Gelassenheit – wie angewöhnen?

vom 25.12.2011, 14:57 Uhr

Gelassenheit, das ist etwas was doch so einigen Menschen im alltäglichen Umgang miteinander fehlt. Wäre der ein oder andere einfach gelassener, gäbe es sicher einige Probleme weniger, davon bin ich überzeugt. So aber schaukeln sich Situationen hoch, wo es gar nicht nötig wäre.

Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten gelassener zu werden, so könnte man beispielsweise einfach mehr in andere hinein denken und würde so sicher zu der Überzeugung gelangen, dass es eine Vorgeschichte gab und die Person mit der man vielleicht im Clinch lag deswegen so reagiert hat wie sie es tat.

Nun frage ich mich, welche Methoden Ihr kennt, um etwas gelassener zu werden. Was wollt Ihr langfristig tun? Welche Methoden wendet Ihr kurzfristig an, um Euch nicht gleich aus der Ruhe bringen zu lassen?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es gibt so ein schönes Sprichwort, wenn du schnell gehen willst, geh langsam und genau das ist auch der Sinn, welcher durch Gelassenheit vermittelt werden soll. Damit man gelassen wird, einfach überlegen und Ruhe walten lassen. Jeder kennt das, man wird angemacht verbal und will das natürlich nicht auf sich sitzen lassen, aber anstatt zu reagieren, wird man einfach kurz innerlich still und überlegt sich Mal, was derjenige, da eigentlich sagt.

Sehr schön sichtbar machen kann man dieses eigentlich ganz natürliche Interaktion mit dem Modell von Schulz von Thun, die vier Phasen der Kommunikation. Wie reden wir hier eigentlich miteinander, aber das zu erkennen, bedeutet Übung und geht nicht sofort, weil wir durch Instinkte reagieren. " Hey da greift mich jemand an, ich muss etwas unternehmen".

Die Folge der jetzt folgenden Provokation kann heftig sein, daher kommt wohl auch das Sprichwort " Wer Wind sät ( dein Gegenüber ) , wird Sturm ernten ". Daher ist es folglich das Ziel, den Wind aus den Segeln zu streichen. Indem man ganz einfach die Provokation ankommen lässt, sich auf seine inneren Werten besinnt und sich sagt, was kann er mir eigentlich anhaben, gar nichts, weil er auch ein Mensch ist.

Man muss einfach lernen genau in diesem Moment, sich auf sich selbst zu besinnen und wenn nötig entsprechend, wohl überlegt in Ruhe zu kontern, denn etwas auf sich sitzen lassen, ist auch nicht immer sinnvoll

» Newsjumper » Beiträge: 598 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke nicht, dass man Gelassenheit durch Empathie erlangen kann. In einigen Situationen mag es wirklich so sein, dass man die Reaktion einer Person nicht nachvollziehen kann, weil einem deren Perspektive fehlt, aber das wird doch eher selten der Fall sein, wie ich meine. Wie oft passiert es mir, dass ich die Sicht einer Person durchaus nachvollziehen, ihre Reaktion dennoch nicht tolerieren kann, weil dieser Person die meine Sicht fehlt? Das ist mir nicht einmal passiert und ich wäre mit einer weniger gelassenen Haltung vermutlich schon total ausgepowert und völlig überstresst.

Den Großteil meiner Gelassenheit habe ich wohl von meinem Freund ''abgeschaut''. Ich sehe, wie er in einigen Stresssituationen reagiert und kann ihn dafür nur bewundern. Irgendwann habe ich mir eine ähnliche Haltung angewöhnt. Diese Haltung beinhaltet interessanter Weise aber auch Aspekte der Abweisung, wenn man das so sagen kann. Kommt er in Situationen, in denen er das Verhalten einer Person absolut nicht nachvollziehen kann und total unangebracht findet, dann zieht er einen Schlussstrich. Das macht er beispielsweise bei Studenten, die er auf die Prüfungen in der Musikhochschule vorbereitet und so weiter.

Im Berufsleben ist das wohl schwieriger, weil er hier nicht einfach sagen kann, er kündigt, wenn ihm was nicht passt, aber in seiner Stellung kann er mitreden und auch offen darüber diskutieren, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Ausflippen hat noch niemanden weiter gebracht. Ich habe nach monatelangem Stress letztes Jahr seinen Rat befolgt und einem Nachhilfeschüler von mir gekündigt, der ständig die Stunden verlegt hat und sich dann beschwert hat, wir würde nicht voran kommen. Damals war das eine Zwickmühle für mich, weil seine Mutter sehr viel auf mich gesetzt hat und große Hoffnungen hatte, aber mein Freund in seiner ganzen Gelassenheit meinte, wozu der Stress, wenn es ja doch nichts bringt.

Ich finde es sehr bewundernswert, wenn es Menschen so einfach fällt, mit einer stressigen Situation umzugehen. Bei einigen hinwieder ist es auch fast schon gruselig, wie etwa bei einem Lehrer von mir, der selbst in Wut ein absolut ausdrucksloses Gesicht zeigt und leise redet. Meine eigene Gelassenheit habe ich aber nur durch abgucken erlernen können und fühle mich jetzt in vielen Stresssituationen um einiges wohler.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin generell ein Mensch, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt. Ich rege mich selten richtig über Leute auf. Innerlich vielleicht etwas mehr, aber äußerlich bleibe ich so gut wie immer ruhig. Ich denke aber mal, dass das auch auf den Charakter des Menschen ankommt. Natürlich kann man sich Gelassenheit antrainieren, doch ein Charakterzug bleibt nunmal ein Charakterzug.

Das ganze liegt bei mir glaube ich einfach daran, dass ich mich in jeder Streitsituation in mein Gegenüber hineindenke und versuche zu verstehen wieso mein Gegenüber so handelt. Das hilft oft weiter das Handeln eines Menschen zu verstehen bzw. nachzuvollziehen und löst einen Streit noch bevor er entsteht. Eine anderer Grund ist wohl, dass ich mir, falls ich mein Gegenüber nicht verstehe, einfach meinen Teil dazu denke oder manchmal auf sage und mich danach um meine Sachen kümmere ohne mein Gegenüber dann persönlich anzugreifen wie es viele dann tun würden.

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» conansc » Beiträge: 1135 » Talkpoints: 1,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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