Wie genaue Diagnose bei psychischer Erkrankung erhalten?

vom 18.05.2011, 19:12 Uhr

Der Titel ist etwas unglücklich gewählt, allerdings weiß ich nicht wirklich wie ich meine Frage in einen Satz formulieren könnte. Nun ja, wie der ein oder andere vielleicht schon hier "Angst" vor Antidepressiva verfolgt hat, habe ich einige psychische Probleme, die ich auch schon mehr oder weniger versucht habe, medikamentös Behandeln zu lassen.

Irgendwie habe ich allerdings nicht wirklich das Gefühl, dass die Ärzte bei denen ich war, wussten was genau mein Problem ist - was kein Wunder ist, durch 10 Minuten Sprechzeit erhält man meistens auch keine genaue Diagnose bei psychischen Erkrankungen. Meine Therapeutin, zu der ich seit 1 1/2 Jahren regelmäßig gehe, wüsste am besten über meine psychische Situation Bescheid, allerdings darf sie keine Medikamente verschreiben und ich weiß nun nicht, wie ich weiter vorgehen soll(zudem ich aus diversen Gründen "Angst" habe, Medikamente einzunehmen -> siehe anderer Thread).

Ich fühle mich bei meiner Therapeutin gut aufgehoben und auch "befreit" wenn ich wieder eine Sitzung hinter mir habe, allerdings habe ich dauerhaft nicht das Gefühl das es mir in verschiedenen Dingen wirklich besser geht. An meiner Therapeutin liegt das allerdings weniger - ich habe einfach das Gefühl "nicht aus meiner Haut zu können". So gerne die die besprochenen Maßnahmen auch anwenden möchte, meine Gefühle überrennen mich dermaßen, das ich alles vergesse. Leider weiß ich auch, dass gerade Psychiater und Psychotherapeuten oft keine genauen Behandlungsabläufe und Diagnosen an den Patienten weitergeben wollen/dürfen, da das den Behandlungserfolg hin und wieder maßgeblich beeinflussen kann. Aus diesem Grund bekomme ich vermutlich dann also auch keine "wirklich gute" medikamentöse Behandlung, man "schießt einfach ins Blaue".

Kann ich mich jetzt beispielsweise selbst "in die Psychiatrie" einweisen, weil ich medikamentös eingestellt werden will und zwar richtig? Mit Überwachung (gerade wegen meiner Medikamentenangst) und mit richtiger Diagnosestellung? Oder gibt es da noch andere Wege? Denn ich habe ehrlich gesagt doch ziemlich Angst davor, mich in die Psychiatrie oder so einweisen zu lassen, immerhin habe ich nicht das Gefühl wirklich "krank" zu sein. Natürlich ist das eine Sache des Ermessens aber ich fühle mich einfach fehl am Platze dort. Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich in der Richtung weiterkommen soll und was ich weiterhin machen soll. Kann mir da jemand helfen?

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» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Kann ich mich jetzt beispielsweise selbst "in die Psychiatrie" einweisen, weil ich medikamentös eingestellt werden will und zwar richtig? Mit Überwachung (gerade wegen meiner Medikamentenangst) und mit richtiger Diagnosestellung? Oder gibt es da noch andere Wege? Denn ich habe ehrlich gesagt doch ziemlich Angst davor, mich in die Psychiatrie oder so einweisen zu lassen, immerhin habe ich nicht das Gefühl wirklich "krank" zu sein. Natürlich ist das eine Sache des Ermessens aber ich fühle mich einfach fehl am Platze dort. Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich in der Richtung weiterkommen soll und was ich weiterhin machen soll. Kann mir da jemand helfen?

Kurz und knapp, ja. Aber ich denke du willst mehr Informationen. Und du willst sicherlich auch ein wenig die Unsicherheit genommen bekommen.

Ich persönlich halte eine stationäre Diagnosestellung durchaus für sinnvoll. Einfach weil mehr Zeit da ist, mehr Möglichkeiten der Diagnostik vorhanden sind und so weiter. Ich sage aber auch, es kommt auch auf die Klinik an. Und wohl auch auf den Patienten. Ich habe in der Klinik in der ich behandelt werde, durchaus schon miterlebt das bei anderen Patienten alles mögliche ausgetestet wurde und es zum Schluss quasi eine klare Diagnose gab. Ich persönlich habe den umständlichen Weg genommen und irgendwie stützt sich ein Behandler auf die Diagnose anderer Behandler. Ist aber schwierig zu erklären. Und ich schrieb es glaube ich schon im anderen Thread, mein größter Wunsch wäre es zur Zeit, einfach in eine Klinik gehen zu können und sagen zu können, testet mal. Was aber aufgrund der Vorbehandlungen einfach nicht möglich ist.

Zum Einstellen auf Medikamente. Ich habe schon behandelnde Ärzte gehabt, denen es lieber gewesen wäre, ich wäre zur Medikamentenumstellung in ein Krankenhaus gegangen. Wobei das generell sicherlich sinnvoll sein mag, ich lehne das für mich persönlich allerdings ab. Allerdings nehme ich nun auch schon länger Psychopharmaka. Wirklich krasse körperliche Reaktionen hatte ich nie. Wobei ich die generell bei keinen Medikamenten hatte. Und ich weiß halt mittlerweile auch, worauf ich achten muss. Und was ganz wichtig ist, ich bin ambulant an eine Klinik angebunden. Mein Arzt ist quasi jederzeit via E- Mail für mich zu erreichen. Zumindest theoretisch. Liegt aber eher dran, dass ich mich nicht melden würde. Bei Reaktionen wahrscheinlich schon, gebe ich zu. Und ich habe sonst ein relativ engmaschiges Netz und da würde jemand handeln.

Es mag auch teilweise so klingen, als wenn mir Psychopharmaka keine Angst machen. Ich habe aber enormen Respekt vor diesen Medikamenten, eben auch wegen der Nebenwirkungen. Wobei da halt auch einiges nicht gelaufen ist, wie es laufen sollte. Wo dran ich aber sicherlich auch nicht immer ganz unschuldig bin. Du scheinst da aber offener zu sein als ich und deshalb wird das bei dir sicherlich anders laufen.

