Kann man sich heutzutage ein Pferd leisten?

vom 03.06.2009, 17:48 Uhr

Seit ich klein bin, interessiere ich mich für Pferde. Ich wollte mir auch immer eins kaufen. Leider kamen dann so Dinge wie Ausbildung, Arbeit, Berufsschule oder andere Dinge dazwischen, sodass ich diese Pläne verwerfen musste.

Wie macht ihr das mit Pferden? Könnt ihr euch welche Leisten und ist reiten nur ein Sport für Reiche? Und wie macht ihr es, dass ihr Pferd und Beruf unter einen Hut bringt?

» Aurinia » Beiträge: 148 » Talkpoints: 4,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge



"Reiten" selbst ist wirklich ein Sport für Reiche! Hat man dann mal so 2-3 Jahre Unterricht in einer Reitschule gehabt, möchte man vielleicht auf ein Pferd umsteigen, dass seinem Können auch entspricht. Da sollte man zB. über eine Reitbeteiligung nachdenken. Leider verlangen die Besitzer heutzutage dafür eine Menge.

Wenn man dann später richtig gut ist und Turniere gehen möchte, muss oft ein eigenes Pferd her. Und da kommt man eben zu dem Punkt: Es ist (für die meisten Menschen) VIEL zu teuer! Nicht nur das Pferd selber, pro Monat häuft sich ja auch noch alles an: Hufschmied, Tierarzt, Stallmiete etc. Und das ganze Zubehör...

Dann noch das Thema ZEIT. Ich gehe noch zur Schule und darf kein Pferd haben. 1. Wegen der Kosten (oben erklärt) und 2. Weil ich einfach nicht genug Zeit habe! Lernen, Hausaufgaben, Schule selber und noch Nachhilfe - Da bleibt nicht genug Zeit für ein Pferd, es muss ja täglich bewegt werden.

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» Lilliane » Beiträge: 45 » Talkpoints: 0,43 »


Aber auch vor 10 Jahren war ein Pferd doch teuer und es konnte sich die Mittelschicht nicht gerade leisten, deshalb verstehe ich nicht, wieso die Betonung auf 'heutzutage' liegt. Du musst doch selbst wissen, wie es um deine Finanzen steht und ich denke, bei einem Pferd, da spielt es nun keine Rolle ob du nun mal 300 Euro mehr oder weniger im Monat zur Verfügung hast, denn sowas wie ein Pferd leistet man sich einfach nicht, wenn man nicht ausreichend Geld zur Verfügung hat.

Leute, die ein Pferd haben im meinem Freundeskreis, haben alle mindestens 20.000 Euro auf der hohen Kante, was sie im Notfall für Tierarztkosten aufbringen könnten. Wäre das nicht gegeben, würde es dem Tier nicht zumuten, bei mir leben zu müssen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe ja nicht gesagt, dass ich es mir kaufe, obwohl ich es mir nicht leisten kann. Ich meinte nur wie es manche schaffen. Wir haben eine Mitarbeiterin bei uns, die im 2 Ausbildungsjahr ist und sich ein eigenes Pferd gekauft hat.

Da ich das sehr bewundere, frage ich mich nun, wie sie es schafft mit 300 Euro jeden Monat dieses Tier zu versorgen?

Ich vertrete außerdem auch die Meinung, dass man sich kein Tier kaufen sollte, wenn man es nicht ausreichend versorgen kann. Das Problem hatte ich bisher zum Glück nie, da ich mir solche Sachen immer gründlich überlege.

» Aurinia » Beiträge: 148 » Talkpoints: 4,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke schon dass man sich auch als Normalverdiener noch ein Pferd leisten kann, wenn auch nicht unbedingt ein vollständiges, wenn du weiß was ich meine. Reitbeteiligungen sind nämlich ganz stark im kommen. Ein Pferd an sich ist teuer in der Anschaffung und sehr aufwendig im Unterhalt, da verrate ich sicherlich keine Geheimnisse.

