Ende des Kabelfernsehens mit "zattoo"?
Auch hier wieder spöttisches Verächtlichmachen einer jahrzehntelang bewährten Technologie mit einem populären Song und dem Slogan "...Verkündigung des Endes des Kabelfernsehens..." beim neuerdings im Fernsehen laufenden Werbespot des TV-Streaming-Anbieters "zattoo". Die Internetseite ist allerdings im Gegensatz zu den bereits erwähnten "Dongle"-Anbietern sehr aufschlussreich und zeigt neben Vor- auch die Nachteile des "neuen" Fernsehverbreitungssystems auf.
Leider finde ich dort nicht den Hinweis, ob nun Oma im Wohnzimmer ihr Lieblingsprogramm, Vater im Hobbyraum seine Fußballweltmeisterschaft verfolgen kann, oder im Kinderzimmer etwas Kinderfreundliches im dafür geschaffenen Programm zeitgleich und unabhängig voneinander mit jeweils einem Extra-Gerät angesehen werden kann.
Bei Verwendung des "alten" Kabeltv-Systems zog man einfach ein Koaxialkabel zum Fernseher im gewünschten Zimmer, konnte die Strippen über Koaxialkabelverteiler mit oder ohne Zwischenverstärker dann an den einen gemeinsamen Kabelfernsehbuchsenanschluss (meistens im Wohnzimmer gelegen) verbinden. Bei den Streaming-Systemen geht das so wie ich das sehe, nicht mehr so einfach. Ja, da finde ich doch noch einen Hinweis hier:
Da im Haushalt meistens viele Geräte gleichzeitig auf das Internet zugreifen, ist davon auszugehen, dass für den Zattoo Stream nicht die komplette Bandbreite zur Verfügung steht. Dies sollte bei der Auswahl eines Internet-Angebots beachtet werden. Mindestens 30 MB...
Frage an die glücklichen zatto-Kunden: Wie sieht das aus: Geht es wirklich gleichzeitig mit verschiedenen Fernsehern in verschiedenen Räumen, oder eher nicht? Apropos: Es werden auch noch spezielle Empfangsgeräte so ganz nebenbei empfohlen. Mit dem "alten" Fernseher, den ich direkt an dasselbe Kabel, das mit der Hausinstallation verbunden ist, und "noch" mit DVB-C versorgt wird, nur auf einem anderen reservierten Frequenzspektrum als das fürs Streming nötige Internet auf demselben Koax- oder Glasfaserkabel, geht es ja nicht mehr. Die Fernsehgeräte sollten schon von Hause aus internetfähig sein oder zumindest mit Zusatzgeräten gemacht werden.
Würde mich über Eure Erfahrungen mit zattoo freuen.
Was hängst du dich so unglaublich an Zattoo auf? Das ist eine von vielen Apps, mit denen du Fernsehsender streamen kannst. Da Vermieter Mieter ab Sommer 2024 nicht mehr zum Kabelanschluss zwingen können, werden sowieso reihenweise Anschlüsse gekündigt. Genügend Mieter wollen den Anschluss nämlich nicht.
Und es ist ja auch einfach praktischer. Denn diese Angebote kann man viel unabhängiger nutzen und ist nicht auf den klassischen Fernseher angewiesen. Schließlich läuft das auch auf Notebooks, Tablets und Handys und dazu noch überall. Ich kann einen ganz anderen Internetzugang nutzen und trotzdem gucken, mein Kabelanschluss funktioniert nicht im Urlaub oder bei Freunden.
Und die Datenmengen sind nun wirklich kein Problem. Telefonieren, drei verschiedene Sendungen gucken, Daten zum Kunden hochladen, Musik hören und im Internet surfen und zocken funktioniert flüssig und ohne Schwierigkeiten. Das ist zumindest meine Erfahrung. Ich nutze nur kein Zattoo, weil ich über andere Streamingdienste genügend Sender inbegriffen habe.
cooper75 hat geschrieben:Und die Datenmengen sind nun wirklich kein Problem.
