Nicht wissen, worüber man mit Großeltern reden soll?

vom 05.11.2016, 20:23 Uhr

Ich sprach vor kurzem mit meiner Cousine über meine Großeltern gesprochen. Meine Cousine besucht meine Großeltern ab und zu, wobei sie da nie besonders lange bleibt, auch wenn sie da praktisch um die Ecke wohnt und es nicht sehr weit hat bis dorthin. Jedenfalls meinte meine Cousine zu mir, dass es ihr sehr schwer fallen würde, sich mit unseren Großeltern zu unterhalten. Sie würde es als anstrengend empfinden, auch weil sie nicht wüsste, worüber sie sich mit den beiden so großartig unterhalten soll, was ich sehr gut verstehen kann.

Ich habe auch schon die Beobachtung gemacht, dass mein Großvater nicht immer unbedingt gesprächig ist. Das hängt von der Tagesform und Laune ab und ich bin auch nicht immer kommunikativ und habe großartige Lust, mich viel zu unterhalten. Das ist ja nicht unbedingt vom Alter abhängig, finde ich und es gibt auch junge Menschen, mit denen es mir schwer fällt, mich zu unterhalten.

Wisst ihr immer, worüber ihr euch mit euren Großeltern oder Senioren im Allgemeinen unterhalten soll/ kann? Welche Themen eignen sich am besten und warum? Das Thema Schule und Bildung fällt leider weg, da meine Großeltern durch den Krieg keine gute und ausgiebige Schulbildung genossen haben.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe noch nie Probleme gehabt, Gesprächsthemen mit meinen Großeltern zu finden. Als Kind war ich ständig bei ihnen und da gab es immer was zu erzählen. Auch später ging der Gesprächsstoff nie aus. Meine Großeltern interessieren sich auch sehr für Natur und Tier und hatten auch selbst immer Haustiere. Meine Oma mag Handarbeiten in jeglicher Form. Wir hatten schon viele Gemeinsamkeiten und gemeinsame Interessen.

Manchmal saßen wir auch einfach zusammen und haben gegessen oder etwas im Fernsehen angeschaut. Langweilig war es eigentlich nie. Ich denke, dass ich da schon wirklich Glück hatte. Wenn man weiß, für was sich die Großeltern begeistern, kann man ja darüber reden. Oder man erzählt eben einfach etwas von sich und seinem alltäglichen Leben. Da entwickeln sich dann sicherlich noch geeignete Themen heraus.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich bin ja eher eine Stille, die nicht einfach drauflosplappert. Mein Großvater mütterlicherseits hat beispielsweise immer gefragt, was es in unserem Ort Neues gibt. Er kannte den Ort aus seiner Jugend. Meine Antwort war immer "Och, nichts eigentlich". Meine Schwester hingegen hat geredet und geredet und jedes Haus erwähnt, dass in der Straße XY neu gebaut oder abgerissen wurde. Sowas konnte ich nie.

Bei meinen Großeltern väterlicherseits fand ich es immer nett, aber viel geredet haben wir auch nicht. Ein bisschen was von der Schule und wie es den Geschwistern geht, die gerade nicht dabei sind. Dann wurde gekocht und auch ferngesehen.

Im Nachhinein bedaure ich es aber sehr, dass ich mir nicht mehr aus ihrer Jugend und aus Kriegszeiten erzählen ließ. Jetzt sind alle vier gestorben und ich weiß so gut wie nichts. Sie haben das aber auch bedauert. Ein Mal erwähnten die Großeltern väterlicherseits, dass wir ihren Heimatort ja gar nicht kennen und wie schade das ist. Aber wie fängt man mit so einem Thema an? "Erzähl mir was vom Krieg!". Wie gesagt, ich konnte sowas gar nicht. Meine Schwester hat da mehr mit ihnen drüber gesprochen.

Schwierig fand ich auch, dass alle meine Großeltern recht alt waren. Als wir Kinder waren, ging es noch einigermaßen. Da haben wir manchmal kleine Ausflüge mit dem Bus gemacht. Aber als wir Enkel in ein Alter kamen, als wir den Holocaust in der Schule hatten, waren sie schon recht tatterig und man wollte sie nicht belästigen. Mein einer Großvater sagte immer, er würde den nächsten Winter nicht überleben. Da saß ich immer still daneben und wollte bestimmt keine unangenehmen Fragen stellen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Eigentlich wusste ich das immer. Als meine Oma dann aber an Demenz erkrankt ist fiel es mir deutlich schwerer die passenden Worte zu finden. Ich wusste einfach nicht was ich erzählen sollte, da sie es oftmals nicht verstand oder auch einfach vor sich hin geschaut hat. Als ich dann aber in einem Heim gearbeitet habe und dies auch über längere Zeit habe ich da ein gewisses Verständnis für bekommen und kann mich seit dem wieder besser mit ihr unterhalten.

