Als Kind nicht typisch wie Junge oder Mädchen verhalten

vom 20.08.2018, 14:22 Uhr

Als ich Kind war, hat eigentlich jeder gedacht, dass an mir ein Junge verloren gegangen ist. Ich war eher das Kind, welches auf Bäume geklettert ist, sich einer Jungengruppe angeschlossen hat, Regenwürmer als Mutprobe gegessen hat, mit Autos gespielt hat und einfach eher den sozialen Kontakt mit Jungens hatte. Mädchen waren mir zu ruhig. Mit Puppen konnte ich nicht viel anfangen. Das kam alles erst später, dass ich mich auch mit "Mädchensachen" identifizieren konnte. Aber bis in die Grundschulzeit hinein, war ich eher wie ein Junge.

Bei meiner Tochter fand ich das eigentlich auch ein wenig traurig, dass sie genauso war wie ich. Schönes Kleidchen wollte sie nicht. Tolle Puppen waren ihr fremd und sie wollte eher ferngelenkte Autos haben. Herumtoben wie ein Junge war für sie genauso toll wie damals für mich. An der Erziehung kann es eigentlich nicht gelegen haben, weil ich es immer toll fand, wenn sie doch mal ein Kleidchen anhatte oder wenn sie mal nicht so wild war.

Kennt ihr das von euch oder von euren Kindern, dass sie sich nicht "typisch" wie ein Junge oder wie ein Mädchen verhalten haben? Sind eure Eltern gut damit umgegangen oder seit ihr gut damit umgegangen oder wart ihr oder eure Eltern eher enttäuscht? Heute denkt man ja oft als erstes daran, dass der Junge oder das Mädchen un falschen Körper steckt. Habt ihr da auch dran gedacht?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich hatte auch oft das Gefühl als Kind, im falschen Körper zu stecken. Lieber wollte ich nur mit Jungs herum hängen, mit Puppen und Barbies habe ich gar nicht gespielt. Ich hatte höchstens ein paar Stofftiere, aber die hatten Jungs auch zum Spielen. Mein Tagesablauf bestand aus Lego bauen und später dann aus Skateboarden und Fußball spielen.

Ganz schlimm wurde es dann, als mir meine Verwandtschaft immer sagte, ich sollte mir doch Kleider anziehen. Ich zog sie an, bekam Komplimente, aber dann saß ich wieder nicht richtig da. Denn die Beine müssen ja immer geschlossen sein, wenn man ein Kleid an hat, auch zu Hause. Dann bekam ich einen Anschiss, dass sich das nicht gehören würde, als Mädchen so da zu sitzen.

Ab dort trug ich das ganze Jahr über Jeanshosen, egal wie warm oder kalt es war. Man fragte mich immer, ob mir nicht heiß wäre, aber das war mir egal. Ich dachte mir, dass es bei meiner Tochter vielleicht auch so enden würde, wie bei mir. Schon in der Schwangerschaft erzählte ich niemandem vom Geschlecht des Babys.

Als es geboren wurde, zog ich sie immer neutral an in grün oder gelb. Auch blau trug sie manchmal. Dann wurde ich des öfteren gefragt, ob es ein Junge oder ein Mädchen wäre. Dann sagte ich: Das spielt doch keine Rolle, Hauptsache gesund. Aber später tat sie alles, was ich nie wollte. Sie spielte mit Barbies und Puppen, kann sich immer noch stundenlang damit beschäftigen. Und sie liebt Kleider und schöne Sachen für Mädchen, schminkt sich auch gerne und lackiert ihre Nägel.

Enttäuscht wäre ich nicht gewesen, wenn sie sich mehr wie ein Junge verhält. Ich wäre auch nicht enttäuscht, wenn sie eines Tages kommen würde, und mir eröffnen würde, dass sie homosexuell ist. Ich halte nichts von diesen geschlechterspezifischen Trennungen.

