Ordner auf einer Demonstration

vom 24.05.2011, 01:15 Uhr

Am nächsten Samstag werden ja deutschlandweit viele Demonstrationen statt finden. So findet auch eine hier in der Nähe statt und da ich den Sinn der Demonstration sehr sinnvoll finde, habe ich geplant, dort auch hin zu fahren. Geplant ist unter Anderem ein Sternmarsch zum eigentlichen Kundgebungsort. Beide Standorte sind mir bekannt. Wobei ich es bisher für unmöglich halte, in der geplanten Zeit die Strecke zurück zu legen. Aber ich habe da bisher nur ein Lächeln zu auf dem Gesicht und warte es ab. Allerdings dürfte aufgrund des Sternmarsches auch der Kundgebungsort von meinem Wohnort aus nur mühsam zu erreichen sein. Und ich würde mich natürlich auch gerne Menschen aus meinem Wohnort anschließen. Somit steht für mich fest, dass ich mich an dem Sternmarsch beteiligen werden. Zumindest bisher körperlich und gedanklich.

Zur ganzen Thematik der Großdemos am Samstag, finden an sich auch jeden Montag kleinere Kundgebungen in vielen deutschen Städten statt, an denen ich mich schon eine ganze Weile beteilige. In der Regel nur als Teilnehmer. Seit wenigen Wochen wird halt auch auf die Veranstaltung am Samstag aufmerksam gemacht und es werden immer irgendwelche Helfer gesucht und wenn es nur Leute sind, die Flyer und Plakate mitnehmen. Heute wurde dann speziell angefragt, ob sich noch Leute finden würden, die Ordner machen würden.

Mir ist aber nicht wirklich klar, was ein Ordner auf einer Demonstration macht. Beziehungsweise suchen die halt auch nur für diesen Sternmarsch. Ich habe die Verantwortliche für meinen Wohnort noch angesprochen und die erklärte mir an sich auch worum es geht. Der Zug wird einmal halt einmal eine große vierspurige Brücke überqueren, auf der nur zwei Fahrstreifen gesperrt sein werden. Sprich es geht da halt darum, vor allem auf Kinder zu achten. Und es ist damit zu rechnen, dass einige Kinder mit dabei sind. Dann läuft der Marsch halt an einer Baustelle vorbei und dort muss halt darauf geachtet werden, dass die Baustelle nicht betreten wird. Da muss der Weg wohl auch unübersichtlich sein. Ich kenne zwar den Hauptteil des Weges, war aber schon länger nicht mehr dort und kann zu den momentanen Bedingungen nichts sagen. Bisher ist auch die Marschroute unbekannt. Beziehungsweise über die Brücke müssen wir so oder so drüber, weil es die einzige Verbindung ist.

Nun frage ich mich, ob hier eventuell schon jemand Erfahrungen als Ordner bei einer solchen Veranstaltung hat. Es geht hier nicht um ein Rockkonzert oder eine andere öffentliche Veranstaltung. Es geht um eine mit Sicherheit friedliche Demonstration/ Sternmarsch, die sich an keiner bestimmten politischen Gruppierung orientiert. Mit Ausschreitungen muss nicht gerechnet werden, bevor da nun jemand mit irgendwelchen Szenarien kommt. Kann mir da vielleicht jemand von seinen persönlichen Erfahrungen berichten?

Ach ja die Koordinatorin habe ich nicht darauf angesprochen, dass ich den Zeitrahmen für zu kurz halte. Wobei die für die zeitliche Ablaufplanung sicherlich auch nicht verantwortlich war. Ich persönlich würde die Strecke wohl in der vorgesehen Zeit knapp schaffen. Aber es ist was anderes, wenn ein Einzelner die Strecke läuft und dabei die Uhr im Blick hat und da sein Tempo halt anpasst. Oder ob man mit einer größeren Gruppe unterwegs ist. Noch dazu Menschen allen Altern und jeden Fitnessgrad.