Da du generell Angst vor den Nebenwirkungen hast. Die meisten treten oft halt gleich ein und nicht erst irgendwann. Da ist die Sicherheit eines Krankenhauses schon was anderes. Da kann man gleich handeln und es sieht auch gleich Fachpersonal, dass das Medikament wohl falsch wirkt. Beziehungsweise würde ich das halt auch an deiner Stelle klar im Vorfeld ansprechen. Das du gerne hättest, dass man dich auf Medikamente einstellt und das du enorme Angst vor den Nebenwirkungen hast.

Generell denke ich, dass auch ambulante Therapeuten durchaus in der Lage sind, sagen wir es so, Vermutungen anzustellen. Und in der Regel sollte da auch ein Kontakt zwischen Psychiater und Therapeut da sein. Ich habe im Rahmen von stationären Behandlungen eine Therapeutin kennengelernt, die mit Medikamenten fitter war als die Stationsärzte. Da wurden die Patienten mit Fragen auch von den Stationsärzten zu der Therapeutin geschickt. Und nein ich fand das nicht gut. Allerdings will ich damit halt auch zum Ausdruck bringen, dass Therapeuten durchaus Kenntnisse mit Medikamenten haben können. Bei ambulanten Therapeuten wird es wohl darauf ankommen, in wie weit die in der Materie drin sind.

Generell zum Thema Psychopharmaka- sie verändern einen nicht wirklich. Aber je nach Medikament können sie zum Beispiel helfen die Grundspannung auf einem Level zu halten. Oder auch bei depressiver Stimmung aufzuhellen. Wobei man gerade diese Medikamente auch nur bei Bedarf nehmen kann. Und du schreibst ja auch, dass du diese krassen Stimmungsschwankungen kennst. Ich fand es zum Teil recht angenehm, wenn die halt nicht so krass waren. Generell haben wir aber noch kein wirklich wirksames Medikament gefunden. Würde sich vielleicht bei einem stationären Aufenthalt anders gestalten. Allerdings ist das bei mir halt schwierig, weil mich jeder schon kennt und man sich da auch viel auf bereits gestellte Urteile verlässt. Oder halt auch Ärzte mit beteiligt sind, wenn auch im Hintergrund, die mich einfach zu lange kennen.

Generell wird im ambulanten Rahmen nicht nur ins Blaue geschossen. Ich versuche es zu erklären. Ein mal ist es so, dass man halt weiß ( durch Erfahrung, Fachzeitschriften etc.pp), dass bestimmte Medikamente bei bestimmten Erkrankungen helfen. Als die Ärzte wissen das. Ich kann dir aus Sicht als Patient halt sagen, dass man bei allem was nach Depression aussieht, gerne Citalophram/ Cipramil verschreibt, weil man halt bei den meisten Patienten damit gute Erfahrungen gemacht hat. Einmal weil es wenig Nebenwirkungen hat und weil es den meisten halt hilft. Und Fälle die aus dem Raster fallen, wird es immer geben. Um es auf andere Gebiete umzulegen: Mir würde als Schmerzmedikament sofort Paracetamol einfallen. Kennen die meisten und die meisten werden es auch schon mal genommen haben. Weil man halt weiß, es kann bei Schmerzen helfen und weil es da schon Erfahrungen gibt. Sprich es bleibt den Ärzten halt auch nichts anderes übrig als sich auf ihre bisherigen Erfahrungen zu stützen.

Dann gibt es so Gewohnheitssachen. Es gibt Kliniken, die halt generell gerne mit Medikament X behandeln und andere lehnen Medikament X ab. Oder es werden generell neue Wege gegangen. Bei meinem ersten vollstationären Aufenthalt ( ich nannte alle Medikamente die ich bisher hatte) versuchte man ein Medikament. Heute weiß ich, dass das Medikament noch gar nicht so sehr lange auf dem Markt war ( also ein paar Jahre, was im Bereich Psychiatrie nicht wirklich lange ist). Zwischen dem Aufenthalt und heute habe ich noch ein paar Medikamente gehabt. Ach ja der verordnende Arzt war immer der selbe. War aber zum Teil Zufall. Der Arzt ist nun seit vier Jahren für meine Medikamente zuständig. Vor zwei Monaten sprachen wir mal wieder über Medikamente und er meint nur zu mir, warum man ( er sprach nicht von sich) mir an sich noch kein Medikament aus der und der Gruppe verschrieben hätte. Ich fragte ihn später mal nach dieser Aussage, mit dem Hinweis, dass er ja seit 2007 der einzige Arzt sei, der Medikamente verschrieben hat. Ich denke, er wollte auch zum Teil nur neue Sachen an mir probieren. Was, wenn das Zeug hilft, ja kein Problem ist. Und die Medikamente sind ja alle zugelassen- sprich wirklich Versuchskanninchen an unerprobten Medikamenten war ich nie.

Du siehst da kommen verschiedene Faktoren zusammen. Kann auch sein, dass Klinik A das nun toll findet und Klinik B es ablehnt. Ich habe mich vor zwei Jahren zu einer Studie beworben. Wäre dann halt auch eine stationäre Behandlung gewesen und ich hätte durch die auch meinen Nutzen gehabt. Beim Vorgespräch ( die hatten ansonsten alle Daten von mir, samt intimer Fragebogen) wurde mir dann gesagt, welche Medikamente auf der Ausschlussliste stehen. Sprich wenn jemand diese Medikamente nimmt, kann er in der Programm nicht rein. Da stand so ziemlich alles drauf, was ich vorher schon mal genommen hatte. Und da waren auch die harmlosen Sachen mit dabei. Das weiß man aber halt im Vorfeld nicht. Also das man eventuell mal in eine Klinik will, die mit bestimmten Medikamenten nicht behandeln.

Ich mache hier erst mal einen Cut. Ich habe sicherlich noch mehr zu sagen und du hast genug zum Lesen um auch erst Mal fragen stellen zu können.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Psychische Erkrankungen haben ihre Ursache in der Regel meistens in der Kindheit. Über die Ursachen sind sich die Betroffenen nicht bewusst, das heißt also, dass ein Psychologe, mit dem man sich auf eine Therapie einlässt, dies herausfinden möchte und dies geschieht in der Regel in Form von tiefgründigen oder auch belanglosen Gesprächen. Man redet und redet und entweder der Psychologe erkennt die Ursache und geht gezielt dagegen vor, oder es macht bei einem selbst plötzlich Klick, wenn man mal ein bisschen zu tief gegraben hat und da etwas hoch kommt, was man schon lange vergessen hat.

