Trotz Blindheit auf einem Auge im Kino 3D sehen?

vom 23.02.2012, 17:32 Uhr

Vor kurzem war ich mit einem Freund und seiner Mutter im Kino, um einen 3D-Film zu sehen. Seine Mutter ist auf einem Auge blind, weswegen wir schon wussten, dass sie den 3D-Effekt nicht sehen würde. Mit einem Auge kann man ja auch in der Realität nicht 3D sehen, da das Gehirn nur ein Bild erhält und deswegen nicht auf eine räumliche Tiefe schließen Kann.

In den meisten Kinos werden heute Polarisationsbrillen verwendet. Jedes Brillenglas besteht dabei aus einem Polarisationsgitter, welches nur das Licht aus der passenden Ebene durchlässt. Beide Brillengläser lassen unterschiedliches Licht durch, weswegen jedes Auge ein unterschiedliches Bild erhält. Dadurch entsteht ein räumlicher Eindruck.

Als wir dann nach dem Film fragten, wie der Bildeindruck war, sagte die Mutter des Freundes, dass sie schon dreidimensional gesehen hat. Wir waren zuerst sehr überrascht, da wir ja zu wissen glaubten , dass das nicht möglich wäre. Ich habe immer noch meine Zweifel, da es ja rein theoretisch gar nicht möglich ist, mit nur einem Auge dreidimensional zu sehen, weder in der Realität noch im Kino. Deshalb vermute ich, dass es sich dabei um "Einbildung" handelte. Soweit ich weiß, ist seine Mutter schon seit der Geburt auf diesem einen Auge blind, weswegen sie nie dreidimensional sehen konnte. Was meint ihr? Stimmt meine Theorie, oder ist es tatsächlich möglich, trotz Blindheit auf einem Auge dreidimensional zu sehen?

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin kein Augenarzt. Der könnte dir diese Frage mit Sicherheit beantworten. Spontan würde ich mir dir aber anschließen und sagen, dass räumliches Sehen mit einem Auge nicht möglich ist. Das wissen allerdings die meisten Menschen gar nicht, dass man dazu eben beide Augen benötigt. Und man kann das ja auch mal ausprobieren: halte dir mal ein Auge einfach zu. Im Grunde ändert sich nicht viel. Und das ist das Problem. Ich kenne auch jemanden, der eine sehr starke Sehbeeinträchtigung auf dem einen Auge hat, sodass da nicht mehr viel mit Sehen ist.

Und derjenige ist auch davon überzeugt, dass er auch mit einem Augen räumlich sehen kann. Problem an der Sache ist auch, dass wir nicht wissen, was genau diese Menschen sehen und wie ihr Eindruck ist, aber rein von der Anatomie her geht es eigentlich nicht. Und die 3D-Brillen sind schon optisch so konzipiert, dass man beide Augen dafür benötigt, um einen 3D-Film sehen zu können. Machst du da ein Auge zu, war es das auch schon mit dem Effekt. Zumindest ging es mir so, als ich das im 3D-Kino mal ausprobiert habe.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ein Augenarzt bin ich wie winny2311 natürlich auch nicht, aber ich würde einfach mal behaupten, dass man in gewisser Weise sehr wohl "3D" sehen kann, wenn man nur ein Auge hat. 3D jedoch nur im Sinne von einer tiefenräumlichen Wahrnehmung im echten Leben - Auf der Leinwand hingegen wird die Mutter deines Freundes sicherlich keinen 3D-Effekt beobachtet haben können, da dies physikalisch eigentlich unmöglich ist. Das Gehirn ist aber auch mit nur einem Auge in der Lage, tiefe wahrzunehmen, auch wenn dies eine enorme Umstellung ist. Die Mutter eines Freundes von mir ist zum Beispiel auch auf einem Auge blind und sie darf trotzdem noch beschränkt Auto fahren, weil sie eben solche Dinge auch noch mit einem Auge einschätzen kann.

Der 3D-Effekt den wir von der Leinwand her kennen beruht ja eigentlich nur auf dem simplen Effekt, dass zwei Bilder die wir mit je einem Auge in kurzen Zeitabständen sehen, im Gehirn zu einem Bild zusammengesetzt werden. Da die Augen ein Stück weit auseinander stehen und jedes ein andere Bild wahrnimmt, kommt bei uns im Gehirn eben der Effekt eines 3D-Bildes zustande. Da die Mutter deines Freundes aber eben nur ein einziges Auge hat, ist dies wie du dir selbst schon beantwortet hast, einfach unmöglich. Ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, dass es sich hierbei einfach um ihre eigene Vorstellungskraft gehandelt haben könnte. Ich selbst habe auch schon einige 3D-Filme in Monoskopie (2D) gesehen und an vielen Stellen konnte man sich den 3D-Effekt wirklich sehr gut vorstellen und man hatte auch ohne 3D-Brille den Eindruck, den Film "anfassen" zu können. Vielleicht meinte die Mutter deines Freundes so etwas gesehen zu haben, aber ein "echtes" 3D-Erlebnis war dies nicht.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also wenn ich mir im ganz normalen Alltagsleben ein Auge zu halte oder es eben schließe, dann sehe ich eigentlich fast keinen Unterschied zu dem, was ich mit beiden Augen sehen würde. Ich finde deswegen, dass die Aussage dass man nur mit beiden Augen dreidimensional sehen kann sowieso immer etwas komisch. Ich bin auch in der Lage, nur mit einem Auge die Entfernung von Gegenständen richtig ein zu schätzen. Ich glaube deshalb, dass der Mensch sich auch mit nur einem Auge gut dreidimensional orientieren kann und in der Lage ist, Tiefenunterschiede wahr zu nehmen.

Das ist vielleicht das, was die Mutter deines Freundes auch als 3D Sehen charakterisiert hat. Wenn sie seit ihrer Geburt auf einem Auge blind ist, dann hat sie eine ganz andere Vorstellung davon, was 3D eigentlich ist als jemand, der es richtig erleben kann. Denn schließlich lässt auch die allerbeste Beschreibung einer Wahrnehmung noch viel Raum auf für Interpretation und Vorstellungskraft. Indem durch die Brille nur bestimmte Aufnahmen an ihr Auge gelangt sind, haben diese tatsächlich mehr Tiefe gehabt als bei einem gewöhnlichen Kinofilm. Denn dadurch, dass bei einer 3D Aufnahme zwei Kameras in einem bestimmten Abstand und Winkel zueinander verwendet werden, entsteht für jedes Bild an sich ein anderer Tiefeneindruck, als wenn man nur mit einer Kamera von frontal gefilmt hätte. Das heißt, dass dieses Bild wegen der leicht unnatürlichen Filmposition schon ein wenig mehr Tiefe hat als gewöhnlich, was auch mit nur einem Auge wahrnehmbar ist. Für jemanden, der keine ganz genau Vorstellung davon hat, was 3D Effekte sind und was nicht, könnte das schon dazu führen, dass diese Person denkt eine dreidimensionale Wahrnehmung gehabt zu haben.

Ihr könnt es aber auch einfach einmal selber ausprobieren, indem ihr bei eurem nächsten 3d Film einfach eine Zeit lang ein Auge schließt und selber überprüft, ob es dann noch einen 3D Eindruck gibt! Damit wäre die Frage dann ganz geklärt.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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