Interessiert euch die Biografie von Sebastian Kurz?

Aktuell erhitzen sich ja die Gemüter an einer Biografie von Sebastian Kurz, die in dieser Woche erscheinen soll. Hauptkritikpunkt ist, dass sich diese Biografie, eher wie ein Kitschroman darstellen würde. Aber darüber kann man sich wohl nur ein Bild machen, wenn man dieses Buch mal selbst gelesen hat.

Würde euch denn diese Sebastian Kurz Biografie interessieren und würdet ihr diese lesen wollen? Findet ihr nicht auch, dass Kurz mit seinen 33 Jahren noch zu jung ist und seine politische Laufbahn ja noch in den Kinderschuhen steckt, um eine Biografie zu veröffentlichen?

Ich habe einige Ausschnitte der Biografie gelesen, und sie würden bei mir kein Interesse wecken. Wenn das Buch annähernd in dem Stil geschrieben ist, in dem sich die Ausschnitte präsentieren, wäre das kein Stil, der mich persönlich ansprechen würde. Abgesehen davon lese ich nur relativ selten Biografien von Politikern, es sei denn, es handelt sich um eine sehr außergewöhnliche Person. Aber tendenziell lese ich lieber Biografien von Künstlern (Komponisten, Malern etc.).

Ich glaube die Zeiten, in denen sich mehr oder weniger bedeutende Menschen im Rentenalter hingesetzt haben und über ihr Leben nachgedacht haben und das Ganze in Buchform gebracht haben, sind schon lange vorbei. Gefühlt schreiben schon Leute Biografien, die gerade Abitur gemacht haben und ihr erwachsenes Leben noch komplett vor sich haben. Solche Leute wie Justin Biber zum Beispiel.

Ich habe tatsächlich noch keine einzige Autobiographie gelesen. Über die Menschen, die wirklich relevant waren und einen Unterschied in der Welt gemacht haben, werden Biographien geschrieben. Die müssen das nicht selber erledigen.

Über die Menschen, die wirklich relevant waren und einen Unterschied in der Welt gemacht haben, werden Biographien geschrieben. Die müssen das nicht selber erledigen.

Zumindest das hat Sebastian Kurz ja ebenfalls von einer Journalistin erledigen lassen und nicht selbst gemacht. Allerdings sind viele Leute eben der Meinung, dass die Buchautorin einen etwas schwülstig-verklärenden Schreibstil habe. In der Tat lesen sich die mir bislang bekannten Passagen eher wie eine Art Heldenverehrung einerseits, und andererseits schwingt ein leicht verliebter Tonfall mit. Einige Szenen wirken eher so, als ob sich die Buchautorin gerade auf den Weg zu einem Rendezvous machen würde, statt einen Interviewpartner aus der Politik treffen zu wollen.

Nicht wirklich. Und was ich hier so darüber höre, schreckt mich eher noch zusätzlich ab. Ich finde den Buben von seinem ganzen Auftreten her widerwärtig und halte es noch dazu für völlig vermessen und überzogen, einerseits noch nicht mal Bartwuchs zu haben, andererseits schon so zu tun, als hätte man ein "Lebenswerk" hinter sich gebracht. Dass der Knabe seine eigene Lobhudelei nicht selber zu Papier gebracht hat, stört mich dagegen weniger - wenn die ganzen Popstars, Sportler und sonstigen Entertainment-Genies das selber tun würden, wäre der ganze Mist sicher noch unerträglicher.

Generell bin ich kein Fan des gesamten Genres der Biografien, mit der gelegentlichen Ausnahme von historisch interessanten Persönlichkeiten von Kolumbus bis Elizabeth Tudor, weil letztere wenigstens noch Einblicke in die Geisteswelt vergangener Zeitalter bieten. Aber die Geisteswelt vom Kurz möchte ich gar nicht durchdringen. Und überhaupt finde ich Biografien immer irgendwie nervig.

Entweder es handelt sich um die schon erwähnte Heiligenlegende oder es werden alle Klischees bedient, wenn sich mal wieder jemand angeblich aus "kleinen Verhältnissen hochgearbeitet" hat. Dabei sind die meisten modernen Biografien sowieso todlangweilig und entweder eine literarisch aufbereitete Abfolge von Zufällen oder bestenfalls ein Einblick in die Seilschaften und Vetternwirtschaft der Oberschicht, von denen die Arbeiterkinder wie ich nur träumen können.