Aber der Reihe nach. Unter dem Leisten können verstehe ich neben dem monetären Aufwand aber auch die Zeit die ich dafür aufbringen muss um es auszureiten und auch zu pflegen. Wenn du voll im Berufsleben stehst und vielleicht neben dem Haushalt auch noch die Kinder versorgen musst kannst du solche Pläne getrost vergessen. Später, wenn die Kinder aus dem Haus sind, sind die Chancen größer mehr Tagesfreizeit zu haben. Darin sehe ich das eigentliche Problem, sich ein Pferd leisten zu können ist sicherlich für fast jeden möglich, aber um das Geld auch abzureiten muss ich sehr viel Zeit investieren. Das geht nicht wenn ich nur am Wochenende zum Reiten komme und ist auch nicht gesund für das Pferd. Wenn ich meine Arbeitszeit deshalb reduziere fehlt höchstwahrscheinlich wiederum das Geld dafür. Auch denke ich mal dass bei normalen Verdienst die finanziellen Mittel auch nur dafür reichen und für nichts anderes mehr wie zum Beispiel ausgedehnte Urlaube. Ein Teufelskreis also.

Ich selber habe allerdings kein Pferd aber meine Arbeitskollegin gegenüber am Schreibtisch und sie erzählt mir fast jeden Tag von ihrem Hobby und dem Vorhaben sich ein eigenes Pferd zu kaufen. Bisher schreckt sie noch vor der Verantwortung und dem Aufwand zurück und hat sich deshalb eine Reitbeteiligung gesucht. Es gibt genug reiche Leute die ein Pferd haben und es aber aus zeitlichen oder gesundheitlichen Gründen nicht mehr so nutzen können wie sie es gerne möchten. Es handelte sich durchweg um sehr anspruchsvolle Tiere die auch entsprechend behandelt werden müssen. Es ist durchaus üblich dass für diese Reitbeteiligung kein Geld beziehungsweise nur sehr wenig bezahlt werden muss, dafür aber fast alle anfallenden Arbeiten erledigt werden müssen. Wenn man den Zeitaufwand nicht scheut ist das Pferd also bezahlbar da es fast nichts kostet und ich im Prinzip das Hobby mit meiner Arbeitskraft bezahle. Meine Kollegin liebt dieses Pferd über alles und hat direkt so eine Art persönliche Beziehung dazu aufgebaut.

Ich denke mal dass sie es auch in einigen Jahren dem Eigentümer abkaufen wird. Vorher war sie auf einem Pferdehof angemeldet und hat da für einen monatlichen Obulus und natürlich auch ihre Arbeitskraft Reitstunden genommen und auch verschiedene Pferde getestet. Allerdings haben ihr die Pferde nicht so zugesagt und auch die Reitlehrer waren nicht so auf ihrer Wellenlänge. Deshalb der Wechsel zur Reitbeteiligung. Auch arbeitet sie jeden zweiten Tag etwas länger um dann am nächsten Tag etwas eher gehen zu können um noch bei Tageslicht einen kleinen Ausritt zu machen. Auch am Wochenende schaut sie dort immer vorbbei, ihre Kinder sind groß und der Mann hat auch nichts dagegen. Fast optimale Bedingungen eben. Allerdings überlegt sie auch ob sie verkürzt arbeiten soll um mehr Tagesfreizeit zu haben und auch noch um anderen Interessen nachgehen zu können.

Auch ein Aspekt der vielleicht vor einem Kauf bedacht werden sollte sind die unausbleiblichen Unfälle. Meine Kollegin ist seit ihrem letzten Sturz der im Oktober war krankgeschrieben, schwerer Schlüsselbeinbruch mit komplizierter Heilungsprognose. Sie ist im nachhinein froh dass sie kein eigenes Pferd gekauft hatte um dass sich jetzt vielleicht nicht kümmern könnte oder noch schlimmer es wieder verkaufen müsste.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also ich denke nicht, dass reiten und Pferde ein Hobby ist, das ausschließlich Reichen vorbehalten ist. Ich selbst besitze drei Pferde und reite seit meinem 10. Lebensjahr.

Meine Eltern hatten nicht viel Geld und trotzdem ging es irgendwie. Reitkleidung kauften wir privat und wenn das Geld mal nicht reichte machte ich mal ein paar Wochen Zwangspause. Eine Reitstunde kostete damals 15 Mark, heute sicherlich 15 Euro.

Meine drei Pferde kosten mich im Monat 13% unseres Familieneinkommens. Ich finde das ist absolut im Rahmen. Ich machen mir nicht viel aus Urlauben, Shopping und Friseurbesuchen. D.h. die Pferde sind mein einziges Hobby.

Natürlich versuche ich die Kosten möglichst gering zu halten. Ich versorge meine Pferde selbst und habe nicht viel Komfort im Stall. Außerdem kaufe ich recht selten neue Ausrüstung. Ich habe außerdem Glück, dass ich nicht oft den Tierarzt brauche.

