CO2-Steuer - "Jeder bekommt Geld vom Staat"?

vom 06.07.2019, 15:42 Uhr

Die Umweltministerin Schulze möchte ja gern eine CO2-Steuer einführen und betont in diesem Zusammenhang immer wieder, dass jede(r) dadurch in Form einer Klima-Prämie Geld bekommt und eigentlich doch nur profitieren könnte. Eigentlich doch schon ein Widerspruch in sich, erst führt man ein Steuer ein und dann wird wieder großzügig ausgeschüttet? :think: Was haltet ihr denn von diesem Gesetzesentwurf? Sollte dieser in dieser Form durchkommen, weil ihr denkt, dass ihr davon finanziell partizipieren könnt oder haltet ihr das ganze eher für ein Mogelpackung?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Was ist an der Idee jetzt schwer zu verstehen? Du bekommst Geld und musst für CO2 Ausstoß Geld bezahlen. Daraus folgt, dass du bei wenig CO2 Ausstoß Gewinn machst, bei viel CO2 Ausstoß aber drauflegst. Die Leute, die einen fetten SUV fahren oder regelmäßig Kurzstrecke fliegen bezahlen mit ihren Abgaben dann praktisch deinen Bonus.

Aber auch wenn ich das Prinzip verstehe - irgendwie klingt das schon alles sehr kompliziert und bürokratisch. Außerdem ist halt nicht jeder CO2-Sünder ein SUV in der Stadt fahrender Idiot. Das würde dann ja auch alle Pendler mit normalem Auto treffen, die gar keine Möglichkeit haben mit öffentlichen Verkehrsmitteln in angemessener Zeit zur Arbeit zu kommen und die natürlich erst recht keine Möglichkeit haben näher an ihre Arbeitsstelle zu ziehen, weil Wohnungsknappheit in Ballungsräumen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Daraus folgt, dass du bei wenig CO2 Ausstoß Gewinn machst, bei viel CO2 Ausstoß aber drauflegst.

So wie das bisher durchgesickert ist, da soll die maximale "Gewinnausschüttung" pro Steuerzahler und Jahr bei 80€ gedeckelt sein. Bricht man das mal auf einen Monat herunter, so sind das 6,66€ und da von einem Gewinn zu sprechen, das ist ja wohl nun der blanke Hohn, weil die Ausgaben wohl das vielfache erreichen werden. Für mich ist Mogelpackung ein noch viel zu gelinder Ausdruck und möchte nur hoffen, dass dieses Vorhaben nie durchkommt und ganz schnell wieder verworfen wird.

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» Passport » Beiträge: 195 » Talkpoints: 43,92 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Firmen mit hohem Energieverbrauch werden ins Ausland abwandern. Oder sie gehen Pleite und werden durch ausländische Firmen ersetzt. Wer weit pendeln muss, hat Pech gehabt . Ich bin auch mal gespannt, wie es bei Hartz IV aussieht. Eigentlich wird alles darauf angerechnet. Die Nebenkosten werden hier auch vom Amt gezahlt. Was übernommen wird, ist inzwischen auch von den Gerichten geregelt.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 07.07.2019, 13:35, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Hatte einmal ein Energiekostenmessgerät, das neben den Kilowattstunden auch noch die verbrauchten CO2-Emissionen auf dem Display als Wink mit dem Zaunpfahl anzeigte. Dabei wurde nicht unterschieden, ob ich nun Ökostrom-Mix beziehe oder nicht. Es wurde immer die größtmögliche CO2-Emission bei der Stromerzeugung zugrundegelegt. Genau so durch ihre Pauschalierung fehlerbehaftet könnte ich mir diese CO2-Steuer vorstellen. Wo und wie genau wird denn mein ganz persönlicher CO2-Ausstoß gemessen? Und wie viele Zigaretten pro Tag sind noch CO2-neutral?

