Dozent hält schlechte Vorlesung - darauf ansprechen?

vom 13.07.2015, 11:57 Uhr

Während meines Studiums habe ich viele gute und leider auch viele schlechte Dozenten kennengelernt. Manchen Dozenten lag es wirklich sehr am Herz, dass die Studierenden was mitnehmen und in die Thematik eingebunden werden. Anderen hingegen war das total egal.

Ich habe das dann immer so hingenommen. Natürlich wurde unter den Studierenden darüber diskutiert, dass die Vorlesung schlecht ist. Gehandelt wurde allerdings nicht. Am Ende der Vorlesung wurde der Dozent zwar bewertet, aber das hat dann meistens auch nichts mehr gebracht.

Deswegen würde mich mal interessieren, ob ihr einen schlechten Dozenten auch während der Vorlesung darauf ansprecht, dass er eine schlechte Vorlesung hält? Würdet ihr das auch tun, wenn es sich um einen Professor handelt?

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Fächer und Studienabschnitte wechseln in so hohem Tempo, dass man sich nicht unnötigerweise mit einzelnen Vortragenden befassen sollte.

Eine außertourliche Kritik kann bestenfalls dann Sinn machen, wenn man die jeweilige Hürde in diesem Gegenstand bereits genommen hat und seine gering bemessene Freizeit darauf verschwenden möchte, dem ungeliebten Lehrer nochmal die Meinung zu sagen.

» Theren » Beiträge: 26 » Talkpoints: 12,68 »


Was genau verstehst du darunter, den Dozenten (egal ob ein Professor oder nicht) während (!) der Vorlesung auf die Güte eben seiner Vorlesung aufmerksam zu machen? Also ihn vor einem breiten Publikum zu kritisieren? Und was für eine Reaktion könntest du dir hier vorstellen?

Zum einen natürlich, dass der Dozent sich bei dir und den anderen Entschuldigt und ab sofort und aus dem Stehgreif die Vorlesung so abändert, dass sie deinen Vorstellungen entspricht? Oder aber das er weniger gehalten reagiert, dich bittet den Raum zu verlassen und sich auch noch deinen Namen für eine mögliche mündliche Prüfung merkt?

Natürlich gibt es die Möglichkeit, den Dozenten darauf aufmerksam zu machen, dass die Vorlesung nicht zielführend ist bzw. das man selbst das Gefühl hat, dass die Vorlesung einem nicht sonderlich viel bringt. Will man wirklich eine Veränderung, so sollte das aber niemals öffentlich geschehen. Stattdessen kann man ja die Sprechstunde des Dozenten in Anspruch nehmen. Oder man kann ihm bzw. ihr eine Mail schreiben und da dann auch auf konkrete Punkte (sofern diese zu formulieren sind) eingehen.

Ich persönlich würde mir aber nicht sonderlich viel davon versprechen bzw. nicht damit rechnen, dass das rasch zu einer Änderung führt. Schließlich wird kaum ein Dozent eine Vorlesung mit der Absicht halten, dass diese "schlecht" ist. Es wird aber Dozenten geben, die aus für sie nachvollziehbaren Gründen eher wenig Zeit in die Vorbereitung der Vorlesung investieren, was dann eben zu "ermüdenden" Vorträgen führt. Und nur weil es vereinzelt Beschwerden gibt, dürfte da kaum genügend Motivation herauskommen, dass das geändert wird.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich würde nie einen Dozenten offen in einer Veranstaltung als schlecht betiteln. Das fände ich einfach respektlos. Insofern wäre es interessant, wie du dir diese Kritik vorstellst.

Die meisten Dozenten kennen aufgrund der Evaluationen der vorherigen Semester ihre "Schwächen". Manche Dozenten überarbeiten ihre Vorlesungen, andere nicht. Es ist auch schwer zu sagen, was genau eine schlechte Vorlesung ist. Ist einfach nur der Stoff nicht interessant, hat der Dozent eine langweilige Art der Präsentation, redet er zu laut oder zu leise, sind die Folien schlecht lesbar oder schreibt er undeutlich? Es gibt einiges, was objektiv als Schlecht bewertet wird, aber natürlich sind viele Eindrücke auch nur subjektiv.

Offene Kritik würde ich selbst nie anbringen, allerdings kann man durch gezielte Fragen auch eine Vorlesung beeinflussen. Wenn ein Stoff zu theoretisch aufgearbeitet ist, kann man einfach in der Vorlesung nach praktischen Beispielen fragen, geht der Dozent zu schnell über wichtige Punkte hinweg und die Vorlesung ist unverständlich, kann man den Dozenten bitten, etwas genauer zu erläutern. Die meisten Dozenten würde sich wünschen, dass Studenten sich öfter auch praktisch in Veranstaltungen einbringen und nicht einfach nur ihre Zeit absitzen. Wenn man sich das in der Veranstaltung nicht traut, kann man auch einfach nach der Veranstaltung zum Dozenten gehen und nachfragen oder man formuliert eine höfliche E-Mail.

