Bi nationale/kulturelle Paare/beziehungen

vom 19.04.2010, 16:45 Uhr

Aus gegebenem Anlass (bin in einer bi nationalen und kulturellen Beziehung) wollte ich mal bei euch Nachfragen, wie ihr selbst damit umgeht falls ihr "betroffen" seid oder Paare in eurem Umfeld habt die diese Kriterien haben.

Ich bin selber in einer Beziehung mit einem Mann aus einem anderen Kulturkreis, wie man dass so schon sagt. Sein Familienhintergrund ist ein recht konservativer. Eigentlich dürften wir nicht zusammen wohnen, weil wir nicht verheiratet sind. Und als seine Eltern für 3 Monate zu Besuch waren haben wir auch nicht im gleichen Zimmer geschlafen. Da seine Eltern sonst wohl den ultimativen Schock bekommen hätten. Er kommt aus einer Kultur in der eigentlich auch die Eltern bestimmen wen man heiraten sollen und arrangierte Ehen sind sehr normal, auch bei seinen Freunden. Von seinen verheiraten Freunden sind alle Ehen arrangiert und keine „Liebesheirat“ dabei. In seiner Familie gibt es 2 Fälle von Liebesheirat in der Generation unter 30.

Mich würde interessieren, wie ihr von den Familien aufgenommen wurdet. Gibt es ähnliche Reibungspunkte in der Beziehung im Vergleich zu einer deutsch-deutschen Beziehung?
Wie haben Bekannte, Freunde und Familie reagiert? Wurde positiv reagiert oder negativ?
Haben die Beziehungen gehalten, wie lange? Hat sich eure Beziehung nach der Hochzeit verändert und nachdem Kinder da waren, zum positiven oder negativem?

» simi » Beiträge: 52 » Talkpoints: 32,89 »



Ich kenne einige Beispiele aus meinem Bekanntenkreis. Eines kann ich definitiv sagen: Es gibt meiner Meinung nach definitiv keine Faustregel. Jede Beziehung ist total anders und das hängt von ganz vielen Faktoren ab:

- Wie konservativ und wie gebildet sind die Elternhäuser der Partner

- Wie weit sind die Kulturen der Partner voneinander unterschiedlich- Entstammen die Kulturen einem Kulturkreis? Ein Amerikaner mit einem Europäer dürfte deutlich weniger kulturelle Unterschiede haben als ein Amerikaner und ein Iraner.

- Sind beide Partner religiös und wenn ja, kommen noch unterschiedliche Religionen zusammen. Wie gut vertragen sich die unterschiedlichen Religionen im Hinblick auf die Weltpolitik?

- Haben beide Partner eine gemeinsame Sprache, über die sie gut kommunizieren können, damit man miteinander reden kann? Schon Paare die die selbe Muttersprache haben, sind oft nicht in der Lage zu kommunizieren. Wie soll das dann erst gehen, wenn man keine gemeinsame Sprache hat?

- Sind sich beide Kulturen über die Geschlechterrollen halbewegs einig? Tendeziell klappt es dann besser, wenn die Frau aus einem engstirnigeren und der Mann aus einem liberaleren Kulturkreis stammt. Wenn einer der Partner nämlich zu viele Freiheiten aufgeben muss, sorgt das für Konfliktstoff.

- Wie stehen die verschiedenen Kulturen zu Arbeit und Fleiß?

- Wie unterschiedlich sind die Vorstellungen von Familienplanung?

- Wie viele Abstriche muss jeder Partner machen?

- Wie gut kennen beide Partner die Kultur des anderen Partners um manche Handlungen verstehen zu können?

