Politiker gönnen sich 6 % Plus

vom 06.05.2008, 16:17 Uhr

Die Politiker von Union und SPD haben sich eine Lohnerhöhung von 6 Prozent gegönnt und dies, nachdem die Diäten erst im November herhöht worden sind. Die Begründung ist für sie ganz einfach, die Löhne im öffentlichen Dienst wären ja auch erhöht worden. Da hat man die Rentner wegen einer Rentenerhöhung von 1 oder 2 Prozentpunkten noch vor ein paar Wochen an den Pranger gestellt und auch noch behauptet, sie hätten das nicht nötig, weil sie eh genug Geld in der Tasche hätten und heute sind die Politiker so arm, das sie sich gleich mal 6 Prozent erlauben können.

Die kleine Rentenerhöhung, die ja lange genug auf sich warten lies, war angeblich untragbar und ein paar Tage später wird aus dem Vollen geschöpft. Hier zeigt sich doch mal wieder, das die Kleinen sparen sollen und die Großen immer mehr bekommen. So macht sich die Politik unglaubwürdig und verärgert auch den letzten Bürger.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Hallo!
Es ist einfach traurig. Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Politiker keinen Sinn mehr für das gemeine Volk haben und nur noch an sich denken. Es gibt so viele Leute, die am Existenzminium leben und die Politker erhöhen immer weiter ihre Diäten.

Wohin soll das führen? Steuererhöhungen, damit der Politiker immer weiter seine Löhne erhöhen kann? Die Kleinen werden dazu angehalten immer mehr einzusparen und immer weniger sich zu gönnen und die Politiker schöpfen aus dem vollen. Traurig, aber wahr.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also ich fange mal mit einfacher Mathematik an um hier einen hinkenden Vergleich schon einmal auszuräumen. Eine Rentenerhöhung von 1 - 2 % bei mehreren Millionen Rentnern fällt, vielleicht kannst Du Dir das ja vorstellen, ein wenig höher aus als die Erhöhung von Diäten für 613 Abgeordnete.

Ich mach es mal an einer Beispielrechnung fest um das verstehen zu erleichtern, Werte habe ich mal ungefähr gewählt:
6 Millionen Rentern mit 1200 Euro Rente x 2 % = knapp 140 Millionen Euro
613 Abgeordnete mit 25.000 Euro Diäten x 6 % = knapp 16 Millionen Euro

Das Politiker andere Ausgaben haben als Rentner weiß hoffentlich jeder - oder hat ein Rentner auch 2 - 3 Mitarbeiter zu bezahlen und muss mehrere tausend Kilometer Dienstweg pro Monat einkalkulieren? Abgesehen von weitern Spesenausgaben, denn netto hat ein Politiker nach Abzug aller laufenden Kosten um die 8.000 Euro in der Tasche. Und das Geld hat er auch nicht zum Ausgeben, sondern hier geht wieder einiges ab für politische Arbeit, denn man wird auch nicht einfach so gewählt, hiervon werden oft Rücklagen für den Wahlkampf gebildet.

Achso, ein Politiker hat dazu fast immer eine 120 Stunden Woche.

Naja, die restlichen Argumente im Sinne von "die bösen Großen und die armen Kleinen" sind ziemlich sinnlos und klingen nach BILD Zeitung, wenn man sich mal die Relationen überlegt kommt man schnell zu dem Schluss, dass unsere Politiker im Grunde ziemlich unterbezahlt sind wenn man das betrachtet was sie leisten (müssen).

Ganz ehrlich: Für so einen Hungerlohn, ungewissen Posten und die Undankbarkeit der ganzen Deppen würde ich niemals in die Politik gehen - da fehlt mindestens eine Null bei den aktuellen Diäten oder ein Aufschlag von 300 -500 %. Das ist wohl der Grund warum die wenigsten in die Politik gehen und stattdessen den Gang in die Wirtschaft vorziehen: Mehr Geld und mehr Einfluss (wenn man etwas verändern will).

