Ein Accessoire ausziehen, bevor man das Haus verlässt?

Die bekannte französische Modedesignerin Coco Chanel bestand darauf, dass man ein Accessoire auszieht, bevor man aus dem Haus geht. Nach dieser Moderegel ist der Schmuck oder ein anderes Accessoire mit Bedacht platziert und wirkt eher minimalistisch und auf gar keinen Fall zu überladen.

Bis jetzt habe ich noch nie über diese Regel nachgedacht, aber ich verstehe die Logik dahinter schon. Ob ich in Zukunft danach handeln werde, das weiß ich allerdings nicht. Kennt ihr diese Moderegel und befolgt ihr diese oder interessiert euch das gar nicht?

Wenn man ein Accessoire ausziehen soll, wenn man aus dem Haus geht, dann impliziert das doch, dass man Accessoires im Haus trägt oder verstehe ich das falsch? Und das finde ich schon merkwürdig, denn ich trage Accessoires eigentlich nur, wenn ich unterwegs bin und nicht, wenn ich im Haus bin.

Ich finde aber auch, dass viele Menschen heute mit Accessoires übertrieben. Im Sommer sieht man auf den Straßen lauter Menschen mit Schals, Sonnenbrillen, Ketten und Schmuck beladen. Sowas muss doch wirklich nicht sein. Weniger ist manchmal mehr, aber derzeit scheint das ''Mehr'' irgendwie in Mode zu sein.

Wenn man dazu tendiert es mit den Accessoires zu übertreiben macht das vielleicht schon Sinn. Ich bin aber eher minimalistisch und meine persönliche Moderegel ist deshalb genau das Gegenteil. Wenn ich meinen Schmuck nicht offen herum liegen hätte würde ich es oft vergessen überhaupt nur ein einziges Teil anzulegen und das wäre wirklich Schade, weil ich viele schöne Teile habe.

Ich denke, dass das schon ein bisschen komisch ist. Natürlich muss man sich jetzt nicht wie ein Weihnachtsbaum behängen, aber nur ein Accessoire zu tragen finde ich dann schon ein bisschen wenig. Immerhin kann man ja beispielsweise Ohrringe tragen und dazu einen Schal, das wirkt nicht überladen, sind dann aber schon zwei Sachen. Ich denke, dass man da einfach schauen muss, welcher Typ man ist und für sich eine Lösung finden muss.

So eine Regel kenne ich nicht und bei mir wäre sie auch ziemlich fehl am Platze, weil ich selten überhaupt mal Accessoires trage und wenn ich mal eine Kette oder so trage, dann ziehe ich die erst an, wenn ich das Haus verlasse. Ich wüsste auch nicht, warum ich die im Haus schon tragen sollte. Also laufe ich immer mit wenigen Accessoires herum und muss nicht erst eines ausziehen, um das zu erreichen.

Man muss diese Regel aber doch vor dem Hintergrund der damaligen Zeit sehen und an welches Zielpublikum der Rat sich gerichtet hatte. Das war sicher nicht die Wäscherin von nebenan und auch nicht die heute moderne Frau. Damals waren solche Schmucksets, wo alles zueinander passt, vermutlich gerade sehr angesagt, sodass man sein Collier mit den Ohrringen, dem Fingerring und vielleicht noch einem passenden Armband hatte.

Wenn man dann all diese Teile trägt, wirkt es schnell überladen und das Abnehmen eines einzelnen Teils bringt die anderen mehr zu Geltung und zum Strahlen. In die heutige Zeit passt der Rat vermutlich nur für Schmuckenthusiasten, die sich wie ein Christbaum behängen. Bei mir würde das auch nichts nutzen, denn ich bin ein fauler Schmuckmuffel und habe immer gar keine Lust, mich darum zu kümmern. Ich wüsste jetzt auch nicht, was schlimm daran ist, wenn man kein oder nur ein einzelnes Teil trägt. Finde ich allemal besser, als auszusehen wie der Schmuckständer bei Bijou Brigitte.

Klar, ich style mich im Haus und wenn ich raus gehe, dann ziehe ich ein Teil aus, damit es minimalistischer wirkt? Der Sinn dahinter ist mir wirklich nicht klar und nachvollziehbar finde ich das absolut nicht. Ich handhabe es, wenn ich daran denke, vermutlich wie der Großteil und lege eher ein Schmuckstück an, bevor ich das Haus verlasse, als das ich eines abnehme.

Wenn überhaupt handelt es sich dabei eh nur um Ohrringe oder eine Kette. Fußketten oder Armreifen trage ich nicht. Meinen Ehering lasse ich immer dran. Ich weiß auch nicht, wie mein Mann das findet, wenn ich den immer abnehme, wenn ich das Haus verlassen und ob er den modischen Tipp lustig findet, dass ich minimalistischer wirken will.

Natürlich gibt es Frauen, die mehrere Ohrringe tragen oder auch Ketten. Aber warum sollten sie das eher im Haus als auf der Straße machen? Man möchte in dem Fall doch gern auffallen und daheim sehen es ja nicht so viele Menschen.

Es macht schon einen Unterschied, ob eine international bekannte Modedesignerin wie Madame Coco Chanel zur Opernpremiere ins Blitzlichtgewitter schreitet oder Madame Gerbera Birnstingl morgens um sieben zur Bushaltestelle dackelt. In der Welt der Reichen und Schönen gelten eben andere Regeln, und soweit mein begrenztes Wissen über Mode reicht, war gerade Chanel für eine gewisse Zurückhaltung im Stil bekannt.

Alles natürlich relativ, aber das berühmte "kleine Schwarze" ist ja auch eher dezent und schlicht-elegant gedacht. Sonst hieße es wohl eher "das große Bunte aus Brokat mit Strass-Applikationen". Und dazu passt auch ein gewisses Understatement, was Schmuck und Accessoires angeht. Das hat aber nichts damit zu tun, ob ich mir eine Brosche von Bijou Brigitte anstecke oder verkneife, sondern eher, dass Diamanten im Wert von 5000 Dollar auch ausreichen, und es nicht immer 15000 sein müssen.