Es lohnt sich für Mülltaucher, obwohl es strafbar ist

vom 15.01.2012, 01:09 Uhr

Es ist Diebstahl, wenn man sich am Container eines Supermarktes bedient und sich die noch guten Esswaren herausfischt. Sie warten bis nach Ladenschluss und bis es dunkel ist. Nur wenn alles still ist und niemand mehr zu sehen, ebenso kein Auto mehr auf dem Parkplatz steht, kommen die Mülltaucher, so nennt man sie inzwischen. Die Müllcontainer sind groß und sie müssen sich schon halb hineinbeugen, um an die aussortierten Waren zu kommen. Damit die Hände frei sind zum Sortieren der Ware nach gut und schlecht, haben sie sich eine Stirnlampe umgebunden.

Es ist wie eine moderne Schatzsuche, nur eben nach Lebensmittel. Es gibt Mülltaucher, die das schon seit 20 Jahren machen und richtig süchtig danach sind. Es fing bei einigen damit an, dass es ihnen wehtat, wenn soviel an guten Lebensmittel einfach weggeworfen wurde. Andere tauchen, weil sie mit dem Geld nicht auskommen. Bisher kamen sie gut klar mit dem, was sie jeden Abend/Nacht aus dem Container holten. Es reichte für den nächsten Tag und so konnten sie 100 bis 200 Euro im Monat sparen. Mittlerweile gehen viele Supermärkte und Discounter dazu über, ihre Container hinter Gittern zu stellen und abzuschließen. So kann keiner mehr dran und die Ware verdirbt.

Werden die Mülltaucher erwischt, bleibt es oft bei einer Ermahnung. Aber es kann auch anders kommen. Eine Kölnerin wurde erwischt und wurde dann zu 60 Sozialstunden verurteilt. Ich denke, dass die Polizei oft ein Auge zudrücken wird. Im Grunde holen sich die Menschen doch nur das aus den Containern, was weggeschmissen wurde und dem Verderb ausgesetzt wird. Kennt ihr auch Menschen, die nach Lebensmitteln tauchen? Habt ihr schon einmal gesehen, wie sich die Mülltaucher bedienen? Ich habe tagsüber schon mal Menschen gesehen, die sich am Container im Supermarkt bedient haben und dabei noch freundlich von den Mitarbeitern begrüßt wurden.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Darüber wurde ja auch schon an dieser Stelle diskutiert Menschen, die Essen im Müll suchen und es nicht nötig haben . Sicher ist es gut, wenn die Lebensmittel nicht auf dem Müll wandern, sondern Leute sich das auch noch zu Nutzen machen. Aber dadurch entstehen dem Supermarkt auch Verluste. Denn gerade die Leute, die es nicht nötig haben, werden ja sonst in einem Supermarkt einkaufen gehen um zu überleben.

Hier wird aber auch kaum noch etwas weggeschmissen, weil es rechtzeitig vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums zur Tafel gegeben wird und dass, was weggeschmissen wird, kommt in den Müll, der auch nicht öffentlich einsehbar ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich glaube, zu der damaligen Zeit waren die Container nicht eingezäunt, sondern frei zugängig. Wurde es damals schon so streng genommen mit dem Diebstahl aus den Abfallcontainern? Mir jedenfalls tut es weh, wenn ich weiß, dass solche Sachen weggeschmissen werden. Aber wenn du schreibst, dass fast alles zur Tafel geht, haben die wenigstens noch etwas davon. Gelesen habe ich irgendwo, dass die Tafel sich oft vor Sachen nicht retten kann und auch manchmal nicht weiß, wohin damit. Kann das stimmen?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Damals ist noch kein Jahr her. Und die Mülltonnen von Supermärkten und Discountern werden schon seit Jahren weg geschlossen. Entweder ist ein Schloss an den Mülltonnen oder die Müllcontainer stehen auf eingezäuntem Gelände. In dem Moment in dem man das Gelände unbefugt betritt, ist das an sich schon strafbar.

Die Anfänge des sogenannten Mülltauchens liegen mit Sicherheit schon lange zurück. Um die reine Ideologie, dass es halt schade ist, wenn noch verzehrbare Lebensmittel entsorgt werden, geht es heute den wenigsten Mülltauchern noch. Bei vielen geht es einmal wirklich um das blanke Überleben und bei anderen ist es mehr Spaß an der Freude.

Nicht alle Lebensmittelhändler geben Waren die sie nicht mehr verkaufen auch an die Tafeln weiter. Des weiteren dürfen auch nur Waren weiter gegeben werden, die an sich noch in Ordnung sind. Absolut schimmliger Käse wird weiterhin in der Mülltonne landen. In der Regel wird das auch direkt in den Betrieben schon entsorgt. Und klar landen auch mal Lebensmittel bei der Tafel, die entweder nicht schnell genug verteilt werden können und halt schon so verdorben sind, dass man sie dort entsorgt oder man einfach nicht genügend Abnehmer hat.

