Erfahrungen mit psychischer Gewalt in Kindergärten

vom 19.10.2019, 01:19 Uhr

Von verbalen Drohungen bis zum Essenszwang mit Würgereiz, psychische Gewalt in Kitas scheint heutzutage keine Seltenheit zu sein. Die Frage hierbei ist: Wo beginnt die Gewalt?

Eltern berichten Dr. Anke Ballmann vom Institut für kindgerechte Pädagogik in München von Sätzen wie "Wenn du nicht leise bist, schneide ich dir die Zunge ab". Laut der Einschätzung des Instituts komme Gewalt in Kitas sehr häufig vor. In vielen Kitas sei das fast fast jeden Tag in unterschiedlich starken Ausprägungen der Fall. Es gäbe psychische und physische Gewalt, meistens jedoch sei es psychische Gewalt. Natürlich nicht von allen Erzieherinnen, immer nur von wenigen Einzelpersonen, aber die wenigen seien schon zu viel.

Manche Kindergarten-Eltern begründen dies dadurch, dass das Kita-Personal durch die zunehmend "verzogenen Kinder" heute mehr gestresst sei. Wichtig sei laut Frau Dr. Ballmann dann, die betreffenden Kita-Erzieherinnen nicht zu verurteilen, sondern Hilfestellungen anzubieten. Laut Ihr beginnt psychische Gewalt bei Drohungen, Nötigungen, Angstmachen, Beschimpfungen, Abwertungen, Isolation, persönlicher Ablehnung oder dem Erzeugen von Schuldgefühlen. Habt ihr in Kindergärten schon solche Erfahrungen gemacht? Seht ihr die Ursache auch am erhöhten Stresslevel der Erzieherinnen oder an dem unerzogenen Verhalten der Kindergartenkinder?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



In meiner Kindheit gab es sowohl Schlafzwang, als auch den Zwang zu essen. Da ich vor dem Kindergarten von meiner Mutter aus etwas essen musste, da ihr das wichtig war, musste ich dann also 2 Mal essen und oft habe ich das nicht geschafft. Das führte dann entweder dazu, dass ich ewig da saß oder ich mich erbrochen habe. Nicht selten kam dann der Satz: "Du isst das jetzt!" und zwar nicht nur beim Teller mit meinem Essen darauf, sondern auch mit dem Erbrochenen auf dem Teller. Ich sollte also auch mein Erbrochenes essen. Erklärungen meinerseits, dass ich eben keinen Hunger habe, halfen da nichts.

Außerdem wurde ich zum Schlafen gezwungen. Da wurde man dann so in die Decke gesteckt oder zusammengeschnürt, dass man sich nicht mehr bewegen konnte. Dann sollte man die Augen schließen und wenn diese nicht geschlossen waren wurde man angeschrien und fertiggemacht. Immer wieder wurde auch damit gedroht es den Eltern zu erzählen und die würden dann schon für die gerechte Strafe sorgen oder wirklich traurig sein, weil man etwas gemacht hat.

So etwas geht gar nicht und war für mich als Kind auch wirklich belastend. Gerne bin ich also nur zu den Kindern gegangen, aber nicht in den Kindergarten an sich. Mitbekommen habe ich das in unserem Kindergarten nicht. Da wird eher mit Stempeln gearbeitet oder Ablenkung. Wenn man leise ist, bekommt man einen Stempel auf die Hand oder irgendetwas anderes, was man gerne mag, aber keinen Sachwert oder so, sondern wirklich nur Kleinigkeiten. Beschimpfungen oder so etwas habe ich noch nicht mitbekommen, aber ich denke, dass das auch niemand vor den Eltern machen würde. Eine gewisse Verzweiflung kann ich bei so vielen Kindern schon nachvollziehen, nicht bei uns, sondern eher in der Stadt. Bei uns sind die Gruppen noch angenehm, da kann man sich dann auch eher durchsetzen, aber wenn die Gruppen so groß sind finde ich Überforderung schon normal. Allerdings sollte man dann auch Hilfe bekommen, in Form einer weiteren Kraft.

Im Praktikum habe ich auch erlebt, dass man Kinder einfach weinen ließ. Also nicht, weil sie sich wehgetan haben und dann weinen, sondern weil ihr zu Hause schlimm war und sie dann nicht noch sehen wollten wie die Mutter zum schlagenden Vater ging. Das waren wirklich schlimme Familienverhältnisse, das Kind noch sehr klein und man hat es einfach schreien lassen. Als ich es in meinen jugendlichen Alter beruhigen wollte, habe ich dann auch noch böse Worte hören müssen, dass ich ein Weichei wäre und man sich diese Extrazeit nicht nehmen kann. Es waren allerdings in der Früh meistens nur 6 Kinder da und 2 Erzieherinnen plus mich als Praktikant. Die anderen Kinder kamen später. Es gibt also auch Erzieher, die in dem Beruf einfach nichts verloren haben. Ich finde als Eltern sollte man mit so etwas immer mit der Leitung reden und es damit auch zur Sprache bringen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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