Leben in einer WG - wann hört der Spaß auf?

vom 05.03.2012, 22:27 Uhr

Ich lebe seit vier Jahren mit meiner Schwester und seit drei Monaten mit ihr in einer WG zusammen. Bevor wir Schwestern umgezogen und uns einen Mitbewohner gesucht haben, lief es bei uns eher wie in einem alttypischen Ehepaarhaushalt: sie brachte das Geld nach Hause und ich kümmerte mich um den Haushalt. Der Luxus war, dass wir bis zum Umzug mietfrei wohnen durften.

Jetzt leben wir wie gesagt zu dritt in einer Wohnung und obwohl jeder seinen Anteil zahlt, bin trotzdem ich die jenige, die den Haushalt übernimmt. Das liegt vor allem daran, dass ich im Gegensatz zu den anderen weniger Stunden arbeite und mehr Zeit dafür habe. Ich bezweifle aber, dass meine Schwester jemals zumindest den Mist hinausgebracht hat. Ich bin auch die einzige, die putzt. Ab und zu hinterlasse ich Nachrichten oder melde mich auch schüchtern, dass man, wenn man kocht, selbst den Kochbereich und das Geschirr säubern muss. Ab und zu schaffen es meine Mitbewohner aber nicht mal, ihr Geschirr von der Abwasch in den Geschirrspüler zu räumen, obwohl er gleich darunter ist. Ich räume es dann weg, weil es mich mehr stört als dass ich mich auf tagelanges Diskutieren oder Abwarten, dass sie es wegräumen, einlasse, was weit mehr an meinen Nerven zehrt. Wenn einer von den beiden aber Urlaub hat, ein bis zwei Wochen und in der Zeit trotzdem nicht ans ordentliche Wegräumen denkt,... da platzt mir dann doch der Kragen. Aber immer nur in dem Ausmaß, dass ich mich drei Tage lang weigere, ihr Geschirr und sonstiges wegzuräumen, streite und erst recht alles selbst, aber viel wütender erledige.

Abgesehen davon bin ich, laut anderen, paranoid, was den Lärm, den wir in der Wohnung verursachen betrifft. Das geht ab und zu so weit, dass ich nicht mal fernsehen kann, ohne Angst zu haben, die Nachbarn zu stören - vom Musizieren ganz zu schweigen. Meine Mitbewohner sind da das krasse Gegenteil. Sie gehn über das Normale heraus und hören auch spät in der Nacht laut Musik, spielen E-Gitarre oder bitten ihre Gäste nicht, weniger laut zu reden/singen/schreien. Oft kann ich nicht schlafen, wegen dem Lärm. Nicht, weil er mich selbst stört, sondern weil ich Angst habe, dass es die anderen stört. Ich weiß, dass ich in dem Punkt übervorsichtig bin, aber:

Ab wann hat man das Recht, seine Mitbewohner zu ermahnen? Geht es euch manchmal auch so? Wie handhabt ihr solche Situationen? Gilt das Gesetz "Wer mehr verdient/arbeitet, muss weniger im Haushalt helfen"? Seid ihr lieber der Buhmann, der ständig nörgelt und schimpft oder umgeht ihr das und lastet euch selbst mehr auf?

» sella » Beiträge: 69 » Talkpoints: 35,58 »



Ich verstehe schon, dass dich das belastet. Nur weil du weniger arbeitest, finde ich nicht, dass du den gesamten Haushalt übernehmen sollst. Ich würde an deiner Stelle einmal mit deinen Mitbewohnerinnen sprechen und ihnen deine Anliegen sagen. Ich selbst kenne das Problem mit den Nachbarn sehr gut. Ich habe auch einmal in einer WG mit 2 anderen gewohnt. Einmal ist sogar die Polizei vor der Tür gestanden, weil die Gäste meines Mitbewohners so laut waren. Ich war natürlich sehr böse auf sie, und habe sofort ein Gespräch mit ihnen aufgenommen. Seitdem ist es nie wieder passiert.

