Heller Nachthimmel

vom 10.01.2010, 02:23 Uhr

Ich wohne nicht direkt in einer Großstadt, sondern am Rand von einer. Und eine Sache wundert mich immer wieder: Oftmals wird es hier nachts nicht wirklich dunkel. Der Himmel bleibt hellgrau oder oftmals auch hellrot. Ja, richtig kräftig rot (und wenn man Fotos macht, dann ist das auch deutlich zu sehen, also, genauso deutlich, wie in der Realität). Egal, zu welcher Jahreszeit, egal, ob Schnee liegt, oder nicht. Ja, auch mitten im Sommer. Also, es kommt nicht von einer dicken Wolkendecke, oder vom reflektierenden Schnee, oder von Nebel, oder was weiß ich. Was kann es sonst sein?

Jemand meinte mal, das sei wohl einfach die Lichtverschmutzung in der Großstadt. Die kenne ich zu gut. Meine Eltern leben in der Großstadt, und wenn ich bei denen mal übernachtet habe, dann war dort nachts der Himmel auch oft nicht dunkel, die ganze Nacht über.

Ja, aber wenn es nur so hell wäre, wenn ich in Richtung Großstadt sehen würde (wie gesagt, ich wohne nicht in einer Großstadt, sondern in einem Dörfchen außerhalb von einer), dann könnte ich das nachvollziehen. Aber auch über den offenen Feldern, von der Stadt weg, ist der Himmel nachts oft hell. Dort sind keine Lichtquellen. Das nächste Dörfchen ist ein ganzes Stück entfernt. Also, was soll dort in die Luft strahlen? Oder strahlen Großstädte bis weit in die Umgebung? Zieht diese "Lichtverschmutzung" sich also bis weit in das Umland der großen Stadt?

Natürlich erwarte ich hier keine Wunder und ich will auch nicht behaupten, dass das, was hier passiert, irgendwie Besonders sei. Aber es interessiert mich schon, was das alles genau für einen Grund haben könnte. Also würde ich mich über ernsthafte Antworten freuen. Und nein, ich wohne nicht im Polarkreis, außerdem hätten wir dann auch nicht das gesamte Jahr über Mitternachtssonne, wenn das so wäre. ;)

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Dieses Phänomen kenne ich auch. Ich komme zwar ursprünglich aus einer Kleinstadt, aber über ihr ist auch dieser dunkelrote Himmel. Ich habe mal meinen Vater gefragt, woher diese Farbe denn komme. Er meinte, dass sei von den Straßenlaternen, bestrahlten Gebäuden, also alle Lichtquellen in der Stadt (Lichtverschmutzung würde ich das also nicht nennen).

Den roten Himmel sehe ich auch schon 10 km vorher,wenn ich in die nächstgrößere Stadt fahre. Ich könnte mir also schon vorstellen, dass das Licht auch über die Stadt hinaus in die umliegenden Dörfer, Städte strahlt.

» stardust » Beiträge: 93 » Talkpoints: 5,05 »


Die starke Lichtverschmutzung kannst Du nur vermeiden, wenn Du dahin fährst wo es bergig ist und wenig bewohnt oder Dörfer in einem Talkessel sind oder man selbst in einem. Ansonsten muss man damit leben (können).

Ich kenne es hier noch krasser, da ich ja in einer Stadt wohne, die zwar eine Großstadt ist, aber drumherum kilometerweit nur ländliche Umgebung bzw. Dörfer in Talsenken und dichte Wälder. Wenn ich da etwas am Himmel beobachten will muss ich mir schon vorher Gedanken machen, oder Nordhimmel, Südhimmel usw., da man ca 5 km vor der Stadt wenn man in die Richtung der Stadt sieht den "roten" Himmel hat bzw. "Morgendämmerung", steht man aber mit dem Rücken zu ihr und schaut auf`s Land raus tiefschwarze Nacht.

Je flacher und je baumärmer / hindernisärmer das Land um Siedlungspunkte, desto stärker ist das ausgeprägt - und umgedreht. Im Ruhrpott kann man ewig fahren und entkommt dem nicht, in Süddeutschland muss man nur auf die andere Seite des Berges und das reicht meist schon.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Gut, danke. Dann wäre ja geklärt, dass man auch weiter außerhalb der Stadt noch von der Strahlung etwas mitbekommt.

Eine Frage hätte ich allerdings noch: Die Stadt dürfte ja immer etwa gleich beleuchtet sein. Die Straßenbeleuchtung ist regulär angeschaltet und nicht nur tageweise. Ebenso dürfte es sich von Tag zu Tag kaum unterscheiden, wie viele Menschen ihre Häuser innen beleuchtet haben, und wie viele nicht. Wieso aber ist dann nur manchmal der Nachthimmel hell (nicht immer), an manchen Tagen hingegen ist er "normal" dunkel? Übrigens nicht nur hier außerhalb der Stadt, sondern auch direkt in der Stadt drin. Von was ist das abhängig?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Von der Bewölkung, der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und vor allem: der Mond ;).

