Habt ihr nach abgeschlossenem Studium noch weiter studiert?

vom 10.10.2018, 12:15 Uhr

Ich kenne einige, die ein abgeschlossenes Masterstudium haben und dann auch eine Zeit lang gearbeitet haben und die dann noch einmal studieren und einen weiteren Studiengang belegen. Einen jungen Mann aus meinem Bekanntenkreis studiert nun sogar den dritten Studiengang, Er geht nebenbei arbeiten und findet es toll, dass er dann mehr Abschlüsse hat und später dann eben auch mehr Chancen hat.

Hat man wirklich mehr Chancen bei mehr abgeschlossenen Masterstudiengängen? Habt ihr auch mehrere Studiengänge abgeschlossen? Ein Bekannter hat erst BWL studiert und dann Jura und beides auch abgeschlossen. Dann kenne ich eine Frau, die ein Biologie-Masterstudium hinter sich hat und studiert nun Medizin.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich studiere tatsächlich immer noch nebenberuflich, was aber weniger den Grund hat, mich beruflich verbessern zu wollen. Eigentlich mache ich das als Hobby, weil ich die Thematik interessant finde und das Studium einen Ausgleich zum relativ langweiligen und eintönigen Beruf bietet.

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» lascar » Beiträge: 4412 » Talkpoints: 782,06 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ja, und ich bin ich echt froh das auch gemacht zu haben. Meine Ausbildung war noch zu DDR-Zeiten. Damals gab es nur ganz wenig Schüler die Abitur ablegen durften, dafür gab es aber Fachschulen die nach Abschluss der zehnten Klasse besucht werden konnten. Die Ausbildung dauerte drei Jahre, man benötigte kein Abitur und man galt quasi als Student.

Der Verdienst nach Abschluss war grottenschlecht, ich bekam etwas um die 500 Mark mit Aussicht auf eine Gehaltserhöhung alle zwei Jahre mit so um die 25 Mark. Das war auch damals extrem wenig. Ich bemühte mich dann auch um eine Weiterbildung, musste dann aber erst einmal zur Armee.

Als dass dann beendet war fühlte ich mich nicht mehr ausgelastet. Während der Armeezeit war man kurz vor dem Verblöden und ich hatte mich aus purer Lust am Lernen zu einem weiteren Fachschulstudium mit ähnlichem Thema entschieden. Finanziell hatte sich damals absolut nicht gelohnt, ich bekam nach Abschluss etwas um die 120 Mark im Monat mehr.

Heute bin ich dagegen sehr froh darüber dass ich diese Mühen auf mich genommen hatte. Im gehobenen Dienst verdient man zufriedenstellend, das hätte ich sonst nicht gehabt. Ich kann deshalb jedem nur empfehlen so etwas gleich im Anschluss an ein Studium und in jungen Jahren in Erwägung zu ziehen. Später wenn die Familie da ist und man geistig träge wird dann fehlt einem oft die Lust darauf.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Eine Bekannte von mir hat das tatsächlich gemacht. Sie ist promovierte Agrarwissenschaftlerin und hat sich dann irgendwann dazu entschlossen, noch einmal Medizin zu studieren. Sie ist ziemlich fortgeschritten im Medizin-Studium und voll begeistert bei der Sache. Ich bin gespannt, was für eine Ärztin sie mal werden wird. Sie hat sich eine Zeit lang für die Kinderklinik interessiert und jetzt aktuell interessiert sie sich für die Tätigkeit als Hausarzt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



hooker hat geschrieben:Finanziell hatte sich damals absolut nicht gelohnt, ich bekam nach Abschluss etwas um die 120 Mark im Monat mehr.

Aber hallo? Das entspricht einer Lohnerhöhung von circa 25 Prozent bei den von dir genannten Zahlen. Das finde ich jetzt nicht schlecht und ich glaube die meisten von uns würden heutzutage so eine Lohnerhöhung sofort mitnehmen. Dafür das du von einem recht unterirdischem Niveau kommst, kann ja keiner was. Aber ohne dein Studium wärst du ja dabei geblieben.

Also ich persönlich habe nicht weiter studiert. Mal abgesehen davon, dass mir dafür neben meinem zeitaufwändigen Beruf und der Familie die Zeit fehlt, fehlt mir dafür auch der innere Antrieb. Zumal ich in meinem Beruf glücklich bin und ich mich eigentlich nicht irgendwie umorientieren will. Dementsprechend macht ein zusätzliches Studium da jetzt wenig Sinn.

Also wenn würde ich jetzt höchstens noch mal studieren, wenn ich das einfach nur für mich machen würde und etwas finde, wo ich jetzt sagen würde, das interessiert mich brennend und ich mach das als Hobby. Für meine berufliche Entwicklung aber bringen mir eher andere Weiterbildungen etwas.

