Pflege der eigenen Eltern

vom 10.12.2009, 00:29 Uhr

Ich denke mal, dass irgendwann jeder entscheiden muss, ob er die eigenen Eltern selbst pflegt oder pflegen lässt. Inzwischen gibt es ja richtig moderne Altenheime, die nicht nur die Senioren richtig pflegen, sondern ihnen auch Abwechslung bietet.

Meine Großmutter hat knapp ein Jahr in einem Altenheim gelebt, jedoch hat sie sich bis zu ihrem Tode arg dagegen gesträubt. Sie nach Hause zu lassen wäre arg unverantwortlich gewesen, denn sie war stark gehbehindert und hörgeschädigt. Hinzu käme noch ihre Unbeweglichkeit, die es ihr erschwerte, sich überhaupt allein fortzubwegen. Trotz dieser Behinderungen hat sie immer wieder darauf beharrt, nach Hause zu wollen. Sie hat es uns nicht leicht gemacht- hingerissen zwischen Vernunft und Unvernunft.

Als sie uns denn dann auch so weit weich geklopft hatte und wir ihr versprachen, für einen Tag nach Hause zu dürfen, ist sie zwei Wochen später verstorben. Ich vermute einfach, dass sie keinen Lebenswillen mehr hatte und sie auch nicht im Heim bleiben wollte.

Wie seht ihr das? Würdet ihr eure Eltern zuhause pflegen oder in ein Heim geben? Wie seht es aus, wenn sich die alten Herrschaften dagegen sträuben? Ich freue mich auf eure Antworten!

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» NathKath88 » Beiträge: 375 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist eine schwierige Frage. Je nachdem wie gesund die Person ist fällt die Pflege aus. Ist die Person schon so weit, dass sie unter Demenz leidet und sich nicht mehr alleine verpflegen kann (vllt sogar bettlägrig ist), wird man selber auch extrem darunter leiden. Man muss die Person fast rund um die Uhr betreuen und gibt damit sein eigenes Leben ein Stück weit auf.

In unserer Nachbarschaft hat eine Dame ihre Schwiegermutter bis zum Tod gepflegt. Die Gute ist 92 Jahre alt geworden und obwohl alle vom Tod geschockt waren und getrauert haben, ist besonders der Schwiegertochter auch ein Stein vom Herzen gefallen. Es ist nun mal eine Belastung. Besonders wenn man alle Aufgaben selber übernimmt. Nach dem Tod sind Schwiegertochter und Mann (beide zu dem Zeitpunkt schon über 60) auf Reise gegangen. Endlich das nachholen, auf was sie jahrelang verzichten mussten.

Ich weiß nicht wie ich mich entscheiden würde, wenn ich vor dieser Wahl stehen würde. Einerseits würde ich mich vllt darauf einlassen die Person zu mir zu holen, wenn ich Hilfe vom Pflegedienst in Anspruch nehmen könnte und nicht alles alleine machen müsste. Andererseits bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher ob ich wirklich bereit wäre evtl alles "aufgeben" zu müssen.

Einige werden jetzt zwar schreiben, dass Eltern sich auch um einen gekümmert haben und man etwas zurückgeben sollte aber ich finde, dass man auch an sich selber denken sollte. Nehmen wir eine Frau die eine wirklich gute Stelle hat die sie ausfüllt und einfach zu ihrem Leben gehört. So jemand würde zu Grunde gehen, wenn er diese Arbeit aufgeben müsste und nur noch Daheim für die Pflege zuständig wäre.

Das Finanzielle ist dann natürlich auch ein Faktor. Ich weiß nicht wie das geregelt ist, wenn man sich um ein Familienmitglied kümmert. Dass man genug bekommt um alles zu bezahlen und weiterhin sorglos leben zu können, bezweifel ich jedoch. Und natürlich quält einen auch der Gedanke was danach kommen soll. Was wenn man wegen der Pflege bzw der schlimmen letzten Phase einige Jahre aus seinem Beruf raus ist?

