Als Politiker lieber keinen Doktortitel besitzen

vom 12.02.2019, 15:30 Uhr

Wie man auch hier lesen kann, wird den in der Politik Tätigen nicht selten der Vorwurf gemacht, nicht ganz ehrlich zu sein. Insbesondere gewinnt man den Eindruck, dass systematisch in der Vita der Politiker herumgestochert wird, um Material zu finden, mit dem man unliebsame Konkurrenten verächtlich machen und sogar schließlich erfolgreich ganz aus dem Amt drängen kann.

Dabei scheint es groß in Mode gekommen zu sein, wenn nichts anderes Anstößiges oder Ehrenrühriges gefunden wird, sich Träger von Doktortiteln vorzuknöpfen. Meine Idee wäre nun, ist es nicht besser für in der Politik Tätige, gänzlich auf irgendwelche akademischen Titel zu verzichten, damit zumindest diese Angriffsfläche für vermeintlich kompromittierende Plagiatsverstöße von vorn herein wegfällt.

Heute kann man doch auch hoch angesehener Politiker werden, ohne Akademiker zu sein, als Beispiel fällt mir spontan dazu ein der ehemalige SPD-Vorsitzende Martin Schulz. Er war wohl Buchhändler, ehe er zur Politik stieß.

Und wenn auch das Universitätsstudium nun einmal eine Dissertation als Abschluss verlangt, wäre es sinnvoller, diesen Abschluss einfach nicht anzugeben bei der Bewerbung für ein politisches Amt?

Über den Sinn oder Unsinn einer Doktorarbeit kann man ja streiten, denn oft ist diese nur eine Art Spielerei und bringt der Wissenschaft nichts wesentlich Neues. Jedenfalls besteht die Gefahr inflationärer Tendenzen bei der Erstellung einer Dissertation. Die Themen zur Auswahl in bestimmten Bereichen der Wissenschaft sind derart spitzfindig und eingegrenzt, dass es einfach unmöglich ist, nicht irgendwelche Gedankengänge zu paraphrasieren, die schon jemand vorher publizierte.

» Gorgen_ » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 371,11 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also unser Bundeskanzler hat sein Studium nicht beendet, weil er in die Politik ging. Dies wird durchaus auch angekreidet, insbesondere wenn es um Themen bezüglich Studium, Langzeitstudenten und Studentinnen geht.

Wenn Menschen das Haar in der Suppe finden wollen werden sie es finden. Der Politiker hat sich mit oder ohne Titel in irgendeiner Form unbeliebt gemacht bei diversen Lobbies und Fraktionen ansonsten würde sich niemand dafür interessieren.

Ich selbst habe zwei Titel und der Doktor ist in Arbeit (doch der ist mir nicht zu wichtig). Falls ich irgendwann einmal in die Politik gehen sollte, dann könnten sie meine Titel gern überprüfen. Diese haben Hand und Fuß. Somit finde ich es unwesentlich auf den Titel zu achten. Die ganze Profession ist ein wenig fragwürdig und alles zu sehr von Medien gesteuert.

Ein Bildungsminister sollte jedoch einen Doktor haben. Nur jemand der das ganze System durchlaufen hat kann hier wirklich produktiv mitreden. Denn es versteht niemand diese Qualen der langen Ausbildung wenn er es nicht hautnah erlebt hat und kann sonst keine gute Politik machen. Im Bereich der Landwirtschaft oder anderen Sektoren ist eine entsprechende Erfahrung in dem Sektor vonnöten jedoch nicht unbedingt ein Titel in diesem Bereich. Beispielsweise wäre es ungünstig, wenn ein Außenminister bzw. Außenministerin kein Englisch spricht und kaum im Ausland war.

Fazit Titel ist unwichtig doch die Kenntnisse die für das Resort notwendig sollten gegeben sein.

» TinaPe » Beiträge: 451 » Talkpoints: 13,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Eigentlich kann es doch egal sein, was wir kleinen Steuerzahler darüber denken. Politiker haben teilweise eine Witz-Ausbildung wie Herr Spahn und sitzen dort als Gesundheitsminister in einem dicken finanzierten Posten, aber keine Peilung von Tuten und Blasen. Doch Hauptsache ständig das Maul aufreißen. Da hilft es mir nicht, wenn der Doktortitel vielleicht das Haar in der Suppe darstellt.

Aber allgemein finde ich, dass wer ein Doktortitel hat, eben diesen auch ehrlich verdient haben muss. Wenn dort dann ständig Plagiatvorwürfe auftreten, nicht selbst geschrieben wurde usw. Dann ist das eben für mich persönlich, nur aus meiner Sparte gesehen, Betrug! Ich erhalte ja schließlich einen Doktortitel, Abschluss usw, wenn ich die entsprechende Leistung vorbringe und wenn ich gelogen habe, habe ich eben gelogen und den Titel nicht verdient.