Bei Ärzten wird man was Ursachen psychischer Erkrankungen angeht kein Glück haben, dafür sind sie aber auch nicht da und da ist es auch verständlich, dass es über die 10 Minuten Sprechzeit nicht groß hinweg gehen wird. Auch verstehe ich nicht wirklich, was die Sache mit den Medikamenten angeht. In der Regel sieht es so aus, dass man psychische Erkrankungen durch Therapien zu beseitigen versucht, die nicht mit Medikamenten verbunden sind, Medikamente kommen nur ins Spiel, wenn es sich wirklich um Dinge handelt, die lebensgefährlich für die Person sind, beispielsweise Depressionen oder die andere Menschen behindern könnten, beispielsweise panische Angstattacken oder so. Wenn das alles nicht zutrifft, dann werden meistens auch keine Medikamente verschrieben und das ist auch deutlich besser so, denn auf die Art wird man seine psychischen Probleme auch nicht los. Wieso also stört es dich, dass deine Therapeutin dir nichts verschreiben darf, dass soll sie doch auch gar nicht. Du wirst deine Ängste doch nicht dadurch verlieren, in dem du irgendeine Pille schluckst oder so und das willst du auch nicht, wo also ist das Problem?

Wenn du dich bei deiner Therapeutin gut aufgehoben fühlst, dann ist das doch schon mal ganz super, dass ist schon mal mehr, als andere Personen in deiner Situation haben. Auch darfst du nicht vergessen, dass eine Therapie nicht unbedingt nach ein paar Monaten oder Jahren anschlägt, manchmal braucht es noch deutlich länger, einige Patienten brauchen eben Zeit, aus sich heraus zu kommen und das Problem zu erkennen. Du kannst also nicht erwarten, dass sofort etwas passiert, eine Therapie ist auch mit viel Geduld verbunden. Du sagst auch, dass du scheinbar keine gute medikamentöse Behandlung bekommst. So ganz verstehe ich das nicht, denn deine Therapeutin verschreibt dir nichts, gehst du dann einfach zum Arzt um dir was zu holen oder wie? Da kannst du ja dann eigentlich sicher sein, dass du nichts wirksames bekommst, denn er kennt doch dein Problem nicht und wie gesagt ich kann es nur betonen, Medikamente lösen deine psychischen Probleme nicht, es hat schon seinen Grund wieso deine Therapeutin dir keine verschrieben darf!

Wenn man psychisch krank ist, dann gibt es übrigens auch keine Diagnose. So gesehen kann natürlich der Psychiater oder Therapeut sagen, Sie haben dieses oder jenes Syndrom, diese Phobien und Verhaltensstörungen, aber um das zu bekämpfen braucht man die Ursachen, dass ist nicht wie wenn man einem Kranken eine Diagnose stellt und feststellt, dass er dieses oder jenes Medikament benötigt. Wenn du dich selbst einweisen lässt, was bitte hast du dann davon? Du wirst mit Medikamenten vollgepummt und glaubst du etwa das hilft dir? Psychische Störungen haben doch keine körperlichen Ursachen und Pillen die deine Seele befreien und deinen Knacks wieder heilen gibt es leider noch nicht.

Ich habe auch nicht wirklich den Eindruck, dass du irgendwie großartig psychisch krank bist, vielleicht hast du die einen oder anderen Störungen, aber die hat eben jeder. Ich würde dir empfehlen, dich von deiner Therapeutin beraten zu lassen, wenn du den Eindruck hast, dass du da nicht wirklich weiter kommst, dann solltest du vielleicht wechseln. Ich bezweifele aber, dass du Erfolg haben wirst und deine Probleme lösen kannst, indem du dir Medikamente verschreiben lässt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



In diesem Beitrag gehe ich jetzt vorallem erstmal auf Crispin ein: In meinem Eröffnungspost beziehe ich mich vorallem auf einige andere Threads und wenn Du diese aufmerksam verfolgt hättest, dann würdest Du wissen, das ich nicht unbedingt darauf aus bin ein Medikament verschrieben zu bekommen, sondern die Ursache für meine Probleme zu finden. Dies erhoffe ich mir in erster Linie durch eine genaue Diagnose - die kann es nämlich auch bei psychiatrischen Erkrankungen geben und ob man sie mit Syndrom, Persönlichkeitsstörung oder Phobien betitelt, es ist und bleibt eine genaue Diagnose. Ich will eigentlich keine Medikamente nehmen, weil ich generell nicht besonders begeistert von Medikamenten bin und weil ich eigentlich immer versuche alles ohne Chemie zu regeln. Doch ich weiß in meinem Leben nicht mehr weiter, mir geht es nicht gut und diese Höhenflüge und tiefen Abfälle sind nicht mehr zu ertragen.

Natürlich kann man die Vergangenheit durch Chemie nicht ändern, vergessen oder schöner gestalten aber ich erhoffe mir einfach etwas Linderung meiner Symptome. Auf den ersten Blick wirke ich nicht besonders verhaltensgestört oder ähnliches, selbst unsere Ärzte (darunter Psychiater), die jeden Tag viel mit mir zu tun haben merken nicht, was in mir vorgeht. Das liegt aber ganz allein an der Tatsache das ich kein offensichtliches Problem habe. Ich bin nicht verhaltensauffällig, wie man so schön sagt, es ist vielmehr mein Innenleben, mit dem ich einfach nicht klarkomme. Durch meine Therapie konnte ich schon einige Dinge verbessern und verarbeiten, aber es gibt "Folgeschäden" dieser Erlebnisse, die ich bis heute nicht beseitigen konnte und viele dieser "Folgeschäden" - dazu gehören Gedanken, Gefühle und Handlungen, die mir regelrecht Angst machen. Das ist der Grund, weswegen ich gerne etwas unternehmen möchte.