Ich glaube das Beste wäre sich auf so ein Mittelding zu einigen womit beide Seiten zufrieden wären und keiner auf etwas verzichten müsste. Ich denke da an sowas wie die Person über die Wochenenden zu sich zu holen. So wäre die pflegebedürftige Person in der Woche im Heim, wo man sich gut um sie kümmern würde und sie soziale Kontakte pflegen könnte. Und man selber könnte seinem Leben weiter normal nachgehen.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Dazu mache ihr mir auch oft Gedanken. Eigentlich wäre es für mich selbstverständlich, meine Eltern zu pflegen, sofern das nicht auf Grund einer schweren Erkrankung unmöglich ist. Manchmal gibt es so schlimme Krankheiten, daß ein Aufenthalt in einer Klinik oder einem anderen Institut unumgänglich ist.

Ich habe bereits den Fall bei meiner Oma erlebt. Sie bekam Lungenkrebs und ist eine sehr kurze Zeit von meiner Mutter zu Hause gepflegt worden. Aber als die ersten wehementen Wassereinlagerungen in der Lunge auftraten, mußte sie beatmet werden und im Krankenhaus bleiben. Sie ist auch sehr schnell gestorben, da der Krebs bereits sehr weit fortgeschritten war, ohne daß wir es bemerkt hätten. Meine Oma hat ihre Krankheit lange geheimgehalten.

Anders sah es bei dem Vater meines Stiefvaters aus. Er wurde weit über neunzig, baute aber irgendwann rapide ab. Mein Papa und seine Geschwister haben ihn mit professioneller Unterstützung zu Hause gepflegt. Für meinen Papa war es manchmal eine Tortur, seinen immer rüstig gewesenen Vater, so schnell dahinsiechen zu sehen. Er kam damit nur schwer klar und war oft sehr betroffen. Außerdem hatte er ständig das Gefühl nicht genug für seinen kranken Herrn machen zu können. Kurz vor seinem Tod kam er in ein Pflegeheim. Die Angehörigen waren mit seinem Gesundheitszustand komplett überfordert.

Alle diese Gegebenheiten haben meine Eltern anscheinend auf die Idee gebracht mich, ihre einzige Tochter, ich rede jetzt von meiner leiblichen Mutter und meinem Stiefvater, der wie mein leiblicher für mich ist, sich mit gegebenen Alter eine Wohnung in einem betreuten Wohnhaus zu kaufen. Die beiden möchten mir die Qual, wie sie es nennen, ersparen, sie pflegen zu müssen. Ich nehme aber auch an, daß sich meine Mutter ein wenig schämen würde, wenn ich sie waschen oder dergleichen müßte. Sie ist in solchen Dingen etwas eigen und vielleicht sogar eitel. Es wäre ihr lieber, eine Krankenschwester würde sich um sie kümmern.

Ehrlich gesagt war ich ganz schön geschockt, als mir die Zwei von ihren Plänen berichteten. Ich konnte mir meine Eltern ganz und gar nicht in einem Pflegeheim vorstellen. Aber dann haben sie mir erklärt, daß sie dort mehr oder weniger unabhängig leben könnten und nur bei Bedarf Hilfe erhalten würden. Es sei ihr Wunsch und ich solle das akzeptieren.

Somit hat sich die Frage für mich erübrigt. Natürlich habe ich ihr auch zugesagt mich um sie zu kümmern, falls das nötig wäre. Ich stelle mir das nicht einfach vor, denn ich habe ja zwei Fälle erlebt, bei denen das von Nöten war. Aber meine Eltern haben mich gepflegt, als ich dazu noch nicht fähig war und ganz klar, das würde ich auch jederzeit für sie machen.

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Für mich wäre ein ganz entscheidender Punkt, ob sich meine Eltern oder Schwiegereltern dagegen sträuben würden.

Bei meinen Schwiegereltern weiß ich zum Beispiel, dass sie es genauso machen werden wie die Großeltern von meinem Mann. Die sind mit ca. 80 Jahren zusammen in ein Seniorenwohnheim gezogen. Ich muss sagen, Hut ab - wie die ihre Wohnung ausgeräumt haben ohne mit der Wimper zu zucken. Die Oma von meinem Mann sagt immer, dass es schon hart war, aber dass es ihnen noch nie so gut gegangen ist wie dort. Sie bekommen das Essen serviert, können an Ausflügen teilnehmen, müssen aber nicht, haben jemanden, der ihnen die Wohnung reinigt, etc.

