Bei ausländischen Freunden über Ausländer stänkern?
Gestern Abend, als ich mit Freunden unterwegs war, hat jemand einen Bekannten mitgebracht, den ich noch nicht kannte. Als wir über beliebte und weniger beliebte Stadtteile sprachen, erzählte er, dass es in einem weniger beliebten Stadtteil mit hohen Migrantenanteil auf dem Weg zur Wohnungsbesichtigung zusammengeschlagen wurde. Ihm kam eine blutende Frau entgegengelaufen und er bot an, die Polizei zu rufen. Da erschien auch schon der Verantwortliche und schlug ihn direkt zusammen, als er merkte, dass mein Bekannter gerade dabei war, die Polizei anzurufen.
Der Typ erzählte davon und meinte am Ende "Na ja, der Schläger war auch so ein typischer Ausländer". Ich war ganz schon erschüttert, weil zwei Leute aus unserer Gruppe selber einen "Migrationshintergrund" hatten, was er auch wusste. Ich fand das schon ganz schön frech, weil er mit seinem Spruch ja irgendwie sagen wollte, dass alle "typischen" Migrantenkinder Schläger sind. Es hat auch keiner etwas dazu gesagt und da ich den Typen auch nicht gut kannte, sagte ich auch nichts dazu.
Hättet ihr, wenn ihr selber ausländische Wurzeln hättet, irgendetwas dazu gesagt? Würdet ihr euch das auch noch von Freunden gefallen lassen? Vielen rutscht sowas ja auch raus, ohne dass sie es böse meinen oder merken, wie dumm das rüberkommt.
Ich denke, dass man sich solche Sprüche sparen sollte. Wäre ich daneben gesessen oder gestanden hätte ich da schon etwas gesagt und nicht, weil ich es blöd finde, wenn da Menschen mit Migrationshintergrund dabei sind, sondern weil ich so eine Einstellung an sich nicht teilen kann. Es gibt keine typischen Ausländer, keinen typischen Deutschen und so weiter und welchen Hintergrund die Person nun hatte sollte bei der Erzählung keine Rolle spielen.
Ich hasse solche Pauschalisierungen. Eine meiner Freundinnen hatte während der Oberstufe leicht rassistische Tendenzen und hat sich häufiger mal in diese Richtung geäußert. Da kamen dann häufiger Mal so Unterstellungen, dass ausländische Bedienungen im Restaurant grundsätzlich kein Deutsch könnten und dergleichen. An sich kann ja jeder seine Meinung frei äußern, ich bin jedoch der Ansicht, dass man dann die Überbetonung des Migrationshintergrunds hinterlassen sollte. Schließlich sind nicht alle Ausländer gleich und alle Einheimischen auch nicht.
Das führte deswegen immer zu Konflikten, da wir im Freundeskreis auch zwei Mädels mit Migrationshintergrund haben und besagte Freundin mit derartigen Äußerungen keine Rücksicht darauf genommen hat. Das führte dann dazu, dass sich die Migrantinnen (mich eingeschlossen) schnell angegriffen fühlten wegen derartiger Pauschalisierungen und es häufiger mal zu Streit ausartete.
Seit dem Abitur hat sich besagte Freundin von damals sehr stark zum positiven verändert und man erkennt keine rassistischen Kommentare oder Tendenzen mehr, was ich sehr positiv finde.
Ganz zu Beginn ist es mir wichtig festzuhalten, dass es eben nicht so ist, dass so was "einfach so herausrutscht" und man es nicht böse meint. So eine Haltung zu so einer Aussage ist eine Verharmlosung und sorgt dafür, dass es die latente Ausländerfeindlichkeit gibt - sie aber nicht verstanden wird. So äußert sich schlicht das, was an Haltung tief sitzt und wer so spricht, hat ein Problem! Dabei unterstelle ich denen ja nicht, dass sie selbst Ausländer jagen - aber vermutlich nur deshalb, weil sie Angst haben, nicht die Mehrheit zu vertreten.
Ansonsten braucht man kein Ausländer zu sein, um zu dieser Aussage was zu sagen. Eigentlich ist es schon fast "Bürgerpflicht", hier einzuschreiten. Insbesondere, weil hier ja noch nicht mal die Gefahr bestanden hat, selbst Opfer eines Angriffs zu werden. Es gibt keinen Grund, wieso man hier nicht etwas sagt und die dumme Person zurechtweist. Gerade in so einem Kreis.
Das lässt sich ja dann sogar erweitern. Es muss ja was die Vorurteile bzw. Diskriminierung angeht, nicht bei Ausländern bleiben. Auch bei sexistischen Aussagen muss im Grunde jeder Zeuge einschreiten - ansonsten werden alle zu Komplizen und stimmen praktisch zu.
So eine ähnliche Situation hatte ich, als eine Bekannte einen Typen mitgebracht hatte (den sie von der Arbeit kannte) und der glaubte, sich über Homosexuelle lustig machen zu müssen. Dabei spielte es gar keine Rolle, dass er nicht wissen kann, ob die betreffende Person homosexuell ist oder nicht. Hier hatten ihm die "Klischees" gereicht. Die Zurechtweisung hat er dann aber weniger "mannhaft" angenommen und hat sich beleidigt von der Gruppe getrennt. War sicher nicht schön - aber ehrlich.
Ich habe zwar keine ausländischen Wurzeln, aber ich finde solche Verallgemeinerungen immer furchtbar. Gerade dann, wenn noch Menschen mit Migrationshintergrund in einer Runde anwesend sind, sollte man doch aufpassen, was man zu so einem Thema sagt. Aber auch sonst finde ich solche Kommentare einfach nicht angebracht und dazu würde ich dann schon etwas sagen.
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