Bei Vorlesungen Videoaufnahmen machen statt mitzuschreiben?

vom 26.01.2015, 20:26 Uhr

Als ich heute in der Uni in einer Vorlesung war, habe ich etwas gesehen, was mich doch sehr erstaunt hatte. Neben mir saß ein Kommilitone von mir, der einfach die Videofunktion seines Smartphones betätigte und das Telefon so hinstellte, dass es direkt nach vorne zeigte. Er lehnte sich dann entspannt zurück, während die anderen mitschrieben und überprüfte dann nur immer wieder, ob die Aufnahme noch lief.

Scheinbar hatte der Kommilitone einfach keine Lust, sich die Mühe zu machen und mitzuschreiben, weshalb er die Vorlesung aufnahm. So kann er sich die Aufnahme dann einfach vor der Klausur mehrmals anhören und das auch unterwegs, was sicherlich hilfreich zum Lernen ist. Allerdings bezweifle ich stark, dass so eine Vorgehensweise an der Uni überhaupt erlaubt ist und noch mehr, dass es meine Dozentin in Ordnung fände, einfach ohne Einwilligung aufgenommen zu werden. Und eine Einwilligung hatte er sicherlich nicht, da er auch noch eine ganze Weile zu spät kam und sich dann nicht einmal die Mühe machte, seine Sachen auszupacken.

Findet ihr es in Ordnung, dass man bei Vorlesungen einfach eine Sprach- oder Videoaufnahme macht, statt mitzuschreiben? Habt ihr das schon einmal erlebt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ob das erlaubt ist oder nicht, weiß ich jetzt gar nicht. Könnte mir vorstellen, dass da rechtlich gesehen noch nicht mal gegen spricht, solange es nicht veröffentlicht wird. Aber das ist nur eine Überlegung von mir.

Allerdings verstehe ich den Sinn des Ganzen nicht. Wie viele Vorlesungen hat man in einem Fach pro Semester? Wie viel Zeit will man denn in die Klausurvorbereitungen investieren, wenn man sich das vorher alles noch mal anhören will? Ich selbst habe Vorlesungen gehasst, weil ich das reine Zuhören auch bei interessanten Themen einfach nur einschläfernd fand, das würde ich mir dann kein zweites Mal freiwillig in Form eines Videos antun.

Dabei muss man dann noch bedenken, dass einfach auch viele Nebensächlichkeiten und Grundlagen in den Vorlesungen besprochen werden, die man schnell intus hat und gar nicht mehr lernen muss. Die muss man sich dann auch immer wieder anhören,

In der Vorlesung sitzt dein Kommilitone doch sowieso. Da wäre es ein weit geringerer Aufwand, dafür aber zielführender, wenn er sich das Wesentliche notiert. Zum einen speichert man beim Aufschreiben schon so manches besser im Gehirn ab als beim einfachen Zuhören und zum anderen hat man den Inhalt dann in komprimierter Form auf dem Blatt Papier stehen und kann gezielt lernen.

Wenn man ein Thema kann, dann überblättert man schnell ein paar Seiten und macht bei dem Thema weiter, das gerade ansteht. Wie soll das bei mehrstündigen Videoaufnahmen gehen? Weiß man da noch, was in welcher Vorlesung zu welcher Uhrzeit erzählt wurde?

Die Idee mag ja für manch einen ganz cool und zeitgemäß klingen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es auch nur in irgendeiner Weise hilfreich sein könnte, nicht so, wie es dein Kommilitone macht. Höchstens als Ergänzung, wenn man mit dem Mitschreiben nicht mitkommt und dann bestimmte Passagen in Ruhe noch mal nachhören möchte. Das müsste dann aber direkt nach der Vorlesung aufgearbeitet werden, weil man sonst wieder vor dem Problem bzw. mehreren Stunden Videomaterial steht.

» jess » Beiträge: 43 » Talkpoints: 17,77 »


Das habe ich in einem Proseminar beobachten können, das ich zur Zeit belege. Allerdings hat die Kommilitonin da nur ein Tonbandgerät, dass sie eben vor sich auf dem Tisch liegen hat und mit dem sie dann eben alles aufzeichnet, was der Dozent sagt.

Man muss aber dazu sagen, dass diese Kommilitonin eine Erasmus-Studentin aus England ist, die Germanistik und noch zwei weitere Sprachen studiert. Sie meinte, dass sie bewusst den Dozenten bei seinen Reden aufzeichnet, damit sie zu Hause eben die Grammatik nochmal durchgehen und ihre Deutschkenntnisse vertiefen kann. Sie meinte, sie versteht auch nicht immer alles, was er sagt, weil er teilweise so schnell spricht. Ihr geht es also wirklich in erster Linie um das Sprach- und Hörverständnis und nicht um den Inhalt des Vortrags an sich.

Unter diesen Aspekten finde ich das schon ziemlich clever und würde das genauso machen. Ansonsten erschließt sich mir der Sinn von derartigen Aufzeichnungen nicht. Ich hätte das eher so gemacht, dass ich den Stoff des Dozenten selbst zusammengefasst und dann mir selbst auf Band gesprochen hätte, damit ich das unterwegs wiederholen kann. Bei der Methode des von dir genannten Studenten erschließt sich mir weder der Sinn noch der Lerneffekt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es kommt ja durchaus vor, dass man vielleicht prüfungsrelevante Informationen mitschreiben möchte und das viel zu schnell geht, sodass man vorsichtshalber ein Tonbandgerät oder so laufen lassen möchte. Allerdings würde ich mich da nicht blind auf die Aufnahmen vom Smartphone verlassen.

Erfahrungsgemäß wird die Akustik nicht besonders gut übertragen und es gibt häufiger Störgeräusche wie das eben auch der Fall sein kann, wenn Kommilitonen in dem Beispiel mit Papier rascheln, mitschreiben, Husten oder in ein Taschentuch schnäuzen. Dann bekommt man auch nicht mehr viel vom Dozenten und vom Inhalt mit. Wenn der Dozent dann noch kein Mikro dabei hat und ohne spricht, ist das Chaos perfekt.

Ich habe das früher im Studium dann eher so gehandhabt, dass ich einen Laptop dabei hatte, wenn ich wusste, dass ein Dozent viele Informationen mitteilen würde. Denn ich kann deutlich schneller tippen als manuell schreiben, sodass ich dann auch alles mitbekomme und nichts vergesse. Mich haben früher sogar oft Kommilitonen nach meinen Notizen gefragt, weil die in bestimmten Fächern einfach Probleme hatten, mit dem Tempo mitzuhalten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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