Schwer krankes Tier mit allen Mitteln unbedingt retten?

vom 30.08.2018, 09:25 Uhr

Gerade auf Facebook sehe ich immer wieder schreckliche Bilder von misshandelten und verunglückten Tieren. Vor allem von Tieren aus dem Ausland. Da ich auch in ein paar Tierschutzgruppen bin, bekomme ich dann solche Bilder oftmals angezeigt.

Vor kurzem habe ich dann Bilder eines Welpen gesehen, der so grausig aussah, dass mir die Tränen kämen. Ich möchte hier Details ersparen, weil es wirklich sehr schlimm war. Ich bin natürlich kein Tierarzt aber für mich war der Welpe mehr Tot als lebendig und ich denke, dass man ihn hätte besser erlösen sollen. Dies hat auch eine große Diskussion ausgelöst und viele waren der Meinung, dass die Organisation den Welpen besser einschläfern lassen sollte, damit er nicht länger leiden muss. Allerdings wehrte sich die Organisation und meinte, dass sie kein Tier einschläfern würden, bei dem noch eine geringe Chance bestünde.

Es waren dann solche Kommentare zu lesen, dass die Organisation damit ja nur Mitleid erregen möchte, um mehr Spenden zu bekommen und man mit solchen grausigen Bildern natürlich viel Aufmerksamkeit bekommen würde. Und das die Gelder doch besser für andere Tiere verwendet werden sollten, die eine richtige Chance hätten. Ich könnte mir vorstellen, dass manche Tierschützer wirklich so ticken und solche Bilder eben viele Spenden bringen. Aber das darf doch nicht auf Kosten eines Tieres passieren, dass sich quälen muss und offensichtlich sehr leidet. Der Welpe wurde mit Schmerzmitteln versorgt und andere Medikamenten. Was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht. Ich habe daraufhin diese Gruppe verlassen.

Meint ihr, dass man ein schwer krankes Tier unbedingt mit allen Mitteln versuchen sollte zu retten? Ist das dann in euren Augen noch Tierliebe oder Tierschutz? Gibt es wirklich Organisationen die solche und ähnliche Bilder extra verwenden, um mehr Spenden zu sammeln? Habt ihr so etwas schon erlebt? Was haltet ihr davon?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ja, ich kann mir schon vorstellen, dass solche Bilder benutzt werden, um die Spendenbereitschaft zu erhöhen. Und ich denke auch, dass es funktioniert, also das mehr gespendet wird, als wenn nur ein Schriftzug oder ein".

Ich finde es auch nicht schlimm, dass solche Bilder gezeigt werden. Wenn das die Realität ist, dann darf sie auch gezeigt werden. (Kinder sollten je nach Inhalt geschützt werden.) Viele Menschen leben ja doch etwas abseits der Realität. Damit meine das man die Wurst aus der Verpackung nimmt, ohne einen Gedanken an die Herstellung zu verschwenden oder eben das man niedliche Welpen oder Kitten-Fotos auf Instagram etc sieht und einem nicht bewusst ist, welch verheerenden Zustände es auch gibt.

Ob jedes Tier gerettet werden muss, dass ist ethisch eine ganz schwere Frage. Ich wünschte, ich hätte mehr medizinischen Sachverstand um so was zu "entscheiden". Wenn ich aber bedenke, dass vielleicht einem kleinen Welpen einige OP's bevorstehen und man nicht weiß ob diese Erfolg haben und dass Tier ja durch die OP's auch noch mal Angst und Schmerzen hat ...

Was ist wenn man einem Hund, dass Leben rettet, er aber danach blind ist oder nicht richtig laufen kann und dann, so ist es ja leider in der Gesellschaft, als schwer vermittelbar gilt und vielleicht bis ans Ende seiner Tage in einem Tierheim etc lebt.

So pauschal kann man leider dazu kein Urteil fällen. Es kommt auf die medizinische Diagnose an, die Chancen und Perspektiven an. Was als Einziges wirklich sicher ist: Aan kann langfristig nur helfen, wenn man die Ursachen bekämpft. Die Tiere sollen erst gar nicht in diesen Zustand geraten, dass wäre wünschenswert!

» Maysen » Beiträge: 475 » Talkpoints: 55,37 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Solche Bilder sind wichtig und es ist auch wichtig zu erklären, dass das nicht der komplette und permanente Alltag ist. Es gibt ja auch normale Tiere im Tierschutz. Allerdings sind das Bilder, die das Leid zeigen sollen, denen manche Tiere nun mal ausgesetzt sind und die auch zum Nachdenken anregen sollen. Es ist auch wichtig um Spenden zu bekommen und natürlich kann man als Tierschützer nicht einfach wegsehen, wenn man so ein Tier sieht und hilft, gibt Medikamente und operiert und das kostet natürlich auch Geld, weswegen man das auch online stellt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Nein, man sollte nicht mit allen Mitteln ein Tier am Leben halten. Wenn Ärzte keine echte Chance sehen, sollte man das auch akzeptieren. Zumal man damit ein Tier mehr quälen kann, als es wirklich nutzt. Und Tiere im Ausland sind immer eine andere Angelegenheit.

Man sollte nicht auf Teufel komm raus jedes Tier nach Deutschland bringen wollen. Vor Ort helfen ist da viel sinnvoller. Groß angelegte Aktionen, um weiteren Nachwuchs längerfristig einzudämmen wäre da nur eine Möglichkeit.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Das ist natürlich ein schwieriges Thema und kommt auch auf die Situation an. Ich habe vor 10 Jahren einen angefahrenen Kater gefunden (wurde ausgesetzt). Er hatte eine offene Wunde am Bein und das schon etwas länger. Wir fuhren zum Tierarzt, welcher meinte "dass es eine Stange Geld kosten würde" ihn zu retten und da es nur ein Fundkater ist. Wir sind daraufhin zu einem anderen Arzt, welcher ihn auch operiert hat und es auch ein zweites Mal tat.