Um nochmal das Thema "psychische Erkrankungen und deren Diagnose" aufzugreifen: Für Dich sind also auch solche Dinge wie Psychosen und Schizophrenie die Endergebnisse einer miesen Kindheit? Nein. Definitiv nicht. Und so ist es auch bei z.B. Depressionen. Hier fehlt ein bestimmter Botenstoff im Gehirn - es ist also oft auch eine körperliche Sache, die mit Medikamenten behandelt werden kann.

LittleSister: Das mit dem Einweisen in die Psychiatrie war auch nur mal so ein "was wäre wenn", ehrlich gesagt ist mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken, vorallem weil ich eben nicht als "Testobjekt" enden will. Ich möchte einfach nur, das mit jemand bei meinem Problem hilft und mir irgendwie Linderung verschafft - das ist wohl auch das, was Du als Offenheit bezeichnest. Eigentlich vermeide ich es über diese Themen wirklich mit jemandem zu reden. Das hängt zum einen damit zusammen, das niemand wirklich mein Problem versteht und das ich auch niemanden wirklich beunruhigen will und zum anderen damit, das ich schlicht und ergreifend Angst vor deren Reaktion habe. Ich will nicht als "kranker Psycho" oder sowas abgestempelt werden, nur weil viele Leute keine Ahnung haben oder einfach nur intolerant sind.

Generell zum Thema Psychopharmaka- sie verändern einen nicht wirklich. Aber je nach Medikament können sie zum Beispiel helfen die Grundspannung auf einem Level zu halten.


Gerade das wäre vielleicht ganz gut. Als Du das neulich mit dem Borderline angesprochen hast (nein, ich versuche ja keine Selbstdiagnosen mehr zu stellen), habe ich mich nochmal genauer informiert und auf einer Seite eigentlich die fast 100%ige Schilderung meiner Gefühlslage bekommen: Die ständige "Wut", die nicht abgebaut werden kann, das verzweifelte "in den Himmel heben" der Leute und das krasse Abwerten, wenn man sich in den Hintergrund geschoben fühlt. Das kombiniert mit der Wut ist einfach nur die Hölle. Frag nicht, wie oft ich vorallem meinen Freund in solchen Phasen schon übel beleidigt habe. Und hinterher versteh ich nichtmal wieso.

Seit ich all diese Dinge gelesen habe, fallen mir ein paar Dinge an mir und meinem Verhalten auf, die ich vorher nicht bemerkt habe oder über die ich nicht nachgedacht habe. Gestern habe ich mich auf der Arbeit zum Beispiel verletzt, habe mir fürchterlich die Hand angeschlagen. Vorher habe ich mir die ganze Zeit Gedanken und Sorgen über diverse Dinge gemacht und danach war ich so auf den Schmerz konzentriert und davon abgelenkt, das meine Sorgen wie weggewischt waren. Ich hab mich dabei ertappt (und das nicht zum ersten Mal), das ich mir fast gewünscht habe das die Hand gebrochen ist - weil es mich von meinen anderen Sorgen abgelenkt habe. Dieses Denken macht mir Angst!!! Ich habe Angst vor dem, was vielleicht noch kommt, denn ich habe das Gefühl das es immer schlimmer wird.

Das die verschiedensten Ärzte mit den verschiedensten Medikamenten arbeiten, ist mir bekannt. Jeder hat da verschiedene Vorlieben, vielleicht auch gerade nettere Vertragspartner oder Vertreter oder einfach ein neues Medikament, das man ausprobieren möchte. Mein Problem ist ja hauptsächlich das ich nicht soviel probieren möchte (was Du ja scheinbar musstest :( ), eben weil ich Angst davor habe. Genau Deine Beschreibungen sind eigentlich der Grund dafür, weswegen ich so ungern in die Psychiatrie gehen würde - beruflich habe ich ja eigentlich recht viel mit Psychiatrie/n und ähnlichen Kliniken zu tun (allerdings meist kombiniert mit Sucht, daher habe ich was nur das psychische angeht nicht soviel Ahnung) und ich sehe, wie oft Patienten dort umgestellt werden - und dann nochmal bei uns, weil unsere Ärzte die Medikation von dort für den reinsten Mist halten.

Du hast jetzt soviel zu meinem Beitrag geschrieben - erstmal Dankeschön, das Du Dir solche Mühe gibst. Es tut gut zu sehen, das mich wirklich jemand zu verstehen scheint und mir auf die ein oder andere Art versucht zu helfen. Allerdings kann ich garnicht auf alles eingehen - zu manchem weiß ich einfach nicht was ich sagen soll - aber es ist auf jedenfall sehr interessant Deine "Geschichte" zu verfolgen.

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» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Crispin hat geschrieben:Psychische Störungen haben doch keine körperlichen Ursachen

Ich weiß ja nicht, wer dir das erzählt hat, aber das ist absoluter Unsinn. Schizophrenie ist zum Beispiel eine psychische Erkrankung, die (fast) immer eine körperliche Komponente hat. Laienhaft ausgedrückt handelt es sich dabei um eine Stoffwechselstörung im Gehirn und das ist rein körperlich betrachtet auch nichts anderes als ein Diabetes, nur wesentlich schwerer zu behandeln und anscheinend immer noch mit wesentlich mehr Missverständnissen und Fehlinformationen behaftet.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Da muss ich dir recht geben, aber auch wenn ich mich nicht besonders mit den psychischen Erkrankungen der Threaderstellerin auskenne, so hört sich dies nicht danach an, als hätten ihre Probleme körperliche Ursachen, zumal man sie doch dann direkt an Ärzte und nicht an Therapeuten verweisen würde oder? Auf diesen Thread trifft es meiner Meinung nach also zu.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich gebe mal zu, dass ich Crispins Beitrag nur grob überflogen habe, weil mich schon der Anfang einfach ankotzte. Es wurden ja mittlerweile Beispiel für psychische Erkrankungen genannt, die nicht unbedingt ihre Grundlagen in der Kindheit haben. Ich bin mal so frei und schmeiße Alkoholsucht mit in den Topf.

Die Aussage, ein Therapeut findet heraus, was in der Kindheit falsch gelaufen ist- sorry kann möglich sein, muss aber nicht sein. Bestimmte Therapieformen setzen sich mit dem Hier und Jetzt auseinander und nicht damit was mal war.

