Faktoren für die Berechnung der Lebenserwartung

vom 30.10.2019, 23:39 Uhr

In Deutschland werden die Menschen ja angeblich immer älter und wie ich jetzt gelesen habe, geht die Lebenserwartung in den USA jetzt neuerdings aber zurück. Allerdings fließen bei deren Berechnungen auch Drogentote und Suizide mit ein und diese Quoten wären wohl in den letzten Jahren mehr oder minder angestiegen. In Japan werden jedenfalls die Menschen am ältesten. Welche Faktoren und Kennzahlen fließen denn aber für die Berechnung der Lebenserwartung der Menschen alles mit ein? Macht das jedes Land ja nach Belieben oder gibt es da einheitliche Standards?

» baerbel » Beiträge: 1517 » Talkpoints: 601,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Welche Faktoren und Kennzahlen fließen denn aber für die Berechnung der Lebenserwartung der Menschen alles mit ein?

Verstehe ich das richtig, dass du denkst, dass bestimmte Todesursachen überhaupt nicht mit erfasst werden? Dann müsstest du ja alles ignorieren, was irgendwie unter "unnatürliche Todesursache" fällt, egal ob Mord oder Autounfall.

Und wenn du schon anfangen würdest zu selektieren müsstest du dich auch fragen, was man bei den natürlichen Todesursachen alles nicht mit berücksichtigen sollte. Nehmen wir mal die ganzen Menschen, die an Lungenkrebs sterben. Vielleicht wären die ja steinalt geworden wenn sie die Finger von den Zigaretten gelassen hätten. Herz-Kreislauf Erkrankungen? Mit besserer Ernährung und mehr Sport wären viel älter geworden.

Der "einheitliche Standard" ist, dass geschaut wird, wie alt die Leute werden und gut ist. Mag sein, dass das in manchen Ländern noch weiter nach Todesursachen aufgeschlüsselt wird und vor allem dann von Interesse ist wenn die Lebenserwartung sinkt. Aber für die Berechnung der Lebenserwartung ist die Todesursache irrelevant.

Was würde es denn bringen sich die Lebenserwartung irgendwie schön zu rechnen indem man bestimmte Personengruppen einfach nicht mehr erfasst? Das machen doch höchstens Staaten wie Nordkorea, die niemals zugeben würden, dass in ihrem System Menschen verhungern und keine ausreichende medizinische Versorgung bekommen. Weil das weder zu dem Bild passt, dass der Staat nach außen noch nach innen abgibt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Verstehe ich das richtig, dass du denkst, dass bestimmte Todesursachen überhaupt nicht mit erfasst werden?

Ja, das soll es heißen. Weil ich kann mir gut vorstellen, dass Kindstode, Unfalltote und einige unnatürliche Todesumstände mehr, aus der Statistik herausfallen, da diese ja sonst etwas verfälscht würde und dies ja wenig mit der reinen Lebenserwartung zu tun hat. Anders wäre ja der Durchschnitt von knapp 80 bzw. 84 Jahren an Lebenserwartung von Männern und Frauen ja gar nicht zu halten, denn da müssten ja fast alle "normal gestorbenen" 100 Jahre oder noch älter geworden sein.

» baerbel » Beiträge: 1517 » Talkpoints: 601,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Natürlich fließen alle Toten in solche Statistiken mit ein. Wie sollte es auch anders sein. Wenn es sinnbildlich Drogen nur in den USA geben würde und keine Drogen in Europa, dann wäre naturgemäß das Risiko am Drogenmissbrauch zu sterben für einen Amerikaner höher als für einen Europäer. Und dementsprechend würde sich das auf die Lebenserwartung eines Amerikaners auswirken, weil es eine gewisse Wahrscheinlichkeit gibt, dass er drogenabhängig wird und daran verstirbt.

Und wenn du dich mal mit Sterbetafeln beschäftigst, die eben genau aufzeigen, in welchem Jahr wie viele Menschen versterben, dann sieht man für die letzten Jahre eben wirklich, dass zum Beispiel von 100.000 Männern tatsächlich mehr als die Hälfte erst in einem Alter von 80 Jahren und älter versterben. Lediglich Totgeburten werden aus diesen Statistiken herausgerechnet.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich verstehe schon was du meinst, zumindest rein mathematisch machen deine Überlegungen natürlich Sinn. Du brauchst Menschen, die den Durchschnitt überschreiten um die Todesfälle "auszugleichen", die den Durchschnitt nicht erreichen.

Aber es geht bei der Lebenserwartung ja eigentlich nicht um Mathematik und die Frage, wie man eine möglichst schöne Statistik präsentiert. Die Lebenserwartung ist ein Indikator für den Entwicklungsstand eines Landes oder einer Gesellschaft. Und dazu gehört gerade auch die Säuglingssterblichkeit, die ja oft als Indikator für die Qualität der medizinischen Versorgung gilt.

Ähnliches gilt für unnatürliche Todesursachen. Deine potentielle Lebenserwartung in Deutschland ist unter anderem auch deshalb in den letzten Jahrzehnten gestiegen, weil es weniger tödliche Unfälle im Straßenverkehr gibt, weniger tödliche Arbeitsunfälle und so weiter. Es wäre doch unsinnig diese Todesfälle aus der Statistik rauszunehmen wo sie doch Dank der Verbesserung der Sicherheit gerade dazu beitragen, dass die Lebenserwartung steigt.

Ich habe übrigens herausgefunden, dass es in den USA eine Korrelation zwischen sinkender Lebenserwartung und steigendem Gewicht zu geben scheint. Wobei ich allerdings vermute, dass auch das Gesundheitssystem eine Rolle spielt. Also, dass Menschen nicht unbedingt an ihrem Übergewicht sterben, sondern weil sie es sich nicht leisten konnten die durch das Übergewicht entstandenen Erkrankungen rechtzeitig oder ausreichend behandeln zu lassen. Und da wären wir dann wieder bei der Lebenserwartung als Indikator für gute medizinische Versorgung.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


In die Berechnung der Lebenserwartung fließen doch sämtliche Faktoren mit ein: Geschlecht, Wohnort, Gewicht, Alkohol- und Drogenkonsum, Familienstand, Anzahl der Kinder, Arbeitssituation, Beamtenstatus, Krankenversicherung, Bewegung, Ernährung, etc.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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