Labortiere illegal retten: Gibt es Befürworter?

vom 04.09.2011, 12:18 Uhr

In diesem Thread hier Sollte man Laborkatzen retten? wird über Katzen diskutiert, die aus einem Labor gerettet werden sollen. Dabei wurde von einem User in den Raum geworfen, dass er Leute kennt, die illegal Tiere gerettet haben. Ich habe ja aktiv im Tierschutz gearbeitet und da kam dieses Thema auch immer wieder auf.

Was ist, wenn man illegal Tiere aus einem Labor "rettet"? Was tut man den Tieren damit an? Ist den Leuten, die solche Aktionen planen überhaupt bewusst, was sie der Umwelt antun und den Menschen im Umfeld und auch den angeblich geretteten Tieren? Die Tiere sind meist so mit Medikamenten vollgepumpt, dass sie ohne diese Medikamente nicht mehr leben können und keiner weiß, welche Medikamente es sind. Dann sind sie auch oft mit Lebendimpfstoff vollgepumpt, so dass sie eigentlich in Quarantäne gehören, weil sie auch Menschen anstecken können. Sie haben Krankheiten, die behandelt werden müssen und ehe ein Tierarzt, der die Tiere nicht kennt es herausbekommt ist es oft zu spät.

Außerdem darf ein Tierarzt die laborgekennzeichneten Tiere nicht behandeln. Es sei denn, man hat eine Genehmigung vom Labor, weil man die Tiere legal bekommen hat und sie keine ernst zu nehmenden Krankheiten haben. Ein Tierarzt ist dann verpflichtet die Tiere zu melden.

Ist den Leuten, die das befürworten wirklich bewusst, was sie damit anstellen, wenn sie zig Tiere aus Versuchslaboratorien angeblich retten? Sie tun den Tieren damit keinen Gefallen. Sie gefährden die Tiere und die Umwelt. Diese Leute sollten auch mal daran denken, dass Tierschutz auch gleich Menschenschutz bedeutet. Was würdet ihr sagen, wenn euer Nachbar mit 2 Hunden nach hause kommt, die eine ansteckende Krankheit haben? Wenn sie euch und eure Kinder gefährden?

Gibt es unter uns hier auch Befürwortet solcher Aktionen? Habt ihr schon mal bei sowas mitgemacht? Habt ihr euch Gedanken darüber gemacht, was an den Tieren getestet wurde? Denkt ihr, dass solche Aktionen gut sind oder denkt ihr da eher wie ich?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich bin zwar selbst aktiv im Tierschutz, aber solche illegalen Befreiungsaktionen kann und will ich nicht befürworten. Du hast die Gefahren an sich schon gut beschrieben und ich hoffe, dass jeder Tierschützer, der eine solche Aktion plant oder aktiv durchführt, sich auch über mögliche Folgen bewusst wird und welche Gefahren er die Tiere aussetzt.

Wenn man ein Tier aus einem Labor befreien will, dann sollte man es auf legalem Wege versuchen. Dann ist man auch rechtlich auf der sicheren Seite und kann gegebenenfalls nicht wegen Diebstahl belangt werden. Laborversuche haben jedoch auch einen Nutzen. Es werden Erkrankungen erforscht, Medikamente getestet, die letztendlich Mensch und Tier nutzen können.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12530 » Talkpoints: 71,65 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Theoretisch ist es eine gute Sache die Tiere zu retten, in der Praxis bin aber auch strikt dagegen. Gerade bei illegalen heraus holen der Tiere weiß man nie, was mit ihnen vorher gemacht wurde. Sie können abhängig sein von speziellen Medikamenten oder sogar verseucht sein. Deshalb sollte man die Tiere da lassen, wo sie sind. Auch wenn Freiheit vielleicht besser ist. Wahrscheinlich werden sie nie die Freiheit genießen können, da sie es nicht gewohnt sind oder sogar zu voll sind mit Medikamenten um irgendetwas von der Umwelt mit zu bekommen.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich bin nicht dafür, bewusst gegen das Gesetzt zu verstoßen. Aber glaubst du wirklich, dass sich hier jemand outet, der dafür ist? Ist doch Quatsch so etwas zu fragen, finde ich. Ich denke man müsste da gut abwägen. Es gibt sicherlich Versuchstiere, denen es wirklich "draußen" gut gehen kann. Es kommt eben auf die Art der Tests an und auch darauf, wie sie sonst behandelt wurden. Man kann nicht pauschal sagen, dass das furchtbar ist und das man den Tieren damit etwas schreckliches antut.