Das bedeutet oftmals eben auch ein Rücktritt für Politiker, aber ist doch auch normal. Die kriegen teilweise 10.000,- Euro plus pro Monat, fette Einnahmen, gute Nebeneinkünfte und lügen dann bei ihrer Doktorarbeiten herum? Wie soll man so etwas einem Bürger verkaufen. Klar, gibt auch genug Manager, die Kohle einsammeln, Schlecker, die ihre Kohlen untereinander verschieben usw.

Ich finde also, wer schon in die Politik geht, was wir hier alle tun könnten mit einem guten Plan, der muss auch eben entsprechend damit rechnen, dass eine Doktorarbeit auf den Prüfstand gestellt wird und das Haar in der Suppe gesucht wird. Manchmal wird etwas gefunden und mal nicht. Wie das dann folglich für den Politiker aussieht, wird man dann sehen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



In meinen Augen kommt es auf die Zielgruppe der Wählerinnen und Wähler an, deren Rückhalt man gewinnen möchte. Gestandenen Arbeitnehmer/innen imponiert es schwerlich, wenn irgendein wachsweicher Tangojüngling ein paar Semester an der Uni herumgestolpert ist und hauptberuflich Sohn war.

Und auch ein Doktortitel besagt für viele Wahlberechtigte nichts weiter, als dass die Person offensichtlich genug Geld hatte, um sich Ewigkeiten an der Uni herumzutreiben. Außerdem kann man so etwas auch "outsourcen", sagen wir mal. Selbst unter den Bildungsbürgern kann man damit nicht punkten, weil da so gut wie jeder einen "Doktor" hat oder genug von der Sorte kennt, um zu wissen, dass die das Pulver auch nicht erfunden haben.

Und dass das Privatleben und die Vergangenheit bei Personen des öffentlichen Lebens genau unter die Lupe genommen werden, stört mich ehrlich gesagt auch nicht. Hätten sie nicht beschissen, würden die Damen und Herren sich auch nicht im Nachhinein blamieren, wenn sich mal wieder herausstellt, dass der prestigeträchtige akademische Titel erpfuscht oder ergaunert war.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mich würde ja mal interessieren, wie viele Menschen von denen die rummeckern und Plagiat schreien, selber einen Doktortitel haben oder auch nur ansatzweise eine Vorstellung davon, was es heißt eine Doktorarbeit zu schreiben. Selbst wenn man wirklich alles nur klauen sollte, ist schon das allein ein riesiger Aufwand. Aber in Wirklichkeit geht es bei den meisten Plagiatsvorwürfen ja nicht einmal darum, dass wissentlich geklaut wurde. Im Grunde besteht doch jede Doktorarbeit zu großen Teil nur aus Zitaten anderer Arbeiten. Dazwischen gibt es dann mal kurz die eigentliche Arbeit, die eigene Statistik oder sonst etwas und drum herum gibt es ganz viel, was schon jemand anderes geschrieben hat.

Anders geht es ja eigentlich auch gar nicht. Egal was man macht, einen Teil davon hat immer schon mal jemand anderes gemacht. Oder man nutzt Methoden, die schon hunderte Male für irgendein Erhebung angewendet wurden. Aber auch das muss man erklären und in aller Regel haben das eben auch schon etliche Menschen mal irgendwo schriftlich erklärt.

Ich habe einmal eine Promotion angefangen und hatte nur mal auf ein paar Seiten grob skizziert, was wir eigentlich untersuchen wollen und wie wir das machen. Das wäre am Ende ein Bruchteil der ganzen Arbeit gewesen, vielleicht ein Zehntel und schon da hatte ich mehr als 40 Zitate oder Verweise drin gehabt. Wenn man das auf eine Arbeit hochrechnet und das bei mir in einem Fach, wo die Arbeit an sich schon vergleichsweise nicht ganz so umfänglich ist wie in anderen Fächern, muss jeder Doktorand mehrere hundert Zitate oder Verweise irgendwie unterbringen und kenntlich machen. Wenn man da lange genug sucht, wird man wohl in vielen Arbeiten immer mal Stellen finden, die nicht korrekt gekennzeichnet sind oder glatt einfach vergessen wurden.

Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass man sich mit so einem Doktortitel auch angreifbar macht. Es wird bei Politiker ja immer jemanden geben, der einem schaden will. Und da eben die wenigsten Menschen, den wahren Aufwand so einer Arbeit kennen, ist man dann eben ganz schnell ein Betrüger.

Auch wüsste ich jetzt nicht, warum man unbedingt einen Doktortitel braucht um ein guter Politiker zu sein. Das ist doch hanebüchen. Ich kenne jetzt aus dem Stegreif auch kein Studium dass einen Doktortitel zwingend als Abschlussarbeit voraussetzt. Ein Studium beendet man doch mit einem Master, Bachelor, Diplom oder vergleichbaren Abschlüssen. Die Promotion ist doch nur eine Zugabe. Die Leute sollen lieber Ahnung von der Fachpolitik haben, statt Doktortitel in Fächern, die sie gerade gar nicht bearbeiten.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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