- Wie weit sind beide Partner in der Lage tolerant zu sein und andere Gepflogenheiten zu akzeptieren und zu respektieren

- Welcher der Partner kommt aus dem engstirnigeren und konservativeren Kulturkreis? Eine deutsche Freundin von mir war mit einem ziemlichen Pascha zusammen, der aus einem anderen, eherfrauenfeindlichen Land kam. Vor der Ehe war der Mann sehr charmant und liebreizend. Kaum hatte er den Ehering um, ließ er die Sau raus und bestimmte über meine Freundin. Als er sie im Winter auf den Balkon ausgesperrt hatte, weil sie unartig war, reichte sie die Scheidung ein.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Zunächst kann es doch eigentlich nur für Dich den ultimativen Schock bedeutet haben, als Du gesehen hast, dass Dein Freund bereit war, ohne mit der Wimper zu zucken seine Eltern zu belügen. Denn nichts anderes war es doch, dass ihr nicht im gleichen Zimmer geschlafen habt. Wobei ich natürlich den Eltern durchaus unterstelle, dass sie wissen, dass ihr Sohn nicht keusch lebt. Da wäre mit der kulturelle Hintergrund egal - jemand dem seine Eltern wichtig genug sind, dass sie für drei Monate (!) einziehen dürfen aber die man für mindestens die gleiche Zeit an der Nase herumführt wird wohl auch keine Skrupel haben, andere Menschen die er liebt, zu hintergehen.

Ansonsten sehe ich kein Problem bei einer solchen Beziehung. Dass die Eltern Deines Freundes akzeptieren oder nicht, spielt in letzter Instanz keine Rolle. Schließlich entscheidet der Freund. Und ist ihm die Meinung seiner Eltern entsprechend wichtig, wird er Dich verlassen. Hat er aber nicht getan! Und das sollte zunächst zählen.

Es ist ja durchaus so, dass auch in deutsch-deutschen Beziehungen nicht jeder Partner von der Familie des anderen akzeptiert oder mit offenen Armen empfangen wird. Daher sind die möglichen Probleme sicher nicht auf Paare beschränkt, eben Bi-National sind.

Wobei Du im Bezug auf Beziehung hier eigentlich recht oft von Heirat schreibst. Die Frage ist ja die, ob Du das überhaupt für nötig hältst bzw. Dich dazu bereit fühlst. Immerhin lebt ihr ja auch ohne Trauschein glücklich zusammen. Denn das Problem bei einer Heirat könnte sein, dass Du nur dann zu einer religiösen Heirat zugelassen wirst, wenn Du den entsprechenden Glauben hast. Vor dem Standesamt ist alles kein Thema. Aber wenn die konservativen Eltern für den Sohn eine Hochzeit planen, mit geistlichem Segen, kann es zu einer Hürde werden, wenn Du nicht konvertierst.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es geht nicht um lügen sondern darum dass man sein Gesicht waren kann. Für die Eltern ist es undenkbar dass ein unverheiratetes Paar zusammen in der gleichen Wohnung wohnt, geschweige denn im gleichen Zimmer schläft. Daher ist es von den Eltern als großen Schritt zu werten dass sie das akzeptiert haben. Ob und was die Eltern glauben weiß ich nicht aber mit seinen Eltern darüber sprechen kann er nicht. Seiner Familie wird übrigens nicht erklärt dass wir zusammen wohnen, da sonst seine Eltern zu sehr unter Druck geraten, wieso sie so ein Verhalten zulassen.

Generell lässt sich sagen dass seine Familie sehr konservativ ist, seine Eltern sehr aufgeschlossen sind, vom dem Landes und Familiendurchschnitt ausgehend. Von einem deutschen Hintergrund ist es allerdings immernoch sehr konservativ, teilweise konservativer als meine Großeltern.

Eine Hochzeit, auch eine religiöse Hochzeit ist übrigens für uns beide möglich, da wir sowohl kirchlich in Deutschland heiraten können als in seinem Heimatland, da beide Religionen eine Hochzeit nicht ablehnen wenn beide Partner nicht die gleiche Religion haben.

Kommunikationssprache ist in Englisch was bei uns beiden nicht die Muttersprache ist.

» simi » Beiträge: 52 » Talkpoints: 32,89 »



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