Und von mir aus können sie die Diäten auch um 300 % anheben - denn ein Politiker, der sich aus Unzufriedenheit mit der miesen Bezahlung von Lobbyisten stützen lässt stört mich eher als einer, der genug verdient und sich somit voll seiner Arbeit widmen kann statt bei irgendwelchen Vorständen in der Wirtschaft um Begünstigung betteln zu gehen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Subbotnik, deine Rechnung ist zwar super, deine Argumente stimmen aber nur für wenige Politiker wirklich. Zumal es weit mehr Rentner in Deutschland gibt, wenn Invalide usw. mit einbezogen werden. Und da ist es schon äußerst fraglich ob 600 Menschen ein Zehntel des Rentenerhöhung, die für 6 Millionen (!) veranschlagt ist, als ihre Lohnerhöhung veranschlagen dürfen!?

Das die Bundeskanzlerin und Parteispitzen hingegen verhältnismäßig wenig verdienen und wirklich hart dafür arbeiten, bzw. die ganze Woche unterwegs sind, darüber müssen wir uns nicht streiten. Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht! Angela Merkel verdient mit 16.000 Euro Monatsgehalt vergleichsweise wenig. Ein Manager, der so lange und hart arbeiten muss, der verdient schon sechsstellig und das zu Recht.

Aber ich stimme nicht bei der Lohnerhöhung von Abgeordneten zu! Die haben nämlich nicht die ganze Woche zu tun, arbeiten weit weniger hart und können sogar nich Nebenjobs in der Wirtschaft, beispielsweise Vorstandsposten, besetzen. Mit welchem Recht erhöhen sich diese Menschen, die eh schon doppelt verdienen und dafür weniger arbeiten, ihre Löhne immer wieder? Zumal sie ja schon jetzt nicht schlecht verdienen und davon nochmal 6% mehr.

Wenn alle anderen Arbeitnehmer auch immer so bereitwillig ihren "Inflationsausgleich" zugesprochen bekommen würden, darfür nicht in lange Streiks ziehen müssten und bei nicht oder schlecht getaner Arbeit trotzdem nicht um ihren Arbeitsplatz bangen müssten, dann würde die ganze Geschichte anders aussehen. Das gebe ich nur mal zu bedenken.

Leider hast du auch bei deinem letzten Punkt Recht. Die schlauen Köpfe gehen immerwieder in die Wirtschaft und zeigen dort was sie wert sind. Und das wirklich nur der übriggebliebene Rest in der Politik zu finden ist, sieht man tagtäglich im Fernsehen...

Gruß

» Geegle » Beiträge: 208 » Talkpoints: 0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Geegle hat geschrieben:Aber ich stimme nicht bei der Lohnerhöhung von Abgeordneten zu! Die haben nämlich nicht die ganze Woche zu tun, arbeiten weit weniger hart und können sogar nich Nebenjobs in der Wirtschaft, beispielsweise Vorstandsposten, besetzen. Mit welchem Recht erhöhen sich diese Menschen, die eh schon doppelt verdienen und dafür weniger arbeiten, ihre Löhne immer wieder? Zumal sie ja schon jetzt nicht schlecht verdienen und davon nochmal 6% mehr.

Also das Abgeordnete weit weniger hart arbeiten halte ich für ein Gerücht - wer arbeitet denn schon mehr als 100 Stunden die Woche mehr als 4 Jahre? Im Grunde nur Topverdiener in der Wirtschaft und Selbstständige - alle anderen haben doch mehrheitlich selten mehr als 40 Stunden die Woche zu arbeiten.

Um das rechnerisch darzulegen: Doppelt soviel verdienen und dafür 3 mal solange arbeiten? Na hier würden die meisten Arbeitnehmer aber schon lange streiken oder vor dem Arbeitsgericht klagen.

Zudem haben nur die wenigsten Abgeordneten Nebenjobs - zudem müssen die Einkünfte hieraus angerechnet werden. Lohnend ist das nicht, sondern nur eine Absicherung für später wenn man mal nicht mehr Abgeordneter ist was dank der Wankelmütigkeit der Wähler schnell passieren kann. Die wenigsten Abgeordneten schaffen es, länger als 2 Legislaturperioden im Amt zu sein.
Geegle hat geschrieben:Wenn alle anderen Arbeitnehmer auch immer so bereitwillig ihren "Inflationsausgleich" zugesprochen bekommen würden, darfür nicht in lange Streiks ziehen müssten und bei nicht oder schlecht getaner Arbeit trotzdem nicht um ihren Arbeitsplatz bangen müssten, dann würde die ganze Geschichte anders aussehen. Das gebe ich nur mal zu bedenken.