Bei meinen Eltern bin ich mir nicht so sicher. Die Wohnen in einem Haus, das mein Papa großteils mit seinen eigenen Händen gebaut hat - nur ab und zu haben ihm Verwandte und Bekannte geholfen. Es ist jetzt schon so, dass mein Papa immer sagt "am liebsten bin ich daheim, ich will nicht essen gehen". Deshalb nehm ich mal an, dass er auf keinen Fall in ein Heim gehen wollen würde.

Meine Tante hat vor ein paar Jahren meine eigene Oma jahrelang zu Hause gepflegt - hat zwischendurch sogar deshalb nicht gearbeitet und trotzdem hat sich meine Oma noch beschwert, dass nicht noch die gesamte Verwandtschaft jeden Tag zu Besuch kommt (und die ist riesig). Meine Tante hat immer gesagt, dass sie geglaubt hat, dass sie das nicht kann - die Oma baden und pflegen und was halt so dazugehört. Aber wenn man muss, macht man alles, hat sie gemeint.

Und so werd ich es mit unseren Verwandten auch auf mich zukommen lassen. Wenn jemand kein Problem damit hat, in ein Heim zu gehen bzw. es ganz ok findet, wäre das für mich in Ordnung. Aber wenn jemand ewig darunter leidet und sein Leben für ihn dann sowieso vorbei ist, weil er dorthin muss, dann ist es etwas Anderes. Wenn meine Eltern bis zu ihrem Tod in ihrem Haus bleiben möchten, werde ich alles dafür tun, das so zu organisieren.

Wenn ich selbst die Möglichkeiten nicht habe, mich zu kümmern, werde ich schauen, ob man eine(n) Pfleger(in) engagieren könnte bzw. wenn sie soweit noch alleine zurecht kommen, kann man bei uns die Caritas engagieren, dass sie zB 3x am Tag vorbeikommt.

» Enni83 » Beiträge: 165 » Talkpoints: 2,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo!

Meine Oma hatte vor ein paar Jahren Krebs und daher ging es auch mit ihr irgendwann bergab. Daher ist mein Vater ab einem gewissen Zeitpunkt bei ihr eingezogen und hat sie gepflegt. Dies hat sehr gut geklappt, da er seine Arbeit genau in der gleichen Gegend hatte, weshalb er diese nicht aufgeben musste.

Ich finde es sowieso ganz wichtig, dass die Person die seine Mutter oder seinen Vater pflegt, immer noch seiner Arbeit und auch seinen Hobbys nachgehen kann und nicht immer mit dem totkranken Menschen verkehren muss. Man muss da einfach ein wenig Abwechslung reinbringen, weil die Pfleger sonst vollkommen am Ende sind - man hat es schließlich nicht gelernt.

Als meine Oma dann aber so krank war, dass sie schon einmal nicht mehr aufgewacht ist und mein Vater den Notarzt rufen musste, haben wir sie ins Diako gebracht. Dort hat sie ihre letzten Tage verbracht und es war für alle das Beste.

Wir konnten sie besuchen wann wir wollten und hatten dort einfach die Ruhe die man braucht um Abschied zu nehmen. Dort schlief sie dann schließlich auch nach einer Woche für immer ein.

Es war unserer Meinung besser, dass wir sie nicht in ein Heim gebracht haben, denn sowohl Krebskranke, als auch Alte, haben das Recht zuhause zu bleiben. Entweder man nimmt dann den "Stress" auf sich und kümmert sich selbst und den Vater oder um die Mutter, oder man kümmert sich um jemanden, der dann die Person pflegt.

Alte Menschen möchte einfach nicht aus ihrem Alltag rausgeworfen werden, was natürlich auch verständlich ist, wobei so etwas gerade bei Dementkranken sehr schwer ist, da diese wirklich gar nichts mehr alle manchen können. Demenkranke dürfen ja noch nicht einmal mehr alleine kochen oder Autofahren oder sonstiges, weshalb ich dort ein betreutes Wohnen vollkommen akzeptabel finde.

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» lisachen » Beiträge: 355 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich glaube, ich würde in erster Linie den Wunsch des Betroffenen respektieren. Von meiner Mama weiß ich zB, dass die auf keinen Fall wollen würde, dass ich oder eine meiner Schwestern sie zu Hause pflegt. Sie hat schon ein paar Mal gesagt: "Wenn ich alt bin, geh ich ins Heim!" und das mit einer ziemlichen Entschlossenheit.