Wir achten auch im Kindergarten drauf, dass alle die Chance haben, überall zu spielen. Die Kinder sollen frei sein und nicht immer daran denken müssen, ich kann das nicht machen, weil ich ein Mädchen oder ein Junge bin.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 20.08.2018, 20:25, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich war auch eher untypisch für ein Mädchen. Ich habe sehr gerne mit Autos und Actionfiguren gespielt. Mein Cousin hatte so einen Teppich mit aufgemalten Straßen darauf, das hat echt Spaß gemacht, damit zu spielen. Puppen mochte ich gar nicht als Spielzeug und ich habe mich auch nie typisch für Mädchen gekleidet. Mal ein Kleid ja, aber ansonsten wurden typische Mädchenfarben wie rosa und pink gemieden und mochte das gar nicht und feminine Motive wie Blümchen, Schmetterlinge und Glitzer und dergleichen mochte ich auch nie wirklich.

Ich habe auf dem Spielplatz am liebsten mit den Jungen aus der Nachbarschaft getobt und habe mich unter Jungen immer am wohlsten gefühlt, weil die einen nicht verurteilen oder schief anschauen, wenn man nicht typisch weibliche Interessen hatte. Ich fand es eher langweilig mit Mädchen abzuhängen, zumal man von ihnen sehr schnell verurteilt wird, wenn man aus der Reihe tanzt. Auch war mir das immer egal, wenn die Kleidung schmutzig geworden ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Eigentlich krass, dass es diese Einteilung und das Denken selbst heute noch gibt, wo doch Dutzende von Generationen bewiesen haben, dass jeder Mensch beide Anteile für irgendwie geschlechtsspezifische Anlagen hat. Ich war auch manchmal ein sehr lebhaftes Kind mit viel Temperament und chronisch aufgeschlagenen Knien, aber meine Eltern haben das nie so in Junge oder Mädchen eingeordnet, mein Vater pflegte immer nur zu sagen: An den Knien erkennt man ein wildes Kind.

In meiner Erinnerung spielt immer wieder ein knallrotes Feuerwehrauto eine große Rolle, weil alle Erwachsenen von dem Krach, den ich damit veranstaltet habe, genervt waren. Ich hatte aber auch oft und gerne als Kleinkind süße Kleidchen an und längere, wellige und dunkelblonde Mädchenhaare. Eines meiner liebsten Spielzeuge waren neben diesem Auto ein Arztkoffer und eine Schultafel und Barbies fand ich blöd. Andererseits habe ich aber den ersten Lippenstift meines Lebens, ein Probestift von der Avon-Beraterin, wie den größten Schatz gehütet und war schon mit sieben total fasziniert von Kosmetik und Gerüchen.

Ich habe mich also als das Mädchen gefühlt, dass ich auch war und trotzdem gerne pseudowissenschaftlich mit meinem Doktor-Equipment gespielt, alle mit meinem roten Auto genervt und meiner einzigen Barbie radikal einen Kurzhaarschnitt verpasst, während die Puppen unangetastet in der Ecke saßen.

» Verbena » Beiträge: 4780 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich habe als Kind liebend gern mit Autos gespielt, auch stundenlang mit Lego gebaut und dennoch liebte ich auch genauso meine Barbies und Puppen. Ich denke, dass Kinder von Erwachsenen oft in Rollen gedrängt werden. Mein Sohn spielt auch gerne mal mit Kuscheltieren oder auch in einer Kinderküche, ich sehe darin kein Problem, denn er darf das spielen was ihm Spaß macht.

Man kann ja nicht mit Vorurteilen um sich schmeißen und Kinder dann in eine Schublade stecken, nur weil sie männlich oder weiblich sind. Es gibt ja auch Kinder, die beide Geschlechter haben und dann? Will man sie dann nur in eine Richtung drängen und ihnen nur bestimmte Sachen zu spielen geben? Ich finde das falsch und finde es absolut richtig, wenn man Jungs auch mit Puppen spielen lässt und Mädchen auch Fußball spielen dürfen und sich dreckig machen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin ja männlich, und ich erinnere mich noch, dass meine Eltern hartnäckig versucht hatten, mich in "typische Jungen-Hobbys" reinzudrängen. Ich wurde zum Fußball-, Kampfsport- und Hockeytraining geschickt und bekam Spielzeug-Autos geschenkt, etc. All das fand ich als Kind todlangweilig, und das dauernde Sporteln war eine ungeliebte Pflicht für mich.

