ein Patient nimmt sich zu wichtig, ist einfach nur anmaßend. Hat er kein Recht darauf zu hoffen, dass er so schnell wie möglich Hilfe bekommt? Und warum sollte er nicht sagen dürfen, dass er zu lange warten musste. Schau doch einem solchen Menschen mal in die Augen, der in diesem Moment wahnsinnige Angst hat, und sag ihm das in Gesicht, er soll sich nicht so wichtig nehmen.

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zunächst einmal habe ich bewusst geschrieben in "gewisser Weise", da ich mit genau so einer Reaktion gerechnet habe. Du hast nämlich nicht dazu geschrieben, dass du 2 Stunden auf einen Arzt warten musstest. Ansonsten kann man auch gar nicht sagen, ob man innerhalb der kurzen Zeit überhaupt eine Lyse hätte machen können, da zählt nämlich nicht nur die Zeit, sondern auch andere Faktoren, die die Therapieentscheidung beeinflussen. Soviel dazu.

Ansonsten finde ich es eben doch anmaßend und mich in gewisser Weise bestätigt, wenn ich lese, dass der Patient doch nichts dafür kann, dass der Arzt einen anderen behandelt und bei seinem Gemecker zu bleiben. Für das Gesundheitssystem kann der Arzt ebenso wenig wie der Patient und wie schon geschrieben, kann er nunmal keinen anderen Patienten einfach sitzen lassen. Was machst du denn, wenn da zu einem Arzt zwei Leute mit den Symptomen eines Schlaganfalles bekommen? Ist der Arzt dann Schuld, wenn er nur einen sofort behandeln kann? Kritik ist ja durchaus berechtigt, aber man sollte eben vorher auch mal darüber nachdenken, warum es so ist.

Und ich habe auch schon stundenlang in der Notaufnahme sitzen müssen und mich geärgert, weil es mir da auch sehr bescheiden ging, als ich 3 Stunden auf den Arzt gewartet habe. Aber es ist ja nun nicht so, dass die Ärzte in der Zeit nichts machen, sondern eben andere Leute behandeln und dann lasse ich meinen Ärger eben nicht an ihnen aus.

Es ist eben immer einfach so meckern, aber mit seiner Kritik auch mal Alternativen aufzeigen oder hinterfragen, warum einige Sachen so ablaufen ist dann eben doch etwas schwerer und manch einer will das wohl auch gar nicht. Ich kann es schon nachvollziehen, dass man sich ärgert, wenn man unfreundlich behandelt wird oder wenn es scheinbar zu lange dauert, aber manchmal ist das eben einfach nicht besser hinzukriegen. Das ist eben in keinem anderen Beruf anders und warum dies nun ausgerechnet bei Krankenschwester/-pflegern und Ärzten/-innen anders sein soll, kann ich eben nicht immer wirklich verstehen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen hat geschrieben: Ansonsten kann man auch gar nicht sagen, ob man innerhalb der kurzen Zeit überhaupt eine Lyse hätte machen können, da zählt nämlich nicht nur die Zeit, sondern auch andere Faktoren, die die Therapieentscheidung beeinflussen.

Stimmt, da gebe ich dir recht, aber wenn das letztendlich die richtige Therapieform sein sollte und 4 Stunden sind dann aber längst überschritten, hilft es dem Patienten auch nicht mehr. Also steht das "ob" in dem Fall erst einmal nicht so im Vordergrund wie das "wann". Das kann man dann ja immer noch abwägen.

Klehmchen hat geschrieben: Ansonsten finde ich es eben doch anmaßend und mich in gewisser Weise bestätigt, wenn ich lese, dass der Patient doch nichts dafür kann, dass der Arzt einen anderen behandelt und bei seinem Gemecker zu bleiben. Für das Gesundheitssystem kann der Arzt ebenso wenig wie der Patient und wie schon geschrieben, kann er nunmal keinen anderen Patienten einfach sitzen lassen. Was machst du denn, wenn da zu einem Arzt zwei Leute mit den Symptomen eines Schlaganfalls bekommen? Ist der Arzt dann Schuld, wenn er nur einen sofort behandeln kann? Kritik ist ja durchaus berechtigt, aber man sollte eben vorher auch mal darüber nachdenken, warum es so ist.