Ich verbringe einen Großteil meiner Freizeit bei den Pferden. Als ich noch gearbeitet habe habe ich morgends eine halbe Stunde und abends nach der Arbeit 1,5 Stunden mit der täglichen Stallarbeit verbracht. Viel Zeit zum Reiten hatte ich unter der Woche nicht.

Nun bin ich ja in Elternzeit und zu Hause. Da komme ich auch mal unter der Woche zum Reiten. Zumindest wenn ich einen Babysitter finde.

» Isella » Beiträge: 190 » Talkpoints: 74,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Reiten mit Reitlehrer, also Reitstunden, ist wirklich etwas, das extrem ins Geld geht. Gerade wenn man nicht nur "für den Hausgebrauch" reiten will, sondern S-Dressur gehen möchte. Auf dem Niveau gehen nämlich die allermeisten Schulpferde in normalen Reitschulen nicht, sprich man muss sich eine genau auf Dressur spezialisierte Reitschule suchen. Wobei es die gar nicht so selten gibt, schwieriger wird es bei den Barockreitern, die nicht nur die entsprechenden Pferderassen haben, sondern auch noch Kostüme und zu entsprechenden Vorführungen gehen. Das geht dann so richtig ins Geld.

Was Pferde halten angeht, kommt es darauf an. Hat man eigenes Land, fällt die Stallmiete weg, man hält die Pferde also in Eigenregie. Hat man nur eines, kann man ein zweites oder drittes Pferd als Einsteller dazu nehmen, wodurch die laufenden Kosten auch etwas gemindert werden, denn ein Pferd frisst nunmal auch ganz ordentlich. Dazu kommen Tierarzt und Hufschmied als laufende Kosten, da selbst gesunde Pferde nunmal die Hufe gemacht bekommen müssen (ist aber bei Barhufpferden dann etwas günstiger als wenn man das Beschlagen zahlt). Außerdem muss das Pferd versichert sein, je höher, desto besser. Wenn ein Pferd ausbüxt und dabei einen Unfall verursacht, kann das ganz schnell in die Hunderttausende gehen (muss nur auf die nächste Straße laufen).

Hat man das Pferd irgendwo untergestellt, kann das sehr günstig sein, wenn es ein Offenstall ist. Die sind aber für gewöhnlich sehr ländlich, man hat also nicht unbedingt eine Reithalle zur Verfügung, von Strom, fließend Wasser oder geheiztem Reiterstübchen mit heißem Kaffee und Kakao kann man da meist auch nur träumen. Auch wenn es für Pferde die ideale Haltung ist, besonders im Winter ist Offenstallhaltung für den Reiter nicht lustig. Man friert sich meist wer weiß was ab, muss schauen, dass man alles erledigt, solange es noch hell ist oder sich entsprechend behelfen.

Pferd in großem Reitstall unterstellen, ist weitaus komfortabler. Man hat neben dem Reitplatz oft die Möglichkeit, die Halle zu benutzen, auch steht oft ein Springgarten zur Verfügung. Kann man selbst nicht, wird das Pferd versorgt, bzw. kann man das Pferd versorgen lassen. Futter ist meist sowieso mit drin, da es in großen Ställen genau dafür angestelltes Personal gibt. Genauso kann man halt veranlassen, dass mit gemistet wird, usw. Das hat aber entsprechend auch seinen Preis und so mancher zahlt für eine Box in einem großen, komfortablen Stall mehr als die Monatsmiete für die eigenen vier Wände.

Was dazu kommt: Man braucht unbedingt Rücklagen. Wenn mit dem Pferd etwas ist und ein Tierarzt oder ein Eingriff in der Tierklinik nötig werden, sind ganz schnell mehrere tausend Euro weg.

Es kommt also drauf an, was man will. Robustrasse im Offenstall halten und gemütlich durch die Gegend zockeln, geht auch, wenn man finanziell weniger gut gestellt ist. Hochtrabende Dressurpläne benötigen dagegen ein entsprechendes Konto. Da wird neben den ohnehin schon teuren Reitstunden nämlich auch noch entsprechende Kleidung fällig, Turniere kosten für gewöhnlich auch Startgebühr (plus Unterbringung für Pferd und Reiter, so wie Transporter zum Anreisen, der gemietet werden muss) und wer da Pläne hat, braucht erstmal ein entsprechendes Pferd. Bei einem auf S-Dressur-Niveau gehenden Warmblut geht das auch schnell in den fünfstelligen Bereich.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe eine sehr pferdebegeisterte Freundin, die sich schon längst ein, zwei Pferde gekauft hätte - wenn sie sich das hätte leisten können. Je größer das Tier, desto mehr Kosten verursacht es meistens und Reiten an sich ist schon ein teurer Sport. Ich muss dazu sagen, dass sie eigenes Geld verdient, und trotzdem reicht es gerade mal so für eine Reitbeteiligung. Sie hätte gerne eine zweite gehabt, aber selbst das ist finanziell nicht drin.

