Als Praktikant auch mal "Nein" sagen?

vom 24.04.2015, 22:14 Uhr

Vor ein paar Tagen habe ich mal wieder eine Situation in meinem alten Praktikumsbetrieb mitbekommen, die mich an mein damaliges Praktikum dort erinnert hat. Es gab wirklich viele Situationen in denen ich mich einfach gefragt habe, was ich genau dort soll und warum ich nun diese Aufgabe zu erledigen habe. Natürlich gibt es immer mal wieder unangenehme Aufgaben, die bewältigt werden müssen.

Das verstehe ich natürlich und kann es gut nachvollziehen. Wenn es sich aber dann beispielsweise darum dreht, dass man die Praktikanten nur noch zum Kaffee holen schickt (wobei sie selber nicht einmal Kaffee trinken), dann frage ich mich schon, welchen Sinn das Ganze eigentlich hat. Ich muss zugeben, dass ich damals gerne einfach mal gesagt hätte, dass ich diese Aufgabe nun nicht erledigen möchte, da ich da einfach keinen Sinn hinter sehe.

Im Nachhinein habe ich dann auch von den Lehrern erfahren, dass man in einer solchen Situation ruhig mal den Mund aufmachen sollte - immerhin ist man dort um etwas zu lernen und nicht, um den "richtigen" Arbeitern ihren Kram nachzutragen.

Nun würde mich mal interessieren, wie ihr das seht. Denkt ihr, als Praktikant darf man durchaus auch mal "Nein" sagen, wenn man immer und immer wieder die selbe sinnlose Aufgabe machen soll, die vor allem auch nichts mit der Arbeit an sich zu tun hat? Habt ihr schon einmal gesagt, dass ihr nun etwas nicht machen möchtet? Wie war die Reaktion?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Als Lehrer kann man das immer leicht sagen, aber am Ende bekommt man eben auch die Benotung nicht auf eine faire Art und Weise, wenn die sauer auf einen sind. Ich würde den Mund nicht aufmachen und habe dies auch nicht getan. Ich war mal 2 Wochen lang am Schreddern der Papiere einer Kanzlei. Mitbekommen habe ich vom Beruf nichts, aber ich habe eine 1 bekommen und das war es mir dann eben Wert.

Es ist ja auch die Frage, was man überhaupt machen kann als Praktikant. Wenn man beispielsweise in einen Kindergarten geht und keine Ahnung im Umgang mit Kindern hat, kann man eben nicht viel machen, sondern nur ein bisschen spielen maximal.

Kaffee kochen, Kopien machen, Akten schreddern, das sind alles normale Praktikantenaufgaben. Man kann einen ungelernten Schüler eben auch nicht in einer Woche oder zwei Wochen etwas beibringen. Man kann nur zusehen lassen und damit man nicht blöd daneben steht, bekommt man eben kleine, aber blöde Aufgaben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde es gut, wenn man auch mal den Mund aufmacht und dann etwas sagt. Man macht ja normalerweise ein Praktikum, weil man erfahren möchte, ob ein bestimmter Beruf oder die Arbeit in einem bestimmten Unternehmen etwas für einen wäre. Wenn man aber so gar nichts machen darf, was mit den Aufgaben oder dem jeweiligen Beruf zu tun hat, die einen interessieren würden, dann ist das ja ziemlich sinnfrei.

Wenn man als Schüler zu einem Praktikum gezwungen worden ist ist das meiner Ansicht nach noch einmal was anderes, da muss man halt abwägen ob man sich beschwert oder nicht. Aber grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass man sich auch als Praktikant nicht alles gefallen lassen sollte und auch was sagen sollte, wenn einem was nicht passt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe mittlerweile mehrere Praktikanten und ich finde es grundsätzlich gut, wenn sie auch mal sagen, dass sie eine Aufgabe nicht machen möchten. Aber ich versuche den Praktikanten auch sinnvolle Aufgaben zu geben und sie nicht nur mit Papierschreddern, Kaffee holen oder Ähnlichem bei Laune zu halten. Schließlich machen sie ein Praktikum und sollen auch einen Einblick in den Beruf bekommen.

