Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellen machen?

vom 07.02.2010, 12:01 Uhr

Ich habe mir mal verschiedene Ausbildungsberufe angesehen und bin bei der Rechtsanwalts- und Notarfachangestellen hängen geblieben. Die Ausbildungsinhalte sind sehr interessant, jedoch bin ich der Meinung, dass man nichts anderes, als Sekräterin für alles ist. Ich habe mir sagen lassen, dass man eine Art Allroundkraft ist und auch Kaffee kochen muss und solche Sachen.

Der Beruf beinhaltet sowie das Fachwissen über Rechtsfragen als auch Bürotätigkeiten und Umgang mit Mandanten. Das würde mir sehr zusagen, jedoch gefällt es mir gar nicht, wenn man als "Mädchen für alles" herhalten soll. Auch ist die Vergütung im ersten Lehrjahr sehr mager. Man bekommt gerade mal 380 Euro brutto. Das ist ja so gut wie gar nichts. Über Berichte von Auszubildenden und bereits ausgebildeten würde ich mich freuen.

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» NathKath88 » Beiträge: 375 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Hauptarbeit einer Rechtsanwaltsfachangestellten stellt wirklich die Unterstützung der Anwälte dar. Das geht von kaufmännischer Organisation über Telefonat bis hin zu Betreuung der Mandanten. Jedoch kommt es auch darauf an wie groß der Ausbildungsbetrieb und welche Fachrichtung dieser ist. Es gibt desweiteren auch die Möglichkeit in der Rechtsabteilung von Banken und Versicherungen zu arbeiten.

Wenn du dir unsicher bist ob der Beruf etwas für dich ist würde ich dir ein Praktikum in den Schulferien/Semesterferien empfehlen. Durch ein Praktikum hat man eventuell sogar bessere Chancen als Auszubildende genommen zu werden.

» tannja89 » Beiträge: 31 » Talkpoints: 0,06 »


Ich arbeite seit fast zehn Jahren bei Rechtsanwälten und muss auch noch immer Kaffee kochen. Ich persönlich finde das aber nicht schlimm, sondern sogar eher als eine Abwechslung, da man so auch einmal vom Computer weg kommt und nicht den ganzen Tag hindurch sitzen muss. Du wirst auch sicherlich Tische abwischen müssen und das Kaffeegeschirr auch wieder wegräumen und in den Geschirrspüler stecken müssen und den natürlich auch wieder ausräumen. Aber allein das wäre nichts, was mich vor dieser Arbeit abschrecken würde. Das sind ja alles Dinge, die ich auch zu Hause mache.

Als Lehrling bist Du sowieso erst einmal Mädchen für alles und dabei ist es egal, welche Branche Du Dir aussuchst. Bei uns in Österreich bekommt man als Lehrling zum Rechtskanzleiassistenten sogar noch weniger Lehrlingsentschädigung im ersten Lehrjahr, da der Kollektivvertrag noch vom Jahre 1992 ist. Es sind bei uns 250 Euro brutto, davon sind also noch zirka 10,5 Prozent abzuziehen und dann hast Du den Lohn, den Du netto ausbezahlt bekommst.

Aber so wie ich es kenne, wirst Du auch sicherlich besser bezahlt werden, wenn Du Dich erst einmal in der Rechtsanwaltskanzlei bewiesen hast und Dein Chef merkt, dass Du Dich anstrengst und Deine Arbeit gut machst. Wir werden in unserer Kanzlei auch demnächst einen Lehrling ausbilden und einer meiner Chefs meinte, dass er sicherlich nicht nur so wenig Lehrlingsentschädigung auszahlen wird, da das ansonsten an Sklaverei grenzt.

Wichtig ist es auf jeden Fall, wenn Du Dich für die Lehrlingsausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten ausbilden lassen möchtest, dass Du genau bist bei Deiner Arbeit. Rechtsanwälte müssen sich sehr oft an Fristen halten und wenn diese nicht eingehalten werden oder versäumt werden, weil sie von Dir nicht oder falsch eingetragen wurden, ist das sehr schlecht. Du musst sicherlich auch viel selbständig arbeiten und zum Beispiel Klagen, Exekutionsanträge oder Grundbuchsanträge selbst verfassen, wenn man da nicht aufpasst kann das der Kanzlei schnell Geld kosten. Wenn man auf Dauer viele Fehler macht, wird man sicherlich nicht lange in dem Job arbeiten können.

