Peinlich, sich in Kinderserien gut auszukennen?

Vor einigen Wochen hatte ich ein Gespräch mit einer Bekannten, in dem wir uns auch über Kinderserien und Hörspiele unterhielten, die wir als Kinder und teilweise auch heute noch schön fanden und finden. Im Gespräch meinte meine Bekannte dann, dass sie hofft, dass uns niemand zuhört, weil es ja schon peinlich wäre, wenn man sich als erwachsene Person gut mit Kinderserien auskennt, wenn man selber keine Kinder hat.

Ich muss sagen, dass ich das in dem Moment nicht schlimm fände, wenn andere Leute, die auch in der Stadt unterwegs waren, das mitbekommen hätten. Immerhin kennen mich diese Menschen nicht und es ist mir auch vollkommen egal, was sie von mir denken. Findet ihr das peinlich, wenn man sich als erwachsene Person teilweise auch über Kinderserien informiert und damit auskennt? Wäre euch das peinlich, wenn jemand fremdes so ein Gespräch dann hört, oder wäre es euch auch egal, was Fremde über euch denken in dem Moment?

Im Leben nicht. Ich finde das lustig und mag mich auch gern austauschen. Wir waren schon junge erwachsene Menschen, als wir einen Beruf lernten. Früh am Morgen begrüßten wir uns auf dem Bahnhof mit "Guten Morgen, mein Herr". Das sagte das kleine sehbehinderte Mädchen bei den Peanuts immer. Wir fanden das total witzig und waren schon so früh am Morgen gut gelaunt.

Ich spielte auch sehr gerne die Szene aus der Sesamstraße meinen Freunden vor, in dem ein Mann dem Ernie eine Geschichte erzählte, die fast nur aus Geräuschen bestand. Das verbreitete auch stets gute Laune. Die Sesamstraße zu schauen, war damals bei uns unbedingtes Pflichtprogramm. Wir waren eben gerne auch ziemlich albern und hatten Spaß. Und den so ganz ohne in unsere Smartphones zu starren und in der Masse doch irgendwie allein zu sein. Wäre auch schwer möglich gewesen, damals 1981.

Ich finde es nicht peinlich, wenn man sich in Kinderserien gut auskennt. Da finde ich es viel schlimmer, wenn man jedes kleinste Detail von den Promis weiß und ständig über den neuesten Klatsch und Tratsch informiert ist und immer schön ablästert. Da finde ich es wesentlich sympathischer, wenn jemand sich mit Kinderserien auskennt.

Oftmals kommt so ein Wissen auch automatisch dazu. Die kleine Tochter ist ein richtiger Fan von My Little Pony und der Papa schaut dann auch mit, weil die Tochter das so möchte. Einige Eltern interessieren sich einfach auch für die Inhalte, mit denen sich die eigenen Kinder beschäftigen und da schnappt man eben etwas auf, wenn man nicht während der Serie einschläft.

Ich mache schon manchmal Witze darüber, dass meine beste Freundin ja dank ihrer kleinen Geschwister eine super Ausrede hat, wieso sie Kinderfilme und -serien so gut kennt. Ich dagegen hab keine und "muss" deshalb offen zugeben, dass ich die selbst gern schaue. Aber wie gesagt ist das eigentlich mehr Scherz als Ernst, denn eigentlich finde ich es nicht peinlich, dass ich auch gerne mal Kinderfilme schaue.

Wieso auch? Sicher würde My Little Pony nicht als gehobene Unterhaltung gelten, aber das tun viele Actionfilme und dergleichen sicher auch nicht. Generell finde ich, dass Sachen, die ursprünglich für Kinder gemacht sind, gerne mal etwas unterschätzt werden, obwohl die auch gut ausgearbeitete Charaktere und eine fesselnde Story haben können, und, je nach Film/Serie an sich, auch mal gut zum Nachdenken anregen. Sicher nicht alle, aber auch bei Serien, deren Hauptzielgruppe Erwachsene und Jugendliche sind, ist das ja bei weitem nicht immer der Fall.

Ich finde da rein gar nichts peinlich oder seltsam daran, wenn sich Erwachsene mit Kinderserien auskennen. Es gibt ja zahlreiche Gründe, weswegen das so sein kann. Zum einen waren wir selbst alle mal Kinder, und einige unserer Lieblingsserien von damals laufen immer noch im Fernsehen. Dass wir uns da an die ein oder andere Episode erinnern, ist doch ganz normal. Eltern schauen außerdem gerne mal gemeinsam mit ihrem Nachwuchs Fernsehen, was ich auch sympathisch finde, da es Interesse zeigt und diese Beschäftigung zur Gemeinschaftsaktivität macht, anstatt dass die Kinder einfach vor dem TV geparkt werden, damit die Erwachsenen mal eine Stunde ihre Ruhe haben.

Und nicht zuletzt - schockierend, aber wahr - darf man als Erwachsener sehr wohl auch straffrei mal ein Kinderprogramm anschauen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Sei es aus Nostalgie, aus Neugier oder einfach aus Freude an etwas buntem, lustigem und unbeschwertem; manchmal tut es ganz gut, außer explodierenden Autos und Mord und Intrigen auch mal eine andere Seite der Unterhaltung zu sehen. Ich habe mir "My Little Pony" auch mit 25 Jahren angesehen, weil ich wissen wollte, wo der ganze Hype herkam. Und ja, ich fand es für eine Kinderserie wirklich niedlich und lustig gemacht und hätte in jüngerem Alter vielleicht auch ein großer Fan davon werden können.

Warum nicht? Ich habe als Kind sehr gerne und oft Kinderserien geschaut und teilweise ist das Wissen um die Figuren und die Handlung immer noch vorhanden. Ich finde es auch gar nicht schlimm, wenn man sich da immer noch auskennt und vielleicht sogar immer noch ab und an Kinderserien schaut, wenn man denn die Zeit dafür findet.

Es kommt vor, dass ich "Tom & Jerry" schaue, wenn mir gerade danach ist. Ich habe das als Kind oft gesehen und verbinde damit etwas positives. Wobei ich aber die neuen Folgen nicht so pralle finde. Ich finde auch nicht alle Kinderserien irgendwie toll, bei Spongebob würde ich zum Beispiel die Krise kriegen. Was soll so schlimm daran sein?