Ich persönlich habe mich bisher nicht verpflichtet, weil mir der Zeitraum von heute bis Samstag zu lange war. Ja klingt doof, aber ich möchte einfach keine Versprechungen machen, die ich eventuell nicht halten kann. Allerdings wäre es für mich recht gut, einfach eine Aufgabe zu haben. Allerdings habe ich angeboten, falls sie nicht genügend Leute haben, können sie mich am Samstag halt ansprechen, beziehungsweise ich frage halt nach, ob sie noch jemanden brauchen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Es kommt ein bisschen auf die Demo an. Im Grunde bist du Ansprechpartner für Demonstranten, Ansprechpartner für die Polizei, Verbindungsstelle zur Demonstrationsleitung (Handyliste), Vorbild, du gibst Richtungen vor, klärst kleine Konflikte, schaust, dass nichts kaputt geht, die Vermüllung in Grenzen bleibt, regelst im Bedarfsfall den Vekehr, etwa wenn Rettungsfahrzeuge durchkommen müssen oder Anwohner verrückt spielen. Und ich kann dir sagen, da gibt es Leute, die haben so gar kein Verständnis. Du musst vielleicht mal eine Bushaltestelle freiräumen. Du bist aber keine Polizei, kein Ordnungsamt, nicht mal Hilfspolizei, keine Security.

Achte vor allem darauf, dass du deutlich zu erkennen bist (bunte Binde, Shirt) und dass du die Meldewege kennst. Das ist überhaupt das wichtigste. Du musst den nächsten Ansprechpartner kennen, sonst stehst du im Falle des Falles auf verlorenem Posten. Kläre unbedingt vorher, ab welchem Punkt dein Job beendet ist, wo du dich abmeldest und wie weit deine Kompetenzen gehen (letztlich sind es die Kompetenzen des Staatsbürgers) und was man vor dir erwartet.

Worum geht es überhaupt? Deutschlandweite Demos? "Ische nix mitkriegt!"

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also doch mehr, als nur mal ein paar Leute daran zu hindern, auf die Gegenfahrbahn zu laufen. Weil Handynummer würde ich ungerne raus geben, falls ich überhaupt an mein Handy denke. Ich habe das eh selten mit dabei. Der Verkehr wird ja an sich von der Polizei geregelt. Die Veranstaltung ist ja angekündigt. Wenn ich mir nicht sicher wäre, dass die Veranstaltung friedlich ablaufen würde, würde ich nun noch Panik schieben, ob ich mich gegen Randalierer durchsetzen könnte. Mit Anwohner wird es nicht zwingend Probleme geben. Sagen wir es so, die sind Demonstrationen gewohnt. Und es ginge in meinem Fall auch nur um einen Sternmarsch zum Veranstaltungsort. Für die Hauptveranstaltung würde ich kein Ordner sein wollen. Aber mir geht es halt auch darum, dass die Leute sicher unterwegs sind. Sprich die Hauptveranstaltung ist erst das, was andere eventuell aufregen könnte.

Ich habe an sich lange gebraucht, um mich zu entscheiden, dass ich da nun hinfahren möchte. Für mich persönlich sind solche Veranstaltungen eine ziemliche Belastung. Allerdings kenne ich die Stadt halt, mir liegt das Thema am Herzen und ich weiß, wie ich jederzeit wieder heim kommen würde. Sprich ich weiß, wenn mir alles zu viel wird, wie ich heim komme. An Ostern fanden schon ähnliche Veranstaltungen statt, zu denen ich aber hätte nur mit eine Gemeinschaftsbus hätte anreisen können. Da wären die Möglichkeiten einfach zu gehen halt gering gewesen. Die Veranstaltungen an Ostern sind aber sehr friedlich verlaufen. Beziehungsweise wäre das nun etwas, vor dem ich weniger Angst hätte. Andere haben erzählt, dass sie friedlich demonstriert hätten und die Polizisten mit einem Eis daneben standen. Also eine absolut angenehme Atmosphäre.

Abklären kann ich das nun quasi erst am Samstag, kurz vor dem Sternmarsch. Und die groben Informationen hatte ich ja schon. Ich habe auch keine Ahnung, wie viele zu dem Sternmarsch kommen würden. Die Gruppierung aus meiner Heimatstadt ist eher dünn. Leider. Aber ich habe keine Ahnung, ob sich noch andere Gruppen dort einfinden werden.

Ach ja es geht um Demonstrationen gegen Atomkraft. Und da das nun eventuell für manche Explosionsstoff sein mag, ich weise darauf hin, dass es in diesem Thread nicht darum geht, wie sinnvoll oder sinnlos Atomstrom oder dessen Abschaltung ist. Basieren tun diese Demonstrationen am Samstag zum Teil auf den Montagsspaziergängen, die zur Zeit in sehr vielen Städten Montags stattfinden. Ich bin dort an sich eher hin, um mich mal ein wenig zu informieren. Und auch wenn ich abziehe, was halt generell von Gegnern ( egal gegen was) übertrieben wird, abziehe und das abziehe, was Befürworter ( egal von was) übertreiben, abziehe, finde ich für mich die Sache gut und möchte das auch unterstützen.