Zattoo sagt auf der Internetseite dazu:
Bitte beachte, dass je nach Abo-Modell eine unterschiedliche Anzahl paralleler Streams möglich ist und der Zattoo Stream nicht als Einziges im Haushalt über das Internet verwenden wird. Da also die Zattoo Streams i.d.R. nicht die komplette Bandbreite zur Verfügung haben werden, sondern diese mit anderen Geräten/Diensten/Programmen teilen, empfehlen wir für eine einwandfreie SD- / HD- / Full HD-Übertragung folgende übliche Internetverträge: Zattoo Ultimate: 50 bis 100 Mbit/s (für 4 gleichzeitige Zattoo Full HD-Streams und andere Aktivitäten)
Das heißt, vier Fernseher maximal gleichzeitig mit verschiedenen Programmen, sonst geht es nicht ruckel- und unterbrechungsfrei. Im Gegensatz dazu spielt beim "normalen" Kabelfernsehen die Anzahl der Geräte und die Auswahl der gleichzeitig zu empfangenden Programme in verschiedenen Räumen überhaupt keine oder, technisch gesehen, nur eine untergeordnete Rolle. (Evtl. reicht Pegel nicht mehr für alle Geräte (Kabeldämpfung) aus und es muss ein Verstärker eingeschleift werden). Darauf zielte meine eigentliche Frage ab: Die Gleichzeitigkeit.
Beim preiswertesten Abo wird laut Angebot also nur ein Programm als störungsfrei empfangbar angepriesen. Obwohl auch dort weitere Einschränkungen gemacht werden:
Für eine stabile Übertragung, vor allem auf dem großen Bildschirm wie Smart TV, Apple TV oder Amazon Fire TV Stick, empfehlen wir eine LAN-Verbindung (Kabelverbindung). WLAN (also eine drahtlose Verbindung) kann von sehr vielen, auf den ersten Blick nicht erkennbaren Faktoren, beeinträchtigt werden und ist auf Fehler anfälliger als eine Kabelverbindung.
Beim bisherigen Kabelfernsehen wurde ja das analoge UKW/FM-Radio durch ein digitales System (bei Transponderwechsel im Jahre 2021 ausschließlich nur noch) ersetzt. Dieses Digitalradio ist beim DVB-C Kabelfernsehen gratis dabei, ohne dass besonders darauf hingewiesen wird. Bei Zattoo fehlt diese Angabe, so dass davon auszugehen ist, das für Digitalradio noch Sonderbedingungen bestehen.
Fazit: "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet, der Wahn ist kurz, die Reu ist lang." In diesem Sinne.
Übrigens, ganz nebenbei bemerkt laut Infos ist Streaming nicht gerade umweltfreundlich. Schluckt summa summarum viel mehr Strom (Server etc.) als das bisherige "Kabel-TV". Durch das zusätzlich vermehrte Angebot von Streamingdiensten beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk sollen sogar die Rundfunkgebühren erhöht werden.
cooper75 hat geschrieben:Was hängst du dich so unglaublich an Zattoo auf?
Weil ich diese Art von Reklame im Fernsehen für völlig irreführend und ziemlich gemein halte. Hier wird eine Verbreitungstechnik, das Kabelfernsehen, die allein schon durch ihre lange Überlebenszeit absolut herausragend ist, mit Spottliedern und sonstwie in unfairster Weise niedergemacht.
Dabei stützt sich diese angeblich völlig neue Streaming-Technik auf dieselbe Infrastruktur, wie das Kabelfernsehen. Auf demselben Kabel wird eben auf verschiedenen Frequenzbereichen sowohl Docsis Telefonie als auch Internet und TV/Radio angeboten. Die Streamingdienste stellen ihre Produkte als Weltneuheit dar, die sie vom physischen Layer aus in Wirklichkeit nicht sind.
Es geht ja um Produktplatzierung, sprich Werbung. Wenn sie ehrlicher wären, würden diese Anbieter damit werben, dass sie etwas Besonderes anbieten können, mit dem sie sich von anderen Anbietern unterscheiden. Und das will ihnen nicht so recht gelingen, außer, dass mit der Menge von Programmen (160) und eventuell noch einer spezielle Auflösung geworben wird, und von daher bleibt ihnen nur noch das Bashing von DVB-C übrig.
Dabei hat die Infrastruktur von Kabelfernsehen erst deren Dienste möglich gemacht. Ohne mit der Wimper zu zucken legen sie ihre Signale aufs vorhandene Kabel. Ohne ein Wörtchen von Dankbarkeit. So brutal und unfair ist eben Werbung. Das stört mich.
Nein, Streaming kostet extra. Und darum geht es, es geht um deren Gewinne. Und um nichts anderes.
Abgesehen davon wird beim Wegfall des Nebenkostenprivilegs nicht der Betrag, der sonst in der Abrechnung erscheint, Null Euro sein, wenn das Kabel-TV nicht mehr wie bisher verwendet wird. Der Vermieter kann allein für die Wartung des vorhandenen Koaxial- bzw. Glasfaserkabels eine Pauschale verlangen, die nach wie vor über die Nebenkosten abgerechnet werden wird.
