Das Recht zur freien Arztwahl oft gar nicht möglich

vom 28.06.2019, 13:48 Uhr

Aber solche Einschränkungen hast du als Kassenpatient doch auch. Wenn ich einen Schlaganfall habe oder einen schweren Unfall habe, dann war es das mit der freien Wahl. Es geht hier doch um den Gang zum niedergelassenen Arzt. Und da hast du in beiden Fällen die freie Wahl unter den zugelassenen Medizinern. Das hast du anderswo nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben: Es geht hier doch um den Gang zum niedergelassenen Arzt. Und da hast du in beiden Fällen die freie Wahl unter den zugelassenen Medizinern. Das hast du anderswo nicht.

Du willst es einfach nicht verstehen. Breche dir mal auf Arbeit das Handgelenk. Das kann man grundsätzlich erst einmal ambulant therapieren und muss auch nicht zwingend operiert werden. Besteht bei diesem Bruch aber eine Gelenkbeteiligung kann der niedergelassene Chirurg beim Kassenpatient ganz alleine entscheiden ob er diesen Bruch empfiehlt zu operieren oder nicht. Passiert dir das auf Arbeit, dann muss er dich zwingend in ein Krankenkaus schicken, dass mindestens am VAV, je nach Bruch sogar am SAV beteiligt ist. Beim letzteren schränkt sich dann deine angeblich freie Arztwahl auf circa 100 Einrichtungen in ganz Deutschland ein.

Dir ist das nur nicht bewusst, weil du erstens diese Einschränkungen der gesetzlichen Unfallversicherung bisher scheinbar nicht kanntest und zweitens so gut in deiner Gegend versorgt bist, dass es bei dir höchstwahrscheinlich keine große Einschränkung wäre, wenn man dich in so ein SAV-Haus schickt. Lebst du aber auf dem flachen Land merkst du das dann ganz plötzlich. Ich muss jede Woche ein bis zwei Patienten 30 Kilometer weiter schicken um mir sagen zu lassen, dass meine empfohlene Therapie für Patienten die richtige ist und dann kommen die wieder zu mir. Und das obwohl wir in unserem Haus eine recht gute Unfallchirurgie etabliert haben. Was meinst du wie froh die Patienten über deine angeblich freie Arztwahl sind, wenn ich Ihnen sagen, dass sie mindestens einmal noch 30 Kilometer weiter fahren dürfen. Und dabei sind die manchmal schon 30 oder 40 Kilometer zu uns unterwegs.

Da sind doch die Probleme von Diamante, dass sie in ihrem 20 Kilometerradius lauter Augenärzte hat, aber zu keinem von denen gehen will, der sie aufnehmen will, lachhaft. Wie gesagt für dich mag das kein echtes Problem sein, aber es gibt eben in Deutschland hinsichtlich Ärzten sehr gut versorgte Gebiete, wo man selbst unter Spezialisten noch eine echte freie Wahl hat und es gibt eben auch andere Gebiete. So gibt es auch Landkreise, die sich um 50 oder 60 Kilometer erstrecken und dir nur einen Kardiologen haben.

Zumal der Hausarzt in den Niederlande frei wählbar ist und die freie Wahl gar nicht so eingeschränkt ist, wie du es behauptest. Was dann natürlich kommt, ist das du deinen Hausarzt nicht jeden Monat wechseln kannst und das macht ja dann auch Sinn, damit ein Arzt die Krankengeschichte kennt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Nein, Klehmchen, du verstehst nicht. Es geht immer noch "nur" um den Gang zum niedergelassenen Arzt. Da kannst du in beiden Fällen zu den jeweiligen "Clubmitgliedern". Außerdem, wie kommst du darauf, dass ich die BG-Versorgung nicht kenne? Ich habe früher in einem Job gearbeitet, wo alle zwei oder drei Monate jemand betroffen gewesen ist, logischerweise auch immer wieder ich.

Und wie kommst du darauf, dass grundsätzlich alles super ist in meiner Region? Hier findest du halt keinen Frauenarzt, wartest beim Augenarzt drei bis sechs Monate, falls du unterkommst und der Hämatologe hat in drei oder vier Monaten Zeit. Schmerztherapie klappt frühestens nach einem Jahr, wenn du eine findest.