Wer sonst noch Interesse haben sollte, hier sind nähere Informationen zu finden. Auch über die anderen Demonstrationsorte und so weiter. Infos

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Nicht dass du was in den falschen Hals bekommst. Du musst dich nicht kloppen, auch nicht im Zweifel. Du kannst z. B. nur Leute eindringlich bitten z. B. eine Zufahrt zu einem Grundstück bitte kurz freizumachen. Wenn die nicht wollen, kannst du nichts weiter machen und das verlangt auch keiner von dir. Also keine Polizei-, Sicherheits- oder sonstwie hoheitlichen Aufgaben. Meist wirst du nur rumstehen, den Weg zeigen, dich mal mit dem Freund und Helfer unterhalten, Auskünfte geben.

Aber es können auch Notfälle passieren. Da kippt jemand um, da kriegen sich welche in die Haare, da sucht ein Kind die Eltern. Und dann solltest du eine Kontaktmöglichkeit haben. Einfach so abhauen, das geht natürlich nicht, denn andere verlassen sich ja auf dich.

Wenn die Organisatoren Erfahrung haben, werdet ihr ja mit Sicherheit vorher noch eine Einweisung bekommen. Wenn es nur um wenige hundert Demonstranten geht, ist das nicht weiter tragisch. Das kann man im Zweifel auch kurzfristig machen und deine Aufgaben werden sehr beschränkt sein. Bei größeren Sachen gehört sich so etwas weit vorher, ansonsten würde ich die Finger davon lassen.

Wir organisieren hier bei uns mit dem Verein einmal im Jahr ein Stadtrennen und da haben wir vielleicht 600 aktive Teilnehmer. Das kriegst du dann mit ca. 50 Helfern so gerade hin, aber es ist letztlich doch ein ziemlicher Aufstand und Lernprozess, klappt aber inzwischen wie am Schnürchen. Das allerwichtigste dabei ist Kommunikation. Wenn man da keinen Funk hat, ist ein Handy zwingend notwendig. Hast du denn keine 2. Karte. So was hat man doch für Gespräche mit dem Lover, Drohanrufe usw. :wink:

Mache dir mal nicht in die Hose, das wird harmlos. Einfach mitmachen.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich hab das nicht in den falschen Hals bekommen. Bei anderen Demonstrationen, bei denen selbst ich Naivchen mit Ausschreitungen rechnen würde, würde ich die Möglichkeit freiwillig Ordner zu machen, gar nicht erst in Betracht ziehen. Und die "schlagende" Ordnung wäre eh nicht meines. Vor allem in dem Fall lege ich sehr viel Wert darauf, dass man sich ruhig und ordentlich benimmt, damit kann man, in meinen Augen, einfach mehr erreichen.

Ich hatte bisher unter Anderem nicht zugesagt, weil das Risiko einfach abhauen halt noch Thema ist. Wenn ich dafür zusage, dann auch ganz. Sprich, wenn ich Samstag dahin komme, habe ich entschieden, ob ich es generell machen würde oder nicht. Wenn ich ja sage, dann auch ganz. Ich würde die dann auch nicht einfach fallen lassen. Ich finde das unfair. Deshalb gebe ich nur Versprechen ab, von denen ich sicher weiß, ich kann sie halten. Vor allem wenn ich weiß, dass andere sich auf mich verlassen.

Zur Organisation generell. Wenn die Organisatoren die selben wäre, die auch die Montagsspaziergänge vor Ort machen, würde ich spätestens jetzt wohl Abstand nehmen. Auch wenn es arrogant klingt, ich habe zu meinen besten Zeiten Demonstrationen besser organisiert. So einen unorganisierten Haufen habe ich selten erlebt. Und auch die Redner lassen zum Teil zu wünschen übrig. Das würde ich auch heute noch besser hinbekommen. Ok ich habe kein Problem damit, vor vielen Menschen zu sprechen. Aber wenn jemand sich richtig dolle ehrenamtlich engagiert, erwarte ich mehr als einen Vortrag, der von einem Blatt abgelesen wird und vor allem nicht flüssig ist. Noch nicht mal ansatzweise flüssig. Die Organisation, beziehungsweise die Koordination meines Wohnortes mit einem der Demonstrationsorte hat aber jemand anders übernommen. So weit ich weiß, steht da auch Attac dahinter. Verwundert bin ich trotzdem, dass man Montag vor dem Ereignis noch keine Route festgelegt ist. Aber das soll nicht mein Problem sein. Viele Wege führen zum Veranstaltungsort und die würde ich finden. Wäre halt sinnvoll gewesen, wenn man den Ordner das bereits am Montag hätte sagen können. Die hätten so zumindest die Chance sich die Strecke mal anzusehen.

