Aufklärung bereits in der Grundschule - wirklich nötig?

vom 03.12.2014, 23:41 Uhr

nordseekrabbe hat geschrieben:@ Bienenkönigin: Also du würdest das Kind in der zweiten Klasse Grundschule komplett aufklären, wie Babys entstehen und über die Periode auch schon aufklären? Ist das nicht noch ein wenig zu viel?

Was heißt denn schon "Aufklärung"? Ich habe jedenfalls die Fragen meiner Nichte immer alle einfach beantwortet. Und sie war auch im Bad mit dabei, wenn ich Slipeinlagen gewechselt habe. Sie wusste auch schon von ihrer Mutter, dass die Tampons benutzt. Also sagt man ihr halt, dass alle Frauen früher oder später ein Mal im Monat bluten und diese Dinge benutzen müssen. Dass es damit zu tun hat, dass Frauen Kinder bekommen können.

Meine Nichte hat sich mit 12 Jahren an mich gewandt, als sie ihre erste Periode hatte, als sie zum Frauenarzt wollte und heute stellt sie mir Fragen über die Pille. Weil sie eben weiß, dass diese Gespräche mit mir nicht peinlicher ablaufen als es sein muss. Ich bin sehr froh darüber, dass sie mit mir darüber spricht.

Nordseekrabbe (und alle anderen "Frühaufklärungsgegner"), was erwartest du denn eigentlich für Nachteile durch eine frühe Aufklärung? In wie fern ist es denn für Kinder schlecht, früh etwas über diese Dinge zu erfahren?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



@Bienenkönigin: Ich finde es toll, dass deine Nichte da in dir einen Gesprächspartner hat, der die Fragen ohne Scham beantwortet. Wie gesagt, ist das bei uns zu Hause auch so und ich kenne da auch keine Hemmungen meinen Kindern die Wahrheit zu sagen. Neulich kam bei uns die Frage auf, wie mein Mann und ich jetzt verhüten. Nachdem meine Töchter wussten, dass wir von der Spirale auf Kondome gewechselt haben, kam natürlich die nächste Frage, wer sich um den Kauf kümmert und wo ich sie eben kaufe.

Meine Töchter werden bald 12 Jahre und ich finde es ist für sie wichtig, dass sie auch die Bezugsquellen kennen. Ich habe ihnen dabei eben auch erklärt, warum ich die Kondome lieber in der Apotheke kaufe als im Supermarkt. Aber sie wissen eben auch im Fall der Fälle, wo sie selbst diese Dinge kaufen können. Ich würde ihnen auch ohne Scheu die Handhabung erklären. Besser sie wissen es selbst richtig, als wenn dann später beide Partner dastehen und erst mal die Anweisung lesen müssen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


soulofsorrow hat geschrieben:Ich glaube, dass ich meinen ersten Aufklärungsunterricht in der dritten oder vierten Klasse hatte und wir haben "Peter, Ida und Minimum. Familie Lindström bekommt ein Baby" zusammen im Stuhlkreis vorgelesen bekommen und wir durften uns dann auch die Bilder von dem Comic anschauen.

Das Buch kann ich auch nur empfehlen. Das habe ich in anderen Threads, die über Aufklärung handeln auch schon geschrieben. In der Grundschule wurde, wie gesagt schon die Aufklärung der Kinder durchgeführt, als meine Kinder klein waren. Aber ich muss auch sagen, dass ich meine Kinder ziemlich frei erzogen habe und sie schon als Kleinkinder den Unterschied zwischen Mädchen und Junge wussten und auch warum dieser Unterschied da ist.

Ich finde, dass man im Alltag ohne viel drum herum auch Kinder aufklären kann ohne dass es für einen überhaupt peinlich sein muss. Meine Tochter hat beispielsweise ihren Bruder das erste Mal bewusst nackt gesehen und fragte mich, was denn der Bruder da hat und deutete auf seinen Penis. Ich habe ihr das erklärt und dann fragte sie mich, ob Papa auch sowas hat. Als ich das bejahte konnte man merken, wie ihr Kopf anfing zu arbeiten und zeigte mit Daumen und Zeigefinger so zwei Zentimeter und meinte "Auch so einen kleinen?".

Ich musste mir das Lächeln schon verkneifen und habe ihr dann kindlich erklärt, dass alles mit wächst. So auch die Nase, die Ohren und eben auch der Penis. Damit hat sie sich erst mal zufrieden gegeben. Da aber in meinem Bekanntenkreis viele Frauen schwanger waren zu dem Zeitpunkt, war es auch so, dass man den kleinen Kindern auch schon erklärte, dass da ein Baby im Bauch ist. Schon bei den 2 oder 3 jährigen Kindern kam dann die Frage, wie das Baby da rein gekommen ist. Soll man die Kinder dann anlügen?