Ich denke, dass es oft schwer fällt, wenn die Großeltern stumm dasitzen und man dann nichts reden kann oder wenn auch keine Kommunikation möglich ist, weil man völlig unterschiedlich tickt. Dennoch ist es die eigene Familie und irgendein Nenner lässt sich doch immer finden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Gab grundsätzlich nie Probleme. Aber pauschale Themen die immer gehen und am besten sind, gibt es einfach nicht, da jeder unterschiedlich drauf ist. Manche Großeltern erzählen gerne von ihrer Kindheit, andere meiden das Thema wegen der Kriege die dort geherrscht haben. Ansonsten hat doch jeder Beschäftigungen die nachgegangen werden, Großeltern sind nicht selten noch in der Handarbeit aktiv gewesen, backen, kochen alles so allgemeine Themen die man besprechen kann.

Schwer gefallen ist mir das ganze nie, weder als Kind noch später in meiner Arbeit als Rettungsassistentin mit den älteren Patienten. Es gibt ein paar Einstiegsfragen die vieles erleichtern bei fremden z.B. die Frage nach Kindern, Enkelkindern, Partnerin und schon sprudelt es nur so heraus. Das kann man doch auch auf die eigenen Großeltern übertragen, indem man fragt wie die eigenen Eltern als Kind waren, wie sich die Großeltern kennengelernt haben usw.

Wie gesagt Probleme gab es bei mir nie, es gab einige Themen die komplett Tabu waren wie das Thema Krieg bei meinem einem Großvater. Hat er davon etwas mitbekommen, ist der zornig, wütend und unberechenbar geworden. Kein Geheimnis war es, dass er lange in Kriegsgefangenschaft war und dort alles andere als toll behandelt worden ist, auch Folter erlebt hat was man bis an sein Lebensende am kompletten Körper gesehen hat. Zudem kam er auch erst spät aus der Gefangenschaft zurück, da war der Krieg schon 10 Jahre lang vorbei. Das er darüber nicht sprechen wollte kann ich gut verstehen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kann das auch verstehen und mir ging es leider oft genauso, bei einer Oma weniger als bei den anderen Großeltern. Im Nachhinein kam mir manches auch etwas aufgesetzt und gezwungen vor. Mit meiner einen Oma habe ich aber auch manchmal über Jungs geredet, natürlich nur am Rande und was so grob passiert ist, keine Details und sie hat das auch immer in ihrer zynisch-praktischen Art kommentiert, aber man merkte natürlich, dass mehr als vier Jahrzehnte dazwischen liegen.

Die älteren Leute haben eben eine andere Sicht auf die Dinge und das kann einen Graben schaffen. Wenn mir jetzt eine aufgeregte Dreizehnjährige erzählen würde, wie blöd das Mädel aus der Nachbarklasse wieder war, würde ich das sicher auch weniger ernst nehmen als noch vor zwanzig Jahren. Auch wenn sich beide Generationen um Verständigung bemühen, kann es schwierig sein, finde ich. Die Sichtweisen haben sich in all den Jahren zu stark verschoben.

Bei meinen anderen Großeltern habe ich auch gerne mal nach früher gefragt, weil ich das unheimlich faszinierend fand, wenn sie etwas über die Stadt erzählten, was wann wo passiert ist oder wie es war, als in der Nachbarstraße im Jahr 1945 eine Bombe an der Kirche einschlug und im Nachbarhaus das Dach wegriss. Aber solche Fragen kann man ja auch nicht immer stellen. Bei anderen Themen, gerade, wenn es um die Kindheit geht, bereue ich es sehr, dass ich nicht viel mehr gefragt habe. Eigentlich weiß ich über die Kindheit meiner Großeltern absolut gar nichts und nun ist es zu spät.

» Verbena » Beiträge: 4793 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich denke schon, dass es anders ist, sich mit den Großeltern oder generell mit älteren Menschen zu unterhalten, als eben mit Freunden oder Gleichaltrigen. Viele Fernsehsendungen, Trends, Liebschaften und so etwas fallen ja als Gesprächsthema meistens weg. Oft muss man sich auch etwas mit der Sprache anpassen. Trotzdem finde ich das nicht weiter schlimm, da es ja genügend Gesprächsthemen gibt.

Meine Oma lebt leider nicht mehr, wobei ich sie früher oft gesehen habe. Da hatten wir eigentlich immer etwas zu reden gehabt. Ich habe über die Schule erzählt und über meine Freunde und einfach meinen Alltag, während meine Oma einfach erzählt hat, was sie die Woche so gemacht hat und was bei ihren Nachbarn und Freunden so los ist.

Meine Oma hatte auch verschiedene Fernsehsendungen geschaut, über die man reden konnte. Oder man hatte sich einfach über neue Produkte im Supermarkt, das Wetter oder die Nachrichten ausgetauscht. Ich denke, dass es nur dann unangenehme Gesprächspausen gibt, wenn man generell nicht so warm mit einer Person ist. Wenn man sich mit jemandem gut versteht, findet man ja eigentlich immer etwas zu reden, wobei es dann ja auch nicht schlimm und unangenehm ist, wenn ein paar Minuten geschwiegen wird. Man kann ja trotzdem nebenbei Kaffee trinken oder Kuchen essen, so dass man nicht einfach nur schweigend rumsitzen und Löcher in die Luft starren muss.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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