Kein Haus wollen aus Angst vor Scheidung?
Ich las kürzlich einen sehr interessanten Artikel, in dem der Autor die These aufstellte, dass das Eigenheim nicht nur Geld, Zeit, sondern auch Ehen vernichten würde. Eine sehr provokante These, aber wenn ich es recht bedenke, gibt es in meinem Bekanntenkreis einige Ehen, die wegen der Immobilie kaputt gegangen sind.
Wie seht ihr das? Könnt ihr diesen Eindruck aus euren eigenen Beobachtungen und Erfahrungen heraus bestätigen oder seid ihr da komplett anderer Meinung? Was meint ihr, warum gehen so viele Ehen an einer Immobilie zu Grunde? Wie kann man dem vorbeugen? Oder ist das gar nicht möglich?
Man kann sich doch bei einer Ehe nie sicher sein, ob sie hält oder nicht, ebenso wie bei einer Beziehung. Auf Eigentum würde ich deswegen dennoch nicht verzichten und wenn man den Traum eines Hauses hat, sollte man sich sicherlich davon abhalten lassen, dass man in einer Ehe ist. Man hat sich damit ja auch versprochen zusammen füreinander einzustehen und sich zu lieben, da kann man schon eine gewisse Festigkeit der Beziehung erwarten. Eine Garantie gibt es nie, aber darauf verzichten nur weil es nicht klappen könnte, finde ich albern.
Finanzielle Belastung stellt wie so vieles einen Stressfaktor dar, mit dem manche Leute besser klarkommen als andere. Und ein Haus zu kaufen oder gar zu bauen ist ein Riesenprojekt voller Chaos, Kompromissen und Unwägbarkeiten, das dich durchaus ein paar Jahre in Anspruch nimmt. Ähnlich wie Kinderkriegen, nur ohne den Wochenendumgang, wenn die Sache in die Hose geht.
Ich selber wollte aus den obengenannten Gründen nie ein "Eigenheim" im klassischen Sinne. Wozu brauche ich ein Haus, wenn ich sowieso nur in einem Zimmer auf einmal sein kann und weder Kinder noch Haustiere möchte, die einen Garten als Auslauf brauchen? Von daher spare ich mir gerade heutzutage eine Menge Geld, Zeit und Nerven mit meiner Etagenwohnung.
Selbst habe ich zwar nicht mitbekommen, dass Beziehungen schon beim Hausbau in die Knie gegangen sind, aber spätestens Kind Nummer zwei, im Extremfall drei, hat schon eher eine Schneise der Verwüstung im Beziehungsleben hinterlassen.
Die Leute, die ich kenne, die ein Haus gebaut oder ein Eigenheim erworben haben, sind ausnahmslos noch zusammen. Ich kenne niemanden, dessen Ehe wegen eines Hausbaus zerbrochen ist. Und die meisten meiner Verwandten und Bekannten haben im Gegensatz zu mir ein eigenes Haus. Ich kenne aber jemanden, dessen Ehe ohne Hauskauf zerbrochen ist.
Ich habe tatsächlich schon öfter mitbekommen, dass ein Hausbau eine Ehekrise auslösen kann. Manchmal gab es dann doch Unstimmigkeiten bei den Vorstellungen der Einrichtung/Gestaltung oder Ausstattung.
Die meisten Diskussionen/Streitigkeiten gab es meist aber dann, wenn viel in Eigenleistung gebaut worden ist. Manchmal ist halt doch das ein oder andere schief gegangen und die Stimmung war am Boden. Außerdem kamen oft auch auch Kosten hinzu, die nicht eingeplant waren. Und diese ganze Sorgen/Stress neben dem normalen Alltagsbewältigung/dem Vollzeitjob bringt den ein oder anderen da schon an eine Belastungsgrenze und senkt die Frustrationsgrenze. Manche können ganz gut damit umgehen und andere lassen ihre Sorgen und ihren Stress dann halt auch mal mehr als nötig am Partner aus.
Getrennt bzw. scheiden lassen hat sich deswegen letztendlich dann keines dieser Paare, die ich persönlich kenne, aber gekracht und gekriselt hat es teilweise wirklich ganz schön. Da hat es beim ein oder anderen schon ganz schön an Beziehungsarbeit bedurft, dass wieder alles in Ordnung war. Ich kann mir also schon vorstellen, dass es tatsächlich Paare gibt, die einen Hausbau - vor allem mit viel Eigenleistung - nicht überstehen.