Auf die Gestaltung der Löhne und Gehälter hat die Politik dummerweise nur wenig Einfluss - das ist immernoch Sache der Privatwirtschaft.

Geegle hat geschrieben:Leider hast du auch bei deinem letzten Punkt Recht. Die schlauen Köpfe gehen immerwieder in die Wirtschaft und zeigen dort was sie wert sind. Und das wirklich nur der übriggebliebene Rest in der Politik zu finden ist, sieht man tagtäglich im Fernsehen.

Es gibt auch noch genug schlaue Köpfe in der Politik, so ist es ja nicht - nur die meisten wollen am Ende doch lieber mehr verdienen als jahrelang ihrem Idealismus zu frönen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde vor Allem die Selbstverständlichkeit, mit der daspassiert einfach mal unverschämt. Der öffentliche Dienst hat für weniger ewig gestreikt ( und dann auch noch eine Erhöhung der Arbeitszeit in Kauf genommen :( ) und die Politiker beschließen das einfach mal so. Am besten hat mir die begründung der letzten Diätenerhöhung "gefallen": man wolle die Gehälter an die der Bundesrichterangleichen. das sind ca. 8000 Euro! nur wofür?

liebe Grüße
sugar-pumpkin

» sugar-pumpkin » Beiträge: 661 » Talkpoints: 67,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:[...]


Na gut, wenn du es so betrachtest, hast du sicherlich Recht, aber weisst du denn genau wie lange die Damen und Herren arbeiten? Ich weiss nicht, wie es auf Bundesebene aussieht, aber auf Landesebene sieht der Arbeitstag der Abgeordneten weitaus ruhiger aus. Da muss man schon mal im Vorstand der Stadtwerke sitzen, um nicht vor Langerweile zu sterben... Und sobald es wirklich mal darum geht im Landtag den Mund aufzureißen, dann kommt einfach nichts heraus. Das ist für mich unverständlich...

Subbotnik hat geschrieben:Auf die Gestaltung der Löhne und Gehälter hat die Politik dummerweise nur wenig Einfluss - das ist immernoch Sache der Privatwirtschaft.


Ich meinte das auch genau so, wie es sugar-pumpkin nochmal geschrieben hat. Alle kämpfen darum und die feinen Herren erhöhen sich hinter dem Rücken aller mal schnell ihre Diäten. Sowas halte ich für eine riesige Sauerei. Was jetzt aber nicht heißen soll, dass die Herren Abgeordneten vorm Bundestag mit Schildchen und Trillerpfeifen auf- und abmaschieren sollen! :lol: (Nur um dem mal vorzubeugen.)

Subbotnik, darf ich dich fragen, ob du familiäre Beziehung zu einem Abgeordneten hast, oder vielleicht in deinem Bekanntschaftkreis jemanden kennst? Woher nimmst du denn sonst dein Wissen und die Bereitschaft für die Damen und Herren dich so in die Bresche zu werfen? Würde mich wirklich mal interessieren.

Gruß

» Geegle » Beiträge: 208 » Talkpoints: 0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die letzte Erhöhung konte ich noch nachvollziehen, da in den Jahren zuvor keine Anpassung stattgefunden hat, aber was die Abgeordneten von CDU und SPD jetzt planen, halte ich für unverantwortlich. Es ist auch das falsche Signal gegenüber den Bürgern, immerhin stehen die Abgeordneten im Focus des öffentlichen Interesses, und somit hat auch eine solche Diätenerhöhung eine Symbolwirkung.

Grundsätzlich bin ich auch der Ansicht, dass Abgeordnete relativ viel verdienen müssen, um unabhängig von Lobbyisten etc. entscheiden zu können. Und dass die Berufspolitiker in der Regel weit mehr als 40 Stunden in der Woche arbeiten, ist mir auch klar. Ich zweifele allerdings daran, ob wir so viele Abgeordnete brauchen, wie der Bundestag (und auch die Lanstage) haben, da ja in 99% der Fälle nach Fraktion abgestimmt wird und nicht nach Sachkenntnis oder Gewissen.