Ihr solltet einen Arbeitsplan erstellen auf dem steht, wann jeder einzelne eine Aufgabe zu erledigen hat. So könnt ihr euch eure Aufgabe selbst einteilen. Ich finde du solltest auch nicht jeden Tag kochen. Das könnten ruhig einmal die anderen für dich übernehmen. Es würde dich auch schon entlasten, wenn jeder seinen eigenen "Dreck" wegräumt oder sein eigenes Geschirr abwäscht.

Du könntest auch einige Regeln festlegen, die bestimmen, bis wann Musik gehört werden darf, und wann die Gäste das Haus verlassen sollen. Deine Mitbewohner sollen etwas mehr Rücksicht auf dich nehmen. Das kann es doch wohl nicht sein, dass du nicht schlafen kannst, nur weil jemand Gitarre spielt. Ich hoffe mein Rat konnte dir weiterhelfen.

» TabbyTheresa » Beiträge: 70 » Talkpoints: 3,97 »


Die Polizei vor der Türe kenne ich noch aus meinem Elternhaus. Da wurde von jedem laut bis in die Nacht musiziert. Das hat wohl meine Paranoia so wirklich geweckt.

Einen Plan zu erstellen haben wir drei uns anfangs als Nonsense gedacht. Wir haben/hatten da wohl eher einen Traum im Kopf als die blanke Tatsache. Eine Umstellung, für die anderen und mich ist, dass wir drei berufstätig sind und nicht (wie damals mit meiner Schwester, als ich noch nicht arbeitete) ich oder die Eltern (wie bei meinem dritten Mitbwohner) den Haushalt schupfen. Ich selber komm aber auch von dieser Rolle schwer weg und kann nicht einfach die Küche oder das Wohnzimmer angeräumt lassen - egal von wem das eug stammt. Und den ewigen Nörgler will ich auch nicht spielen müssen. Gekocht wird von uns allen für uns alle, nur geputzt eben nicht.

Rücksicht nehmen sollten die anderen vor allem auf die Mitbewohner im Haus. Und wie es der Zufall will, stand vor einer viertel Stunde der Nachbar an der Tür und bat um mehr Ruhe.

Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als einen Plan zu erstellen..

» sella » Beiträge: 69 » Talkpoints: 35,58 »



Natürlich hast du das Recht deinen Mitbewohnern zu sagen, dass dir etwas nicht passt. Was den Lärm angeht, denke ich, dass du tatsächlich übervorsichtig bist. Aber deinen Unmut wegen der Unordnung kann ich gut nachvollziehen. Aber:

Sehe ich das richtig, dass du das Problem bereits angesprochen hast, deine beiden Mitbewohner aber einfach anderer Meinung sind? Dich stört die Unordnung sehr, deine Mitbewohner scheinbar überhaupt nicht. Nun könnte man natürlich argumentieren, dass die beiden, einfach wegen des guten Zusammenlebens sich an gewisse Regeln halten könnten, wie etwa ihr Geschirr zumindest in die Spülmaschine zu räumen oder auch mal zu putzen. Eigentlich gehört sich das auch so. Aber offenkundig haben die beiden eben kein Problem mit Schmutz und Chaos und warum auch, du machst es ja immer. Selbst wenn es sie irgendwann stört, so lange hälst du es sowieso nicht aus und räumst hinter ihnen her.