Ich selbst bin gar nicht in der finanziellen Lage, über einen Hausbau nachzudenken. Ich denke aber, wie schon öfter erwähnt, dass eine Beziehung/Ehe immer auseinander gehen kann und man sich wegen der Angst vor einer Scheidung nicht davon abhalten lassen sollte ein Haus zu bauen.
Der Hausbau ist ganz sicher mit vielen stressigen Hürden versehen, die garantiert auch dazuführen werden, dass ein Paar sich gelegentlich in den Haaren hat. Das bleibt wohl auch einfach nicht aus, sodass mich das tatsächlich nicht wundert. Das allein jedoch als Grund zu nennen, kein Haus bauen zu wollen, halte ich ehrlich gesagt für übertrieben. Kann man so machen, muss man aber eben auch nicht.
Doch auch das Haus zu besitzen, wenn man es einfach schon fertig gekauft hat, ist bei einigen ständiges Streitthema sowie der Bezug einer gemeinsamen Wohnung usw. Da hört man auch ganz oft:“das ist meine Wohnung“ usw. Ich denke, dass Streit offenbar immer dann vorprogrammiert ist, wenn Menschen etwas zusammen aufbauen, zusammen haben wollen, sich erarbeiten, einrichten usw. Die Vorstellungen gehen halt auseinander.
Man muss zwar nicht direkt für jeden Mist streiten, aber tun halt auch viele. Man kann es ja auch mit Regeln, Reden und entsprechenden Verträgen klar machen, wo die Reise im Notfall hingeht, fertig. Natürlich jetzt nicht auf die Einrichtung bezogen, aber wer was am Ende nach einer Trennung bekommt usw. Das muss ja ohnehin geregelt werden, sodass da auch nicht viel mehr Ärger als sowieso schon vorprogrammiert ist.
Ich mag vor allem aber nicht das Gehabe, dass Menschen sich für den Hausbau um ihre „Rechte“ zu entscheiden streiten, weil der eine mehr Geld hat als der andere. Das nervt schon, aber glücklicherweise kommt das bei mir nicht vor, denn wenn ich mir etwas erarbeite, bleibt es mein Eigentum und dann umgehe ich diesen Ärger.
Die Beziehungen scheitern wahrscheinlich nicht am Haus sondern daran, dass man entweder seine finanziellen Möglichkeiten überschätzt hat oder, dass man sich in das Projekt gestürzt hat ohne, dass man sich vorher auf die Details geeinigt hat. Und plötzlich stellt man dann fest, dass man mit jemandem in einem langwierigen und teuren Projekt fest hängt und eigentlich ganz andere Vorstellungen hat.
Natürlich führt so etwas eher bei einem Hausbau/kauf zum Problem als bei einem Urlaub, weil der Aktivurlaub, den man sich dann doch nicht so aktiv gewünscht hätte, halt nach drei Wochen vorbei ist. Aber wenn man unter diesen Voraussetzungen zum Beispiel eine Firma gründen oder zusammen auswandern würde hätte man wahrscheinlich ähnliche Probleme in der Beziehung.
Täubchen hat geschrieben:Ich las kürzlich einen sehr interessanten Artikel, in dem der Autor die These aufstellte, dass das Eigenheim nicht nur Geld, Zeit, sondern auch Ehen vernichten würde.
Ich denke nicht, dass das Haus die Ehe vernichtet, sondern sehe vielmehr, dass viele Ehen heute eher zeitlich befristet gelten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Scheidungsquote von Hauseigentümern höher ist als jene von Eheleuten in Mietwohnung. Ich vermute sogar eher Gegenteiliges und denke, dass es durchaus zusammenschmeißt sich den gemeinsamen Traum vom Eigenheim zu erfüllen.
Und idealerweise kennt man sich vor der Entscheidung eine Immobilie zu kaufen schon eine Weile und weiß, wie gut man als Paar in stressigen Situationen, in Krisen und Meinungsverschiedenheiten klarkommt. Das macht natürlich in jeglicher gemeinsamer Wohnsituation Sinn.
Da Häuser oftmals mehr Platz bieten als Wohnungen und häufiger Außenfläche dazu kommt, sehe ich das auch eher als Vorteil gegenüber beengten Wohnverhältnissen ohne Garten und Terrasse.
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