Mich persönlich stören eher die Dinge, die man in so einer Rechtsanwaltskanzlei miterleben muss bzw. durch die Fälle, die man kennen lernt. Ich denke da zum Beispiel an Fälle des sexuellen Missbrauchs und viele andere Straftaten, wo man sich oft denkt, wie es sein kann, dass Menschen zu solchen Dingen fähig sind.

» lisa1902 » Beiträge: 249 » Talkpoints: 0,08 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Deine individuellen Aufgaben, ob du mehr Kaffeekochen und Allroundkraft bist oder wirklich Fachspezifisch eingesetzt wird, hängt sehr von der Kanzlei und deinem Chef ab. Als Auszubildende hat man es sowieso nicht immer leicht und da muss man auch mal die "Drecksarbeit" machen. Aber das gehört einfach dazu.

Da kannst du nichts dagegen machen. Wenn dich der Beruf interessiert, dann absolviere ein Praktikum in einer Kanzlei. Dann kannst du mal reinschnuppern. Wenn du dich für eine größere Kanzlei entscheidest, dann haben die vielleicht schon Auszubildende und die kannst du dann fragen, wie es ihnen dort gefällt, was gut oder nicht so gut ist.

Wenn du dich aber gegen die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestelle entscheiden würdest, welche alternative Ausbildung würde für dich in Frage kommen? Wenn du in einem Büro bist gibt es immer die Gefahr, dass du Kaffee kochen musst.

» TheOneAndOnly » Beiträge: 164 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



lisa1902 hat geschrieben:Als Lehrling bist Du sowieso erst einmal Mädchen für alles und dabei ist es egal, welche Branche Du Dir aussuchst.

Der Ansicht bin ich auch, daher erschließt sich mir nicht, warum die Ausbildung in einer Kanzlei da so eine Ausnahme sein soll. Man lernt ja noch und muss daher viel beobachten und unterstützend wirken. Wer glaubt, dass man anderswo als Azubi schon am ersten Tag die anspruchsvollen Aufgaben bekommt, lebt nicht in der Realität.

Abgesehen davon kann es helfen, in diversen Kanzleien Praktika oder Schnuppertage zu machen und dann gezielt die Azubis über deren Erfahrungen und Eindrücke anzusprechen. Diese geben meist bereitwillig Auskunft und freuen sich über entsprechendes Interesse.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Warum lebt man nicht in der Realität? Ich habe nun vor der Uni eine andere Ausbildung gemacht, aber nach 14 Tagen habe ich meine Schichten komplett allein gearbeitet. Natürlich fielen da noch einige Aufgaben wie Labor, selbstständig Röntgen oder eine komplett eigenverantwortliche Vorbereitung des Operationssaals, wenn mehr als eine Grundausstattung gebraucht wurde, oder die gesamte Vorbereitung des zu Operierenden weg.

Aber der Rest musste laufen. Auch im Praktikum in einer anderen Klinik konnte ich mich nicht beschweren. Lasern, Knopfnaht und komplett eigenverantwortlich Röntgenaufnahmen entwickeln, die in einer Woche Auslandsaufenthalt gesammelt worden sind, lagen da in der ersten Woche.

Es kommt halt gerade bei so kleineren Ausbildungsbetrieben sehr darauf an, wo man landet. Das ist beim Rechtsanwalt nicht anders als in meinem Fall. Während da manche auch nach einem Jahr nur geputzt und die Anmeldung betreut haben, lief es bei mir ganz anders. Die Unterschiede sind einfach riesig und man sollte sehr gut wählen.

Kaffee und Tee habe ich übrigens so lange gekocht, bis ich mit dem Studium fertig war. Wäre ich im Ausbildungsberuf geblieben, würde ich das heute noch tun. Nur finde ich das nicht schlimm. Dreimal am Tag die Maschine anzuwerfen, bestimmt nicht den Berufsalltag. Der hat mit dem richtigen Arbeitgeber noch viel mehr zu bieten.

» cooper75 » Beiträge: 13327 » Talkpoints: 498,02 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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