Letzten Endes müsste man wohl Tierarzt sein, um das wirklich beurteilen zu können. Aber ich glaube nicht, dass ein Tierarzt Labortiere nicht behandeln würde. Dazu muss er erstens wissen, dass es ein Labortier ist (und nicht bei allen ist das sichtbar) und zweitens denke ich schon, dass er in einer Notsituation helfen würde. Ich muss dir aber teilweise schon Recht geben: es gibt sicher auch genug Tiere, denen man damit keinen Gefallen tun würde. Das weiß man sich Sicherheit aber meistens erst hinterher.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Liebe Diamante, ich schrieb, dass ich Menschen kenne, die bereits illegal Tiere befreit haben. Punkt. Das war eine ganz allgemeine Aussage und nicht primär auf Labortiere bezogen, sondern auf Tiere im Allgemeinen und auch nicht auf irgendwelche schwer kranken Tiere. Das betraf unter anderem auch Pelztiere, in engen Käfigen eingepferchte Hunde von Vermehrern und Tiere aus der Massentierhaltung. In diesen Fällen sind die Tiere nicht so krank, dass sie dem Menschen nicht zugemutet werden könnten. Natürlich sind gerade die Tiere in der Massentierhaltung vollgestopft mit Medikamenten und somit auch nicht unbedingt gesund, aber es geht meistens kein Risiko von ihnen aus, solange man sie nicht isst. Und ja - ich sympathisiere durchaus damit, weil ich es immer gut finde, wenn Menschen nicht alles stumpf abnicken, sondern ein Zeichen setzen. Natürlich wird so ein Vorgehen als Straftat gewertet, aber Recht und Gesetz sind oft ganz unterschiedliche Dinge.

Was die Labortiere angeht, so kenne ich bislang nur eine Aktion und auch hier gab es keine Gefährdung, da die Tiere ohnehin zugänglich waren und auch von Leuten außerhalb der Einrichtung angesehen werden konnten. Nur wussten die meisten Leute eben nicht, was zwischendurch mit den Tieren angestellt wird. An die wirklich extremen Fälle kommt man meistens (leider) nicht heran. Das ist ja auch logisch, denn wenn man Tiere, von denen eine Gefahr im Sinne einer Infektionskrankheit ausgehen könnte, relativ frei zugänglich halten würde, würden diese sich auch ohne das Befreien der Tiere schnell ausbreiten. Krankheitserreger halten sich nicht an Grenzen im Sinne von Türen, etc. Solche Einrichtungen, in denen mit krank gemachten Tieren, die Infektionen verbreiten könnten, gearbeitet wird, sind praktisch nicht zugänglich.

Auch wenn das hier so dargestellt wird, als wären Tierbefreier dämlich und nicht in der Lage, Risiken zu erkennen, muss man doch einsehen, dass dieses Risiko tatsächlich sehr gering ist, eben weil solche besonders risikobehafteten Bereiche in Laboren als Hochsicherheitstrakt gelten - und das nicht umsonst. Außerdem holen die Leute, die ich bisher kennengelernt habe, Tiere auch nicht einfach auf gut Glück heraus. Natürlich informieren sie sich über die Betriebe, über die Zustände und bei Laboren auch über die Risiken. Das ist nicht so, als würde man mal eben Brötchen kaufen gehen. Vielleicht kenne ich aber auch nur Leute, die diesbezüglich ein bisschen weitsichtiger sind als die Leute, die du kennengelernt hast (vielleicht auch durch irgendwelche Fernsehsendungen). Es handelt sich bei denen auch um sehr gut ausgebildete und gebildete Menschen, die verantwortungsbewusst handeln. Ihnen ist der Schutz der Menschen natürlich auch wichtig - wir sind ja letztendlich auch nur Tiere. Ich denke, dass du die Sache aus deiner eigenen Ablehnung heraus zu einseitig siehst.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, dass sich diese Tierschützer keine Gedanken über die Folgen von so einer illegalen Befreiung von Labortieren machen. Sie sehen nur die Rettung der Tiere und meinen, dass sie damit etwas Gutes tun. Ich denke, dass dies einfach falsch verstandene Tierliebe ist.

