Lassen wir uns zu schnell zur Antibiotikaeinnahme überreden?

vom 18.11.2019, 23:42 Uhr

Heute ist der Europäische Antibiotikatag. Dieser soll das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen vernünftigen Umgang mit Antibiotika-Medikamenten schärfen. Bei nur leichten Infekten gilt es, unnötige antibiotische Therapien zu vermeiden. Wer zu oft und schnell zu Antibiotika greift riskiert im Ernstfall eine Antibiotikaressistenz.

Ich habe vor fünf Jahren meinen Hausarzt deswegen gewechselt. Egal bei welcher Erkrankung z.B. Nasennebenhöhlenentzündung, Blasenentzündung usw. hat er sofort immer gleich eine Antibiotikagabe angestrebt. Meist habe ich diese verweigert und mir dann letztendlich meine frei verkäuflichen Mittel aus der Apotheke geholt.

In meinem Bekanntenkreis höre ich allerdings immer wieder davon, dass die Leute gar nicht erst versuchen mit homöopathischen Mitteln oder freiverkäuflichen Medikamenten eine Entzündung wie Blasenentzündung oder Nasennebenhöhlen zu behandeln. Sie schmeißen die Tabletten wie Hustenbonbons ein und wollen einfach so schnell wie möglich wieder fit sein.

Wie seht ihr das? Lasst ihr euch schnell von der Notwendigkeit des Antibiotika überzeugen oder sucht ihr erstmal nach Behandlungsalternativen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich nehme das auch nur ein, wenn es absolut sein muss. Mein Hausarzt ist nicht der Typ, der sofort mit Antibiotika startet, er versucht immer erstmal andere Sachen und gibt einen auch Ratschläge was man ohne Apotheke so alles machen kann. Ich hatte aber auch schon mal eine Ärztin, die immer sofort lange krankgeschrieben hat und bei der man ständig Antibiotika einnehmen sollte, das hat mir auch nicht gepasst und deswegen hatte ich dann auch den Arzt gewechselt. Mit meinem jetzigen Hausarzt bin ich deswegen sehr zufrieden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


EngelmitHerz hat geschrieben:
Wie seht ihr das? Lasst ihr euch schnell von der Notwendigkeit des Antibiotika überzeugen oder sucht ihr erstmal nach Behandlungsalternativen?

Mich hat noch nie ein Arzt vorschnell zu Antibiotika überreden versucht. Meiner Erfahrung nach werden sie ziemlich zögerlich erst dann verordnet, wenn die Symptome eindeutig auf eine starke, bakteriell ausgelöste Entzündung hindeuten. Im Normalfall werden eigentlich fast immer zunächst andere Behandlungsalternativen versucht. Wobei ich beispielsweise von Homöopathie rein gar nichts halte. Unter akzeptablen Behandlungsalternativen stelle ich mir eher körperliche Aktivitäten, auf anderen Wirkmechanismen beruhende Medikamente oder pflanzliche Heilmittel vor (wobei auch nicht jedes Pflanzenheilmittel harmlos ist).

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Lascar, leider muss auch ich die Vermutung bestätigen, dass es durchaus Ärzte gibt, die sehr rasch und ohne großen anderen Versuchen sofort Antibiotika verschreiben. Ich finde das generell traurig und besonders schlimm bei Kindern. Gerade da habe ich schon bei vielen Kindern mitbekommen, dass sie bei den ersten Zeichen von Halsschmerzen sofort ein Antibiotikum verschrieben bekommen.

Ich persönlich finde es gut, dass es Antibiotika gibt. Allerdings gebe ich diese nur in wirklich notwendigen und nachgewiesenen Fällen meinem Sohn. Zum Beispiel hatte er einmal eine heftige Lungenentzündung, die leider nur mit Antibiotka zu behandeln war. Aber das sind "Ausnahmen". Ich selber habe schon seit vielen Jahren kein einziges Antibiotikum genommen und mein Sohn hat in 10 Jahren insgesamt 2 mal ein Antibiotikum bekommen.

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» tournesol » Beiträge: 7749 » Talkpoints: 66,19 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Vielleicht hatte ich bisher immer Glück mit meinen Ärzten gehabt. Vor einiger Zeit hatte ich mal eine sehr hartnäckige Bronchitis, die auch nach sechs Wochen nicht abheilen wollte, und der Untersuchung zufolge hatten sich Bakterien in den Bronchien eingenistet. Trotzdem musste ich meine damalige behandelnde Ärztin regelrecht dazu überreden, mir doch ein Antibiotikum zu verordnen. Ich habe dann ein spezielles Präparat erhalten, das nur aus drei Tabletten bestand, die man an drei aufeinanderfolgenden Tagen einnehmen musste. Und kurz danach war dann endlich auch die Bronchitis abgeheilt. Aber ohne meine ausdrückliche Bitte hätten wir wahrscheinlich weiter mit Hustenbonbons herumgedoktert.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Es gibt aber nicht nur Ärzte, die voreilig irgendwas verschreiben, sondern auch Patienten, die mit Tipps zu Hausmitteln und Verhaltensweisen und frei verkäuflichen Medikamenten und "kommen sie in einer Woche wieder wenn es ihnen nicht besser geht" überhaupt nicht zufrieden sind und direkt nach einem Antibiotikum fragen. Mein Hausarzt freut sich jedenfalls, dass er mir nicht erklären muss wie Antibiotika wirken und wie nicht, weil das bei ihm in der Praxis wohl nicht die Regel ist.

