Die Spielsucht meiner Mutter macht mich fertig

vom 24.11.2010, 09:49 Uhr

Eigentlich hatte meine Mutter mal echt Kohle durch den Verkauf des Hauses, dass sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Doch inzwischen hat sie sogar Schulden und einen Kredit aufgenommen, denn sie ist Spielsüchtig und hat alles durchgebracht.

Zu Anfang hatte ich es noch gar nicht gemerkt, da mein Vater mir nichts davon erzählt hatte. Doch irendwann als ich 16 war klingelte es 3 Uhr nachts und meine Mutter brauchte Geld. Mein Vater half ihr und in dem Moment wo er ihr das Geld gab ging es meiner Mutter wieder prima, sie schien überhaupt nicht darüber erschüttert, dass sie wenige Minuten zuvor 10000€ verspielt hatte. Das war mein erster Eindruck von ihrer Spielsucht. Dieses Geschehen kam noch 2 weitere Male vor, doch erst viel später kam raus, dass sie fast jeden Tag den sie in Deutschland verbrauchte auch in einem Casino war. Sobald sie wieder in der Türkei ist passiert nichts.

Irgendkam es sogar soweit, dass sie extra nur nach Frankfurt geflogen ist um zu spielen. Ich bekam dann mitten auf dem Geburtstag einer Freundin einen Anruf von ihr, dass sie Mist gebaut hat. Sie war mitten in Frankfurt und hatte nicht mal mehr Geld für ein Hotel. Ich war echt fertig und habe den Geburstag meiner Freundin damit voll versaut. Ein paar Tage später bekamen mein Vater und ich dann noch heraus, dass sie auch noch mehrfach gelogen hatte. Sie war über Frankfurt geflogen, aber da wir Zugang zu ihren Kontodaten haben, erfuhren wir, dass sie eigentlich ganz in meiner Nähe war.

Immer wieder spruch ich mit meiner Tante und jedes Mal stellten wir fest, dass sie jedem eine eigene Geschichte auftischte und log dass sich die Balken bogen. Eine Therapie wollte sie nie machen, denn nein sie ja nicht süchtig. Einer der Höhepunkte war jedoch diesen Mai. Meine Mom war zu meinem Geburtstag gekommen, aber schon ein paar Tage vorher da. Ich habe alle Tage in der Uni blau gemacht um sie nicht allein zu lassen. Einen Sonntag wollte sie dann vorher nach Hannover und ich sollte nachkommen. Ich habe ihr sogar die Kreditkarte und die Kontokarten abgenommen. Zwei Stunden später bekam ich dann eine Sms das Kino ausfällt und sie sich so schämt. Danach machte sie einfach ihr Handy aus. Man muss dazu sagen, dass meine Mutter auch schon versucht hat sich umzubringen und mehrfach mit weiteren Versuchen gedroht hatte. Als sie also ihr Handy ausmacht und sich stundenlang nicht meldete hatte ich echt Sorgen. Das war übrigens der Tag vor meinem Geburtstag. Als es denn 3 Uhr nachts war und immernoch kein Mucks von meiner Mutter sind wir zur Polizei gegangen. Kurz vorher machte meine Mutter aber ihr Handy an und kam dann nach Hause. Trotzdem saß mir der Horror noch in den Knochen.

Dieses Mal will sie mich wieder besuchen und ich habe ihr gesagt, dass ich das nur nochmal unter gewissen Bedingungen mitmache. Sie muss mich an Tagen an denen ich nicht schwänzen kann zur Uni begleiten. Sie hat erst rumgezickt ohne Ende, dass ich aufhören soll sie zu demütigen, abver ich habe ihr gesagt, dass ich keine Lust habe ständig Angst zu haben. Sie hat es dann akzeptiert. Jetzt war sie aber noch ein paar Tage bei ihrer Schwester und gestern Abend höre ich dann, dass sie noch zu einer Freundin Rostock gefahren ist, wo sie gerne auch mal spielt. Die Freundin wurde dann zu einem Freund, bei sie auch noch übernachten wollte. Wann immer ich anrief war der Freund aber wohl auf Toilette und nicht sprechen. Als ich dann einmal sagte ich könne auch kurz warten wurde sie richtig sauer und legte auf. Sie schrieb mir später auch noch wie enttäuscht sie von mir wäre und ich solle ihr mal vertrauen. Wie denn????? Sie tritt seit fast 8 Jahren mein Vertrauen mit Füßen und erwartet ernsthaft, dass ich ihr spontan mal vertraue, weil sie es mir sagt.

Morgen sollte meine Mutter zu mir kommen und ich bin ernsthaft am überlegen, ob ich mir das antun soll, wenn sie so uneinsichtig ist. Sie vergisst immer ganz schnell wie sehr sie anderen weh tut und ich mache diesen Egoismus mit seit ich 13 bin und habe keinen Bock mir dann ständig anhören zu müssen wie leid ihr alles im Nachinein tut. Ich weiß nicht wie ich ihr helfen soll und kann es auch langsam nicht mehr. Wie würdet ihr an meiner Stelle handeln?

Benutzeravatar

» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Hallo,

das liest sich ja schlimm, und das in beide Richtungen, d.h. sowohl für dich als auch für deine Mutter. Sucht, in welcher Form auch immer, hat eine zerstörerische Komponente, oftmals auch gegen sich selbst und gegen die unmittelbare Umgebung gerichtet.

Ich denke, man kann Spielsucht mit Alkoholsucht gleichsetzen. Ein wesentliches Merkmal einer solchen Sucht ist meines Erachtens grundsätzlich ein Verhalten, die Auswirkungen der Sucht zu verbergen, also in deinem Fall die Heimlichkeiten, aber auch die Meinung nicht süchtig zu sein oder alles im Griff zu haben.