Ich glaube, das liegt vor allem daran, dass sie niemandem zur Last fallen möchte. Was ich aber noch dazu sagen muss - meine Mama ist ein ziemlicher Sturkopf, sie hat sich im Leben alles selbst erarbeitet und hat vieles nur mit ihrer Einstellung geschafft: "Ich brauche nichts und niemanden!" Wie es aber dann tatsächlich sein wird, wenn sie älter wird, kann ich nicht sagen.

Ihre eigene Mutter beispielsweise lebt in Südamerika und sie versucht sie selbst seit einigen Jahren hierher zu holen, damit sie sich um sie kümmern kann. Die weigert sich aber auch beharrlich :roll: Hmm... das muss in den Genen liegen... :wink: Der Grund ist der gleiche: Sie will ihrer Tochter nicht zur Last fallen.

Aber ich glaube, irgendwann muss auch der größte Sturkopf einsehen, dass es nicht unbedingt darum geht, jemanden zur Last zu fallen. Ich glaube, als Kind hat man dadurch auch die Möglichkeit, den Eltern/Großeltern die Liebe zurückzugeben, die man von ihnen bekommen hat.

Natürlich ist es für sie vielleicht erniedrigend, vor allem, wenn es ihnen wirklich schon schlecht geht, wenn man sie zB waschen muss und rundum pflegen muss. Aber man muss es auch positiv sehen: Sie können sich freuen, dass sie noch am Leben sind und somit miterleben können, wie die Enkelkinder aufwachsen!

Zusammenfassend glaube ich, dass man dem Wunsch jedes einzelnen folgen sollte, wenn ein Angehöriger partout nicht ins Heim will oder gerade doch, sollte man es ihm gewähren, damit er seine Würde bewahren kann, wie er es möchte.

» marrria » Beiträge: 111 » Talkpoints: 0,71 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mein Herz sagte da in so einer Entscheidung, dass ich meine Eltern zuhause pflegen möchte. Aber es kommt immer darauf an. Meine Tante ist leider in einer solchen Situation. Ihre Mutter hatte einen starken Schlaganfall und ist weder klar im Kopf noch kann man sie jetzt noch alleine lassen. Meine Tante muß aber auch arbeiten, damit das Geld reicht und sie geht auch gerne arbeiten. Die Mutter kann sie nicht alleine lassen. Also mußte die Mutter in ein Pflegeheim.

Bei uns ist das nicht anders. Ich muß arbeiten, sonst können wir unser Haus verkaufen. Wenn meine Eltern nur bedingt pflegebedürftig werden, dann kann das schon klappen mit der Pflege, aber nicht wenn sie ein Schwerstpflegefall werden. Man kann die Eltern ja dann nicht erst am Abend versorgen. Auch weiss ich, dass meine Eltern uns nicht zur Last werden wollen.

Ich sehe das auch so, wenn ich mal alt bin und pflegebedürftig werde, dann möchte ich nicht meinen Söhnen eine Last darstellen. Dann gehe ich lieber freiwillig ins Heim. Sonst kann das Leben der Kinder und deren Partner vorbei sein. Auch muß die häusliche Pflege einem liegen.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



In jedem Falle würde ich, wenn es denn möglich ist, einen Elternteil bei mir aufnehmen. Ich gehe mal davon aus, dass der andere dann auch nicht mehr dazu in der Lage wäre - denn sonst würden sie sich wohl gegenseitig pflegen.

Jedenfalls würde ich meine Eltern - die sich einen Großteil meines Lebens um mich kümmern mussten, nicht in ein Heim abschieben. Vorraussetzung ist, dass es machbar ist, denn es gibt auch Situationen in denen man als jemand, der nicht geschult ist, sowas gar nicht alleine umsetzen kann. Wenn es aber möglich ist, dass da geschultes Personla dann nach Hause kommt, geht das sicherlich auch.

Sagen wir mal so, dass man doch irgendwo dazu verpflichtet ist. Allerdings würde ich von meinen Geschwistern genauso verlangen, dass sie sich mit kümmern, wenn auch einer von uns dann hauptverantwortlich wäre.