Oft hat man es auch als Dozent nicht leicht. Wenn man sich überlegt, wie sich die meisten Studenten im Hörsaal verhalten, haben viele auch keine Lust, ihre Veranstaltungen für offensichtlich uninteressierte Studenten zu ändern. Gerade in den ersten Semestern ist es oft wirklich schlimm. Es wird gegessen, geredet, Musik gehört, im Internet gesurft. Wenn dann noch so ein Kandidat die Veranstaltung öffentlich kritisiert und als schlecht betitelt, dann macht er sich beim Dozenten mit Sicherheit nicht beliebt.

Ich habe einmal als Tutor für eine Erstsemesterveranstaltung gearbeitet. Ich fand konstruktive Kritik immer vollkommen okay, wenn sie freundlich formuliert war. Man bekommt es einfach manchmal nicht mit, wenn man zu schnell ist oder man etwas zu kompliziert erklärt. Nachfragen von meinen Kursteilnehmern haben mich sogar gefreut, denn es hat mir gezeigt, dass die Studenten mitarbeiten und mitdenken. Unhöfliche Studenten habe ich allerdings auch nett darauf hingewiesen, dass es ihnen frei steht, sich den Stoff einfach selbst anzueignen und das keine Anwesenheitspflicht besteht.

» danty » Beiträge: 540 » Talkpoints: 4,79 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich würde auch niemals auf die Idee kommen, einem Dozenten zu sagen, dass seine Vorlesung schlecht ist. Immerhin hat dieser Mensch es wesentlich weiter gebracht, als ich und auch wesentlich mehr erreicht, als ich. Dieser Mensch hat definitiv mehr Wissen als ich, zumindest in dem Bereich, in dem ich studiere und kann auch wesentlich kompetenter auf Fragen antworten. Sich in so einem Fall überheblich zu zeigen und offen zu sagen, dass einem die Vorlesung nicht zusagt, finde ich absolut überheblich.

Bei mir im Studium ist es zum größten Teil auch so, dass man sich seinen Stundenplan selbst zusammenstellen kann. Man kann sich die meisten Vorlesungen und Seminare also selbst aussuchen. Im Prinzip kann man also auch einfach das Seminar oder die Vorlesung wechseln, wenn einem der Dozent nicht passt, was ich auch schon gemacht habe. Das kann man ja für sich selbst entscheiden.

Ob ich in eine Vorlesung gehe oder nicht, ist ja allein meine Entscheidung und von daher bin doch ich diejenige, die sich anpassen muss. Ich muss mit den Dozenten klar kommen, nicht sie mit mir. Von daher würde ich da wirklich niemals etwas sagen. Immerhin ist es auch so, dass so ein Semester ja auch nur wenige Wochen geht. Solange kann man es auch mit einem Dozenten aushalten, auch wenn er einem nicht zusagt. Im nächsten Semester kann man sich dann ja auch wieder Vorlesungen mit anderen Dozenten auswählen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich habe schon festgestellt, dass es da Unterschiede gibt, was die Qualität der Vorlesung angeht. So kenne ich zum Beispiel eine Dozentin aus einem anderen Studiengang als meinem, die aber didaktisch voll das Talent hat. Sie ist privat eher sprunghaft, fix und schnell, sodass man manchmal den Eindruck hat, dass die Zunge sich gleich überschlägt vor lauter Gequassel. Ich habe erst gedacht, dass sie als Dozentin genauso wäre und habe mich dann mal aus Neugier in ihre Vorlesung gesetzt. Es hat sich dann herausgestellt, dass sie didaktisch total das Gegenteil ist.

Sie spricht in Vorlesungen sehr betont, kurz und präzise und macht auch entsprechende Pausen. Sie ist da total geduldig und das komplette Gegenteil als sie als Privatperson ist. Sie strahlt dann auch ziemliche Ruhe aus. Dass sie da den Lehrpreis gewonnen hat und bei der Evaluation der Studenten am besten abschneidet, überrascht mich überhaupt nicht. Auch achtet sie immer auf entsprechende Veranschaulichung und bindet die Zuhörer mit ein und spult nicht stumm ihr Programm ab.

Es hat sich dann herausgestellt, dass sie das in vielen Rhetorik-Seminaren gelernt hat, weil sie wegen ihrer schnellen Art früher in Evaluationen kritisiert worden ist. Es kann also wirklich eine Verbesserung geben, wenn man das möchte. Allerdings scheinen die wenigsten Dozenten dazu bereit zu sein oder den Willen zu haben. Oder aber das Wissen um solche Seminare ist einfach nicht da.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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