Familienangehörige, Freunde, Arbeitskollegen usw. haben einen schweren Stand. Sie versuchen in der Regel, dem betroffenen Menschen zu helfen, tun aber dann nach meinen Kenntnissen eher das Falsche. Die Fürsorge (Geld geben, ansprechbar sein, wenn's demjenigen schlecht geht usw) ist moralisch zwar sehr wertvoll, hilft dem Süchtigen aber nicht wirklich von seiner Sucht loszukommen; sie hilft eher, die Auswirkungen der Sucht zu mildern.

So hart sich das auch anhört, nach meinem Wissenstand kann ein Süchtiger sich nur dann nachhaltig von seiner Sucht befreien, wenn er im wahrsten Sinne des Wortes durch ein "Tal der Tränen" geht. D.h., er muß das Schlimme an seiner Situation emotional erleben und begreifen. Es darf dabei keine "Schlupfloch" mehr geben. Nur dann ist die Eigenmotivation zu wecken, die Situation zu ändern.

Mit einem solchen Vorgehen sind allerdings die meisten Angehörigen überfordert, z.B. aus Angst, dass der Süchtige sich womöglich umbringt. Deshalb empfiehlt sich auf jeden Fall das Einbinden eines Menschen mit Fachwissen.

So, lange Rede kurzer Sinn: Was würde ich an deiner Stelle tun? Nun ja, an erster Stelle konsequent sein, dem angedrohten "Wenn ..." auch wirklich das "dann..." folgen lassen, keinerlei Unterstützung in finanzieller Hinsicht und vor allen Dingen immer in "Ich-Botschaften" sprechen, z.B. "Ich möchte nicht enttäuscht werden" statt "Du musst dich ändern".

Benutzeravatar

» Lametta2000 » Beiträge: 38 » Talkpoints: 17,31 »


Lametta2000 hat geschrieben:Mit einem solchen Vorgehen sind allerdings die meisten Angehörigen überfordert, z.B. aus Angst, dass der Süchtige sich womöglich umbringt. Deshalb empfiehlt sich auf jeden Fall das Einbinden eines Menschen mit Fachwissen.

Das lässt sich sehr leicht sagen, leider, vor allem da meine Mutter sich schon umbringen wollte, aber da war sie noch nicht spielsüchtig. Wenn meine Mutter das zulassen würde hätten wir längst Fachkräfte in dem Sinne mit eingebunden, aber ohne ihr Einverständnis funktioniert das nicht und wenn sie es nicht will kann man nichts tun. Sie ist ja schon seit Jahren hin und wieder in psychischer Behandlung und ihre Psychologin weiß auch davon.

Lametta2000 hat geschrieben:So, lange Rede kurzer Sinn: Was würde ich an deiner Stelle tun? Nun ja, an erster Stelle konsequent sein, dem angedrohten "Wenn ..." auch wirklich das "dann..." folgen lassen, keinerlei Unterstützung in finanzieller Hinsicht und vor allen Dingen immer in "Ich-Botschaften" sprechen, z.B. "Ich möchte nicht enttäuscht werden" statt "Du musst dich ändern".

Tja das hab ich schon immer befolgt. Das bringt gar nichts bei ihr. Und den Kontakt zu ihr abbrechen will ich ja gar nciht, sie ist ja meine Mutter und ich liebe sie. Für mich ist es ja vor allem wichtig, dass sie mich nicht belügt. Soll sie mit ihrer Kohle doch machen was sie will, aber sie soll mich nicht ständg mit reinziehen und mich belügen. Man kann ihr ja nie glauben und das hat sie gerade erst wieder bewiesen.

Benutzeravatar

» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Als ich 15 Jahre war haben sich meine Eltern getrennt und kurz darauf fing meine Mutter an mit trinken. Sie hat dann auch sehr große Summen versoffen sag ich mal. Am Anfang habe ich gar nix mitbekommen aber dann habe ich immer öfter leere Flaschen gefunden hinter dem Sofa und in Schränken und so. Meine Tante und ich haben dann versucht mit ihr zu reden und vorallem ihr zu helfen. Sie sagte dann immer ja ich höre auf und so aber nix passierte. Meine Leistungen in der Schule wurden schlechter weil ich mir immerzu Gedanken gemacht hab und irgendwann hatten wir sie so weit, dass sie einen Entzug gemacht hab aber naja der Erfolg war eher mäßig. Nach kurzer Zeit trank sie wieder jeden Tag und fuhr auch so Auto. Da war ich mittlerweile fast 17 zbd dann hab ich gesagt entweder sie geht nochmal oder ich bin weg! Es änderte sich nichts und mit Anfang 17 bin ich zuhause ausgezogen und seitdem haben wir auch fast keinen Kontakt mehr. Ich wollte mich nicht länger wegen ihr kaputt machen und ich habe mir wirklich auch oft gewünscht das sie einfach gegen einen Baum fährt und ich meine Ruhe habe.

Meine Mutter hat auch so extrem gelogen. Sie erzählte uns z.B. sie hätte Krebs und wir waren alle so in Sorge bis ich dann von unserem Hausarzt mal zu hören bekommen habe ihre blauen Flecke kämen vom Alkohol und die entstehen dann schon durch leichtes stoßen. Das waren dann alles solche Faktoren wo ich gesagt hab ich kann und ich will nicht mehr.

Vielleicht musst du deine Mutter auch einfach mal fallen lassen damit sie wach wird!

» chica1989 » Beiträge: 297 » Talkpoints: 0,06 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^