Ist Alternativmedizin teilweise unverantwortlich?

vom 12.02.2013, 16:00 Uhr

Würdet ihr Alternativmedizin bei manchen Krankheiten als Raubbau am eigenen Körper sehen? Ich sehe bei mir im Bekanntenkreis eine Frau, die ein Knoten in der Brust ertastet hat. Sie weigert sich diesen Knoten näher untersuchen zu lassen und schwört auf ihren Heilpraktiker, der ihr ein paar Globuli gegeben hat und sie meint, dass die Schulmedizin keine Ahnung hat.

Ich finde es unverantwortlich, zumal die Frau auch ein Kind hat und kann nicht verstehen, dass man nicht wirklich alles versucht um für das Kind noch lange da sein zu können. Denkt ihr wie ich, dass Alternativmedizin teilweise wirklich unverantwortlich ist? Würdet ihr nur der Alternativmedizin vertrauen?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Alternativmedizin im Sinne von Hausmitteln finde ich bei harmlosen Zerrungen oder Muskelkrämpfen und ähnlichen Verletzungen gar nicht mal so verkehrt. Mit Olivenöl habe ich bei mir bis heute unzählige Zerrungen behandelt, hat alles wunderbar geklappt. Oder Quark- bzw. Frischkäsewickeln, die ich selbst nie ausprobiert habe, sollen ja sehr gut wirken. Bei solchen eher harmlosen, teilweise auch selbstlimitierenden Verletzungen oder Erkrankungen kann ich die Alternativmedizin bis zu einem gewissen Grad tolerieren.

Aber was den beschriebenen Fall angeht, kann ich einfach nur den Kopf schütteln: Es ist ja nicht so, dass die Schulmedizin jeden Menschen nur mit Medikamenten vollzustopfen versucht. Vielmehr geht der Gedanke in die Richtung, dass man Medikamente so wenig wie möglich einsetzt, dabei aber die Effizienz beibehält. Handelt es sich bei den Knoten, Geschwüren oder Raumforderungen tatsächlich um einen malignen Tumor, sind i.d.R. Chemotherapeutika unumgänglich - aber eines muss auch gesagt werden: Die moderne Medizin entwickelt sich so schnell, dass heutzutage bei einigen Tumoren auch andere Substanzen wie Rezeptorblocker oder Hemmer von Signalkaskaden oder gezielte Moleküle geblockt werden.

Die Homöopathie als Alternativmedizin finde ich persönlich unverantwortlich, nicht ehrlich dem Menschen gegenüber und selbstlügnerisch. Mal davon abgesehen, dass die Wirkstoffe oder Substanzen (was auch immer sie da benutzen) in den Konzentrationen, in denen sie verabreicht werden, erst garnicht wirken, finde ich es einfach Menschenverachtend dem Patienten zu sagen, dass sie doch wirken und ihm nicht klipp und klar sagt, womit ein möglicher Erfolg zu tun haben könnte, nämlich mit der Psyche. Dass man damit aber nicht alle Erkrankungen behandeln kann, sollte ebenfalls jedem klar sein. Ich sage zwar immer, dass die Heilpraktiker oder Homöopathen tun und lassen können, was sie wollen, aber solange es Menschen bzw. Patienten gibt, die auf so etwas setzen und bauen - in der Hoffnung ein mögliches Malignom zu "besiegen" -, wird die Homöopathie ihre Stellung als Alternativmedizin haben, was ich ehrlich gesagt bedauere.

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» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Seriöse Heilpraktiker würden nie so handeln. Viele sehen sich als Ergänzung zur Schulmedizin oder sind für Fälle da, wo diese aufgegeben hat. Natürlich gibt es überall schwarze Schafe, sowohl bei den Schulmedizinern, die allzu leichtfertig falsche Diagnosen stellen, oder bei den sogenannten Alternativmedizinern.