Funk oder Handy leuchtet mir ein. Ich habe allerdings keine zweite Karte. Beziehungsweise müsste ich da, wenn ich die würde nutzen wollen, auch erst Guthaben drauf machen. Sinnlos also. Und wenn man Drohanrufe machen möchte, wozu gibt es Rufnummerunterdrückung? :D

Bisher sind wohl 20 Ordner geplant und am Montag hatten sie 10 Stück. Keine Ahnung wie viele zu dem Sternmarsch kommen werden. 100 bis 200 Menschen wären nun mal meine Vermutung. Generell halte ich ja die Ordner auch für sinnvoll und wäre mir auch lieber als ein Transparent tragen zu müssen. Und ich brauche immer ein wenig Beschäftigung, damit ich mich konzentrieren kann. Ok auf dem Sternmarsch wäre das nicht zwingend nötig. Aber ich habe ja noch ein paar Tage zum Nachdenken und vielleicht brauchen die auch niemanden mehr.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich hatte mich nun doch dagegen entschieden Ordner zu machen. Gründe dafür gab es einige. Einmal hatte ich die ganze Woche solche Rückenschmerzen, dass ich mich eh kaum bewegen konnte. Ein Grund mehr, mir die Möglichkeit, jederzeit heim fahren zu können, offen halten wollen. Und ich hätte zwar die Leute von der Fahrbahn runter halten können oder den Weg beschreiben könne. Aber mit so Sachen wie: Was ist wenn jemand ohnmächtig wird? war ich überfordert. Und ich wollte das Ganze auch irgendwie ohne extra Stress auf meine Weise "genießen". War meine erste Demonstration seit Jahren. Und ein Teil der Strecke war noch dazu mit nicht so schönen Erinnerungen verbunden.

Am Freitag Abend wurde dann von einer anderen Gruppe bekannt gegeben, dass an meinem Wohnort wohl Recht auf marschieren und man versuchte verzweifelt Gegendemonstranten zu finden. Mich interessieren Demonstrationen gegen Rechts an sich mehr, als Demonstrationen gehen Atomkraft, deshalb war ich dann am Überlegen, doch vor Ort zu bleiben und eben zu dieser Veranstaltung zu gehen. Dort musste ich aber eh vorbei, um zu der Anti- Atom- Demo zu kommen und sah mir das Ganze eine Zeit lang an. Und ich fand die Stimmung einfach unangenehm. Vor allem auch gewaltbereit, dass ich doch in den Zug stieg. Wobei sowohl die Rechten, wie dann auch die Gegendemonstranten dann am Treffpunkt des Sternmarschs ebenfalls auf liefen. Und spätestens da war ich erst mal froh, dass ich kein Ordner war.

Die Ordner wurden am Treffpunkt für den Sternmarsch eingewiesen. Scheinbar waren es auch genug, ich habe mal meinen Mund gehalten und an anderen Stellen geholfen. Aufgabe war halt unter Anderem für die Ordner, die Wegführung und dann halt auch als Ansprechpartner für Notfälle. Und da ich fleißig Zettel verteilte ( mit tollen Liedertexten), wurde ich eh schon von einigen gefragt und konnte so absolut Null Auskunft geben.

In wie weit die Ordner des Sternmarsches nachher auch auf der eigentlichen Demo Ansprechpartner waren, weiß ich nicht. Aber die Funktion der Ordner wurde immer wieder durch gegeben. Ich wäre damit wohl überfordert gewesen.

Ansonsten war die ganze Demonstration sehr friedlich. Ok die Rechten standen auch schön von mehr Polizisten als Leuten aus den eigenen Reihen umkreist am Treffpunkt und machten sich eher lächerlich. Und die Polizei muss sie wohl auch daran gehindert haben, weiter zur Demonstration zu ziehen. Zumindest habe ich bewusst keine gesehen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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