Hausarztpraxen neben Notaufnahmen eröffnen?

vom 20.03.2019, 08:55 Uhr

Auf dem Gelände der Universitätsmedizin Mainz wurde vor kurzem die erste Hausarztpraxis eröffnet. Auf diese Weise will die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz gemeinsam mit der Universitätsmedizin die Notaufnahme entlasten. Meint ihr, dass dieses Beispiel durchaus Schule machen wird und man daher in der Nähe von Notaufnahmen grundsätzlich für vermehrte Hausarztpraxen sorgen sollte? Oder seht ihr das eher kritisch? Welche Vorteile und welche Nachteile seht ihr in dieser Praxis?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Was soll das denn bringen? Schließlich gehen die meisten Patienten außerhalb der normalen Öffnungszeiten der Praxen in die Notaufnahme. Wir haben Notfallpraxen neben der Notaufnahme. Dort verrichten die niedergelassenen Ärzte ihren Notdienst außerhalb der Sprechzeiten.

In meiner Stadt gibt es für rund eine halbe Million Menschen drei über das Stadtgebiet verteilte Praxen an Krankenhäusern. Die sind mittwochs und freitags ab Mittag geöffnet, weil da viele Ärzte nur vormittags geöffnet haben und natürlich an Wochenenden und Feiertagen. In der Nachbarstadt hat die Notfallpraxis neben der Notaufnahme täglich ab mittags und an Wochenenden und Feiertagen ganztägig geöffnet. So etwas ist sinnvoll.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ob das für die Notaufnahmen viel bringt wage ich mal zu bezweifeln. Die weniger akuten Fälle werden doch eh direkt an den Bereitschaftsdienst in der Notfallpraxis weitergeleitet.

Ich sehe den Vorteil nur darin, dass man das Krankenhaus direkt nebenan hat, mit allen wichtigen Geräten und Fachärzten. Mein Orthopäde hat seine Praxis direkt in der Klinik und wenn er irgendwas aus der Radiologie braucht ruft er da halt schnell an und fragt ob er seinen Patienten schicken kann. Und wenn der nicht gut zu Fuß ist wird er mit dem Rollstuhl abgeholt. Wenn die Praxis weiter weg wäre, wäre das deutlich aufwendiger und langwieriger.

Es sei denn natürlich es gibt in dieser Region tatsächlich zu wenig Hausärzte und es gibt regelmäßig Menschen, die nur deshalb in der Notaufnahme landen weil sie erst in einigen Wochen einen Termin bei ihrem Hausarzt bekommen hätten. Aber dieses Problem betrifft doch eigentlich eher ländliche Gebiete.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Cloudy, das funktioniert aber auch nicht überall. Bei uns muss dich selbst das Krankenhaus zum niedergelassenen Radiologen überweisen, wenn du nur ambulant zur Behandlung da bist und du kein Notfall bist. Eben zur Untersuchung ins Krankenhaus funktioniert hier schon gar nicht, da haben die niedergelassenen Fachärzte Vorrang.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Was soll das denn bringen? Schließlich gehen die meisten Patienten außerhalb der normalen Öffnungszeiten der Praxen in die Notaufnahme. Wir haben Notfallpraxen neben der Notaufnahme. Dort verrichten die niedergelassenen Ärzte ihren Notdienst außerhalb der Sprechzeiten.

Du lieferst doch die Lösung schon mit, warum fragst du da noch? Überwiegend ist es in Deutschland eben noch so, dass die Notfallpraxen irgendwo sind oder es gleich gar keine gibt und es nur einen Fahrdienst der niedergelassenen Ärzte gibt. Die Lösung mit diesen Portalpraxen oder Notfallpraxen oder wie auch immer man sie nennen will, direkt am Krankenhaus ist noch die Ausnahme. Aber in fast allen Fällen haben diese Praxen dazu geführt, dass weniger Patienten in die Notaufnahmen gekommen sind, teilweise um bis zu 30 Prozent weniger Patienten.

Bei uns ist es auch so, dass es keine Praxen direkt an den Krankenhäuser gibt. Da gehen die Patienten fast ausnahmslos gleich in die Notaufnahme. Und dadurch landen auch wahnsinnig viele Bagatellfälle in den Notaufnahmen. Diese kann man bei solchen Portalpraxen einfach am Tresen direkt in die Praxis schicken und zur Not dort warten lassen. Kommen die direkt in die Notaufnahme müssen die ja erst einmal angeschaut werden. Und selbst wenn man dort Triagesysteme benutzt, landet kaum ein Patient, egal wie banal sein Problem ist, in einer Kategorie, wo man ihn problemlos 2 Stunden bis zum ersten Arztkontakt sitzen lassen kann. Auch wenn so etwas natürlich passiert, sind die Wartezeiten dann eher der Menge der Patienten geschuldet und nicht, weil man sie als so harmlos eingeschätzt hat. Wenn diese Patienten aber gar nicht erst da sind, beschleunigt das die Behandlung für die anderen Patienten.

Auch stimmt es nicht, dass Krankenhäuser einen irgendwohin überweisen müssen. Natürlich darf man dich als ambulanten Patienten im Krankenhaus röntgen. Nur wird das halt nicht separat vergütet. Das heißt es eben mit der Zunahme an Untersuchungen, die man mit einem ambulanten Patienten macht, wird dieser Patient mehr zum Zuschussgeschäft. Je mehr Untersuchungen du dem ambulanten Patienten also ausredest um so eher kannst du mit ihm noch ein paar Cent verdienen oder verlierst zumindest kein Geld.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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