Wenn schon das Ziel dieser Maßnahme, die Einhaltung der EU-Emissionsgrenze Deutschlands erreicht werden soll, muss man sich andere effektivere Modelle ausdenken. Und der Verwaltungsaufwand für die Steuer ist doch auch CO2-intensiv, das schmälerte die Effektivität auch.

Was ich mir vorstellen könnte, und das ist nicht meine Idee, sondern wird in den Niederlanden teilweise bereits praktiziert, wäre eine geänderte KFZ-Steuer. Diese Steuer würde dann nicht nach Hubraum, sondern nach Gewicht, Kraftstoffsorte, Region (städtisch/ländlich), echt bei jeder Fahrt am Auspuff gemessener Schadstoffemission berechnet.

» Gorgen_ » Beiträge: 1045 » Talkpoints: 370,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Gorgen_ hat geschrieben:Wo und wie genau wird denn mein ganz persönlicher CO2-Ausstoß gemessen? Und wie viele Zigaretten pro Tag sind noch CO2-neutral?

Das ist sicher ironisch gemeint, aber so schlecht ist die Idee eigentlich gar nicht. Die CO2 intensiven Produkte sind nämlich oft die Produkte, die nicht besonders gesund sind (zum Beispiel hoch verarbeitete Produkte und tierische Lebensmittel), warum nicht die Mehrwertsteuer neu ordnen und gesunde und klimafreundliche Produkte wie Obst, Gemüse, Getreide oder Nüsse günstiger machen? Aber da steht ja leider die enge Freundschaft unserer Regierung mit Konzernen wie Nestlé im Weg.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Gorgen_ hat geschrieben:Was ich mir vorstellen könnte, und das ist nicht meine Idee, sondern wird in den Niederlanden teilweise bereits praktiziert, wäre eine geänderte KFZ-Steuer. Diese Steuer würde dann nicht nach Hubraum, sondern nach Gewicht, Kraftstoffsorte, Region (städtisch/ländlich), echt bei jeder Fahrt am Auspuff gemessener Schadstoffemission berechnet.

Warum betreibt man eigentlich immer solchen großen Aufwand. Die Sache ist doch relativ einfach. Das meiste CO2 wird doch verbraucht, wenn Öl oder adäquate Produkte verbraucht werden. Einfach darauf die Steuern erhöhen und alles andere bleibt wie es ist. Da muss man auch nichts mit Hubraum berechnen oder an irgendwelchen Kfz-Steuern drehen. Einfach Heizöl und Spirtpreise dadurch erhöhen und schon trifft man die, die am meisten CO2 verbrauchen.

Natürlich trifft das auch den Berufspendler. Aber na und. Was spricht denn dagegen auch den normalen Berufspendler zur Kasse zu bitten? Am Ende des Tages wollen wir mit der CO2-Steuer doch Klimasünder bestrafen. Und jemand der jeden Tag 100 Kilometer zur Arbeit hin und zurück pendelt, der wird nun einmal in aller Regel kein Klimaretter sein und muss dann doch in irgendeiner Form für seinen Dreck, den es auspustet bezahlen. Wobei auch bei dieser Rechnung der SUV-Fahrer immer noch mehr zu Kasse gebeten wird als der Kleinwagenfahrer.

Im Grunde finde ich die Vorschläge gar nicht schlecht. Selbst wenn unsere Forscher beim Klimawandel schief liegen sollte, was kann schon passieren? Wir entwickeln saubere Technologien, werden Vorreiter und hinterlassen unseren Kinder eine saubere Welt. Wenn die Forscher mit ihren Vorhersagen Recht haben, dann bleibt uns doch nichts anderes über, haben sie nicht Recht, haben wir ja trotzdem keinen Schaden angerichtet.