So ist sie im Reitverein, zahlt natürlich einen kleinen Beitrag, sie zahlt die RB und kauft dem Tier auch immer mal was. Generell verschingt dieses Hobby alles, was sie monatlich verdient.

Hat man ein eigenes Pferd fällt zwar die RB weg und man bekommt vlt. sogar was, aber Futter, Unterstellkosten, Zubehör, Tierarzt - das ist so teuer... und wenn das Pferd mal wirklich was richtiges hat, bist du nicht mit ein paar hundert Euro dabei, sondern mit mehreren tausend.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke nicht, dass das Reiten nur für reiche Menschen erschwinglich ist. Natürlich verursacht ein Pferd höhere Kosten als ein Meerschweinchen oder ein anderes Kleintier. Allerdings ist es für Normalverdiener auch möglich, ein Pferd zu finanzieren, solange man bereit ist, Kompromisse einzugehen. Ein erstklassiges Rennpferd ist weder für Normalverdiener erschwinglich noch für die Leute, die ein bisschen mehr verdienen. Für ein solches Tier und diese Form von Pferdesport sind weitaus höhere Summen erforderlich.

Wenn jemand sich einfach für Pferde begeistert und mit einem einfachen Pferd zufrieden ist und keine großartigen sportlichen Ambitionen hegt, ist dieses Hobby sicher auch für Normalverdiener erschwinglich. Allerdings muss man dann auch bereit sein, auf andere Dinge zu verzichten. Es ist sicher nicht möglich, sich von einem durchschnittlichen Gehalt ein Pferd und noch zwei teure Autos, ein Boot und zweimal pro Jahr einen Urlaub auf den Seychellen zu leisten. Wenn das Geld nicht für alles reicht, muss man eben Prioritäten setzen und sich für die Ausgaben entscheiden, die einem am meisten am Herzen liegen.

Richtig teuer ist es natürlich, wenn man mit dem Pferd Polo spielen möchte oder einen anderen teuren Pferdesport ausüben möchte. Allerdings interessieren sich wahrscheinlich die wenigsten Pferdenarren für so etwas, sondern einfach nur für ein normales Pferd, mit dem man ohne große Ansprüche reiten kann und sonst nichts. Pferde sind kein günstiges Hobby aber sicher auch nicht unerschwinglich.

Ich denke übrigens auch nicht, dass sich die Zeiten geändert haben, so dass man sich "heutzutage" plötzlich kein Pferd mehr leisten kann. Pferde waren nie günstig im Unterhalt - heute nicht und auch nicht vor zwanzig Jahren. Diese Stammtischparole, dass alles angeblich ja immer so viel teurer geworden ist, finde ich hier wieder einmal unpassend.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@Cologneboy: Doch, Pferdehaltung ist definitiv teurer geworden; ganz einfach, weil heute nur noch wenige Leute eigenes Land haben. Pferde gehörten vor 100, 150 Jahren noch zum Alltag, besonders in ländlichen Gegenden. Da wurde das Pferd auf die eigene Koppel gestellt, fraß da sein Gras und war eher Nutztier, da man es entweder für die Landwirtschaft brauchte oder als Kutschpferd. Aber es kostete die Menschen nicht sonderlich viel, weil das Land mit dem Gras und auch das Heu eben schon vorhanden war. Man kümmerte sich außerdem selbst ums Pferd und die anderen Tiere. Oder hatte einen Stallknecht, der sich um die Tiere kümmerte, und da war es dann egal, ob da nun ein Pferd mit dazu kam, da man den Knecht sowieso bezahlen musste.

Das ist heute nicht mehr möglich. Kaum einer hat die Möglichkeit, Pferde direkt am Haus zu halten. Und auch dann muss man sich selbst drum kümmern. Das kann auch nicht jeder leisten, also muss jemand gefunden werden, der hilft. Und erstmal ist es mit Land allein ja nicht getan, man braucht einen Stall und wenn man selbst füttert, muss man sich sehr gut auskennen, da Pferde mehr als nur Gras und Heu brauchen, außerdem muss die Koppel regelmäßig auf Giftpflanzen hin untersucht werden.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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