Erstmal habe ich nirgends geschrieben dass irgendjemand, weder ich noch der eigentlich Patient, da irgendwo rum gemeckert hätten. Das ist gar nicht passiert. Lediglich im Nachhinein waren wir beide darüber sehr erschrocken, wie schlecht der Ablauf dort war. Dann sind eben in dem Moment die Gründe für diesen Ablauf auch einfach nicht relevant für mich oder denjenigen, der Hilfe braucht. Wenn er weiß, dass da noch ein anderer Patient ist, aber nur ein einziger Arzt dafür da ist, geht es ihm a) auch nicht besser und b) wird ihm trotzdem nicht schneller geholfen. Also was ändert das. Es ist einfach schlimm, dass es so ist und das ist ja nicht von der Hand zu weisen. Und ich habe auch nicht mal ansatzweise irgend einem Arzt daran die Schuld gegeben, siehe mein Post davor:

Yazz hat geschrieben: Das liegt dann an dem verkorksten Gesundheitssystem, dass in den Krankenhäusern dann nur ein Neurologe anwesend ist.

Sicher trägt der Arzt daran keine Schuld, das wäre ja auch ein ziemlich beschränktes Denken, wenn man das auf den Arzt abwälzen würde. Klar kann der sich nicht zwei-teilen. Aber mal ganz ehrlich, nur weil ich den Zustand nicht ändern kann, darf ich doch wohl im Nachhinein meine Kritik an dem System an sich äußern.

Klehmchen hat geschrieben: Es ist eben immer einfach so meckern, aber mit seiner Kritik auch mal Alternativen aufzeigen oder hinterfragen, warum einige Sachen so ablaufen ist dann eben doch etwas schwerer und manch einer will das wohl auch gar nicht.

Eine Alternative wäre mehr Ärzte pro Schicht einzusetzen. Das wird aber nicht passieren weil ja überall immer Geld gespart werden muss. Die Alternative ist also da, nur wird sie nicht umgesetzt. Da kann aber nun kein Patient was für (auch kein Arzt). Der Patient muss sich damit abfinden. Was soll er denn sonst machen? Und wie ich vorher schon geschrieben hatte, wäre das alles nicht so dramatisch, wenn es nur um einen Beinbruch gegangen wäre. Also warum darf man da nicht schockiert sein. Ich habe aber auch den Eindruck, du willst nicht wirklich verstehen, was ich sagen wollte.

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Yazz hat geschrieben:Eine Alternative wäre mehr Ärzte pro Schicht einzusetzen. Das wird aber nicht passieren weil ja überall immer Geld gespart werden muss. Die Alternative ist also da, nur wird sie nicht umgesetzt. Da kann aber nun kein Patient was für (auch kein Arzt).

Na klar, es kann ja jeder mal freiwillig mehr fürs Gesundheitssystem bezahlen, dann wäre auch das Geld da. Aber das will ja auch keiner und deswegen ist die Alternative ja auch nicht wirklich gewollt. Das ist eben das was im Prinzip den Kern der Sache, dass sich Patienten wichtig nehmen genau trifft. Optimale Versorgung bei gleichbleibende, am besten geringeren Kosten. Natürlich kommen auch Beiträge nicht dort an, wo sie hinkommen sollten, aber das ändert nichts daran, dass eine maximale Versorgung eben auch dementsprechend kostet und bezahlt werden müsste (eben auch von den Patienten!).

Zudem ging es mir auch gar nicht darum einen Einzelfall auseinander zu nehmen. Dafür kenne ich weder das Krankenhaus noch den von dir geschilderten Fall gut genug. Unter anderem deswegen schrieb ich ja eben auch davon, dass du und dein Freund in gewisser Weise ein Beispiel seid. Das sagt ja schon aus, dass es nur in Teilen übertragbar ist. Und dieser Teil, den ich da herausgenommen habe, war der, dass du scheinbar eine sofortige Behandlung verlangt hast, ohne zu wissen, warum dies in dem Augenblick nicht möglich war. Dass es sich bei der Verzögerung am Ende um 2 Stunden gehandelt hat, hast du ja auch erst später geschrieben, was das ganze schon unter einem anderen Gesichtspunkt erscheinen lässt und fast schon den Verdacht aufkommen lässt, dass dieses Krankenhaus eh nicht so geeignet für eine Schlaganfalltherapie wäre wie zum Beispiel einer Lyse, die übrigens bei geeigneter Indikation bis zu 6 Stunden nach Symptombeginn möglich ist und nicht nur 4,5 Stunden.

Man sollte vielleicht auch einfach mal versuchen, die andere Seite zu sehen. Die wo der Arzt steht und sich ebenfalls damit auseinander setzen muss, dass er nur einen Patienten behandeln kann, obwohl er weiß, dass da noch ein anderer Akutfall wartet. Oder eben der Fall, indem er weiß, dass da einer kommt, dem schon seit 5 Tagen etwas weh tut und dann erst nachts kommt und behandelt werden will, obwohl da noch andere ernstere Notfälle warten.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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