Bücher lieber in der Ich-Form oder als Beobachter?
Ich mag Bücher, die in der Ich-Form erzählen, meist nicht so gerne. Ich kann mir die Hauptfigur viel besser vorstellen, wenn sie von außen beschrieben wird. Man kann zwar in der Ich-Form Gefühle wahrscheinlich besser ausdrücken, aber das Aussehen, die Gesten und die Mimik sind schwerer darzustellen.
Lest ihr lieber Bücher, die in der Ich-Form geschrieben sind, oder solche, die ein Geschehen von außen beobachten? Welche Vorteile beziehungsweise Nachteile haben diese Erzählperspektiven jeweils für euch? Kennt ihr noch andere Erzählperspektiven?
Ich finde es kommt maßgeblich auf den Inhalt des Buches an. Wenn man eine Geschichte erzählt, dann ist es sicherlich immer ganz schön von allen Personen auch das Innenleben zu erfahren, wenn man aber so etwas wie eine Biographie oder über etwas Erlebtes schreibt, dann mag ich es schon ganz gerne, wenn die Person dann auch in der Ich Form schreibt und das nicht einen anderen über sich schreiben lässt. Wobei das wirklich auch vom Inhalt abhängig ist und in den meisten Fällen ist wohl die Sicht von außen schöner.
Ich finde auch, dass es immer auf die Story und die Art des Buches ankommt. Und ich finde, dass beide Perspektiven ihre Vor- und Nachteile haben. An der Ich-Perspektive mag ich zum Beispiel, dass man oft einen persönlicheren Eindruck vom Innenleben des Charakters bekommt. Außerdem finde ich es immer spannend, wie die Ich-Person die anderen Figuren wahrnimmt und einschätzt. An der Beobachter-Perspektive gefällt mir natürlich besonders, dass man über jeden Charakter mehr Informationen bekommt und diese meist objektiv sind.
Ich war immer eher ein Freund der Perspektive der dritten Person und fand Ich-Formulierungen in Büchern und Geschichten oft anstrengend und nicht so schön. Mir fällt es irgendwie leichter, mir einen Charakter vorzustellen und seine Emotionen und Gedanken nachzuerleben, wenn dieser aus der Sicht eines Außenstehenden beschrieben wurde. In Texte in Ich-Perspektive konnte ich mich nicht recht hineinfinden, denn ich empfand es immer so, als würde die Identifikation mit dem Protagonisten dadurch „erzwungen“ - und wenn dieser mit meiner Persönlichkeit und Haltung so gar nicht deckungsgleich war, habe ich mich an den Ich-Sätzen auch ziemlich gestört.
Tatsächlich habe ich selber auch eine Zeit lang recht begeistert hobbymäßig Geschichten geschrieben und dabei immer die Beobachterform für meine Texte gewählt - selbst dann, wenn ich mal selber in diesen vorkam. Es ist sicherlich Geschmackssache und ich kann es auch aushalten, ein Buch aus Ich-Sicht durchzulesen, aber mir gefällt die andere Variante nun mal deutlich besser.
Früher mochte ich Romane am liebsten, die in der ersten Person geschrieben sind. Für mich waren die Figuren so immer deutlich nahbarer und ich konnte mich damit wesentlich besser in sie hineinversetzen. Meist hat mir der Schreibstil da auch mehr zugesagt. Es ist ja schon so, dass man bei der dritten Person einen eher distanzierten Blick auf eine Person hat, bei der ersten Person bekommt man einen besseren Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt, so dass diese Bücher teilweise ganz anders geschrieben sind.
Mittlerweile ist es mir aber recht egal, von welcher Perspektive ein Buch geschrieben ist, solange mir Handlung und Schreibstil zusagen. Ich mag beides gerne und es kommt für mich nun auf andere Kriterien an. Von daher mache ich einen Kauf nicht mehr davon abhängig, wie ich es früher getan hätte. Tatsächlich gibt es gerade für Erwachsene ja auch nicht so wahnsinnig viele Bücher, die aus der Ich-Perspektive geschrieben sind.
Ich habe mir gerade mal die letzten Bücher auf Goodreads angeschaut, die ich gelesen und danach dann natürlich auch bewertet habe. Ich habe nämlich noch nie darüber nachgedacht ob eine bestimmte Erzählperspektive dazu beiträgt, dass ich ein Buch mag oder nicht mag. Aber aus meinen Bewertungen kann ich so einen Schluss nicht ziehen.
Das, was du als "Beobachter" bezeichnest teilt sich ja außerdem noch weiter auf, von daher ist das eh nicht so einfach. Du kannst einen allwissenden Erzähler in der dritten Person haben oder einen neutralen Erzählen, es gibt aber auch Erzählungen in der dritten Person, die trotzdem einem bestimmten Charakter folgen oder zwischen verschiedenen Charakteren hin und her springen.
Ich erinnere mich an ein Buch, da hatte man die meiste Zeit den mehr oder weniger allwissenden Erzähler, der dann aber irgendwann in die Ich-Form wechselte und sich als Teil der Geschichte entpuppte. Diese Buch hat mir tatsächlich vor allem wegen dieser Erzählform überhaupt nicht gefallen. Es hat auch wenig Sinn gemacht wenn man mal länger darüber nachgedacht hat.
Und was ich auch hasse ist, wenn der Autor so ein Meta Ding macht und den Leser in einem Roman direkt anspricht. Ich weiß gar nicht, was der Fachbegriff dafür ist, aber das hat für mich in einem Roman absolut nichts verloren. Wenn ich so was will lese ich ein Selbsthilfe Buch.
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