Bewerbungsgespräch - Gehaltsvorstellung wie ansetzen?

vom 21.11.2011, 01:02 Uhr

Ich bin zur Zeit mitten in der Bewerbungsphase, da ich nach meiner Ausbildung nicht übernommen wurde. Bisher hatte ich nur 2 persönliche Bewerbungsgespräche. Nun habe ich ein solches Gespräch zuvor noch nicht geführt, sodass ich nicht genau weiß, auf was es ankommt und wie man sich verhalten sollte. Immerhin liegen auch die Bewerbungsgespräche, die ich bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle geführt habe, über 3 Jahre zurück.

Nun hatte ich ja die 2 Vorstellungsgespräche. In dem ersten Gespräch, wurde mir auch direkt gesagt, was man zu Beginn verdienen würde. Es hörte sich für mich ganz gut an, obwohl ich bei meiner Firma, wo ich gelernt habe, etwas mehr verdient hätte, wenn ich übernommen wäre. Aber ich denke, das es daran liegt, dass man sich in die neue Firma einarbeiten muss, und auch nicht von Anfang an komplett einzusetzen ist, sodass man alles selbstständig erledigen kann. Eine gewisse Einarbeitungszeit ist dort sicherlich vorhanden, was mir auch der Geschäftsführer der Firma bei dem Gespräch gesagt hat.

Bei meinem zweitem Vorstellungsgespräch, wurde nicht direkt angesprochen, was ich am Anfang verdienen würde. Die beiden Geschäftsführer, haben erst von ihrem Unternehmen erzählt und welche Aufgaben auf mich zukommen würden. Zum Schluss, wurde ich dann gefragt, ob ich noch weitere Fragen habe. Unter anderem hatte ich dann auch die Frage gestellt, was ich dort verdienen würde. Einer der Geschäftsführer fragte mich, was ich mir so vorstelle. Da wusste ich gar nicht, wie ich reagieren sollte. Sollte ich nun einen geringeren Wert angeben, oder sollte ich das Gehalt eher hoch ansetzen? Ich habe dann einfach den Betrag angegeben, den ich auch bei meiner alten Firma bekommen hätte. Ob ich aber nun mit diesem Gehalt rechnen konnte, wurde mir nicht gesagt, da sich die Geschäftsführer da noch unterhalten müssten.

Wie sollte man also antworten, wenn man gefragt wird, was man an Gehalt erwartet? Wenn ich es zu niedrig angebe, verkaufe ich mich ja irgendwo unter Wert. Wenn ich aber eine zu hohe Vorstellungen sage, habe ich die Befürchtung, dass ich leicht dreist herüber komme und das Interesse an mir vorbei ist. Oder ist es gut einen etwas höheren Betrag zu nennen, um danach vielleicht noch nach unten hin ein Kompromiss zu schließen? Wie verhalte ich mich da richtig, dass es nicht dreist, oder auch unwissend herüber kommt?

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Da du erst ausgelernt hast, wird wohl jeder Betrieb eine Regelung für dein Gehalt haben. Meistens wird man nach der Ausbildung noch nicht mit so hohem Gehalt eingestellt wie wenn man schon länger dabei ist. Auch weil du für das Unternehmen noch neu bist und sie dich erst einarbeiten müssen, wirst du anfangs noch nicht so viel verdienen.

Du kannst ja sagen, dass du noch keine Vorstellung darüber hast, wie das Gehalt sich für diesen Beruf so verhält und dass du nur den Anhaltspunkt hast, was du bei deinem Ausbildungsbetrieb verdient hättest, wenn sie dich übernommen hätten. Das wäre ehrlich, denn wenn du zu dir selbst ehrlich bist, dann bist du noch unwissend was das Gehalt anbelangt. Diesen Betrag kannst du ansetzen und dazu sagen, dass man darüber natürlich noch reden kann. Du bist ja sicherlich erstmal froh, wenn du überhaupt eine Arbeitsstelle hast und das in der Ausbildung gelernte umsetzen kannst. Du wirst ja eine Entwicklung machen und nicht bei dem Anfangsgehalt festhängen, deshalb solltest du meiner Meinung nach nicht so viel Wert auf ein hohes Gehalt für den Anfang legen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich würde es genauso machen, wie Vampirin es vorgeschlagen hat. Man muss es eben nur ein bisschen diplomatisch verpacken und erklären, dann wirkt es auch nicht dreist, wenn man ein höheres Gehalt angibt, als die Firma letztendlich zahlt.

Ich würde mich eben auch an dem Wert orientieren, den du bei der Firma, bei der du deine Ausbildung gemacht hast, bekommen würdest. Und du weißt ja auch, wie viel du bei dem anderen Unternehmen verdienen würdest, wo man dir das in dem Vorstellungsgespräch mitgeteilt hat. So in dem Rahmen würde ich vermutlich deine Vorstellung angeben, eben mit der Erklärung, dass es das ist, was du bei anderen Firmen verdienen würdest und das für angebracht erachtest.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hier nehme ich mal an, dass du bzgl. deines Gehalts gewisse Vorstellungen hast. Und wenn es auch "nur" das war, was du vermutlich in der alten Firma bekommen hättest. Solange du dich nicht bzgl. Aufgabenstellung und Region in der du arbeitest veränderst, kannst du das schon mal als erste Richtgröße nehmen. Wenn du daneben liegst, merkst du das schon. Ist es deutlich zu viel, dann wird dir das gesagt. Ist es zu wenig, ärgerst du dich eben.