Ich nutze das Kabelfernsehen, bin damit vollends zufrieden und abgedeckt und hatte bisher noch kein Bedürfnis den Anbieter zu wechseln. Ich nutze doch so schon höchstens 2 Prozent aller im Kabelnetz angebotenen Sender regelmäßig und Zattoo bietet wohl über 300 Live-TV-Sender an. Also ich brauche das nicht, da wird man ja verrückt im Kopf und man will doch auch nicht nur vor der Fernsehkiste hocken.
Bei mir ist es so, wenn mich jemand nach meinen Fernsehgewohnheiten fragte, dass ich, bei fremden oder befreundeten Leuten eingeladen, auf die ARD Mediathek zugreifen möchte. Das ist wohl das einzige Streaming, das IMHO recht seriös ist. Ansonsten laufen Radio entweder digital im Kabel-Fernseh-Radio mit sagenhaften Bitraten, von denen das terrestrische DAB+ nur träumen kann, oder eben noch unterwegs, weil DAB+ noch stottert, UKW/FM Stereo und RDS.
Das DVB-T lief als Alternative mit mickriger Zimmerantenne eine gewisse Zeitlang, bis aus dem Receiver nichts mehr herauskam. "Kein TV-Sender, kein Radiosender gefunden." Und mit DVB-T2 wollte ich erst gar nicht anfangen, da die meisten Sender nur kostenpflichtig zu empfangen sind. Und das mit der Satellitenschüssel war mir zu viel Gedöns. Kabel TV bietet mir da ganz bequem für wenig Gebühr wesentlich bessere Qualität, vor allem wenn es regnet und schneit. Und den Eutelsat brauche ich nicht. da ist ja mittlerweile sehr viel verschlüsselt und alles digital.
Fazit: TV-Seher bleib bei deinem Leisten. Wenn ich unbedingt einen interessanten Film ansehen möchte, dann suche ich gezielt nach einer Downloadquelle, ohne mich gleich wieder abonnementmäßig oder sonst wie festlegen zu müssen. Oder ich kaufe, eventuell sogar in einer Tauschbörse, tatsächlich noch die DVD, wenn es nicht anders geht.
Gorgen, unzählige Haushalte haben keinen Kabelanschluss und kommen komischerweise problemlos mit vielen verschiedenen gleichzeitigen Aktivitäten mit einem Internetanschluss zurecht. Und dir nimmt doch auch keiner deinen Kabelanschluss. Wenn dein Vermieter den Sammelvertrag kündigt, schließt du halt selber einen ab.
Allein die Aussage, dass nur die ARD Mediathek halbwegs seriös erscheint, ist doch abenteuerlich. Außerdem gibt es unzählige Anbieter, die Fernsehsender im Stream anbieten. Warum wetterst du nicht gegen Magenta TV, Prime Video, Waipu, Sky oder Joyn und die anderen?
Erkenne doch einfach an, dass es in anderen Haushalten auch ohne Kabelfernsehen gut funktioniert, trotz smarter Lösungen, Arbeit, Spiel, Musik und verschiedener Fernsehgucker gleichzeitig. Was hättest du bloß getan, wenn es in deiner Wohnung kein Kabel gäbe? Und ist es echt soll schrecklich, das Angebot, für das man zahlt, auch woanders nutzen zu können? Du willst offensichtlich keine Erfahrungen, du möchtest nur meckern.
cooper75 hat geschrieben: unzählige Haushalte haben keinen Kabelanschluss
Hier liegt doch das fundamentale Missverständnis vor, das ich mit meinen Beiträgen hier aufzulösen versuche.
Noch einmal: Ein für die aktuellen Fernseh- und sonstigen Entertainmentangebote notwendigen Internetanschluss findet nicht im luftleeren Raume statt. Die Verbindung über LTE mit breitbandigem System fürs Smartphone wird wegen des Verbrauchs des vorfinanzierten, eingeräumten Datenvolumens fürs "normale" alltägliche Fernsehen wohl kaum in bevorzugter Weise verwendet, eher dann, wenn keine andere "stationäre" Anbindung möglich ist. Auch BT und WLAN brauchen aber wieder am anderen Ende irgendwo in der Besenkammer oder im Kellerverschlag verstecktes "Kabel". Mesh-Netze (Freifunk) werden in dem Zusammenhang wohl kaum größere Bedeutung haben.
In diese Bresche springen ja die genannten Anbieter nur allzu gerne, indem sie behaupten, es ginge ohne all diese zwingenden infrastrukturellen Voraussetzungen mit Wunderzusatzgadgets und so weiter. Dabei wird nicht von allen Anbietern ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auch sonst noch ein Internetanschluss vorhanden sein muss.
