Ist Zerstörung für euch eine Form von Kunst?

Geschmäcker sind ja sehr verschieden und das bezieht sich eben auch auf Kunst. Es gibt ja so einige Künstler, die sich der Zerstörung von Objekten widmen und diese dann als Kunst bezeichnen. Ich persönlich finde nicht, dass Zerstörung eine Kunstform darstellt, jedenfalls ist für mich Kunst was anderes, aber nennt mich ruhig Kunstbanause.

Welches Verständnis habt ihr persönlich von Kunst? Ist es für euch schon Kunst, wenn ein Objekt (bewusst und mutwillig) zerstört wird? Oder habt ihr eine andere Vorstellung, was Kunstgegenstände angeht? Wo zieht ihr persönlich die Grenze und warum?

Vor allem in der modernen Kunst ist die Aussage oft sehr viel wichtiger als die Optik der Kunstwerke. Erfordert vom Betrachter natürlich ein bisschen Arbeit, weil anschauen alleine halt nicht reicht um ein Kunstwerk zu verstehen, das sich zum Beispiel mit Menschenrechtsverletzungen in China beschäftigt.

Wenn man das verstanden hat versteht man vielleicht auch, dass eine Performance, die zu einer Zerstörung eines Objekts führt, oder die Ausstellung eines zerstörten Objektes eine komplexe Aussage haben kann. Dass so etwas auf kreative Weise ausgedrückt wurde, das andere Menschen in Worten ausdrücken können.

Und wenn man das alles verstanden hat versteht man letztendlich vielleicht sogar, warum ein zerstörtes Objekt Kunst sein kann. Und nein, das hat mit persönlichem Geschmack überhaupt nichts zu tun. Es gibt Kunstwerke, da finde ich die Aussage sehr gut, aber das Kunstwerk halt nicht. Gehört aber eben beides zusammen und dann kann ich nicht mit dem Fuß aufstampfen und behaupten das sei keine Kunst nur weil es mir nicht gefällt.

Klar, warum nicht? Kunst hat nicht zwangsläufig etwas damit zu tun, ob ein dekoratives Ergebnis dabei herauskommt, das möglichst den Massengeschmack bedient. Und ich bin wahrhaftig nicht das Maß aller Dinge, nur weil ich nicht begreife, was die Künstlerin uns "damit sagen will", heißt das nicht, dass das Kunstwerk Schrott ist, sondern dass mein Geist und meine Auffassungsgabe eben auch ihre Grenzen haben. Die Welt wäre ein trister Ort, wenn nur die kulturellen Äußerungen zugelassen wären, die mein Spatzenhirn auch umfassen kann.

Ich finde zudem auch, dass es die Aufgabe von Kunst sein kann, nicht immer nur zu beschwichtigen und schöne, leicht verdauliche Ergebnisse zu liefern, die jede "kreative" Hausfrau als Postkarte an die Wand hängt, sondern auch zu provozieren, aufzurütteln und die Leute zum Nachdenken zu bewegen. Dass dafür auch radikalere Methoden nötig sind als brav und bieder ein Stillleben in Öl zu malen, erklärt sich ja von selbst.

Es ist schon wirklich schwer zu definieren was Kunst ist und was allgemein für Kunst gehalten werden kann. Zerstörung kann beispielsweise auch eine Form des Protestes sein und dennoch als Kunst gelten. Wenn jemand zum Beispiel eine Hitler Statue baut und diese zerstört, dann ist das sicherlich Protest gegen dessen Politik und dennoch eine Form des künstlerischen Ausdrucks. Zerstörung kann also muss aber nicht zwanghaft Kunst sein, wobei Kunst das ist, was bewegt und zum Nachdenken anregt, also kann Alles und Nichts Kunst sein.

Der chinesische Künstler Ai Wei Wei hat vor einigen Jahren mal einige wertvolle chinesische historische Vasen in billige Industriefarbe getaucht und aus den historischen Kunstwerken sozusagen billige Massenware gemacht. Damit wollte er unter anderem auch gegen den Ausverkauf chinesischen Kulturguts durch die Regierung protestieren, die dem Kommerz und wirtschaftlichen Wachstum bedenkenlos auch Kunstschätze und historische Gebäude opfern würde.

Das war eine Art von absichtlicher Zerstörung, die meines Erachtens gleichzeitig doch wieder neue Kunstwerke geschaffen hat, denn die so verunstalteten Vasen wurden in Ausstellungen gezeigt.