» XL » Beiträge: 680 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Also ich finde das ehrlich gesagt eine komische Geschichte. Da sieht man mal, wie krass die Läden auf Profit aussieht, wenn sie nicht einmal die "schlechte" Ware irgendwelchen Leuten gönnen, die sie wahrscheinlich nötig haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Leute, die gut mit ihrem Geld auskommen und genügend davon haben, dann dort hingehen und im Müll fischen. Das werden dann schon eher Bedürftige machen und diesen das zu verwehren finde ich irgendwie blöd.

Dann sollten die Supermärkte wenigstens die halbwegs guten Waren noch zur Tafel oder sonstigen Einrichtungen geben, wo sie dann solchen Leuten legal zukommen. Aber sie lieber ein zu zäunen und vergammeln zu lassen, finde ich irgendwie nicht richtig. Wenn dort nur richtig vergammelte Ware landet, dann ist es ja in Ordnung. Aber wenn man Dinge weg wirft, die vielleicht noch zwei oder drei Tage halten, dann ist das in meinen Augen einfach falsch. Denn bei Supermärkten ist das sicherlich auch so, dass diese gleich größere Mengen davon wegwerfen und nicht nur eine Sache und das finde ich ziemliche Verschwendung.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es gab vor gar nicht allzu langer Zeit mal einen Bericht in Stern TV zu eben diesem Thema. Hier wurden einige Leute begleitet, die sich auf diese Art und Weise seit Jahren so gut wie alle ihre Lebensmittel zusammensuchen. Fakt ist, dass wir in Deutschland nach wie vor viel zu viele Lebensmittel wegwerfen, die man durchaus noch verwenden könnte. Andererseits ist es aber doch auch so, dass so gut wie niemand von uns ein Netz Orangen kaufen würde, in dem bereits 1 Orange faul ist, selbst wenn alle anderen Orangen einwandfrei wären, würde es niemand mehr kaufen.

Die verfaulte Orange auszusortieren, die Ware neu zu verpacken und neu zu verwiegen, wäre ein zu großer Aufwand für das Geschäft, also wird das komplette Netz weggeworfen. Kommt jetzt einer dieser Mülltaucher und holt sich das Netz aus dem Müll, so ist sein Bedarf an Obst gedeckt und er wird mit Sicherheit am nächsten Tag im Supermarkt keine Orangen kaufen. Also geht dem Supermarkt rein theoretisch gesehen der Umsatz für ein Netz Orangen verloren.

In Deutschland ist es nun einmal so, dass wir viel zu viel wegwerfen aber daran sind wir Verbraucher selbst schuld. Wären wir nicht ganz so wählerisch, würden auch mal einen Salat kaufen, bei dem die äußeren Blätter verwelkt sind, müsste wenige weggeworfen werden und das Obst und Gemüse wäre sicherlich billiger, da der Verlust, der durch das Wegwerfen von Ware entsteht ja auf die allgemeinen Preise umgelegt wird.

Müll ist in Deutschland so lange Eigentum des Supermarktes, bis es durch die Leerung durch eine Entsorgungsfirma in deren Eigentum übergeht. Bedient sich jetzt jemand eben an diesem Müll, so handelt es sich um Diebstahl. Diebstahl wird in Deutschland bestraft also ist es für mich rechtens und auch in Ordnung, wenn eine erwischte Frau bestraft wird. Über die Höhe der Strafe kann man streiten aber 60 Sozialstunden, die gemeinnützig abgearbeitet werden müssen, ist auch nicht zu viel und durchaus im Rahmen.

Was du dann noch geschrieben hast, dass die Mülltaucher vor allem Menschen sind, die sich die Lebensmittel nicht leisten könnten, so stellte sich das in dem Fernsehbericht auch anders da und es war vielmehr so, dass die dort gezeigten Personen durchaus das Geld dazu gehabt hätten, sich die Lebensmittel im Geschäft zu besorgen.

» andysun78 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,46 » Auszeichnung für 500 Beiträge


@Cid, der andere Thread ist gerade einmal 2 Jahre alt und auch zu diesem Zeitpunkt wurde in anderen Threads darüber berichtet, dass Müll-Container eingeschlossen werden und das von Mitarbeitern von Discountern.