Zum Thema ein Arzt kann keine therapeutische Arbeit leisten. Ich werde es meinem Arzt ausrichten- dann hat er mit mir mindestens mal was zum Lachen. Auch hier kommt es auf die Art der Arztes an. Auf die Art der Behandlung und so weiter.

Aber am allerbesten fand ich die Diagnose von DR. Crispin- Facharzt der Psychiatrie- bei Gelegenheit würde ich dann gerne mal Beweise dafür sehen. Diagnosen stellen Ärzte. Im Zweifelsfall während einer Klinikaufenthalts mit Hilfe des Stationsteams. Einfach mal an Hand von vielleicht zwei Threads zielsicher zu sagen, die Threaderöffnerin ist gesund, halte ich für sehr gewagt. Davon mal abgesehen, würde sich das noch nicht mal ein Arzt wagen. Der würde erst mehr wissen wollen. Ich hatte punky so ausführlich geantwortet, weil ich sie von hier schon länger kenne und manches einfach anders abschätzen kann. Trotzdem würde ich die Diagnosestellung doch einem Arzt überlassen, der hat nämlich nicht grundlos viele Jahre studiert.

Zum Thema. Kein Problem ich antworte dir gerne. Eben weil ich vieles auch kenne, vieles auch anders empfinde ( wie du eben auch). Und weil ich mich erinnern kann, wie ich mich in deinem Alter gefühlt habe. Ganz krass gesagt, wäre ich den Weg damals weiter gegangen, wäre ich heute wahrscheinlich einigermaßen gesund. Das ist mein Beweggrund, dir hier so ausführlich zu antworten.

Zum Thema Medikamente. Viele Menschen ( man sieht es ja auch an Crispin) sind der Meinung, Psychopharmaka können nicht helfen und scheinbar braucht die auch kein Mensch. Kleine Anekdote aus meinem Leben, welches mit einer psychischen Erkrankung nicht zwingend was zu tun hat. Meine Mutter lag vor ihrem Tod in einem Hospiz. Dort wurde sie unter Anderem auch mit einem ziemlich starken Beruhigungsmittel behandelt. Ich kannte das Zeug und kenne dessen Wirkung. Und die Dosis empfand ich persönlich als sehr hoch. Ich sprach damals einen Psychiater an, von dem ich weiß, er steht dem Medikament auch kritisch gegenüber. Schilderte ihm die Lage. Er meinte dann nur zu mir, das wichtigste sei nun in der Behandlung meiner Mutter ( er kannte sie nicht), das man ihr die Schmerzen UND die Angst nimmt. Auf einmal konnte ich die Dosis verstehen. Der Kontakt mit meinem Bruder war zu der Zeit eher sehr gespannt. Er sagte irgendwann zu mir, Mama sei anders. Mit was die sie vollpumpen würden. Also so was in der Art. Ich erzählte ihm dann von dem Gespräch mit dem Arzt. Er verstand es nicht wirklich. Ich sagte ihm dann, weißt du, wenn man richtig dolle Angst hat, also keine normale Angst, wie sie jeder Mal hat und so weiter. Ich glaube er hat mich verstanden. Meine Mutter war damals weder fremd- noch eigengefährdet. Sprich die Einnahme von Psychopharmaka war nach dem was Crispin so geschrieben hat, ja nicht wirklich nötig.

Punky du beschreibst für mich schon sehr verständlich über deine Gefühle. Also vor allem das auf und ab. Das kann man von außen auch nicht nachvollziehen. Ich kann es aber mal versuchen zu beschreiben. Sicherlich kennt jeder das Gefühl von absolutem Glück. Alles ist toll, man strahlt von innen heraus und kann die ganze Welt umarmen. Sicherlich kennt auch fast jeder das Gefühl, wenn man sich absolut mies fühlt, nur traurig ist und so weiter. Für das letzte Gefühl gibt es oft einen Auslöser. Bekannte Beispiele sind zum Beispiel Trennungen oder auch wenn jemand stirbt, den man mochte. Nun stellt euch beide genannten Gefühle nur wesentlich extremer vor. Traurig sein ist nicht mehr nur traurig sein. Es ist, wie wenn alle Menschen um einen rum einen gleichzeitig verlassen und alle gleichzeitig sterben. Also vom Gefühl her. Bei einem normalen Stimmungsumschwung gibt es meistens einen Auslöser. Und meistens sinkt die Stimmung. Es gibt aber durchaus psychische Erkrankungen, bei denen man keinen Auslöser braucht, sondern quasi in dem einem Moment noch die Welt umarmt, um sie im nächstem Moment zu hassen. Es gibt kein langsames Absinken. Ohne was zu ahnen, steht man von einem Moment auf den anderen da und tut nur noch heulen oder hat das Gefühl, man könnte nur noch heulen. Es gibt durchaus Psychopharmaka, die helfen können, dass diese Stimmungsschwankungen nicht so extrem sind. Das es noch Zwischenstufen gibt. Oder man auch merkt, nun wird es langsam schlechter und noch in der Lage ist, das Absinken zu beeinflussen.

Ähnlich sieht es mit Ängsten aus. Wer dauerhaft noch nicht wirklich lange richtige Angst verspürt hat, der kann sich da nicht rein versetzen. Und richtige dolle Angst zu haben, kann einen Menschen enorm beeinflussen. Das ganze Leben beeinflussen. Auch hier können Medikamente durchaus gegensteuern.

Zum Thema stationärer Aufenthalt. Versuchskanninchen- heikle Sache, gebe ich zu. Allerdings könnte ich nun alle negativen Sachen auspacken. Aber ich kenne mehr Leute, denen stationäre Aufenthalte wirklich geholfen habe. Und ich finde es an sich zur Diagnosestellung besser, als eine ambulante Behandlung. Eben weil man Testen kann- anders testen kann. Und nicht im Sinne von Versuchskanninchen. Es gibt ja auch Erkrankungen die man am Gehirn feststellen kann oder im Blut. Da sind die Möglichkeiten im Krankenhaus besser. Oder wie du selbst schreibst, im allgemeinen Umgang merkt man dir nichts an. Nur wie ist das, wenn du 7 Tage, 24 Stunden am Tag quasi beobachtet werden kannst? Klingt nun doof, denn so ist es nicht wirklich. Aber an der Behandlung in einem Krankenhaus ist auch die Pflege direkt beteiligt. Und die bekommen schon mehr mit, als man denkt. Oder man geht ja dann auch zu verschiedenen Therapien und so. Da sind also am Tag ganz viele Menschen, die sich nur mit Menschen wie dir beschäftigen, die auch Sachen merken, die nicht offensichtlich sind. Die dich in anderer Atmosphäre erleben und so weiter.

