Sollte es eine Kindergartenpflicht in Deutschland geben?

vom 13.08.2018, 00:34 Uhr

Wie bekannt ist gibt es für Schüler hier eine verbindliche Schulpflicht, geregelt im Grundgesetz. Sollte es eurer Meinung nach auch eine Kindergartenpflicht für jedes Kind geben, egal ob die Eltern nun Berufstätig sind oder nicht, ob sie Einwanderer sind oder nicht, ob sie Muslime, Christen etc. sind oder nicht?

Wie weit sollte der Staat auch darüber bestimmen dürfen und die Eltern verpflichten dürfen ihr Kind in eine Einrichtung zu geben? Laut neuen Kifög haben Eltern, bei uns hier sofern ich richtig informiert bin ja mittlerweile gesetzlichen Anspruch auf einen Kitaplatz, das Ganze ist jedoch freiwillig.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kann nur von der Kindergartenpflicht in Österreich berichten. Wir haben sie für alle Kinder ab dem zweiten Kindergartenjahr, also für die fünfjährigen Kinder, die Vorschulkinder besteht eine Pflicht. Diese wird so geahndet, wie ein unentschuldigtes Fehlen in der Schule, mit Geldstrafen und anderen Verwarnungen.

Für Kinder mit Migrationshintergrund wird eine Sprachstandsfeststellung gemacht. Fällt bei der Feststellung auf, dass das Kind gar nicht oder unzureichend Deutsch spricht, hat es sofort auch als Vierjähriger Kindergartenpflicht.

Aus der Sicht der Pädagoginnen muss ich sagen, es ist schwerer geworden, weil man erstens einmal mehr Kinder in einer Gruppe hat und zudem noch mehr Kinder, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Da man sich immer an den Schwächsten orientieren sollte (Inklusion) wird es zunehmends schwieriger, die Kinder wirklich auf die Schule vorzubereiten, weil man die Zeit und das Personal nicht mehr hat.

Für die Kinder, die nicht Deutsch können oder eventuell noch einen sozialen Aufholbedarf haben ist es aber gut, dass es eine Kindergartenpflicht gibt. Ebenfalls für Eltern, die ihr Kind zu Hause vielleicht nicht so gut auf die Schule vorbereiten können, aus welchem Grund auch immer.

Mir hat der Kindergartenbesuch auch nicht geschadet. Ich muss sagen, dass ich heute noch viel vom Kindergarten weiß und dass wir gut auf die Schule vorbereitet wurden. Aber wenn eine Kindergartenpflicht eingeführt wird, dann gehört auch mehr Personal und mehr Raum her, weil der Bedarf ja dann steigen wird, wenn die Eltern ihre Kinder schicken müssen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin gegen eine derartige Pflicht. Das greift für mich zu sehr in die Erziehungsfreiheit der Eltern ein. Außerdem haben wir dazu auch gar kein Personal und nicht genug Kapazitäten.

Und was sollen dann Eltern machen die ihr Kind 3km oder mehr zum Kindergarten bringen müssten, aber kein Auto haben? Oder die solche Arbeitszeiten haben, dass die die Kinder nicht zum Kindergarten bringen bzw. abholen können?

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei dem Thema bin ich mal wieder sehr gespalten, als Nicht-Mutter ist das sowieso alles nur blanke Theorie. Für mich spricht vor allem dagegen, dass ich es nicht sonderlich befürworte, wenn der Staat zu sehr in das Leben der Bürger eingreift und ich auch den Optimierungswahn allerorten nun auch schon für die Kleinsten teilweise kritisch sehe. Von der Logistik, Organisation und den fehlenden Plätzen jetzt mal ganz abgesehen.

Auf der anderen Seite denke ich aber, dass wir bei dem Thema im internationalen Vergleich zum einen ganz schön hinterherhinken, und dass es zum anderen mittlerweile durch so viele ausländische Bürger einen anderen, neuen Querschnitt in der Bevölkerung gibt, der besonderer Einbindung und Zuwendung bedarf. Die Kinder von Migranten, die zuhause wenig bis gar nicht mit der deutschen Sprache konfrontiert wurden, sind für mich der stärkste Pro-Faktor für eine frühkindliche Förderung.

Ich selbst habe den Kindergarten gehasst und bin auch erst mit über vier Jahren dort gelandet. Obwohl die Personalsituation damals sicher ein Schlaraffenland im Gegensatz zu heute war, habe ich mich über die Maßen gelangweilt und wollte nur weg. Von Förderung war dort keine Rede, es gab nur ein Tagespensum aus Spielen, die mich angeödet haben, zwangsweisem Schlafen, Essen und im Sandkasten abhängen, sonst wurde nichts geboten. Ich war froh, als ich endlich zur Schule durfte. Ich weiß nicht, wie es heute ist, aber wenn das heute auch noch so wäre, dann könnte man das den Kindern gleich ersparen. Für mich war das einfach nur ein Ort, wo Kinder abgegeben wurden, weil die Eltern arbeiten mussten.

» Verbena » Beiträge: 4792 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Für eine Kindergartenpflicht müssen erstmal die Voraussetzungen vom Staat geschaffen werden, dass für jedes Kind ein Platz vorhanden ist und dann kann man sich Gedanken machen darüber machen. Zur Zeit fehlen sowieso tausende Kindergartenplätze und da wird sich in den nächsten Jahren auch nicht viel ändern. Und dann kann doch jeder für sich entscheiden, ob er sein Kind in einen Kindergarten geht oder nicht.

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» schlappmaul » Beiträge: 186 » Talkpoints: 72,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Die Überlegung mag auch für das Sozialverhalten der Kinder, für Migranten- und Flüchtlingskinder im Bezug auf das Erlernen der Sprache, einige Sitten und Gebräuche sicherlich gut sein, aber sind wir einmal ehrlich, haben wir den Platz doch gar nicht. Schon jetzt kriegen die Eltern mit Mühe und Not über Jahre hinweg kaum einen Kitaplatz und wie soll das dann mit dem Kindergartenplatz weitergehen?

Der Staat schafft es nicht einmal, die Kitaplätze entsprechend zu sichern und sagt, jeder hat das Recht auf einen. Lächerlich ist das. Genau so wird es bei uns in Deutschland mit den Kindergartenplätzen aussehen. Wobei für mich ja irgendwo auch beides dasselbe ist, auch wenn da wohl Unterschiede zu finden sind. Trotzdem fehlen bei Kitas schon Erzieher und Plätze, so wird das auch im Kindergarten ablaufen.

Ich denke also, dass eine Kindergartenpflicht keinerlei Hilfe ist, wenn die Plätze am Ende sowieso nicht geboten sind. Genau aus diesem Anlass hat es in meinen Augen aktuell jedenfalls keinerlei Sinn. Selbst wenn dies helfen könnte, die Sprache zu erlernen, auch mal mit vielen Kulturen Kontakt zu genießen, weil dort unterschiedliche Kinder hingehen und auch der Integration ein wenig weiterhilft, es wird nicht gehen, wenn kein Platz da ist.

Ehe wir also von einer „Pflicht“ sprechen, muss der Staat erst einmal die Kapazitäten schaffen, die Erzieher örtlich aufweisen und dann kann man am Ende auch weitersehen, ob es wirklich mit einer Kindergartenpflicht gut beschaffen ist.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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