Falls du also das Gespräch bereits gesucht hast, die beiden es aber schlichtweg nicht einsehen, musst du dir überlegen, ob du weiter damit klar kommst. Wenn nicht, würde ich dir empfehlen aus dieser WG auszuziehen und dir eine zu suchen, die ähnliche Vorstellungen bezüglich der Ordnung haben. Dann können deine Schwester und euer anderer Mitbewohner sich entweder eine andere Putzkraft suchen oder eben im Chaos wohnen. Vielleicht raffen sie sich ja am Ende doch auf und räumen mal auf. Und wenn nicht, ist das nicht mehr dein Problem.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Das Leben in einer Wohngemeinschaft ist meiner Meinung nach immer ein Geben und Nehmen, in dem jeder seinen Teil geben, aber eben auch nehmen muss. So wie es sich anhört scheint es bei den anderen beiden eher so zu sein, dass diese einiges mehr nehmen als geben, was natürlich auch sehr viel bequemer ist und wenn du das mit dir machen lässt, dann ist es natürlich auch klar, dass diese das in vollen Zügen ausnutzen. Dein Problem wird es inzwischen wahrscheinlich sein, dass du nicht mehr so ohne weiteres aus dieser "Mutterrolle" in deiner Wohngemeinschaft herauskommst, auch wenn du dagegen ankämpfst und du den anderen beiden sagst, dass diese mehr im Haushalt tun müssen. Bei vielen meiner Freunde die in Wohngemeinschaften leben ist es so ähnlich, dass es dort immer einen oder eine Hauptverantwortliche gibt, an der die Schmutzarbeit hängen bleibt.

Das einzige was hier wirklich helfen kann ist das du wirklich hinter deiner Meinung stehst und die anderen beiden darauf ansprichst und ihnen sagst, dass du die aktuelle Situation so nicht weiter hinnehmen wirst. Setze am besten ein klares Zeichen und mache ihnen deutlich, dass es so nicht geht. Hör doch einfach mal auf, ihr dreckiges Geschirr in die Spülmaschine zu räumen, etc. Man wird sich recht schnell wundern, warum kein sauberes Geschirr mehr im Schrank ist, etc. und sie werden merken, was du die ganze Zeit für Arbeit geleistet hast.

Auch wird es vielleicht ratsam sein, wenn du dich mit den beiden mal in Ruhe an den Tisch setzt und so etwas wie einen Wochenplan ausarbeitest, auf dem klar und deutlich vermerkt wird, wann was von wem zu erledigen ist. Wenn du halt weniger arbeitest als die anderen beiden, dafür aber mehr im Haushalt machst, dann könntest du sicherlich auch mal darüber verhandeln, weniger Miete oder Nebenkosten zahlen zu müssen, immerhin gewährleistest du den beiden ja auch ein sehr viel angenehmeres leben, und wenn es bei ihnen durch Arbeit zeitlich nicht passt, müssen andere Wege gefunden werden. Wie ich deinem Thread entnehme bist du eher die Sorte Mensch die ein bisschen zurückhaltend und ängstlich bei solchen direkten Konfrontationen ist, aber da wird kein Weg drum herum führen, aber ich glaube das dieses Gespräch jetzt auch gar nicht mal so schlimm ist, wenn du dir vorher klar überlegst was du für Forderungen und Wünsche hast.

Hier kannst du dann natürlich auch gleich alle anderen Dinge ansprechen, die dich stören, wie etwa die Lärmbelästigung in der Nacht. Ich weiß nicht ob es überall so üblich ist, aber in den meisten Mietvereinbarungen steht geschrieben, dass es ab einer gewissen Uhrzeit (Meistens ab 22Uhr) eine Nachtruhe gibt, an die man sich zu halten hat und nach der man auch nicht mehr übermäßig laut sein sollte. Natürlich darf man mal eine Ausnahme machen, aber wenn du dich dadurch gestört fühlst, musst du das auch hier wieder ansprechen - Haben sich denn schon mal welche deiner Nachbarn beschwert? Wenn nicht, dann wäre mir dies glaube ich so lange erst einmal egal, wenn mich selbst der Lärm jetzt nicht stört.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich glaube es ist einfach von vornherein wichtig, dass man zusammenpasst. Dabei meine ich nicht nur, dass man sich gut versteht, sondern dass man auch eine etwa gleiche Vorstellung von Sauberkeit hat. Es macht wenig Sinn, wenn es da schon riesige Unterschiede gibt. Denn dann wird der eine nur meckern und der andere ist sehr schnell genervt und macht es dann schon aus Prinzip nicht.

