Das Gefühl haben, umsonst studiert zu haben?

vom 30.08.2015, 22:51 Uhr

Da mein Freund und ich nun beide fertig mit dem Studium sind, haben wir uns in letzter Zeit auch über die Zeit nach dem Studium im Internet informiert und auch darüber, wie schwer es ist, eine Arbeit zu finden. Ich bin dabei immer wieder auf Berichte von ehemaligen Studenten gestoßen, die meinten, das Gefühl zu haben, völlig umsonst studiert zu haben, da sie nach dem Studium keine Arbeit gefunden hatten. Sie mussten dann eine völlig neue Richtung einschlagen. Dabei kam das von Leuten, die ganz verschiedene Studiengänge studiert hatten.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich das jemals von mir behaupten würde. Auch wenn ich mit meinem Studium nun keine Arbeit finden würde, würde ich nicht sagen, umsonst studiert zu haben. Mein Studium hat mir einfach so viel Spaß bereitet und ich habe mir damit meinen Traumerfüllt. Außerdem habe ich mich selbst gefunden und habe so viele Erfahrungen gemacht, dass ich einfach froh darüber bin, egal wie es endet.

Habt ihr das Gefühl schon einmal gehabt, umsonst studiert zu haben oder kennt ihr Leute, die so denken? Woran liegt das?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich ganz klar sagen, dass ich umsonst studiert habe, da man als Jurist ohne das zweite Staatsexamen nur sehr geringe Berufschancen hat und das Studium mir auch absolut keinen großen Spaß gemacht hat.

Vielmehr war es so, dass ich mich jahrelang genervt durch das Studium geschleppt habe, mit dem Geld kaum auskam und mich eigentlich nur damit motivieren konnte, dass es ja irgendwann besser würde. Das Referendariat hat mir finanziell dann den Rest gegeben, so dass ich Kredite aufnehmen musste, um überhaupt über die Runden zu kommen.

Das Ende vom Lied ist, dass ich wegen Krankheit das zweite Examen nicht machen konnte, das Referendariat also definitiv umsonst gemacht habe, inklusive aller Schindereien und finanziellem Ruin. Das Studium ist damit kaum brauchbar, weil ich letztlich wenig Wahl bei der Jobsuche habe und trotz Studium kaum besser verdienen kann als Leute ohne Studium. Verschenkte Lebenszeit.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde es eigentlich nicht falsch, studiert zu haben. Wenn man zwei Diplome vorweisen kann und damit Akademiker ist, dann hat man ja auch bei vielen Gelegenheiten einen anderen Status als wenn man "nur" eine Ausbildung hätte. Das ist auch heute noch so, auch wenn das Studium nicht mehr den Stellenwert hat.

Zudem könnte ich meinen Beruf nicht ohne das Studium machen. Zumindest brauche ich dafür den Abschluss, die reinen Inhalte der Tätigkeit hätte ich mir auch so anlesen können, aber aus formalen Gründen ist ein bestimmter Abschluss erforderlich. Finanziell hat es sich deswegen denke ich auch gelohnt. Ich hätte gar nicht so richtig gewusst, was ich ohne ein Studium hätte beruflich machen sollen.

In meinem Beruf ist es aber so, dass man oft viel mit anderen zu tun hat und ich habe gemerkt, dass das eher nicht so mein Fall ist. Ich sitze lieber den ganzen Tag für mich alleine vorm Rechner anstatt mich mit anderen abzustimmen. Manchmal denke ich, ich hätte was studieren sollen, wo man in den meisten Fällen später alleine arbeitet. Solche Jobs gibt es in meinem Fach kaum, es ist alles eher auf Interaktion ausgelegt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Mein Studium war aus beruflicher Sicht auch völlig umsonst. Ich kann das 2. Staatsexamen nicht machen, da ich krankheitsbedingt nicht Vollzeit arbeiten kann. Nun stehe ich also da mit einem Haufen Schulden aus dem Studium und mit einem Teilzeitjob habe ich nicht mehr Geld als wie mit Hartz IV. Im Gegenteil: Dadurch das ich dann meine Schulden zurückzahlen müsste und gleichzeitig nicht mehr zur Tafel gehen kann, stünde ich dann sogar schlechter dar.

Allerdings hat mir das Studium ein paar Jahre Lebenszeit eingebracht. Ohne Studium wäre ich wohl gleich als Sozialhilfeempfänger oder Hartzer geendet und hätte mir dann wohl bald das Leben genommen. Und immerhin bin ich nun gebildet. Lieber krank und arbeitslos mit Hochschulabschluss als krank und arbeitslos ohne Ausbildung.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hängt das nicht eher davon ab, wie man seine Schwerpunkte im Leben setzt und was einem selbst wichtig ist? Ich meine, wenn ich zum Beispiel studiere, weil mich das Fach interessiert und ich herausfinden möchte, wer ich bin und was ich will, dann kann ein "Scheitern" in dem Sinne doch gar kein Misserfolg sein. Denn man hat ja dennoch die Erfahrung gemacht, wie es in der Uni von innen aussieht und da viele Studenten ja auch nicht mehr zu Hause wohnen, konnten sie dadurch unabhängiger und selbstständiger von ihren Eltern werden, was ja auch positiv ist.

Wenn man allerdings nur die Karriere im Kopf hat und dann das jähe Ende kommt, dann sieht es natürlich anders aus und dann wird man das ganze natürlich anders sehen, wenn man nicht mehr weiter studieren darf, auch wenn man es gerne würde.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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