Auch andere Test haben da einfach mehr zeitlichen Platz. Mir sind in den letzten Jahren einige Fragebögen über den Weg gelaufen. Und ich gebe ehrlich zu, ich weigere mich mittlerweile, die alleine auszufüllen. Vor dem letzten saß ich stundenlang heulend und war Tage nicht ansprechbar. Da half mir dann eine Therapeutin bei. Die fangen das auch auf, wenn man mit manchen Sachen nicht umgehen kann.

Zu den Medikamenten noch mal. Testen wird man eventuell immer müssen. Bei vielen schlägt auch das erste an. Ich bin da eher eine Ausnahme, bei der auch noch viele andere Sachen eine Rolle spielen. Und da du ja auch vor der Einnahme generell Angst hast, halte ich halt eine stationäre Medikamenteneinstellung durchaus für ratsam.

Und auch wenn es doof klingt und ich das nun vielleicht in falsche Worte fasse. Du kämpfst ja schon länger mit dir. Du wirst demnächst deine Ausbildung beenden. In meinen Augen wäre der Zeitpunkt für den Schritt Psychiatrie dann richtig. Bevor du was neues beginnst und dann in der Erklärungsnot steckst, warum du nun Wochen ausfällst.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Liebe/r Crispin, ich muss Dir leider schon wieder wiedersprechen. Du kannst Dir die Überweisung zu solch einer "Fachstelle" nicht vorstellen, wie wenn Du mal eben zum HNO oder ähnlichem müsstest. Du bekommst in der Regel niemanden empfohlen, das einzige was Sache ist, Du bekommst eine Überweisung in die Hand gedrückt und musst den Rest alleine bewältigen. Als höchstes der Gefühle stellt Dir Dein Arzt eine Liste mit Therapeuten und Psychiatern in der Gegend zur Verfügung.

In meinem Fall habe ich (oder auch meine Mutter damals) dann bei zig Therapeuten, Psychiatern etc. angerufen und nach Terminen gefragt. Da war dann nicht unbedingt die große Auswahl da (Terminvergabe erst in etwa 3-6 Monaten) und ich musste erstmal das nehmen, was mir zur Verfügung stand. Das war in dem Falle dann eben erstmal eine Verhaltenstherapeutin. Um sicherzugehen, das bei meiner Art von Problem (der Auslöser für die Therapie war eigentlich ein "anderer) diese Art der Therapie angebracht ist, musste ich allerdings erst zum Psychiater, der mich dann erst anhörte und dann eine "Bescheinigung" an die Therapeutin meiner Wahl sendete. Quasi als "Bestätigung". Kann sein das es normalerweise anders läuft, ich hatte mir allerdings eine Therapeutin ausgesucht, die über keinen Kassensitz verfügt und somit nicht über die Krankenkasse abgerechnet werden kann - war ein Kampf bis die mir das genehmigt haben.

Die Aussage, ein Therapeut findet heraus, was in der Kindheit falsch gelaufen ist- sorry kann möglich sein, muss aber nicht sein. Bestimmte Therapieformen setzen sich mit dem Hier und Jetzt auseinander und nicht damit was mal war.


Richtig. Bestes Beispiel ist eben die Verhaltenstherapie. Dort wird sich auf die Gegenwart konzentriert und besonders beobachtet, wie sich der Mensch verhält und wie sich das verändert / verändern soll/kann. Wie man auch wunderbar auf Wikipedia nachlesen kann, ist es also nicht unbedingt nötig, den Ursprung für das Problem zu suchen, um es beheben zu können.

Mein Chef und andere Psychiater unserer Klinik werden sich übrigens auch bedanken, wenn sie hören das ein Arzt nicht therapeutisch tätig werden kann oder darf. Die setzen sich schließlich nicht den ganzen Tag hin und stellen ein Rezept nach dem anderen aus. Dazu brauch man ja kein Psychiater werden - da "reicht" auch der Allgemeinarzt. Und zum Thema "Ärzte stellen Diagnosen". Lustigerweise dürfen übrigens auch z.B. Rettungssanitäter die vor einem Mensch ohne Kopf stehen nichtmal sagen Diagnose: "Kopflos". Sondern nur "Veracht auf Kopflos". Soviel also mal zum munteren "Diagnose stellen".

Die Geschichte Deiner Mutter ist ein sehr gutes Beispiel dafür, das manche Menschen manche Dinge einfach nicht vestehen - was man ihnen nicht zwangsläufig zum Vorwurf machen kann, sie wissen es einfach nicht besser. Oftmals hilft es aber auch leider nicht es ihnen zu erklären, es gibt einfach Menschen, die manche Dinge nicht verstehen wollen. Angst zu haben ist eines der schrecklichsten Dinge überhaupt und jemand der diese Angst nie gespürt hat, hat nunmal Probleme es nachzuvollziehen. Die Einnahme der Psychopharmaka war in diesem Falle zwar vielleicht nicht "nötig" (nach Crispins Ansicht) aber in meinen Augen durchaus indziert.

So beschreiben wie Du kann wirklich nur jemand, der sich schon lange so fühlt. Besser könnte ich das auch nicht in Worte fassen wie Du. Genau diese Art von Höhenflug und tiefer Fall begleiten mich Tag für Tag - nicht jeden Tag Stürze ich wirklich ab, aber es kommt oft genug vor. Oftmals hat es eigentlich keinen Auslöser und genauso oft ist es nur ein minimaler Grund. Die Menschen um mich herum können das nicht nachvollziehen (wie schon öfter erwähnt), verstehen nicht, wie mich solch kleine Dinge so am Böden zerstören, dass ich nurnoch da sitze und heule, als ob das Ende der Welt nahen würde. An manchen Tagen spüre ich sogar körperlich, wie unglücklich ich bin (Übelkeit, Bauchschmerzen,etc. Psychosomatik is bei mir ganz stark im Magen-Darm-Trakt vertreten).