» frorgy » Beiträge: 29 » Talkpoints: 0,19 »


Geegle hat geschrieben:Ich weiss nicht, wie es auf Bundesebene aussieht, aber auf Landesebene sieht der Arbeitstag der Abgeordneten weitaus ruhiger aus.

Klar, nur die Erhöhung gilt ja nicht für MdLs sondern für MdBs - und Mitglieder des Landtags verdienen auch weniger als Mitglieder des Bundestages. Je nach Land nur 30 - 60 % eines Bundestagsabgeordneten.
Geegle hat geschrieben:Subbotnik, darf ich dich fragen, ob du familiäre Beziehung zu einem Abgeordneten hast, oder vielleicht in deinem Bekanntschaftkreis jemanden kennst? Woher nimmst du denn sonst dein Wissen und die Bereitschaft für die Damen und Herren dich so in die Bresche zu werfen? Würde mich wirklich mal interessieren.

Mein Eintreten für Politiker: Hm, ich würde das auf mein demokratisches Grundverständnis zurückführen und die Tatsache dass Politiker allgemein extrem unterschätzt werden - so wie die faulen Top Manager die nur 10 Stunden im Jahr arbeiten :wink:. Mein Wissen: Schule, Leben und was man sich autodidaktisch aneignen kann :wink:. Und ob ich jemanden kenne: Kommt drauf an, in meiner Familie habe ich keinen - dort haben sich alle für die Privatwirtschaft entschieden, einfach profitabler. Ich bin zwar selber seit Jahren in einer Partei aktiv aber unser Verband stellt keinen Abgeordneten. Jedoch war ich in meiner Jugend zu meiner Schande in einer anderen aktiv und dort haben wir regelmäßig einen MdB und MdL gestellt - und da das lokale Büro meist mit der Kreisparteizentrale und man indirekt in die Organisation der Termine und anderer Sachen des MdBs und MdLs eingebunden ist bekommt man auch einen Einblick in deren Arbeitszeitkonto und was an Geld so monatlich übrig bleibt. Nebenbei hatte ich selber mal 2 Ämter inne, die ich dann aber aufgab da sie immer zeitintensiver wurden und ich zu der Zeit keine erübrigen konnte - und die Aufwandsentschädigung dafür war ziemlich mager.

Und um damit auf die Diäten zurückzukommen: Daran gemessen, also Arbeitszeit und Gehalt, wundert es mich eher, warum sich nicht jeder Abgeordnete schmieren lässt. Denn im internationalen Vergleich leisten wir uns eine verdammt billige Demokratie gemessen an ihrem hohen Standard. Andere demokratische Länder geben wesentlich mehr für ihre Abgeordneten aus, z. B. auch um Korruption zu vermeiden (siehe: Affäre um die Nebentätigkeiten von Abgeordneten) oder um langfristige Kosten (Pensionen) niedrig zu halten. Deutschland hat sich hier jeweils für das Gegenteil entschieden und das Ergebnis ist: Lobbyismus und horrende Pensionszahlungen an Abgeordnete.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Hallo
Zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich die jetzige Diätenerhöhung nicht gut heiße. Aufgrund der Anpassung an das Gehalt von Richtern ist sie aber leider nur logisch und konsequent. Trotz unserer Unzufriedenheit mit den meisten Politikern, ist es doch so, das das Gehalt eines Abgeordneten nicht sonderlich hoch ist. Ich spreche hier vom reinen Gehalt ohne die ganzen Zulagen und Nebenverdienste.

Natürlich kommt diese Erhöhung zu einem unpassenden Zeitpunkt. An vielen Menschen in der Bevölkerung geht der sogenannte Aufschwung vorbei und die Leute wollen natürlich lieber sehen, das sie einen Arbeitsplatz, eine angemessene Lohnerhöhung oder eine vernünftige Rentenerhöhung bekommen, als das sich unsere Volksvertreter selbst das Gehalt drastisch erhöhen. Vielleicht hätte man damit etwas warten sollen. Das diese Erhöhung kommt, war aber abzusehen, da ja auch nun die Richter mehr Gehalt bekommen.

Man hätte mehr Fingerspitzengefühl beweisen können, aber das ist eine Eigenschaft, die den meisten Politikern fremd ist.

» yooyii » Beiträge: 94 » Talkpoints: 0,15 »


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