Nur ist deshalb nicht die freie Arztwahl abgeschafft. Du wirst nämlich nicht wie in den Niederlanden abgelehnt, weil du die falsche Krankenkasse hast, sondern weil die Praxis voll ist. Das ist ein Problem der Verteilung und Versorgung, lässt dir aber weiter die Wahl.Dann kannst du auch argumentieren, dass die freie Arztwahl eingeschränkt ist, weil die gesetzliche Krankenversicherung den Privatarzt nicht zahlt und die private Krankenversicherung die Behandlung über dem 3,5-fachen Satz nicht genehmigt.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Und wie kommst du darauf, dass grundsätzlich alles super ist in meiner Region? Hier findest du halt keinen Frauenarzt, wartest beim Augenarzt drei bis sechs Monate, falls du unterkommst und der Hämatologe hat in drei oder vier Monaten Zeit. Schmerztherapie klappt frühestens nach einem Jahr, wenn du eine findest.

Weil du mit diesen Werten in Deutschland zu den deutlich besser versorgten Gebieten gehörst. Hämatologen gibt es in vielen Gegenden gar nicht oder haben Wartezeiten von mehr als 1 Jahr. Bei Augenärzten sieht es oft ähnlich aus. Und dann hast du wie du es sagst gefühlt zwei Dutzend Durchgangsärzte in der Nähe. Das ist gemessen an der deutschen Versorgungsrealität für viele das Leben im Paradies, was du da beschreibst.

Du wirst nämlich nicht wie in den Niederlanden abgelehnt, weil du die falsche Krankenkasse hast, sondern weil die Praxis voll ist.

Ich habe zugeben nie in den Niederlanden gelebt. Aber ich habe mich in diversen Quellen über das System belesen. Und die von dir genannten Einschränkungen werden nirgends in der Art und Weise beschrieben. Überall steht ganz klar freie Wahl des Hausarztes ohne irgendwelche Kasseneinschränkungen. Nur das eben nur der Hausarzt dich weiter schicken darf zum Spezialisten und du dann bei dem Hausarzt bleiben musst. Und das ist ja nicht grundsätzlich verkehrt und hatten wir als Light-Version ja auch schon als es noch Praxisgebühren gab, die nur bei Hausarztüberweisung wegfielen oder Fachärzte einen gleich gänzlich ablehnen durften, wenn man keine Überweisung hatte. Wir haben es eben nur wieder abgeschafft.

Und mein beschriebenes gebrochenes Handgelenk ist oftmals der "normale Gang" zum Arzt. Es geht ja kein Mensch zum D-Arzt, weil er einen Routinecheck braucht, sondern weil er ein akutes Problem hat. Es kommt ja nicht jeder gleich in ein Unfallkrankenhaus, weil er einen Unfall auf Arbeit hatte. Und klar kannst du dir da erst einmal aussuchen wo du hingehst. Aber du kannst nicht festlegen, ob der Arzt deiner Wahl dich dann auch weiterbehandeln darf.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Da kann ich Diamante sehr gut verstehen. Manche Ärzte haben eben einen siebten Sinn und wer fährt gerne mit Schmerzen oder Herzstolpern kilometerweit zum Arzt? Bisher konnte ich im Saarland immer zu den Ärzten, zu denen ich auch wollte. Termine dauern allerdings manchmal. Gerade beim Kardiologen sind 6 Monate üblich.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich würde vielleicht einfach weniger zum Arzt rennen. So eine Routinecheck beim Kardiologen muss ja wohl nicht sein und wenn weniger Leute wegen überflüssigen Untersuchungen zum Arzt gingen dann könnten die Ärzte auch wieder neue Kunden annehmen und du hättest wiederum deine freie Arztwahl.

Und natürlich ist es rechtens, dass ein Arzt neue Kunden ablehnt. Oder soll der 80 Stunden pro Woche arbeiten? Wenn du bereit bist eine lange Wartezeit in Kauf zu nehmen dann geht es dir nicht so schlecht, dass du einen Arzt brauchst. Ich selber gehe nicht zum Arzt, kann daher nicht sagen wie es mit freien Terminen aussieht.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^