Warum ist Bio teurer?

vom 09.12.2011, 13:04 Uhr

Irgendwie scheint es da ja gerade eine kleinen Skandal um Bio Labels zu geben. Grund für die Machenschaften waren wohl, dass man mit Bio einfach mehr verdienen kann. Klar Bio verkauft sich immer besser. Keine Ahnung wie viele Menschen nur Bio- Lebensmittel kaufen, weil sie denken, damit was Gutes zu tun. Was aber nicht Sinn der Diskussion sein soll.

Ich frage mich eher, warum Bio- Lebensmittel teilweise wirklich so viel teurer sind. Nehmen wir Obst und Gemüse. Das wird weniger gespritzt, weil das gesünder sein soll. Also wird doch auch wesentlich weniger in die Produktion eingesetzt. Und bei Bio werden ja durchaus mal zum Beispiel Äpfel verkauft, die halt nicht so schön aussehen. Eben weil sie Bio und somit kaum gespritzt sind. Klar wird man eventuell mehr entsorgen müssen. Aber wenn ich mir mal ansehen würde, woher das "normale" Obst und Gemüse überall her kommt- alleine die Fahrtkosten sind ja schon immens teuer. Warum ist Bio dann nicht günstiger als normales Obst und Gemüse? Die Produktionskosten sind doch wesentlich geringer, weil die ganze Spritzmittel doch auch reichlich Geld kosten.

In der Tieraufzucht sehe ich das ähnlich. Mit der Massentierzucht möchte ich das nun nicht zwingend vergleichen- hier macht es wahrscheinlich der genutzte Platz. Aber gehen wir von einer normalen Aufzucht aus, im Vergleich zur Bio Aufzucht. Die Tiere werden mit weniger Medikamenten behandelt. Da wir alle wissen, wie teuer Medikamente mittlerweile sind, müsste da doch enorm viel gespart werden. Die Schlachtviehuntersuchungen sind an sich in allen Abläufen gleich. Da entstehen also nicht mehr Kosten.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Beim Anbau von Bio-Obst und -Gemüse spart man zwar an den Pestiziden und Düngemitteln, dieses ist aber nicht ein so gravierender Teil der Kosten beim herkömmlichen Anbau.

Ausserdem ist der Ertrag pro Fläche weitaus geringer, eben weil der Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln doch dafür sorgt, dass erstens der Ausschuß größer ist und zweitens die Früchte langsamer wachsen. Also ist hier nur eine Ernte möglich, während auf einem herkömmlich angebauten Feld vielleicht schon die zweite oder dritte Ernte möglich ist. Zudem sind beim Bio-Anbau auch viele manuelle Eingriffe nötig, die wiederum recht hohe Kosten verursachen.

Bei der Viehzucht ist es ähnlich. Während der Bio-Betrieb normal wachsende und gedeihende Tiere "erzeugt", sind beim herkömmlichen Zuchtbetrieb in der gleichen Zeit wesentlich mehr Tiere zur Schlachtreife gelangt, weil sie eben viel schneller wachsen.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Bio ist teurer, weil angefangen beim Saatgut bis hin zum Transport alles etwas umständlicher ist und man Regeln einzuhalten hat. Das Saatgut muss ja auch schon biologisch zertifiziert sein. Zertifikate kosten auch Geld, was der Unternehmer beim Einkauf mit bezahlt. Gleichzeitig ist Bioware aber anfälliger, gerade bei Gemüse und Obst, somit hat man eben mehr Verluste und das wird auch mit eingerechnet. Desweiteren schätze ich mal, dass man bei Bioware auch andere Vorschriften hat, was die Haltung und den Anbau betrifft. Möglicherweise hat man hier auch mehr Kosten, weil man spezielle Dinge beachten muss, die man beim konventionellen Anbau nicht hätte. Der anschließende Transport ist natürlich auch noch ein Punkt, denn die Sachen kommen oftmals von weit her und auch das kostet wiederum Geld.