Darüber hinaus ist wohl weniger das Mülltauchen das Problem sondern die Tatsache, dass die Müllcontainer in der Regel schon lange auf einem Gelände stehen, dass eindeutig abgegrenzt ist und so als eindeutig zum Discounter, Supermarkt, Warenhaus oder was auch immer gehört. Und auf diesem Areal hat der Hausherr das Hausrecht und da hat niemand Fremdes etwas zu suchen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



@JotJot, es ist mir bekannt, dass auf den Grundstücken der Supermärkte keiner etwas zu suchen hat und das das Betreten sowie das Mülltauchen strafbar ist. Auch wenn vor zwei Jahren schon berichtet wurde, dass die Container eingeschlossen werden, ist das immer noch nicht der Fall bei allen Containern. Die Drehscheibe berichtete darüber im September 2011, ebenso die FAZ am 27.9.11 unter „Essen aus dem Abfallcontainer“ und die WZ schaltete einen Artikel am 23. Dezember 2011. Entweder wollen nicht alle Märkte die Container unter Verschluss bringen, um Bedürftigen das Mülltauchen zu ermöglichen oder sie machen sich darüber keine Gedanken. Möglich ist aber auch, dass sie nach dieser langen Zeit noch keine Möglichkeit gefunden haben, die Container einzuschließen. Wie auch immer, allen ist bekannt, dass es eine Straftat ist. Aber trotzdem gehen sie immer wieder auf Tour und versuchen ihr Glück.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ja, das Containern ist illegal. Aber wie das ganze strafrechtlich verfolgt wird, das scheint von Region zu Region und Gericht zu Gericht recht unterschiedlich gehandhabt zu werden. Erst heute ist zu dem Thema in der Berliner Morgenpost online dieser Artikel veröffentlicht worden. Er stellt ein Elternpaar mit Kind dar, die schon zu den überzeugten Mülltauchern gehören. So wie sich das in dem Artikel anhört, scheinen Gerichte heute diese Taten recht milde zu beurteilen. Da hat es mich ganz schön erstaunt zu lesen, dass die eine Person aus Köln da sogar verurteilt wurde, wenn es auch nur Sozialstunden waren.

In dem Artikel wird es aber so dargestellt, dass Gerichte im Allgemeinen Mülltauchen eher als Hausfriedensbruch statt als Diebstahl bewerten. Das finde ich schon eine interessante Sichtweise. Die Begründung dafür ist wohl bei vielen Richtern, dass es keine logische Argumentation ist, dass es legal sein soll, gute Lebensmittel weg zu werfen, aber illegal, essbare Lebensmittel aus dem Müll dem eigentlichen Daseinszweck zurück zu führen.

Rein rechnerisch kann ich es nachvollziehen, dass es für die Supermärkte sinnvoller ist, die Nahrungsmittel die nicht mehr ganz einwandfrei sind weg zu werfen. Die Beispiele, die in dem oben genannten Zeitungsartikel genannt sind, dass da zum Beispiel Cornflakes Packungsweise entsorgt wurden, nur weil auf dem Umkarton das falsche Motiv mit irgendwelchen Fußballmotiven abgedruckt war, das kann ich nicht nachvollziehen. Das finde ich schon unmoralisch, Nahrungsmittel, die noch haltbar sind wegen einem Schönheitsfehler weg zu werfen.

Pervers finde ich auch, dass laut dem Artikel angeblich Aldi oftmals die Lebensmittel vor dem Wegwerfen extra in eine Presse gibt, um sie unbrauchbar für Mülltaucher zu machen. Das stellt meiner Meinung nach die ganze Logik auf den Kopf: Es ist angeblich unrentabel, eine angegammelte Apfelsine aus einem Netz zu nehmen, aber angeblich rentabel, extra eine Presse anzuschaffen und die Zeit aufzubringen, die Lebensmittel zu zermatschen. Das will mir einfach nicht in den Kopf.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Vor einiger Zeit habe ich darüber auch eine Reportage im Fernsehen gesehen. Dort wurde ein Studentenpaar bei seinen nächtlichen Streifzügen begleitet. Man hat auch vorgerechnet, was sie damit an Lebenshaltungskosten einsparen, weil sie sich das Essen zusammen klauen. Denn mehr ist es ja nicht. Es ist Diebstahl, selbst wenn man sich die Waren aus fremden Mülltonnen holt.

Allerdings habe ich mich dann auch gefragt, wann diese beiden Leute dann studieren. Denn wenn sie Nacht für Nacht auf Containerstreife sind, müssen sie auch mal schlafen und das zu Zeiten, wo eigentlich Vorlesungen sind. Und wenn dann noch erzählt wird, wie viel Geld sie eigentlich im Monat zur Verfügung haben, dann frage ich mich wo dieses hinfließt, wenn es dann angeblich für die Lebensmittel nicht reicht.

Außerdem wäre mir doch die Verletzungsgefahr viel zu groß, denn es kann auch vorkommen, das kaputte Gläser im Container sind. Diese sieht man auch nicht mit einer kleinen Stirnlampe sofort und selbst Gummihandschuhe, wie sie das Paar benutzte, halten da nichts ab.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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