Diese "anderen" Systeme basieren allesamt auf einer irgendwie gearteten Festinstallation über Glasfaser- oder, wie gehabt, Koaxialkabel. Ein weiteres Ummodeln wieder auf Funk (WLAN) findet erst wieder beim Kunden selbst (am Router) statt, oder am WiFi-Spot, der mehr oder weniger wieder in privaten Händen liegt, auf den der Anbieter selbst überhaupt keinen Einfluss hat.
Die Formulierung: "Deutschland verabschiedet sich vom Kabel" stellt für mich einfach eine tolldreiste Werbelüge dar. Genauso könnten sie behaupten: Auto fährt ohne Räder. Klar. In Alaska auf Eis mit Kufen. Also, so technisch unbedarft sind die Leute nicht, dass sie das nicht merken würden, wie sie von der geschilderten Werbung verdummt werden.
cooper75 hat geschrieben:Wenn dein Vermieter den Sammelvertrag kündigt, schließt du halt selber einen ab.
Keine Sorge. Wenn es gestattet ist, möchte ich kurz davon Bericht erstatten, wie es bei mir jedenfalls vonstatten ging.
Also, rufe die Internetseite meines Kabelnetzbetreibers auf, der gleichzeitig auch Telefonnetzbetreiber und nicht zuletzt auch noch Internetprovider in Personalunion ist. Dort wähle ich "Angebote für mich" aus. Und auf einer Seite wird dann ein Verfügbarkeitscheck gemacht. "Uuups. An ihrem Ort leider sorry. Versuchen Sie es später noch einmal, oder rufen Sie die Hotline an." Mach ich doch direkt.
Entgegen sonstiger Erfahrung ist schon nach wenigen Sekunden jemand am anderen Ende der Leitung. Schildere mein Vorhaben. Werde nach bestehenden Vertragsdaten gefragt, ein paar Sicherheitsabfragen noch, dann bekomme ich eine E-Mail geschickt über den Account, den ich als Referenzadresse, an die auch die Telefon/Internet-Rechnungen geschickt werden, angegeben hatte.
Dort befindet sich ein Bestätigungslink. Nachdem ich den gedrückt hatte, meldete sich ein paar Augenblicke später die nette Dame am anderen Ende der Telefonleitung und sagte, "ok, jetzt schicke ich Ihnen noch die Vertragsänderungsmitteilung als Email. Dort sehen Sie noch die Bestandsdatenänderungen. Falls Sie noch Einwendungen gegen den Vertrag haben, können Sie dann immer noch innerhalb von einem Monat widersprechen."
Und da steht dann: Drei Monate gratis. Erst dann Berechnung. Und kostenfrei, bis Vertragskündigung durch Vermieter. (Also Herbst 2024). Und die Frage, ob nun andere Hausbewohner, die an der gleichen Strippe hängen, für lau mitgucken könnten, wurde dahingehend beantwortet, dass diese einen neuen Deckel für ihre Anschlussdose bekämen, falls sie nicht anderweitige Nutzungsverträge abgeschlossen hätten. Der Deckel ist da zugegossen, wo früher die Aussparungen für die Stecker waren.
Fazit: Das einzige, was ich zur Vertragsänderung benötigte, ist ein PC und ein separat davon arbeitendes Telefon. Über Smartphone gehen die E-Mails und gleichzeitig Telefonat mit der Hotline wohl nicht. Konnte ich nicht ausprobieren. Vielleicht erzählen andere Forenmitglieder, wie es bei Ihnen gelaufen ist.
Gestern wieder kein Telefon, kein Internet. Stundenlang. Und das zur besten Fernsehzeit. Habe ich gar nicht richtig mitbekommen, denn mein Kabel-TV über dasselbe Kabel, über das auch Internet läuft, hatte weder Pixel noch Tonstörungen.
Hätte ich Zattoo oder sonst irgendwelche Dongles, dann hätte ich auf dem Fernseher statt Tagesschau "kein Empfang" gesehen. Und dann dreist zu behaupten, Deutschland verabschiedet sich vom Kabelfernsehen, ist schon eine Frechheit. Denn diese notwendigen High-Speed-Internetverbindungen für das Streaming sind häufig Ursache für Netzwerkstörungen. Weil Netze überlastet werden, wenn alle gleichzeitig gucken wollen.
Aber klassisches Kabel-TV geht ohne Internet auf eigenen PIDs. Apropos, jetzt läuft auch Reklame für Kabel-TV, bravo. Den letzten Satz finde ich bemerkenswert: "Sie brauchen kein neues Gerät, die Programme sind auf denselben Plätzen wie gewohnt."
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