Genaugenommen hätte ich als Kind am liebsten ein Musikinstrument gelernt und z.B. Kindertheater gespielt. Aber das galt in meiner Familie als unwichtig und unpassend. Ich erinnere mich noch, dass ich als Kind die Mädchen total beneidet hatte, weil sie sich mit den "schöneren Dingen" beschäftigen durften, während ich zum blöden Fußballtraining musste.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Bei mir war das tatsächlich haargenau so. Ich mochte als Kind zwar auch gerne Puppen und Barbies, wobei ich mich mindestens genauso gerne mit "Jungssachen" beschäftigt hatte. Ich habe es geliebt, mit Inline Skates und mit dem Skateboard zu fahren und habe schon früh mit der Halfpipe angefangen. Mit dem Mountainbike war ich immer in Wäldern unterwegs. Und natürlich bin ich auch auf Bäume geklettert und oft genug heruntergefallen.

Ich habe auch liebend gerne alle möglichen fiesen Streiche gespielt und muss wohl teilweise sehr anstrengend gewesen sein. Ansonsten hatte ich auch ein ferngesteuertes Auto und so eine Rennbahn zu Hause. Ich wollte noch viel mehr solcher Sachen haben, wobei meine Eltern dem sehr kritisch gegenüber standen.

Sehr viele Sachen wollten sie mir nicht schenken, da sie panische Angst hatten, ich könne irgendwann lesbisch werden, das hatten sie mir oft genug auch besorgt erklärt. Regelmäßig bekam ich daher auch Ärger und viele Sachen, die ich wollte, habe ich damals auch nicht bekommen, da meine Eltern sich teilweise sehr gesträubt hatten. Glücklicherweise war meine Oma da extrem locker und hat mir dann die Sachen geschenkt, die ich mir auch gewünscht habe.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Bei mir war das auch so ähnlich. Obwohl ich männlich bin, konnte ich mit dem typischen Jungenverhalten nichts anfangen, ich hätte damals viel lieber mit den Mädchen gespielt, Musik gehört und Bücher gelesen. Aber meine Eltern schickten mich hartnäckig zum Fußballtraining und zum Spielen mit den Kumpels in den Wald etc. Dabei habe ich mich immer total unwohl gefühlt, und insbesondere das Fußballtraining war ein Albtraum für mich. Was habe ich damals die Mädchen beneidet, weil sie nicht Fußball spielen mussten.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in meiner Kindheit mit diesen Geschlechterklischees überhaupt konfrontiert worden bin. Mir hat nie jemand suggeriert, dass Lego, mein Lieblingsspielzeug, nicht "weiblich" genug wäre und mir wurden nie Spielzeuge aufgedrängt, die laut Klischee besser zu meinem biologischen Geschlecht passen.

Mir wurde auch nie gesagt, dass es toll sei wenn ich ein Kleid getragen habe. Es war einfach praktisch zum Spielen Hosen zu tragen, das wurde nie mit fehlender Weiblichkeit gleich gesetzt.

Alleine die Kommentare hier sollten dir zeigen, dass sich "typisch" vor allem im Kopf der Eltern abspielt. Das biologische Geschlecht sorgt nicht dafür, dass sich ein Mädchen für Puppen, Kleidchen und Rosa interessiert, das kommt alles von den Eltern.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Eigene Kinder habe ich noch nicht, aber als Kind war ich auch nicht so das typische Mädchen, würde ich mal sagen. Ich habe zwar nicht wild gespielt, aber bei mir war es schon so, dass ich lieber mit Autos als mit Puppen gespielt habe und ich war auch gerne im Wald mit den Jungen unterwegs, habe Baumhäuser gebaut und solche Dinge.

Meine Eltern fanden das aber gar nicht schlimm und haben mich da auch das spielen lassen, was mir eben Freude gemacht hat. Ich würde auch sagen, dass mir das nicht geschadet hat und ich einem Kind da auch nicht versuchen würde, andere Spielsachen aufzudrängen, wenn ich mal ein Kind habe.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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