Es gibt aber auch in unserer Abteilung Menschen, die es nicht gerne sehen, wenn Praktikanten auch mal Nein sagen. Die gehen davon aus, dass Praktikanten alles erledigen müssen und geben auch gerne sehr minderwertige Aufgaben. Klar, man kann einem Praktikanten nicht immer sinnvolle Aufgaben vergeben, es kommt ja auch immer auf das Berufsbild an, aber zum Beispiel die EDV ist sehr vielfältig und da funktioniert es auch.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12530 » Talkpoints: 71,65 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Man kann einen ungelernten Schüler eben auch nicht in einer Woche oder zwei Wochen etwas beibringen. Man kann nur zusehen lassen und damit man nicht blöd daneben steht, bekommt man eben kleine, aber blöde Aufgaben.

Das sehe ich anders. Wenn wir einen Praktikanten haben überlegen wir uns schon, was wir anbieten können damit das Praktikum auch einen gewissen Mehrwert hat und nicht nur auf Zeit absitzen und versuchen sich nicht zu Tode zu langweilen hinaus läuft.

Es ist durchaus möglich sich die Grundkenntnisse mit unserer Software in ein paar Tagen anzueignen. Das müssen neue Kollegen schließlich auch. Und dann bekommt der Praktikant ein kleines Projekt, an dem er arbeitet und bei dem er Hilfestellung bekommt wenn nötig. Die meisten bringen aber eh Computerkenntnisse mit und haben Spaß daran erst mal selber herauszufinden, wie alles funktioniert. Kaffee kochen und andere "niedrige" Tätigkeiten dürfen wir gar nicht auf Praktikanten abwälzen.

Ich selber kann mich auch an kein Praktikum erinnern, in dem ich solche Arbeiten regelmäßig erledigen musste. Ich hatte teilweise eher das Gefühl, dass man mich da als kostenlose Arbeitskraft gesehen hat obwohl ich erst ein paar Semester studiert hatte. Ich habe da durchaus mal "Nein" gesagt, nur etwas netter verpackt. Für richtige Arbeit nicht bezahlt zu werden im Praktikum ist eine Sache, immerhin habe ich dafür ja den erforderlichen Schein bekommen, aber auch noch unbezahlte Überstunden? Das ging dann doch zu weit.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Meine Praktika sind zugegebenermaßen schon eine Weile her, aber ich habe eigentlich nie die Erfahrung gemacht, mit sinnloser Fleißarbeit oder dem berühmten Kaffeekochen und Kopieren abgespeist worden zu sein. Ich denke einerseits natürlich, dass man als Praktikant sich durchaus auch sinnvoll einbringen sollte, andererseits weiß ich aber auch nicht, welche Vorstellungen von manchen Jobs kursieren.

Ich habe beispielsweise schon in Büros gearbeitet, in denen ein erkennbarer Teil der anfallenden Aufgaben wirklich auf dem Niveau von "Ablage und Schreddern" stattgefunden hat, und den auch alle brav übernommen haben, und zwar unabhängig von der Anzahl der akademischen Titel. Umgekehrt war ein geringerer Prozentsatz der Arbeit wirklich hoch speziell und nicht dazu geeignet, jemanden nach 20 Minuten Crashkurs darauf anzusetzen.

Hätten wir also PraktikantInnen gehabt, hätten einige von ihnen sicher auch lange Gesichter gezogen. Viele Jobs bieten relativ viel Routine oder sind nicht wirklich dazu geeignet, Außenstehenden in allerkürzester Zeit spannende und sinnvolle Aufgaben anzubieten.

Ich halte auch nicht viel davon, im Jobumfeld mit dem Fuß aufzustampfen und "Nein!" zu sagen. Statt dessen sollte man wohlüberlegte Alternativvorschläge bringen, wenn man sich unterfordert oder ausgenutzt fühlt. Und wenn sogar der Chef Kaffee kocht und den Papiermüll wegbringt, ist es generell unklug, sich als PraktikantIn dafür pauschal zu schön zu sein .

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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