Jetzt musst du nur noch im Vorstellungsgespräch flexibel genug sein, diese Gehaltsforderung gegebenenfalls den Rahmenbedingungen anzupassen. So macht es natürlich einen Unterschied, ob du für das Geld 35 Stunden die Woche bei 32 Urlaubstagen arbeitest, oder aber ob man dir sagt, dass 45 Stunden die Woche üblich sind und es nur 25 Tage Urlaub gibt. Auch zu berücksichtigen wäre, wenn dir gleich zu Beginn ein Firmenwagen mit Tankkarte geboten wird (um z.B. zu Kunden zu kommen) oder ähnliches.

Auch wenn es sich blöd anhört, würde ich wirklich dazu raten, gerne auch ein klein wenig zu hoch anzusetzen. Es wird kein Arbeitgeber, der Interesse an dir hat, deswegen zurückziehen. Viel mehr wird man dir erwidern, dass das z.B. das Gehaltsgefüge der Firma durcheinander bringen würde oder aber das dies für Anfänger da nicht üblich wäre usw. Alles nur ein Weg, um dir eben weniger anzubieten. Und da kannst du es dir ja immer noch aussuchen. Aber wenn du eher zu wenig ansetzt und zu den Konditionen genommen wirst, hast du in der Regel keine Chance, diesen "Verlust" in der Firma wieder auszugleichen. Um das wieder gut machen zu können, müsstest du später die Firma wechseln. Denn kaum ein Arbeitgeber wird dich im Laufe der Zeit überproportional aufwerten - es sein denn, du leistest außergewöhnliches für das Unternehmen. Das bedeutet, dass du bezogen auf den Gehaltssteigerungen auf dem Niveau der Kollegen und Kolleginnen liegst, und damit dem "möglichen" Gehalt immer hinterher hinkst.

Seltsam übrigens, dass beim Bewerbungsgespräch (außer es ist noch ein zweiter Termin geplant) nicht auch konkret über Zahlen gesprochen werden kann. Schließlich sollten die Geschäftsführer schon vor der Einladung des Bewerbers wissen, was sie finanziell zu bieten haben. Sich nach dem Bewerbungsgespräch noch unterhalten zu müssen, klingt für mich jedenfalls eher nicht gut und vermittelt auch keinen guten Eindruck des Unternehmens.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Mir ging es direkt nach der Ausbildung ganz ähnlich wie dir. Von der Firma in der ich gelernt hatte wurde ich aber direkt übernommen und bekam, allerdings ohne weitere Verhandlungsmöglichkeiten, ein Gehalt festgesetzt. Ich recherchierte daraufhin ein bisschen online, was in meiner Branche oder meinem Berufsfeld so gängige Einstiegsgehälter sind und fand mich knapp unter dem Durchschnitt wieder.

Als ich nun für einen Job-Wechsel ein neuerliches Vorstellungsgespräch hatte, schaute ich wieder, aber diesmal natürlich vorher, online nach gängigen Gehältern und machte als ich im Gespräch nach meinen Gehaltsvorstellungen gefragt wurde einen Vorschlag, der schon etwas über dem Durchschnitt lag, mit dem Hintergedanken dass man mich sicher um ca. 200 Euro runterhandeln würde. Überraschenderweise sagte mein Gegenüber im Gespräch dann aber direkt, dass erschiene ihm auch fair und das wäre OK. Da war ich ein bisschen überrascht, aber ich freute mich natürlich darüber.

Ein ähnliches Vorgehen würde ich dir auch vorschlagen. Recherchiere online nach Einstiegsgehalt deines Berufes - nutze dabei aber unbedingt mehrere Quellen (die sich möglichst nicht gegenseitig aufeinander beziehen) und bilde daraus einen Mittelwert. Dann hast du in etwa ein durchschnittliches Gehalt. Und wenn du das nächste Mal nach deinen Vorstellungen gefragt wirst, nennst du vielleicht 200 Euro mehr (mit dem Zusatz, dass du da nicht festgelegt bist, aber dir so was vorstellen würdest), und dann bekommst du teilweise direkt Antwort, teilweise aber auch nicht. Dass vorgeschlagene Zahlen erstmal mit dem Chef besprochen werden müssen, ist durchaus nicht unüblich, insofern mach dir darüber keine Sorgen. Und weil du 200 Euro mehr angeschlagen hast als man dir bezahlen will, ist das auf jeden Fall noch kein Ablehnungsgrund, sondern dir wird dann einfach der Gegenvorschlag gemacht mit der Summe, die die Firma bereit ist zu zahlen, und dann hast du die Wahl anzunehmen oder auch nicht.

So ein Verhalten wird einem auch seltenst als Dreistigkeit ausgelegt, solange die Beträge im Verhältnis bleiben. Wenn du als Einsteiger mal eben 500 Euro mehr haben willst, könnte das schon eher der Fall sein, aber dass um 100, 200 Euro gehandelt wird, ist ganz normal. Immerhin könnte es auch sein, dass dein ehemaliger Ausbildungsbetrieb Gehälter weit über (oder unter) dem Durchschnitt zahlt - insofern sind allein diese zwei Zahlen, die du derzeit hast, noch nicht viel wert um zu beurteilen, was in deinem Berufsfeld so üblich oder fair ist.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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