Meine Eltern würden sicher auch nicht wollen, dass wir diese "Last" zu tragen haben, aber ich denke schon, dass wenn es möglich ist, dass man das muss und auch wollen sollte.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Diese Frage stellt sich für uns immer mal wieder mit unserer Oma. Sie ist 86 Jahre alt und körperlich eigentlich noch ganz gut in Schuss. Früher hat die jüngere Schwester meiner Mutter, die in der Nähe wohnte ab und zu nach ihr gesehen und mit ihr Arztbesuche und Einkaufstouren erledigt. Doch die ist leider nach China gezogen, so dass meine Großmutter nun auf sich selbst gestellt ist. Eigentlich funktioniert es ganz gut, wenn etwas ansteht, kommt jemand von der Diakonie und hilft ihr. Allerdings fehlt ihr die Ansprache, die meine zwei- oder dreimal die Woche vorbeischauende Tante für sie dargestellt hat und alleine durch Anrufe lässt sich das nicht auffangen. Daher leidet sie in letzter Zeit schon unter der Einsamkeit.

Ihre beste Freundin wohnt in einer Seniorenresidenz, wo sie eine eigene Wohnung hat, aber trotzdem Gesellschaft da ist und vor allem Hilfe, wenn doch mal welche benötigt wird. Aber meine Oma weigert sich beharrlich ebenfalls in eine solche Einrichtung zu ziehen, da ist sie lieber alleine in ihrem großen Haus. Das finde ich schon besorgniserregend, allerdings ist es noch nicht so schlimm, dass sich ihre Kinder entschließen müssten sie zwangsweise in ein Heim zu schicken. Also behält sie vorläufig ihren Willen auch wenn es immer mal wieder zur Sprache kommt. Sie zu sich zu nehmen, kommt für keines der Kinder in Frage, jedenfalls nicht aktuell, weil alle noch voll berufstätig sind und es sich auch rententechnisch nicht leisten könnten, ihren Beruf aufzugeben. Wie das aussieht, wenn sie pensioniert sind, ist eine andere Geschichte, aber momentan wäre es völlig unmöglich für alle vier.

Was mich selber angeht, würde ich mich wohl sehr schwer damit tun, meine Mutter zu pflegen. Zum einen liegt das daran, dass sie mich momentan sehr beansprucht und meine Nerven stark strapaziert. Sie ist zwar noch jung und gesund, hat aber seit einer Weile eine Art an sich, die mich und meinen Freund die Wände hochtreibt. Darum wollen wir so bald wie möglich ausziehen und endlich unser eigenes Reich haben. Später wieder mit meiner Mutter zusammenzuleben, was für eine vernünftige Pflege ja siche notwendig wäre ist für mich einfach unvorstellbar.

Außerdem habe ich meinen Vater gepflegt als er im Sterben lag, also ein enig Erfahrung damit gesammelt Kranke zu versorgen. Bei meinem Vater war es eine sehr kurze Phase, von seiner Bettlägerigkeit bis hin zu seinem Tod, aber dieser Zeitraum hat mir eigentlich schon genügt um festzustellen, dass ich für so etwas nicht geschaffen bin. Ich habe das schon auch gerne gemacht, in dem Sinne, dass ich es im Gegensatz zu meinem Bruder nicht als unter meiner Würde empfand, ihn zu füttern etc. Aber dauerhauft hätte ich das nicht durchhalten können. Pflegeberufe sind nicht umsonst eine Berufung. Mir fehlt die Geduld mich mit alten, verwirrten Leuten tagtäglich auseinanderzusetzen und dann werde ich unleidlich. Natürlich beruhigt es das Gewissen, die Eltern selber zu versorgen, aber wenn man deutlich merkt, dass das Kind es eigentlich ungern tut und oft gereizt und genervt ist, fühlt man sich als bepflegter Elternteil sicherlich nicht besser aufgehoben als im Heim. Ich jedenfalls würde mich sehr unwohl fühlen, wenn man mir, wenn auch vielleicht unbeabsichtigt, das Gefühl vermittelt eine Last zu sein.