Je stärker die Zunahme des Mondes, desto "heller" bzw. gräulicher ist die Nacht. Und vor alllem: Je nachdem wie stark es bewölkt ist dämmt das das Mondlicht und auch wieviel Licht zurückgestrahlt wird, sowohl von "unten" als auch von "oben". Ist es stark bewölkt und man hat nur den Mond als Lichtquelle leuchten die Wolken meist gräulich und es ist trotzdem stockdunkel, ist es stark bewölkt und es strahlt viel Licht vom Boden ab leuchten sie in dem typischen Orange und machen die Nacht "heller".

Die Temperatur entscheidet über thermische Aufwinde und die Luftfeuchtigkeit über die Streuung. Z. B. hast Du im Sommer bei Beobachtungen mit einem Fernrohr immer einen Flimmereffekt aufgrund der aufsteigenden warmen Luft und im Winter ist dieser deutlich minimiert. Deswegen "mag" man als Sternegucker eiskalte, klare Winternächte (kaum Thermik, niedrige Luftfeuchte) da diese die besten Beobachtungsbedingungen bieten.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das Phänomen, das du beschreibst, beobachte ich hier auch sehr häufig. Hier im Ruhrgebiet ist es, wie Subbotnik bereits geschrieben hat, meistens der Fall, dass der Himmel nicht komplett dunkel wird, sondern immer noch einen leichten rot-orangenen Schimmer hat. Ich war schon länger nicht mehr auf dem Land, kann mich aber daran erinnern, dass der Himmel in unbebauten Gegenden dunkler erscheint als in der Nähe oder im Kern von Städten.

Mich interessiert aber mal, wie die Lichtverschmutzung genau definiert ist. Besteht die Lichtverschmutzung lediglich aus dem reflektierten Licht der Städte und ihrer Beleuchtung? Wie "sammelt" sich das Licht am Himmel?

Vielleicht erscheinen diese Fragen trivial, aber ich habe mich bisher noch nie mit dem Phänomen der Lichtverschmutzung auseinandergesetzt, obwohl ich über den Begriff an sich schon vor längerer Zeit zum ersten Mal gestolpert bin.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Cologneboy2009 hat geschrieben:Besteht die Lichtverschmutzung lediglich aus dem reflektierten Licht der Städte und ihrer Beleuchtung?

Ja, da es sich um künstliche Beleuchtung handelt. Natürliches Licht wird in dem Sinne nicht als Schmutz betrachtet. Lichtverschmutzung ist übrigens nicht das reflektierte Licht, sondern generell künstliches Licht, welches die Nacht "heller" macht bzw. eine "Lichtsmog" Glocke über Städten, besonders gut erkennbar wenn man vom (dunklen) Umland in Richtung einer Stadt schaut.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Wie "sammelt" sich das Licht am Himmel?

Wie meinst Du das genau? Es sammelt sich da nichts, dafür ist das Licht zu schnell ;).

Das ist im Grunde der gleiche Effekt wie in einem dunklen Zimmer: Je mehr Kerzen Du in das Zimmer stellst, desto heller wird der Raum, da immer mehr künstliche Lichtquellen Licht emittieren. Dadurch dass die Wände das Licht reflektieren, je nach Farbe, hat man da auch noch den Effekt mit den Wolken. Machst Du die Kerzen aus, ist der Raum wieder dunkel (= es sammelt sich da nichts).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



@ Subbotnik:
Danke. Also das mit dem Sammeln war ein bisschen unglücklich formuliert. Ich meinte letztendlich den beschriebenen Effekt, den du am Beispiel der Kerzen erklärt hast.

Bei einem kompletten Stromausfall über Berlin müsste es also selbst über der Großstadt wieder plötzlich stockdunkel werden, weil ja dann nichts mehr da ist, was reflektiert werden kann, richtig?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Richtig, Strom weg, Lichtverschmutzung weg - außer man zündet die halbe Stadt an, denn das Problem mit der Lichtverschmutzung gab es schon seit dem Mittelalter und davor, wenn auch lange nicht in dem heutigen Ausmaß.

Und wie gesagt: Die Reflexion ist nur ein verstärkender Faktor, nicht der ausschlaggebende. Wenn Du eine Taschenlampe in einer sternklaren Nacht in den Himmel hälst ist das die "Lichtverschmutzung" (der Lampenstrahl) die auch Straßenlampen usw. emittieren. Ob die Wolken (Reflexion) dann etwas zurückwerfen ist nur sekundär.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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