Am Ende finde ich es nur gut, dass diejenigen die viel Dreck und Müll produzieren dafür auch zur Kasse gebeten werden. Aber wir können natürlich auch noch 10 Jahre weiterwurschteln und lassen uns dann wie bei der E-Mobilität von den Chinesen abhängen, statt unsere einstige Technologievorreiterrolle zu nutzen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich halte das für einen äußerst dreisten Angriff auf meine Brieftasche. Jeder der etwas produziert oder transportiert wird diese Kosten auf den Preis umlegen und dabei noch hemmungslos aufrunden.

Jedes Brötchen wird teurer, jeder Joghurt, gar nicht zu reden von den geplanten Benzinpreisen. Und jedes Mal verdient der Staat noch einmal mit der Mehrwertsteuer zusätzlich mit. Zeitgleich werden produzierende Firmen ins Ausland abwandern oder Leute entlassen.

Ich bin mal gespannt wie lange der deutsche Michel sich das noch gefallen lässt. Wenn er Eier in der Hose hätte dann würde es ähnliche Demonstrationen wie in Frankreich geben, aber dafür ist er wohl zu Obrigkeitshörig.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Wie man sieht, purzeln die Kosten nun doch nach oben. Inzwischen gibt es eine Studie, wonach der Sprit dann 37 Cent mehr kosten soll. Bisher war von 10 Cent die Rede. Sind die Gesetze erst einmal beschlossen, können die Preise faktisch ins Endlose steigen. Der Witz ist doch, dass nun genau diejenigen Kräfte, die ansonsten auf die UN oder die EU setzen auf einmal eine nationale Lösung anstreben. Das zeigt, welches Vertrauen man wirklich in diese Organisationen hat.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


hooker hat geschrieben:Jedes Brötchen wird teurer, jeder Joghurt, gar nicht zu reden von den geplanten Benzinpreisen.

Ja und nun? Hast du einen besseren Vorschlag? Anders kann es gar nicht laufen. Der Verbraucher hat grundsätzlich eine Marktmacht mit der er sich ja aussuchen kann oder könnte, was er kauft und wie klimabewusst er kauft. Aber auf der anderen Seite strebt der Großteil der Menschheit nun einmal danach immer mehr zu bekommen und in irgendeiner Art und Weise einen Reichtum anzuhäufen. Nun können nur die Wenigsten von uns über Millionen verfügen, so wir eben eher dazu neigen, möglichst wenig auszugeben.

Das heißt aber eben nur mit netten Worten wirst du kaum jemanden dazu bringen regionale Produkte zu kaufen, Strom zu sparen, ein kleineres Auto zu nutzen oder sogar gänzlich auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Aber genau das führt eben dazu, dass sich an unserem ökologischen Fußabdruck nichts ändert und das heißt am Ende des Tages wir machen weiter wie bisher und haben nichts gekonnt.

Am effektivsten kann man den Verbraucher nun einmal über den Preis lenken. Und wenn wir eben am meisten CO2 produzieren, weil wir mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen, Kreuzfahrten machen und gerne große Autos fahren, dann muss das eben teurer werden. Wenn die Industrie nicht bereit dazu ist von sich aus umweltfreundlicher zu produzieren, dann muss es eben eine CO2-Steuer geben. Natürlich wird die über den Preis auf den Verbraucher umgelegt. Aber wer weniger CO2 produziert muss weniger umlegen und kann am Ende mit einem günstigeren Preis am Markt punkten.

Es wird ja nun durch eine Bepreisung von CO2 keineswegs alles teurer. Das passiert nur den Menschen, die bisher einen großen CO2-Abdruck haben und nicht bereit sind daran etwas zu ändern. Und die haben dann eben Pech gehabt. Um das etwas abzumildern soll es ja die Klimaprämie geben. Ob die kolportierte Höhe von 100 Euro pro Person passig ist, das weiß ich nicht. Aber am Ende macht es ja nur Sinn, wenn man schon nicht wenige Menschen durch die Kosten nötigt, ihr Verhalten zu ändern oder als Strafe eben genug Geld einzunehmen um an anderer Stelle mehr in den Umweltschutz investieren zu können.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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