Unser Kater lebt jetzt seit 10 Jahren bei uns und wird es bis zu seinem Tot tun. Er ist glücklich, auch wenn er etwas humpelt. Den Zaun kommt er trotzdem noch in Rekordzeit hoch. ;) Was ich damit sagen möchte, jeder Mensch hat eine andere Sichtweise darauf, auch Ärzte. Wenn man aber das Gefühl hat, dass das Tier leben und kämpfen möchte, wieso sollte man es dabei nicht unterstützen? Würden wir bei geliebten Menschen ja nicht anders machen. Man merkt es Tieren an wenn sie nicht mehr wollen und dann sollte man sie auch gehen lassen (leider aus eigener Erfahrung).

Auch im Ausland gibt es viele Tiere und großes Leid. Wie oben bereits erwähnt, durch Überpopulation. Der Tierschutz sieht das Leid und möchte helfen, kämpft um jedes Leben. Natürlich gibt es auch andere, die dadurch Profit machen möchten. Aber die, die wirklich helfen wollen, sollten auch unterstützt werden. Bedenkt: Eine Kastration oder Sterilisation ist teuer, auch wenn der Arzt vor Ort seine Arbeitsstunden nicht berechnet.

Solche Videos sollen uns diese Leid näher bringen, da wir es sonst nicht mitbekommen würden.

» Alex1991 » Beiträge: 16 » Talkpoints: 2,01 »


Grundsätzlich ist natürlich zu sagen, dass ich an jedes Lebewesen festhalten möchte, aber nicht um jeden Preis. Die glückliche Tatsache, dass ich als Mensch entscheiden kann, wann es zu Ende sein soll, macht dies deutlich leichter als bei einem dauerhaft leidenden Menschen, der teilweise ja auch selbst gehen möchte. Gleichzeitig ist diese Euthanasie Geschichte eben auch Fluch für Haustierbesitzer, denn glaubt bitte nicht, dass ich dies gerne tue, weil ich eben eine emotionale Bindung zu meinen Tieren führe.

Ich führe diese zwar nicht zu fremden Tieren, aber ich habe sehr wohl ein Gewissen gegenüber einem Welpen/Kitten oder fremden ausgewachsenen Tier. Ich muss also abwiegen können, wie sehr dieses Tier leidet, um es zu retten. Ist es dauerhaft schwer krank? Sind Spätfolgen wahrscheinlich? Ist das Tier trotz Rettung aber psychisch aufgrund der Vorkommnisse zu belastet, als das es es in Zukunft leichter hat? All das muss auch ein Tierarzt offensichtlich immer mit einbeziehen, wenn es um geschundene Tiere geht.

Ein Tierarzt hat also auch wirklich keine leichte Aufgabe. Denn auch diese sind beruflich da, um den Tieren zu helfen und das war bei wohl den meisten die Intention. Manchmal geht es aber aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht, selbst wenn man es versucht hat. Andere versuchen es und verlängern dann das Leiden eines Tieres. Andere versuchen es und schaffen es, aber das Tier ist dann psychisch zu angeschlagen, als das es zu vermitteln ist.

Ich bin also wirklich kein Tierarzt und dankbar, dass ich die endgültige Entscheidung nicht treffen kann. Gesetztenfalls ein Tier leidet immens, die Heilung psychisch und physisch würde über mehrere Monate dauern und dem Tier aber auch noch mit weiterem Leid erst einmal zur Seite stehen, müsste man darüber wirklich nachdenken, was für das kleine Wesen besser ist. Gleichzeitig bin ich dann in der Zwickmühle zu sagen, aber wenn es gesund ist, war es das alles wert? Ich weiß es nicht.

Schon das Thema, merkt man wohl auch, fällt mir schwer zu beantworten. Denn einerseits will man einer solch kleinen Seele jedes Leben schenken und es gesund machen, aber andererseits kann dies ein langer und ebenso leidvoller Weg sein ohne Happy End. Ich habe wirklich keine Ahnung.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich glaube, dass man solche Bilder nur beurteilen kann, wenn man direkt vor Ort ist und auch den direkten Gesundheitszustand des Tieres kennt. Nur, weil man ein Bild auf Facebook oder einer ähnlichen Plattform gesehen hat, heißt es ja nicht, dass man automatisch weiß, wie es dem Tier wirklich geht und ob es ihm wirklich so schlecht geht, wie es auf den Fotos aussieht. Manchmal beziehungsweise in vielen Fällen sind solche Bilder dramatischer dargestellt als sie eigentlich sind, eben entsprechend um Mitleid zu erregen und die Leute dazu animieren, dass sie spenden, weil ihnen das Tier leid tut.

Was das Retten mit allen Mitteln angeht, kann ich nur von meinen eigenen Tieren sprechen. Wenn einem das Tier sehr am Herzen liegt, dann versucht man natürlich alles, was in seiner Macht steht, um dem Tier zu helfen, auch wenn die Chance sehr gering ist. Ansonsten würde man sich wahrscheinlich noch Ewigkeiten Vorwürfe machen, was gewesen wäre, wenn man sich doch für die Behandlung des Tieres entschieden hätte und noch ein wenig mehr Zeit um Mühe investiert hätte.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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