Meiner Meinung nach, sind Tierversuche ganz klar schlimm und es wäre gut, wenn es endlich eine andere Lösung geben würde, aber es ist gefährlich Tiere aus solchen Laboren zu befreien. Man weiß eben nicht, wie schon gesagt wurde, welche Krankheiten die Tiere haben und wie gefährlich diese für Umwelt und andere Tiere und Menschen sind. Ich denke, dass man da eher andere Lösungen finden muss. Ich habe noch nie an so einer illegalen Befreiung teilgenommen und kenne auch niemanden der das getan hat. Gute Tierschützer wissen sicherlich von den Risiken und würden diese nicht eingehen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Es wird sicherlich Gruppen geben, die Labortiere ohne Überlegung auf mögliche Folgen befreien. Aber das kann man nicht verallgemeinern. Diese Tierschützer lieben Tiere und möchten nur das Beste für das Tier. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie die Labortiere vom Regen in die Traufe tragen. Sie werden sich Gedanken machen und die Zukunft der Tiere durchdenken. Diese kommen oftmals in sichere Hände, die wissen, was zu tun ist. Ich finde, dass du hier ein falsches Bild von manchen Tierschützern hast.

Natürlich ist es aber fraglich, die Tiere illegal zu befreien. Ich weiß nicht, ob es der richtige Weg ist, das Gesetz zu brechen, um die Tiere zu befreien. Man sollte vorher beim Labor nachfragen, ob es einen anderen Weg gibt, den Tieren eine andere Zukunft zu bieten. So würde ich es machen. Das Projekt, das im Startpost verlinkt ist, finde ich beispielsweise gut.

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» Synchro » Beiträge: 1641 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:In diesem Thread hier Sollte man Laborkatzen retten? wird über Katzen diskutiert, die aus einem Labor gerettet werden sollen. Dabei wurde von einem User in den Raum geworfen, dass er Leute kennt, die illegal Tiere gerettet haben. Ich habe ja aktiv im Tierschutz gearbeitet und da kam dieses Thema auch immer wieder auf.

Was ist, wenn man illegal Tiere aus einem Labor "rettet"? Was tut man den Tieren damit an? Ist den Leuten, die solche Aktionen planen überhaupt bewusst, was sie der Umwelt antun und den Menschen im Umfeld und auch den angeblich geretteten Tieren? Die Tiere sind meist so mit Medikamenten voll gepumpt, dass sie ohne diese Medikamente nicht mehr leben können und keiner weiß, welche Medikamente es sind. Dann sind sie auch oft mit Lebendimpfstoff voll gepumpt, so dass sie eigentlich in Quarantäne gehören, weil sie auch Menschen anstecken können. Sie haben Krankheiten, die behandelt werden müssen und ehe ein Tierarzt, der die Tiere nicht kennt es herausbekommt ist es oft zu spät.

Außerdem darf ein Tierarzt die laborgekennzeichneten Tiere nicht behandeln. Es sei denn, man hat eine Genehmigung vom Labor, weil man die Tiere legal bekommen hat und sie keine ernst zu nehmenden Krankheiten haben. Ein Tierarzt ist dann verpflichtet die Tiere zu melden.

Ist den Leuten, die das befürworten wirklich bewusst, was sie damit anstellen, wenn sie zig Tiere aus Versuchslaboratorien angeblich retten? Sie tun den Tieren damit keinen Gefallen. Sie gefährden die Tiere und die Umwelt. Diese Leute sollten auch mal daran denken, dass Tierschutz auch gleich Menschenschutz bedeutet. Was würdet ihr sagen, wenn euer Nachbar mit 2 Hunden nach hause kommt, die eine ansteckende Krankheit haben? Wenn sie euch und eure Kinder gefährden?

Gibt es unter uns hier auch Befürwortet solcher Aktionen? Habt ihr schon mal bei so was mitgemacht? Habt ihr euch Gedanken darüber gemacht, was an den Tieren getestet wurde? Denkt ihr, dass solche Aktionen gut sind oder denkt ihr da eher wie ich?

Also ehrlich gesagt habe ich mit solchen Aktionen schon sympathisiert. Bevor ich auf das im anderen Thread genannte legale Projekt gestoßen bin, habe ich mich mit diesem Thema aber nicht sehr eingehend beschäftigt, da mein Interesse bisher immer mehr in Richtung schlechte Haltung / Animal Hoarding / Vermehrerei u.ä. ging. Daher vielen Dank für diesen informativen Post. Jetzt denke ich anders über diese illegalen Aktionen!