Bei uns in der WG war ich auch Ewigkeiten die einzige, die den Müll rausgebracht hat. Irgendwann wurde es mir dann aber zu viele und es wurde ein richtiger Müllberg. Letztendlich erbarmte sich einer meine Mitbewohner mal den Müll rauszuschaffen. Und seitdem gab es damit nie wieder Probleme. Jetzt ist es eher gesagt so, dass ich schon ein schlechtes Gewissen habe, weil mein Mitbewohner meistens schneller ist und immer den Müll rausbringt. Was für eine Sinneswandelung.

Ansonsten kann ich auch einfach nur vorschlagen, dass du es mal probierst, dass ihr es einfach zusammen macht. Wenn ihr mehrere Mülleimer habt, kannst du ja einfach einen von den beiden mal anhauen und fragen ob er / sie dir nicht helfen kann den Müll wegzubringen. Oder du zettelst einen Frühjahrsputz an. Das haben wir hier auch schon gemacht und ich muss sagen, dass es gemeinsam viel mehr Spaß macht.

Ich glaub also du solltest eher probieren, dass ihr vieles auch einfach zusammen erledigt, so bist du nicht der Buhmann, der immer nur meckert, sondern man sieht dass du auch mit anpackst.

» maeddue » Beiträge: 70 » Talkpoints: 29,11 »


Jetzt möchte ich natürlich meine Mitbewohner, die mir ja auch eine Familie sind, in Schutz nehmen. Ausziehen will ich auf keinen Fall, weil ich mich, abgesehen von den erwähnten Dingen, wirklich wohl fühle. Ich sage auch oft, dass es ihnen schon noch richtig auffallen wird, wie es zugeht, wenn ich mal längere Zeit im Ausland bin oder dergleichen.

Bei meiner Schwester, mit der ich davor ja auch lange allein zusammengelebt habe, hat sich doch schon einiges verbessert. Normalerweise würde sie jeden allgemeinen Raum zumüllen und irgendwo auch ein echter Messie sein. Jetzt verbreitet sie ihren Ramsch fast nur in ihrem Zimmer. Von da her ist es eine Steigerung, wenn sie ihr schmutziges Geschirr in der Küche herumstehen lässt und nicht überall sonst. Von uns dreien ist sie auch die, die am meisten arbeitet und in anderen Bereichen Verantwortung übernimmt. Sie ist die Älteste und kümmert sich auch um die Abwicklung von Miete plus zusätzliche Kosten und hält Kontakt zu unserer Vermieterin. Da ich sie schon mein Leben lang kenne, weiß ich auch wie sehr sie sich entwickelt und wie schwer es ihr gefallen ist, beruflich so große Verantwortung zu übernehmen und sich stetig großen Respekt zu verdienen.
Weil ich sie auf eine Art bewundere und sie auch meine beste Freundin ist, fällt es mir extrem schwer, ihr täglich eins reinzuwürgen, weil sie ihre Sachen nicht gleich wegräumt.

Erst letztens ist mir aufgefallen, wie unruhig ich werde, wenn jemand anders Wäsche aufhängt.. Einerseits ist es wie Urlaub und andererseits habe ich sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht helfe. Aber was ich immer höhere, ist ein großes Dankeschön, was andere nicht immer erhalten. Als selbstverständlich wird meine Arbeit nicht angesehen. Nur halte ich es eben nicht aus, so lange zu warten, bis jemand seine Sauerei wegmacht.

Ich bin ja schonn stolz auf mich, wenn ich den anderen in kleinen Schritten sage, dass wenn sie schon ihren Tee so kochen und trinken, dass gleich drei Räume besudelt sind, sie es auch wegwischen sollen. Bei dem Mitbewohner - der übrigens mein Exfreund ist :D - kommen diese kleine Bemerkungen auch an, bei meiner Schwester kippt aber ein Schalter um: je öfter ich nörgle, desto weniger will sie es machen. und desto größer ist ihre schlechte Laune und desto mehr pöbelt sie mich an. Wochenlanger Streit nur wegen einer dreckigen Pfanne und öligem Teller. Da geht es irgendwam nur noch darum, wer nachgibt und abwäscht, egal von wem's ist.

» sella » Beiträge: 69 » Talkpoints: 35,58 »



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