@nordseekrabbe: kaufe dir Literatur für Kinder, wenn du es so nicht machen kannst. Ich weiß nicht, wie alt deine Tochter ist. Aber ich denke, dass es schon wichtig ist, wenn sie früh genug aufgeklärt wird. Hat sie denn noch nie gefragt, wie die Babys in den Bauch kommen? Hat sie noch nie gefragt, wie sie dann da wieder heraus kommen? Hat sie noch nie gefragt, warum Männer keine Kinder im Bauch haben? Solche Fragen kamen alle von meinen Kindern, da waren sie noch nicht in der Schule und ich habe sie nicht angelogen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:@nordseekrabbe: kaufe dir Literatur für Kinder, wenn du es so nicht machen kannst.

So wurde ich eigentlich auch aufgeklärt. Meine Mutter hat mich selbst eigentlich nie aufgeklärt, also diese typische Situation, dass man als Teenager dazu verdonnert wird am Küchentisch zu sitzen während die Eltern irgendwas über Sex erzählen, das gab es bei mir nie. Meine Mutter meinte, dass sie mir und ihr irgendwelche peinlichen Situationen ersparen wollte. Im Nachhinein betrachtet weiß ich nun aber auch nicht, ob das nun gut oder schlecht war. Ich kann aber trotzdem sagen, dass ich soweit eigentlich schon aufgeklärt bin, aber beim Thema Sex kann man sich meiner Meinung nach auch kaum genug Wissen aneignen.

Sie hat mir allerdings einen Termin beim Frauenarzt gemacht und mir auch ab und zu die Bravo mit dem Doktor Sommer mitgebracht, der irgendwelche Fragen für Jugendliche beantwortet. Außerdem hat sie mich im Teenageralter an die Verhütung erinnert, aber ansonsten kam von ihrer Seite nicht viel mehr. Manche Eltern können das mit den Aufklärungsgesprächen vielleicht gar nicht so, aber dann kann man einfach schauen, dass sich die Kinder trotzdem informieren. Das ist auch nicht so schlimm. Wichtig ist es doch nur, dass die Kinder merken, dass es schon ein ernstes Thema ist.

Heute im Zeitalter vom Internet kann man seine Fragen doch ganz einfach bei Google nachschlagen, den Doktor Sommer gibt es übrigens auch im Internet. Ich habe eben einfach nachgeschaut und es geht um einige Themen, die immer noch relevant sind und die sich auch immer wiederholen. Außerdem kann man einem Kind im Alter von 10-12 auch schon zutrauen, dass es sich im Internet Informationen holt. Trotzdem ist es meiner Meinung nach überhaupt gar nicht verkehrt, wenn die Kinder schon vorher etwas von der Schwangerschaft und der Periode wissen. Mit so einem Hintergrundwissen konnte ich auch immer noch Kind bleiben und unbeschadet weiterspielen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



@soulofsorrow: Danke für den wunderbaren Tipp. Habe das Buch "Peter, Ida und Minimum" gerade bei Amazon bestellt, zusammen mit dem Buch "Mein Körper gehört mir- Schutz vor Missbrauch für Kinder ab 5". Literatur ist wirklich das, was ich gesucht habe. Natürlich kann ich das Kind aufklären und traue es mir selber zu.

Allerdings bin ich vielleicht zu altmodisch eingestellt, dass Kinder noch so lange wie sie eben sein möchten, Kind sein sollen. Und wenn ich es zugeben darf, mit passender Literatur gestaltet sich so ein Thema einfacher. Aber das Gegenargument ist selbstverständlich, dass man es schon besser selber machen sollte, als wenn das Kind es dann von anderen hört und es nicht gerade schön ist.

Danke auch an Diamante, Punktedieb, Bienenkönigin, Cooper75 und alle, die mir nun Mut gemacht haben, den nächsten Schritt zu gehen. Wie heißt es so schön - kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder - große Sorgen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 04.12.2014, 22:50, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

@nordseekrabbe: Hat deine Tochter denn bisher noch nie Fragen gestellt? Man muss sich ja nicht direkt an den Tisch setzen und dann "nun kläre ich dich auf" oder so ähnlich versuchen. Das einfache Gespräch zwischen Mutter und Tochter, was sich eben so ergibt, reicht doch völlig aus. Und wenn deine Tochter mehr wissen will, dann wird sie direkt gleich Fragen stellen.

Wichtig ist, dass man als Mutter ein solches Gespräch locker angeht. Um nochmal das Thema vor ein paar Tagen bei uns wegen der Kondome aufzugreifen. Ich habe die Erklärungen dazu, wo man sie kaufen kann, mit einem lustigen Erlebnis von mir aufgelockert. Und ich glaube, wer sich bildlich vorstellen kann, wie Rentner in der Apotheke zusammen zucken, wenn eine junge Frau ganz locker, aber laut hörbar sagt, dass sie Kondome kaufen möchte, kannst du dir auch vorstellen, dass ich nicht todernst die Aufklärung angehe.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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