Bandscheibenvorfall und Jahre später auf dem Bau?

vom 04.03.2012, 17:55 Uhr

Mein Onkel war mit seinem bisherigen Beruf alles andere als zufrieden. In seinem Betrieb herrscht einfach kein gutes Arbeitsklima und es hat ihm auch nicht mehr gefallen, wie man dort mit ihm umgesprungen ist. Deshalb hat er seinen Job dort gekündigt und sich für eine Stelle auf dem Bau beworben. Dort hat er auch eine Zusage bekommen und kann schon in wenigen Wochen dort anfangen. Er hat schon früher nach seiner Schulzeit auf dem Bau gearbeitet, doch dann kam der Bandscheibenvorfall, der das weitere Ausüben des Berufes verhinderte. Er schulte um und arbeitete bis jetzt in dem Betrieb, wo er nun gekündigt hat. Meine Oma macht sich jetzt unglaublich Sorgen um ihren Sohn. Sein Bandscheibenvorfall war im Jahr 1999, was nun auch schon mehr als 10 Jahre zurück liegt. Trotzdem macht sie sich Sorgen, dass es zu einem weiteren Bandscheibenvorfall kommen könnte und dass mein Onkel für die Arbeit auf dem Bau nicht mehr geschaffen ist.

Was meint ihr? Ist es eine gute Idee, dass mein Onkel Jahre nach seinem Bandscheibenvorfall wieder auf dem Bau arbeitet? Die Erlaubnis seitens seines Arztes wird er sicherlich bekommen haben, sonst hätte er sich nicht bei der Baufirma beworben. Anscheinend hatte ihm der Arzt gesagt, dass es jetzt nach fast 13 Jahren kein Problem mehr wäre auf dem Bau zu arbeiten. Aber wie groß ist die Chance, dass mein Onkel erneut einen Bandscheibenvorfall bekommt? Wird er langfristig seinen alten Beruf ausführen können? Sind Menschen, die schon einmal einen Bandscheibenvorfall hatten überhaupt noch so robust wie ihre Kollegen, die gesund sind? Würdet ihr nach einem Bandscheibenvorfall Jahre danach erneut auf dem Bau arbeiten wollen?

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wie immer bei solchen Sachen: Es kommt drauf an. Die Tatsache, einen Bandscheibenvorfall gehabt zu haben, ist nicht zwingend ein Grund dafür, deshalb keine den Rücken belastenden Arbeiten mehr durchführen zu können. Viele von uns haben Bandscheibenvorfälle, die nie entdeckt werden, bzw. dann, wenn man aus irgendeinem Grund mal an der Wirbelsäule untersucht wird. Genauso kann ein einziger Vorfall dich aber auch für solche Arbeiten Schachmatt setzen.

Bandscheibenvorfälle sind ja meist Folge degenerativer Erscheinungen, insofern kann man da nicht viel heilen. Einiges kann man wohl ausgleichen durch entsprechendes Training des Halteapparates. Aber leider ist unsere Gesellschaft und unser Alltag nicht so, dass ein entsprechendes Training sich konsequent und kostenfrei einbauen ließe, weshalb die meisten das wohl auf Dauer eher nicht durchführen werden.

Dein Onkel wird sicher recht schnell merken, ob der Rücken das mitmacht. Oder besser, ob er dann Schmerzen in den Beinen bekommt, denn da spürt man das Problem ja meist. Die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Vorfall an der gleichen Stelle, die ist sehr gering. Wenn da also ein Arzt eine Blick auf sonstige Veränderungen genommen hat und sein "Okay" gibt, ist das zwar keine Garantie, aber eben auch kein "Nein". Es wäre natürlich toll für deinen Onkel, wenn er so eine Art Kurs mitmachen könnte, wo ihm das richtige Heben und rückenschonende Bewegen beigebracht würde. Zumindest betritt dein Onkel ja nicht völliges Neuland und ich habe einen Höllenrespekt vor diesen Malochern. All the best to dein Onkel :wink:

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wie schon richtig gesagt wurde, treten die meisten Bandscheibenvorfälle als Begleiterscheinung von degenerativen Prozessen statt. Daher bleibt ein Bandscheibenvorfall oft auch kein Einzelfall. Durch die richtige Therapie kann jedoch entgegen gewirkt werden. Leider ist es nicht sehr verbreitet und viele denken, es reicht, wenn man den Bandscheibenvorfall durch eine Operationen stabilisieren lässt. Das ist jedoch nur die Beseitigung der Folge, nicht die des Problems ansich und der Ursache.

Da ein Bandscheibenvorfall nicht heilt verstehe ich die Aussage deines Arztes nicht, nach dieser langen Zeit wäre es kein Problem, wieder auf dem Bau zu arbeiten, denn in dieser Zeit verschlechtert sich der degenerative Zustand ja eher als dass es besser wird - ich möchte dem Arzt nicht die Kompetenz streitig machen, aber das ist ein Aussage, die in meinen Augen keinen Sinn macht.

Mit der richtigen Therapie lässt sich die Belastung, die auf die Bandscheiben wirkt, vermindern und durch die Stärkung der Muskulatur und einer inneren Spannung kann man effektiv Bandscheibenvorfälle nachbehandeln, dass sie erstens nicht wieder auftreten und zweitens man sogar wieder in stark belastenden Berufen arbeiten kann. Das beinhalten aber keine Kurse, die rückengerechtes Arbeiten schulen - es ist ein Schritt, aber erst der zweite. Das viel wichtigere ist die Aktivierung und die Stärkung der monosegmentalen Rückenmuskeln. Diese sind nur unter der Anleitung und speziellen Schulung möglich, weshalb man hierfür einen Physiotherapeuten aufsuchen sollte, der die Schulung der Tiefenstabilisierung beherrscht. Durch diese Therapie wird das Muskelkorsett zwischen den Wirbelkörpern gekräftigt und die Bandscheiben "im Zaum gehalten".

Ich würde deinem Onkel also raten erst einmal diese Therapie zu machen, anschließend im rückengerechten Arbeiten geschult zu werden und es dann mit der Arbeit auf dem Bau zu Arbeiten, denn es wird Jahr für Jahr schwerer für den Körper diese Belastungen auszuhalten, daher sollte man aufpassen, dass man so gut wie möglich vorbeugt und nicht einfach hoffen, dass es schon klappen wird - ansonsten kann man fast mit Sicherheit vorhersagen, dass der nächste Bandscheibenvorfall nicht lange auf sich warten lassen wird.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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