Cologneboy2009 hat geschrieben:Liebe Diamante, ich schrieb, dass ich Menschen kenne, die bereits illegal Tiere befreit haben. Punkt. Das war eine ganz allgemeine Aussage und nicht primär auf Labortiere bezogen, sondern auf Tiere im Allgemeinen und auch nicht auf irgendwelche schwer kranken Tiere. Das betraf unter anderem auch Pelztiere, in engen Käfigen eingepferchte Hunde von Vermehrern und Tiere aus der Massentierhaltung.

Solche Aktionen wiederum würde ich befürworten, ich sehe das so wie Cologneboy. Insbesondere was die Pelztiere und die Opfer von Vermehrern angeht!

» Katzerinchen » Beiträge: 42 » Talkpoints: 37,26 »


Grundsätzlich bin ich schon für ein bisschen Rummel, wenn sich Strukturen und Organisationen nicht mehr anders aufbrechen lassen oder wenn Sachverhalte entpersonalisiert und unangreifbar sind, so dass simple Proteste einfach nichts bringen. Das ist ein bisschen so, wie Proteste "gegen den Turbokapitalismus", da ist auch kein einfaches Feindbild, kein konkreter Verursacher auszumachen. Ähnlich mag es übrigens auch den Plünderern in England gegangen sein. Es kann dann in meinen Augen durchaus zum zivilen Ungehorsam gehören, sich auch auf womöglich illegale Weise zu Wort zu melden. Natürlich sollte das immer eine Art allerletzte Option sein.

Wenn es wirklich so ist, wie von Diamante beschrieben, dann wäre die konsequenteste Rettung der Tiere wohl deren sofortige Tötung an Ort und Stelle und nicht deren mit Gefahren verbundene Befreiung. Ob das so ist, entzieht sich aber völlig meiner Kenntnis.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich würde das unter bestimmten Bedingungen vielleicht unterstützen, aber ehrlich gesagt wäre mir die ganze Sache ein bisschen zu riskant und undurchsichtig, eben weil man nie weiß, was mit den Tieren gemacht worden ist, wie du schon schreibst. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass es Tierschützern daran liegt solche Tiere zu befreien und ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen, aber man sollte auch die weiteren Umstände in seine Überlegung mit einbeziehen, denn ein Labortier ist eben nicht zur Deko da und je nachdem was das Tier bekommen hat, könnte das zu großen Problemen führen. Nicht selten werden Tiere doch auch gezielt mit bestimmten Krankheiten infiziert, um den Heilungsprozess bestimmter Medikamente zu beobachten, man kann sich also vorstellen, dass eine Ansteckung an den Menschen durchaus möglich wäre, andererseits könnten aber auch andere Tiere sich anstecken und sterben.

Ebenso kann man nie wissen, ob man nicht irgendwelche genetisch manipulierten oder sonst wie veränderten Tiere da ''einpackt''. Genau genommen müsste man bei dieser Rettungsaktion strenge Sicherheitsregelungen befolgen und die Tiere nachher einzeln in Quarantäne halten, aber welchem Tierschutzverein ist dies in solchen Ausmaßen denn schon möglich, dass übersteigt einfach die Möglichkeiten. Demnach wären solche Rettungsversuche nur dann sinnvoll, wenn einem bekannt ist, dass diese Labortiere beispielsweise in ''Reserve'' sind, heißt also, Tiere an denen noch nicht herumprobiert wurde und dass kann man mit Sicherheit vielleicht dann auch nicht wissen.

Letztendlich würde ich aber mal sagen, dass ich mit solchen Rettungsversuchen in der Vergangenheit noch nichts zu tun hatte und daher auch keinerlei Erfahrungen damit habe. Wenn ich ehrlich bin, so muss ich auch gestehen, dass ich es nicht immer für sinnvoll halte, Labortieren ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich finde es grausam, wenn solche Tiere zu Versuchszwecken herhalten müssen, die beispielsweise der Kosmetikindustrie dienen, Anti-Aging Cremes und so weiter. Geht es aber um die Medizin, so sehe ich das schon ganz anders, ich würde vermutlich keine Rettungsaktion hier unterstützen, egal ob legal oder illegal.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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