Bei den Tieren ist es auch ähnlich. In einem Biobetrieb werden die Tiere nicht hoch gezüchtet, damit sie schnell groß und fett sind, wie in einem Betrieb der Massentierhaltung. Zudem bekommen sie auch spezielles Futter, was auch sein muss, wenn man eine Bio Zertifizierung möchte. Das alles ist teurer. Zudem können auf der gleichen Fläche wie in einem Massenbetrieb nicht so viele Tiere gehalten werden, nicht nur wegen der geringeren Medikamentendosis, sondern auch weil es nach Bio Standards nicht erlaubt ist. All das erhöht die Kosten, weil ein Bio Betrieb natürlich viel weniger Tiere züchtet, diese brauchen länger bis sie zum Verkauf bereit sind und dann hat er noch andere Kosten, wie für das Futter und die Haltung. Das alles treibt in dem Fall die Preise nach oben.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Für Bio-Lebensmittel wird nicht nur auf Pestizide oder chemische Düngemittel verzichtet. Es werden beispielsweise auch nicht-genmanipulierte Pflanzen verwendet, die von sich auch zum Beispiel pro Baum nicht so viele Äpfel hergeben. Das bedeutet wiederrum, wenn ein Baum weniger Äpfel bringt, muss ich auch mehr Bäume Pflanzen, und dafür brauche ich wiederrum mehr Platz, der Geld kostet. Dazu kommt noch, dass Pflanzen ohne Pestizide natürlich anfälliger sind und deutlich (!) mehr Ausschuss haben.

Auch für den Transport ist bei Bio-Lebensmitteln rein gar nichts einzusparen, denn entweder kommen sie von eben so weit her wie das nicht-Bio-Obst auch, oder aber (im Falle vom heimischen Erzeuger) sind zwar die Transport-Kosten geringer, dafür müssen in Deutschland den Arbeitern aber deutlich höhere Löhne bezahlt werden, Versicherungen und Steuer sind hier außerdem auch höher als in anderen Ländern, und so kosten Produkte aus Deutschland häufig schon um ein Vielfaches mehr als die selben produkte, die aus einem weiter entfernten Land hergeschafft werden.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Es ist ja hier schon geschrieben worden, dass nicht der Preis für die Giftstoffe ausschlaggebend ist. Durch das Verwenden der Giftstoffe gelingt es den Landwirten einfach, schneller und mehr Ergebnisse zu erzielen. Und das macht (also diese Form der Massenproduktion) den Preis letztlich aus. Es wird über die Masse Gewinn abgeschöpft. Dass das für den Menschen nicht gut ist, liegt dann daran, dass die Giftstoffe leider nicht nur Raupen oder ähnliches fern halten, sondern in den Früchten eben auch den Menschen erreichen! Dabei ist es leider so, dass die Giftkonzentration für einzelne Stoffe in der Regel die Grenzwerte nicht überschreiten - aber dadurch das nicht nur ein Giftstoff verwendet wird der Gesamtcocktail eben bedrohlich werden kann. Doch das ist dann ein anderes Thema.

Bei der Fleischproduktion ist es ja auch so, dass man nur deshalb billig produzieren kann, weil man viel auf wenig Fläche hochzieht und das dann auch möglichst schnell. Dazu wird dann eben auch fragwürdiges Futter verwendet. Die Tiere sind nur "gesund", weil sie entsprechend gesund gespritzt werden. Bio ist aber eigentlich nicht nur dazu gedacht, den Menschen zu schützen, sondern auch den Tieren zu ersparen, in deren kurzen Lebenszeit unnötig gequält zu werden.

Bio ist letztlich nicht teuer, sondern sollte nur die wahren Produktionskosten widerspiegeln. Denn auch wenn im Biomarkt viel verdient werden kann, darf nicht vergessen werden, dass auch im konventionellen Bereich wirklich Geld verdient werden kann. Ich persönlich bin hier übrigens eher der Ansicht, dass das konventionelle Lebensmittel zu günstig verkauft wird, weil nicht alle Kosten durch die Produzenten gedeckt werden müssen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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