Durch Jobticket weniger Autofahrer haben?

vom 26.02.2018, 07:49 Uhr

In Berlin diskutiert man gerade darüber, ein günstiges Jobticket einzuführen, das nur 50 Euro im Monat kosten soll. Man erhofft sich dadurch, dass immer mehr Pendler das Auto stehen lassen und stattdessen mit Bus und Bahn zur Arbeit kommen. Ich finde allerdings nicht, dass so ein günstiges Jobticket alleine ausreichend ist, um diesen Effekt zu erzielen.

Bei uns auf Arbeit hat man zum Beispiel auch die Möglichkeit, ein Jobticket für ca 60 Euro monatlich zu erhalten und dieses auch in der Freizeit im ganzen Verkehrsgebiet nutzen zu können. Dies allein reicht meiner Ansicht nach aber nicht aus. Die Parkplatzsituation bei uns ist eine komplette Katastrophe und man zahlt locker 10 Euro pro Tag, wenn man diese nutzen möchte. Dann wird die Zahl der Einfahrgenehmigungen für Mitarbeiter drastisch reduziert, weil man den Platz für eine andere Zielgruppe braucht und weil es bei knapp 7000 Mitarbeitern sonst zu einem Kollaps kommen würde.

Dann gibt es noch Angebote wie zum Beispiel ein Online-Portal, um Fahrgemeinschaften zu bilden, Abstellplätze für Fahrräder und Pedelecs. Gleichzeitig wird das ÖPNV-Netz ausgebaut, weil es sonst bei der Flut an Mitarbeitern zu einem Kollaps kommen würde. Aber nur das Jobticket alleine hätte da meiner Ansicht nach einen geringen Effekt. Wie seht ihr das? Welchen Einfluss messt ihr dem Jobticket alleine zu? Oder meint ihr, dass das Verhalten von Pendlern multifaktoral bedingt ist?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Irgendwo muss man schließlich ansetzen. Es kann schließlich keiner mit dem Zauberstab wedeln, und jeder Pendler steigt brav auf die öffentlichen Verkehrsmittel um. Die Tatsache, dass bei euch die Parkplatzsituation so katastrophal und teuer ist, erscheint mir zudem eher als ein Argument für die Einführung eines Jobtickets - die Ersparnis an Zeit und Geld wird so noch größer, als wenn man eigentlich bequem mit dem eigenen Pkw anrollen und diesen am Ende noch platzgünstig und gratis parken könnte. Dann würde ich auch kein Jobticket brauchen.

Aber an meinem Arbeitsplatz sieht es so aus wie bei vielen Leuten, die im Zentrum von Großstädten arbeiten und nicht gerade einen BMW samt Chauffeur benutzen können. Das muss ich auch nicht näher beschreiben. Von daher hätte ich nichts dagegen, wenn ich schon pendeln muss, dass mein Einsatz an Zeit und Nerven, sowie mein Beitrag zum Umweltschutz zumindest marginal finanziell ausgeglichen werden. Natürlich wäre die Pendelei noch schöner, wenn der ÖPNV noch besser ausgebaut, sauberer und zuverlässiger wäre, aber wie gesagt: Billiger wäre schon mal ein Anfang.

Ideen wie Mitfahrzentralen oder Stellflächen für Radfahrer halte ich wiederum für Kinkerlitzchen, die der Gesamtsituation noch weniger aufhelfen als die flächendeckende Einführung eines Jobtickets. Alleine aus dem Raum Augsburg pendeln Tag für Tag über 20 000 Leute nach München. Tendenz steigend! Die 60 Kilometer und mehr wird wohl kaum jemand radeln, und ob jetzt einer oder zwei Leute in einem Auto sitzen, wird die Blechlawine auch nicht verringern. Da hilft in meinen Augen schwerpunktmäßig wirklich nur ein gut funktionierender und für die Kunden bezuschusster ÖPNV.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ein Jobticket welches 50 Euro im Monat kostet, das wäre für mich ja mal Null Anreiz mein Auto stehen zu lassen. Bei meinem vorletzten Arbeitgeber, da hatte ich sogar ein völlig kostenloses Jobticket und habe dieses vielleicht 5 mal im Jahr genutzt, nämlich dann, wenn man Auto mal nicht zur Verfügung stand. Fahrgemeinschaften halten nach meinen Erfahrungen auch nicht lange und dann lösen sich diese wie von alleine wieder auf. Also mich könnte man mit dieser Jobticket Idee jedenfalls nicht begeistern.

» mika80 » Beiträge: 68 » Talkpoints: 32,47 »



Ich denke auch, dass man es ja irgendwie mal versuchen muss, das Problem in den Griff zu bekommen. Natürlich wird nun nicht jeder Autofahrer das Jobticket annehmen und das Auto stehen lassen, aber wenn das schon einige Leute machen, dann ist das doch schon ein Anfang.

Wenn ich von mir selber ausgehe, dann wäre das zumindest eine Überlegung wert und ich könnte mir schon vorstellen, das Ticket zu nutzen, wenn es so günstig ist. Aber das Auto ist eben doch viel bequemer und man ist damit unabhängiger. Somit wird es sich einfach zeigen müssen, wie viele Pendler dann vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, wenn das günstigere Ticket tatsächlich kommt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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