Meine eine Patentante versorgt ihre demente Mutter im eigenen Haus, der Umgangston ist mehr als rauh und die alte Frau sieht oft sehr unglücklich aus. Ebenso unzufrieden und unmotiviert ist meine Patentante. Es ist eine Lösung mit unter der einfach beide leiden und das möchte ich mir und meiner Mutter später gerne ersparen. Ich sehe dieses Beispiel oft und mir gruselt es davor, weil ich fürchte, dass es bei uns ähnlich werden würde. Dagegen arbeitet ein Freund von mir in der Krankenpflege und sein Umgang mit den alten und kranken Patienten ist das komplette Gegenteil. Er ist immer ruhig, freundlich und hilfsbereit, wohl in erster Linie weil er es eben gern macht und nicht aus Pflichtgefühl. Da besuche ich meine Mutter doch lieber so oft ich kann und überlasse sie Menschen, die sie gerne betreuen, als ihr aus schlechtem Gewissen heraus unzureichende, unfreundliche Pflege angedeihen zu lassen.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kann gut verstehen, dass sich viele Leute dagegen sträuben, im Alter in einem Altersheim zu wohnen. In den Köpfen herrschen oft sehr unangenehme Vorurteile vor, die mit der Realität im Heim nicht immer etwas gemeinsam haben. Natürlich gibt es schlechte Altenheime, die mehr an Verwahranstalten erinnern als an ein Zuhause. Aber es gibt eben erfreulicherweise auch andere Beispiele. Es gibt schöne Altenheime, die den alten Menschen mehr bieten als das, was für die meisten zuhause möglich wäre.

Viele normale Wohnungen sind einfach nicht auf die Bedürfnisse von älteren Menschen ausgerichtet. Seniorenheime hingegen sind auf die speziellen Bedürfnisse des älteren Menschen ausgerichtet und bieten oftmals auch gute Freizeitmöglichkeiten, die die älteren Leute zuhause eher nicht haben. Dennoch ist es natürlich nicht leicht für die meisten Leute, einfach ihre gewohnte Umgebung aufzugeben und in ein Pflegeheim zu ziehen, in dem alles anders und neu ist. Gerade wenn jemand eher ein Einzelgänger war, ist es sicher nicht so leicht, sich plötzlich in eine Umgebung einzugliedern, in der immer Leute da sind.

Ich bin damit aufgewachsen, dass die Ur-Oma zuhause gepflegt wurde. Das war oft nicht so leicht, aber dennoch wurde ein Pflegeheim von der Oma selbst und auch von ihrer Tochter abgelehnt. Meine Omi hat auch für zwei Jahre ihren Partner daheim gepflegt, obwohl er ein Schwerstpflegefall war, der nichts selbst konnte, nicht einmal essen und rund um die Uhr betreut werden musste. Beide Fälle fand ich sehr schwierig, auch als mehr oder weniger Außenstehender. Ich würde es grundsätzlich nicht ablehnen, einen wichtigen Menschen zuhause zu pflegen. Allerdings bezieht sich das für mich nicht auf die Pflege von Familienmitgliedern, also in meinem konkreten Fall nicht.

Wenn ein Mensch, der mir sehr am Herzen liegt, Hilfe benötigen würde, würde ich versuchen, mein Möglichstes zu tun. Allerdings würde ich nicht pauschal zusagen, wenn es um die Pflege von Angehörigen geht. Zudem sollte man immer abwägen, ob man selbst der Situation gewachsen ist und bereit ist, die nächsten Jahre oder Jahrzehnte auf vieles zu verzichten und sich selbst einem enormen Stress auszusetzen. Ich denke auch, dass es schwierig ist, so etwas mit einem normalen Lebensablauf zu vereinbaren. Arbeit, Studium, die eigene Beziehung und Freunde leiden unter Umständen enorm darunter, wenn man sich dafür entscheidet, jemanden zuhause zu pflegen. Man sollte ehrlich zu sich selbst sein und es sich auch selbst eingestehen, wenn man irgendwann nicht mehr in der Lage ist, dem Stress standzuhalten.

Auch die älteren Leute müssen einsehen, dass das Pflegeheim in vielen Fällen die beste Alternative ist. Ich kenne auch solche Leute, die ihren Angehörigen ein schlechtes Gewissen einreden wollen, nur weil diese klar sagen, dass sie sich dieser Belastung nicht stellen wollen. Solche Psychospielchen finde ich ganz schlimm und ich würde mich als Angehöriger auch nicht darauf einlassen. Wenn man jemanden zuhause pflegen will, sollte man das nur tun, wenn man es wirklich möchte und nicht, weil man ein schlechtes Gewissen hat.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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