Auch mit Ängsten ist das ganz schlimm stellenweise. Irgendwo habe ich mal sowas schönes gelesen von wegen "alleine gelassen werden" setzt man gleich mit "verlassen werden". Kenne ich sehr gut. Mein Freund braucht nur mal einen Tag mit Kumpels wegzugehen oder so und Abends nicht zuhause zu sein wenn ich ins Bett gehe und ich liege im Bett nachts und wache schweißnass auf, mit klopfendem Herzen. Ich hab einfach nur so eine Art "Panik", so sehr das ich dann oft vor lauter Psychosomatik nicht mehr vom Klo komme. :( Und dann werde ich oft sauer, wenn er wieder zuhause ist, weil er mich "verlassen" hat obwohl er weiß, das ich so leide. Fair ist das nicht. Aber schön ist es auch nicht, sich so zu fühlen.

Ja, für Blutdiagnosen etc ist das Krankenhaus/Psychiatrie wirklich besser geeignet. Zudem die oft im hauseigenen Labor viel bessere Möglichkeiten haben, gerade was die Schnelligkeit der Auswertung angeht.

Meine Aussage "im Allgemeinen merkt man mir nichts an" bezog sich vorallem auf die Arbeit mit unseren Fachärzten. Natürlich merken vorallem meine Mutter und mein Freund, was in mir vorgeht. Besonders viele Freunde habe ich nicht (mehr) aber eine der Menschen, mit denen ich immer geredet habe, hat das schon gemerkt - bis wir uns nicht mehr verstanden haben. Privat merkt man mir das leider schon an - auf der Arbeit unterdrücke ich das einfach solange, bis man nichts mehr merkt.

Ohja, der Fragenbogendschungel. Ich weiß nicht, wieviele dieser Dinge ich letztendlich schon ausgefüllt habe. Schreckliche Angelegenheit, vorallem weil die Auswertung bisher immer nur für die Therapeutin war, wir die Ergebnisse davon aber nie besprochen haben. Soweit ich weiß, ist das aber auch nicht ganz unnormal. Vielleicht sollte ich sie einfach auch mal darauf ansprechen, vielleicht kann sie ja doch mal mit mir darüber reden. Meinst Du, ich sollte sie auch mal darauf ansprechen, wie sie meine ganzen Verhaltenseigenarten etc einschätzt? Gerade bezüglich der Diagnosestellung etc.? Vielleicht hast Du recht, was den Zeitpunkt einer stationären Behandlung angeht, wäre vielleicht wirklich angebracht. Allerdings habe ich ziemlich großen "Respekt" davor.

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» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich hatte gestern noch ein oder zwei Punkte vergessen. Falls es so rüber kommt, als wenn ich dich überreden möchte, das ist nicht meine Absicht. Weder zu Medikamenten noch zu einem Klinikaufenthalt. Mir sind aber dazu noch ein paar Punkte eingefallen. Zumindest ein Punkt ist mir an sich noch so wichtig, dass ich den gerne hier anbringen möchte.

Ich kann deine Zweifel verstehen. Kann verstehen, dass du Angst vor der Psychiatrie hast und so. Was mir immer weiter geholfen hat, ich bin immer freiwillig ins Krankenhaus. Sprich ich habe entweder halt um eine Aufnahme gebeten oder habe mich freiwillig auf eine Aufnahme eingelassen. Vorteile gibt es da einige. Erst mal kann mein Einfluss auf den Aufnahmetermin und eventuell die Klinik nehmen ( hier ist das Einzugsgebiet zu beachten). Sprich man kann planen. Man kann in vielen Kliniken einiges vorher abklären. Oftmals gibt es vorher auch schon Aufnahmegespräche etc. Das ist aber von Klinik zu Klinik unterschiedlich. Und man kann einfach mehr und anders Einfluss auf die Behandlung nehmen, wenn man freiwillig einen Klinikaufenthalt wünscht. Und wenn es nur ist, dass man ja freiwillig da ist und quasi jederzeit wieder freiwillig gehen kann. Leitet erst mal jemand eine nicht ganz freiwillige Aufnahme in die Wege, sind einem selbst eher die Hände gebunden. Hier ist es noch dazu so, dass man halt im Vorfeld bei einer freiwilligen Aufnahme schon sagen kann, dass man auf einer offenen Station aufgenommen werden möchte. Eine Akuteinweisung erfolgt meist über die geschlossenen Stationen. Und auch der eigene Einfluss auf die Medikamente ist in meinen Augen auf einer offenen Station und einer freiwilligen Aufnahme, in meinen Augen, einfach größer.

Die Wartezeiten für ambulante Therapien sind immer lange. Hier sind die Wartezeiten 6 bis 12 Monate. Oder man hat halt einfach Glück. Wobei man dann sicherlich auch den ersten nimmt, der einen nehmen würde. Was ich persönlich nicht für richtig halte. Weiteres Problem ist, dass die meisten halt nur Verhaltenstherapie anbieten. Und mein größtes Problem ist, dass gerade im Bereich Verhaltenstherapie in der Regel maximal 60 Stunden bewilligt werden. Mit Ausnahmeregelungen auch mal 80 Stunden. In Krisensituation ist aber ein Termin pro Woche einfach zu wenig. So sind die 60 bis 80 Stunden halt relativ schnell vorbei. Und dann muss man eine Therapeutenpause von zwei Jahren machen.

Das man einem nichts anmerkt, ist in meinen Augen auch einfach irgendwann nur noch antrainiert. So empfinde ich das zumindest halt oftmals. Das ist an sich auch mein Grund, warum ich dir halt zu einer Therapie rate. Ich denke, wenn ich früher den Weg gegangen wäre, hätten sich viele dieser antrainierten Mechanismen nicht so gefestigt. Wobei ich meine Fassade halt auch vielen gegenüber aufrecht erhalten habe. Meine Familie fiel aus allen Wolken, als ich das erste Mal in eine teilstationäre Behandlung ging. Meine Freunde zum Teil sicherlich auch. Wobei den meisten auch vieles gar nicht bewusst war. Ich musste mal für einen Fragebogen angeben, wann denn die Probleme begannen und gab die Frage dann an meinen Freundeskreis weiter. Weil ich echt keine Ahnung hatte. Aussage der Person die mir am nähsten stand und mich am längsten kannte, ich hätte erst relativ spät von den meisten Dingen erzählt, man kann quasi keinen Zeitpunkt festlegen.