Allerdings darf man diese nicht über einen Kamm scheren. Ein Heilpraktiker ist kein Mediziner. Es gibt viele Ärzte, die sowohl mit Akupunktur und Homöopathie arbeiten als auch mit der Schulmedizin. Ein Bekannter von mir ist Arzt und meint, dass er nur mit Schulmedizin nicht über die Runden kommt. Er braucht die privat bezahlten alternativen Methoden.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 12.02.2013, 20:06, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich persönlich halte recht viel von der sogenannten Alternativmedizin. Aber sie hat ihre Grenzen, das ist ganz klar. Krebs zum Beispiel würde ich damit nicht behandeln, es sei denn als letzten Strohhalm, wenn die Schulmedizin keinen Ausweg mehr weiß. Ich denke, jeder sieht das anders. Ich persönlich habe die Schulmedizin als eine Medizin erlebt, die Symptome unterdrückt mit teilweise extremen Mitteln. Die Medikamente haben teilweise lebenbedrohliche Nebenwirkungen, die einem das Leben zur Hölle machen kann.

Das passiert bei natürlicher Medizin weniger. Da wird der Patient als Ganzes behandelt und nicht nur einzelne Krankheit Zellen. Wenn man einen gut ausgebildeten Arzt hat, der etwas von Homöopathie usw. versteht, kann man damit vieles heilen oder besiegen. Ich habe schon oft gehört, dass die Wirkstoffe in ihrer Dosierung doch eher Plazebos gleichen. Das zeigt für mich, dass einfach zu wenig bekannt ist über solche Behandlungsmethoden. Da ist es auch kein Wunder, wenn manche Menschen es als Humbug abtun oder sich fürchten, diesen Behandlungsteg zu wählen.

An sich finde ich die Alternativmedizin keinesfalls unverantwortlich oder als Raubbau. Im Gegenteil: die Schulmedizin betreibt oft Raubbau am Körper. Die Alternativmedizin macht wenigstens nicht mehr kaputt, als es vorher schon war, das tut die Schulmedizin hingegen sehr oft. Man denke nur an die Nieren- oder Leberschäden durch manche Medikamente. Aber wie bei allem, sollte man im individuellen Fall Vor- und Nachteile abwägen und sich für das entscheiden, was die meisten Heilungchancen verspricht.

Beide Behandlungsmethoden haben ihre Grenzen, ihre Vor- und Nachteile. Ich verteufele keine von beiden, denn beide haben spezielle Gebiete, auf denen sie Erfolge erzielen. Wie man sich letztendlich persönlich entscheidet, bleibt einem selbst überlassen, aber ich denke, um zur Heilung zu kommen, sollte man aufgeschlossen sein und alles in Anspruch nehmen, was geht. Besonders bei solch schrecklichen Krankheiten wie Krebs. Ich selber habe zwar schon gehört, dass Homöopathie auch schon Krebs geheilt hat, aber mir wäre das ehrlich gesagt zu heikel, obwohl ich grundsätzlich an diese Medizin glaube. Man hat eben bei manchen Krankheiten nicht viel Zeit, um zu kämpfen, da würde ich auch einen "Chemiehammer" in Kauf nehmen.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Allgemein finde ich alternative Medizin schon gut und in manchen Situationen wird es auch reichen, diese zu verwenden. Aber den von dir beschriebenen Fall finde ich auch schon bedenklich. Sicherlich ist jeder für sich selber verantwortlich und muss entscheiden, wie man mit einer Erkrankung umgeht. Aber ich finde es auch nicht gerade verantwortungsvoll von dem Heilpraktiker, muss ich sagen. Dieser sollte in so einem Moment auf den Schulmediziner verweisen, damit eine Untersuchung erfolgen kann, ob der Knoten eine bösartige Ursache hat. Vielleicht ist er ja gutartig und sie braucht sich keine Sorgen zu machen. Aber genau dann würden die verordneten Globuli ja auch nichts bringen.

Ich selber würde nicht nur der Alternativmedizin vertrauen, zumindest definitiv nicht in einem solchen Moment. Ich sehe die Alternativmedizin als gute Sache bei einfachen Erkrankungen, wenn man nicht direkt mit der chemischen Keule behandeln möchte. Auch zur unterstützenden Behandlung ist diese Medizin gut. Aber irgendwo sind eben die Grenzen dieser Medizin erreicht und dann würde ich auf jeden Fall auch lieber "härtere" Medikamente nehmen, als den Kopf in den Sand zu stecken.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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