Lügendetektoren & Gehirnscans vor Gericht?

vom 24.02.2013, 20:11 Uhr

Ich habe mir heute früh an der Tankstelle eine Zeitschrift geholt, in der unter Anderem über das Thema "Kann mein Gehirn mich verraten?" berichtet wird. Dort wird eine Prozedur geschildert, anhand derer das Gehirn gescannt wird, um zu sehen, ob eine Person lügt oder nicht, beziehungsweise ob das Gehirn wissend reagiert, wenn ihr ein Sachverhalt vorgetragen wird, ohne dass sie selbst etwas dazu sagt. Quasi der Lügendetektor 2.0 also, der nicht mehr nur auf irgendwelche körperlichen Dinge reagiert, sondern direkt das Gehirn scannt.

Der Neuropsychologe Hans Markowitsch testet seit Jahren mithilfe von fMRT-Scans die Glaubwürdigkeit seiner Probanden. Er ist überzeugt, dass Hirnscans einen Lügner vor Gericht enttarnen können. "Um sicher sagen zu können, ob ein Verdächtiger die Wahrheit sagt oder lügt, wird diese Technik in Zukunft bei Gerichtsprozessen unverzichtbar sein."

Quelle: Welt der Wunder 3/13, Seite 21

Nun, generell ist Sicherheit ja etwas Tolles. Man kann wahre Verbrecher bestrafen und muss sie nicht auf Grund von Zweifeln oder schlechter Beweislage laufen lassen. Auch würden sich wohl die Fälle minimieren, in denen Unschuldige fälschlich verurteilt werden. Allerdings ist das "Gedankenlesen" ja doch ein sehr großer Eingriff in die Rechte des Menschen. Schließlich gilt beispielsweise vor dem Strafgericht der Grundsatz, dass sich niemand einer Straftat selbst beschuldigen muss.

Dieser Grundsatz wäre damit komplett ausgehebelt. Beweise, Sachverständige, Zeugen, all das wäre plötzlich nutzlos, weil man sie nicht mehr bräuchte. Das würde zwar Kosten sparen, aber eben das übliche Gerichtsverfahren komplett auf den Kopf stellen. Mal davon abgesehen, dass selbst die aktuellste Technik fehlerbehaftet sein kann.

Wie schätzt ihr das ein? Seid ihr der Meinung, man sollte solche Lügendetektoren und Gehirnscans in Gerichtsprozessen als Standard einführen? Oder seht ihr das auch eher kritisch?

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich sehe das ganze eher als kritisch. Schon bei den Lügendetektoren weiß man, dass diese absolut unzuverlässig sind. Denn nur, weil man etwas aufgeregt ist, muss das noch lange nicht heißen, dass man auch lügt. Wenn man beispielsweise über eine bestimmte Person ausgefragt wird, kann es ja auch sein, dass man diese Person wegen einer Vorgeschichte besonders hasst oder sogar liebt und man deswegen aufgeregt und nervös reagiert, wenn das Gespräch auf diese Person gelenkt wird. Das hat doch mit Lügerei nichts zu tun. Ich finde auf jeden Fall gut, dass Lügendetektoren in Deutschland vor Gericht nicht zugelassen sind.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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