Der Sinn von Fragebogen oder so ist generell unterschiedlich. Dient er nur zu Informationszwecke für die Therapeuten- keine Ahnung ob die sich auch darüber unterhalten. Also mit dem Patienten. Dient er Diagnosezwecken, sollten die in meinen Augen durchaus besprochen werden.

Ich halte Fragen stellen generell für gut. Ich gebe zu, ich traue mich nie oder verpasse halt auch den Zeitpunkt. Bin vielleicht auch weniger beharrlich oder so. Als die Diagnose bei mir gestellt wurde, fragte ich auch nach Informationsmaterial. Die Antwort war damals, Sie haben ja Internet, suchen sie sich die Informationen da raus. Das hat gesessen und ich kenne heute noch mehr unqualifizierte Seiten, als qualifiziert. Ich habe über zwei Jahre gebraucht, die Frage noch mal zu stellen. Also was Borderline an sich ist. Die Antwort habe ich bekommen. Allerdings halt auch nur, was halt Borderline ist. Sprich die Kriterien. Was aber nun auf mich zutrifft, wurde nicht direkt besprochen. Und ich traue mich auch nicht, meinen Arzt direkt zu fragen. Vielleicht weil mir generell in meiner Behandlung ( nicht nur in seiner Behandlung) ein: Das wissen Sie doch! an den Kopf geknallt wurde. Und keine Sorge, das ist kein Standard. Da fließt halt noch vieles andere mit rein, was die Behandler von mir wissen.

Ich denke, du scheinst deine Therapeutin ja zu mögen und ihr zu vertrauen. Da gehört für mich auch dazu, dass man ihr schildern kann und sollte, was einem zur Zeit durch den Kopf geht und was einen beschäftigt. Und das Thema beschäftigt dich ja sichtbar schon. Und ich denke sie kann dir ihre Meinung dazu schon sagen.

Deinen Respekt kann ich verstehen. Psychiatrie ist aber nicht so, wie sie in Büchern und Filmen dargestellt wird. Da sollte man sich oftmals auch bewusst sein, dass die Filme und Bücher meistens in Amerika spielen und da das Gesundheitssystem ein ganz anderes ist. Hier ist man sehr bemüht, den Patienten möglichst eigenständig leben zu lassen. Und wie gesagt, ansehen kann man sich das mal. Bevor nun jemand sagt, Menschen, die keine sichtbaren Probleme haben, sollen wirklich Bedürftigen den Platz nicht wegnehmen- ich sehe den Bedarf schon!

Und etwas was ich teilweise sehr hilfreich finde, dass man halt auch auf andere Menschen trifft, die ähnliche oder die selben Probleme haben. Es geht hier nicht um das sich gegenseitig vorheulen und so. Einfach das Gefühl, da sind noch andere, denen es geht wie einem selbst. Der Arzt der mich zu meinem ersten teilstationären Aufenthalt ermutigt hat, meinte zu mir, man muss nicht alle Erfahrungen selber machen. Und da hat er nicht ganz unrecht mit.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich hatte ganz und garnicht den Eindruck, dass Du mich zu einer stationären Therapie oder zu Medikamenten überreden wolltest - Du sagst mir Deine Meinung und ich höre sie mir an, das ist alles. Ist schon in Ordnung so, wie es ist.

Das ambulante Therapien nur so "schwer" zu finden sind, bzw. die Wartezeiten so extrem lange sind, verstehe ich nicht und finde es auch richtiggehend blöd. Natürlich haben viele Psychiater und Therapeuten viele Patienten, allerdings gibt es auch genug Therapeuten, die keinen Kassensitz haben und die oftmals auch schneller Termine frei haben. Dazu kommt: Wenn man eine einigermaßen verständnisvolle Krankenkasse hat, dann zahlen die auch die Therapie beim "Privat"therapeuten (man muss manchmal nur lange genug bohren ;) ). Dabei verstehe ich allerdings nicht: Wenn ich dann zum Kassentherapeuten gehe, muss es so oder so bezahlt werden - wozu also der ganze Stress?

Gestern hatte ich eine Doppelsitzung bei meiner Therapeutin - hat sich einfach so ergeben - da haben wir dann mal über die ganzen Dinge geredet, die ich mir angeschaut habe und auch selbst schon vermutet habe. Borderline hat sie dabei bei mir völlig ausgeschlossen, sie meinte mein Verhalten ihr gegenüber und auch diverse andere Verhaltensweisen würden dazu nicht passen. Andere Dinge - die sehr wohl sehr passend sind - kämen ihrer Meinung nach sehr viel von erlebtem oder anderen Problemen (sie nannte mir übrigens auch ihre Diagnosen, darunter soziale Phobie - was einiges erklärt). Klang auf jedenfall mal alles sehr logisch. Wahrscheinlicher als Borderline findet sie allerdings ADHS. Aber da werden wir die nächsten Stunden erstmal Fremdanamnestisch forschen, mal schauen, was sich so ergibt. Diese "Idee" ist übrigens auch auf meinem Mist gewachsen - vorallem weils bei mir weniger am Hyperaktiven als am Unaufmerksam/Impulsiven liegt - aber dazu wann anders mehr.

Das Psychiatrie nicht so ist, wie man sie gerade in amerikanischen Büchern und Filmen darstellt (ich sage nur "Shutter Island" - auch wenns "damals" war) ist mir durchaus bewusst. Ich war zwar noch nie in einer aber auf den Internetseiten und so sieht das immer recht nett aus - und das die "Ami"-Filme überzogen sind, is ja nix neues ;) Trotzdem flößt einem so etwas doch gehörig Respekt ein - aber da sollte man ja auch wieder den Unterschied zwischen geschlossener und offener Station beachten.

Andere Menschen mit ähnlichen Problemen zu treffen und darüber zu reden tut sehr gut, manchmal reicht es auch schon einfach überhaupt mit jemandem zu reden der einen versteht - auch wenn er andere Probleme hat. Aber stimmt schon, man muss nicht alle Erfahrungen selbst machen!

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