EngelmitHerz hat geschrieben:In meinem Bekanntenkreis höre ich allerdings immer wieder davon, dass die Leute gar nicht erst versuchen mit homöopathischen Mitteln oder freiverkäuflichen Medikamenten eine Entzündung wie Blasenentzündung oder Nasennebenhöhlen zu behandeln.

Du weißt aber schon, dass homöopathische Mittel überhaupt keinen Wirkstoff enthalten und nicht über den Placeboeffekt hinaus wirken, oder? Das Geld kannst du dir wirklich sparen. Wenn deine Entzündung mit Zuckerkügelchen "behandelt" werden kann würde sie auch ganz von alleine wieder weg gehen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Du weißt aber schon, dass homöopathische Mittel überhaupt keinen Wirkstoff enthalten und nicht über den Placeboeffekt hinaus wirken, oder?

Mir geht es so, dass ich eher misstrauisch werde, wenn mir ein Arzt etwas Homöopathisches empfehlen will. Das wirkt auf mich nicht gerade vertrauenswürdig, und es verstärkt in mir den Eindruck, dass der Arzt womöglich nicht so genau weiß, wie er mit den Symptomen umgehen soll. Normalerweise kommt das zwar nicht vor, aber vor einiger Zeit hat mir tatsächlich mein Zahnarzt Globuli gegen eine Entzündung der Mundschleimhaut empfohlen. Wenn ich nicht ansonsten recht zufrieden wäre, hätte ich überlegt, den Zahnarzt zu wechseln.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Meiner Erfahrung nach hängt die Art der Behandlung weniger von der Krankheit ab als von den Präferenzen des behandelnden medizinischen Personals. Ich habe das große Glück, nur sehr selten etwas Schlimmeres als einen grippalen Infekt anzuschleppen, und würde damit auch gar nicht erst zum Arzt gehen, wenn kein hohes Fieber oder sonstige besorgniserregende Symptome dazukommen. Aber ich brauche nun mal den "gelben Zettel". Berufstätig und so. Ihr wisst schon.

Nun betreibt meine Hausärztin eine Praxis zusammen mit ihrem Ehemann, und wenn viel los ist, schieben sie sich auch gegenseitig die Patienten zu, sodass ich einen guten Vergleich habe. Frau Doktor schreibt großzügig krank und entschuldigt sich immer gleich im Voraus, dass sie nicht gleich mit Antibiotika einsteigt, sondern empfiehlt sinnvollerweise Bettruhe und Teetrinken.

Der Herr Doktor greift bei einer identischen Erkältung einer sonst gesunden, noch nicht alten Frau (sprich mir) sehr tief in die Trickkiste und steigt mit 800er Ibu und Antibiotika ein mit dem Hinweis, wiederzukommen, wenn ich den Eindruck habe, zu wenig Chemie abzubekommen.

Wer hat denn nun recht? Ich habe schon ein paar Rezepte einfach nicht eingelöst, weil ich nach gefühlt 200 Erkältungen selber halbwegs einschätzen kann, ob schwere Geschütze nötig sind oder ob ich einfach nur Husten habe. Also alles pure Willkür in meinen Augen.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Gerbera hat geschrieben:Ich habe schon ein paar Rezepte einfach nicht eingelöst, weil ich nach gefühlt 200 Erkältungen selber halbwegs einschätzen kann, ob schwere Geschütze nötig sind oder ob ich einfach nur Husten habe.

Diese Entscheidung behalte ich mir sowieso immer vor. Ich habe schon so manches mir nicht sinnvoll erscheinende Rezept nicht eingelöst. Gerade wenn ich den Eindruck hatte, der Arzt wollte mich mit möglichst vielen Verschreibungen abspeisen, habe ich schon gelegentlich darauf verzichtet, die Sachen einzulösen. Es geht ja auch ums Geld sparen, weil häufig noch Zuzahlungen dazu kommen würden, die ich mir dann sparen kann.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich finde schon, dass die Menschen irgendwie auch eine falsche Vorstellung davon haben, was Antibiotika tun und wie weit sie eine Erkältung samt der Symptome schnell bekämpfen. Mir hat mal meine Hausärztin gesagt, dass es zwar „vermeidlich schneller“ geht, aber das Immunsystem deswegen trotzdem noch angekratzt ist und eigentlich das „Ausharren einer Erkältung“ viel effektiver sei. Eben auch, damit das Immunsystem in Zukunft weniger anfällig ist.

Ich nehme aus Protest schon keine Antibiotika. Ich harre Erkältungen immer aus und habe im Übrigen auch keine Heizung im Dachgeschoss an. Wenn nur kurz, um Schimmel vorzubeugen, aber sonst nie. Ich bin kerngesund, habe eine starke Immunabwehr und bin selten bis gar nicht erkältet. Natürlich passiert es mir auch, aber ein warmes Bett, Schlaf, und die Erkältung aussitzen, sind das Sinnvollste für den Körper.

Natürlich auch im Hinblick dessen, dass man sonst auch Gefahr läuft, dass man irgendwann resistent gegen den gesamten Antibiotika-Mist ist, was keineswegs vom Vorteil sein kann. Es gibt eben viel zu viele Bakterien, die das auch im Entwicklungsstadium erkannt haben und deswegen zur Gefahr für uns werden. Also lieber mal die Erkältung aushalten, Tee trinken, im warmen Bett, Wadenwickel, Wärmflasche etc. je nachdem, was man hat und gut ist.

Darf aber gerne jeder halten wie er möchte. Ich neige dazu, Antibiotika sowieso sofort abzulehnen. Ich vertrage aber auch die Dinge wie Amoxcillin und Penicillin etc. nicht, sodass dies mir gleichwohl auch in die Karten spielt.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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