Trotzdem kann ich schon Leute verstehen, die sagen, sie möchten etwas eher seltenes machen und da lohnen sich dann auch mehrere Studiengänge. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sich die Chancen wirklich so drastisch erhöhen, nur weil man mehr Abschlüsse hat. So ist ja auch die Art des Abschlusses nicht unwichtig. Was nützen zum Beispiel 3 oder 4 gerade mit Ach und Krach bestandene Studiengänge, wenn da lauter Bewerbe kommen, die vielleicht nur 1 Studium abgeschlossen haben, das aber mit Bravur? Auch ist die Frage ja, ob man nicht irgendwann zu alt für den Arbeitsmarkt wird, wenn man die ganze Zeit nur studiert hat und weniger gearbeitet hat?

Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden und ist sicher auch eine Frage der Zeit, die man dafür hat. Es macht ja auch einen Unterschied ob man dann berufsbegleitend studiert oder 20 Jahre lang nur in der Uni hockt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Der Klassiker ist wohl die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, wo man Zahnmedizin und Humanmedizin abschließen und dann noch fünf Jahre Weiterbildung braucht. Wer das machen möchte, der hat keine andere Wahl und das zweite Studium verkürzt sich durch Anrechnung von Leistungen auch nicht so sehr.

Nach dem Staatsexamen wäre ich theoretisch fertig gewesen, wenn nicht Gesundheit einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Also habe ich noch ein Diplom drangehängt. Mittlerweile bastle ich am dritten Abschluss, der die Spezialisierung, die meine jetzige Arbeit mitbringt, unterstreicht.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Der Klassiker ist wohl die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, wo man Zahnmedizin und Humanmedizin abschließen und dann noch fünf Jahre Weiterbildung braucht. Wer das machen möchte, der hat keine andere Wahl und das zweite Studium verkürzt sich durch Anrechnung von Leistungen auch nicht so sehr.

Das stimmt jetzt so aber nicht ganz. Man muss lediglich das Studium der Humanmedizin beenden um mit der Facharztausbildung beginnen zu können. Das Zahnmedizinstudium kann man dann theoretisch parallel zur Facharztausbildung machen. Das heißt dann konkret im Idealfall 6 Jahre Medizinstudium und dann 5 Jahre Facharztausbildung mit parallelem Zahnmedizinstudium und nach 11 Jahre ist man Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und damit sogar 1 Jahr eher fertig als die meisten Fachärzte in den chirurgischen Disziplinen, die 6 Jahre Facharztausbildung absolvieren müssen. In wiefern sich Zahnmedizinstudium und Arbeit vereinbaren lassen weiß ich nicht, ich kenne aber einige die das so handhaben. Also machbar muss es scheinbar sein. Geht halt nur nicht anders herum mit dem Studium.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Hier schaffen das aber die wenigsten, Klehmchen. Und nicht jede Kammer erlaubt die Weiterbildung in Teilzeit. Vollzeit studieren und Vollzeit arbeiten verträgt sich nun einmal schlecht.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Hier schaffen das aber die wenigsten, Klehmchen. Und nicht jede Kammer erlaubt die Weiterbildung in Teilzeit. Vollzeit studieren und Vollzeit arbeiten verträgt sich nun einmal schlecht.

Welche Kammer lehnt sowas denn ab? Das wäre mir völlig neu. Natürlich verlängern sich die Weiterbildungszeiten entsprechend bei Teilzeittätigkeit. Aber selbst wenn man nur 50 Prozent arbeitet, würde das die Ausbildung nur von 11 Jahren auf 13,5 Jahre verlängern. Und selbst wenn man vom Beginn des ersten Studiums bis zum Facharzt 15 Jahre brauchen würde, wäre das nicht viel länger als viele andere Chirurgen brauchen. Aber das geht eben nur, wenn man mit dem Humanmedizinstudium anfängt. Wer erst Zahnmedizin macht, der muss nacheinander studieren und darf dann erst mit der Weiterbildung anfangen.

Auch darf man nicht vergessen, dass man ja sobald man mit der ärztlichen Weiterbildung anfängt auch schon Geld verdient und im Gegensatz zu vielen anderen Akademikern starten Ärzte ja jetzt nicht so schlecht ins Berufsleben.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen, die ausgemachten 25% sind jetzt aber von dir recht kühn interpretiert. Auch damals mussten Steuern gezahlt werden. Unterkunft, Verpflegung, sauteure Fachbücher und die Verlockungen der Großstadt kosteten, das hatte Jahre gedauert bis es wieder reinkam. Verdienst gab es ja für mehrere Jahre auch nicht.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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