Spätgebärende: Warum sind die Babies oft behindert?

vom 12.04.2010, 13:29 Uhr

Warum muss man eigentlich davon ausgehen, dass Spätgebärende eventuell ein behindertes Kind bekommen können? Was ist die Ursache? Liegt es an den Hormonen der Frau, weil siese ja schon in den Wechseljahren ist? Wenn es am Alter der Frau liegt, wenn behinderte Kinder zur Welt kommen, kann es dann auch am Alter des mannes liegen, wenn dieser deutlich älter ist als die Frau? Wenn also eine 30 jährige Frau mit einem 70 jährigen Mann ein Kind zeugt?

Sind bei spätgebärenden Frauen die Eizellen nicht mehr in Ordnung? Was ist mit den Samenzellen des Mannes? Sind die "ewig haltbar", also kann dieser bis ins hohe Alter gesunde Kinder zeugen ohne ein Risiko, dass die jüngere Frau dann ein behindertes Kind bekommen könnte?

Mir ist klar, dass behinderte Kinder auch in jungen Partnerschaften mit jungen Frauen und Männern vorkommen kann. Aber das Risiko ist ja doch sehr viel höher, wenn die Frau ein gewisses Alter erreicht hat.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das traurige Los der Frau ist, dass sie ihre Eizellen schon im Leib trägt, während sie noch bei ihrer eigenen Mutter als Baby im Bauch wohnt. Wenn also eine Spätgebärende noch ein Kind bekommt, dann waren die Eizellen schon gut und gerne 40 Jahre schädlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Radioaktive Strahlung, andere Strahlen und sonstige das Erbgut verändernde Substanzen, zum Beispiel aus Zigarettenrauch, haben auf die Eizellen eingewirkt und diese möglicherweise geschädigt.

Das Risiko ein behindertes Kind zu bekommen ist aber ziemlich individuell. Da spielt nicht nur das Alter der Mutter eine Rolle sondern auch die Häufung von erblichen Behinderungen in einer Familie. So kann es durchaus sein, dass Frau A, mitten in den Wechseljahren ein weit geringeres Risiko trägt, ein behindertes Kind zu bekommen als Frau B im Alter von 20, die einen Bruder mit einer erblichen Behinderung und eine Tante mit einer erblichen Behinderung hat. Hat dann noch der Partner von Frau B ein Geschwisterchen mit einer erblichen Behinderung, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit wieder signifikant, obwohl Frau B noch so jung ist.

Die Männer haben da etwas mehr Glück. In ihren Hoden befinden sich lediglich Zellen, die die Spermien produzieren. Diese können natürlich auch im Alter durch einige schädliche Umwelteinflüsse geschädigt werden. Da ein Mann pro Ejakulation aber mehrere Millionen Spermien ausstößt, ist die Wahrscheinlichkeit vergleichsweise groß, dass auch ein gesundes Spermium die Eizelle erreicht. Deshalb macht sich Alter von Vätern als Behinderungsrisiko bei Kindern erst in einem vergleichsweise hohen Alter bemerkbar. Zumindest hat mir meine Frauenärztin das damals so erklärt, dass sich bei einem Mann das Behinderungsrisiko so erst ab ca 60 bemerkbar macht. Dafür steigt aber das Risiko für eine Fehlgeburt in den ersten Wochen wohl deutlich an, je älter der Mann ist. Der Grund dafür ist wohl, dass ältere Männer häufiger gebrochene Chromosomen in den Spermien haben. Diese sind dann zwar noch befruchtungsfähig, der Fehler ist aber so schwerwiegen, dass das Kind keine Überlebenschancen hat.

Wenn also Frau L, 25 Jahre alt mit einem 50-jährigen ein Kind bekommt, ist das Behinderungsrisiko größer, als wenn Frau P, 45 Jahre alt mit einem 25-Jährigen Mann ein Kind zeugt. Dazu natürlich angenommen, dass weder bei Frau L, noch bei Frau P, noch bei deren Partner eine familiäre Häufung an erblichen Behinderungen vorkommt. Wenn wieder einer von den Beteiligten behinderte Verwandten hat, verschiebt sich das Risiko.

Irgendwo gab es auch mal so eine Faustformel, die besagte dass das Behinderungsrisiko enorm hoch ist, wenn beide Partner zusammen mehr als 75 Jahre zählen. Ob das allerdings auf wissenschaftlichen Füßen steht, wage ich zu bezweifeln.

Eine bedeutende Ursache von behinderten Baby ist, dass die Mütter während der Schwangerschaft und Stillzeit Alkohol konsumiert haben. Die Auswirkungen auf das Ungeborene sollte man nicht unterschätzen, denn durch Alkohol kann durchaus eine massive geistige Behinderung entstehen. Ich habe keine Statistiken dazu. Ich würde aber vermuten, dass Kinder von Spätgebärenden, die als lang ersehnte Wunschkinder ausgetragen werden seltener Opfer von Alkoholabusus im Mutterleib werden als alle anderen Gruppen von Neugeborenen.

Wie groß im Einzelfall das Risiko ein behinderten Kind zu bekommen ist, kann der Frauenarzt ermitteln. Und wenn man unbedingt ein behindertes Kind vermeiden will, kann man ja die angebotenen Untersuchungen vornehmen lassen und dann eine Entscheidung treffen, ob man das Kind austragen möchte.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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